Ich würde gerne als Schwuler unbeschnittener was zum Thema beitragen.

  • Mir ist bei verschiedenen Männern aufgefallen, dass beschnittene deutlich unempfindlicher sind ... viel mehr "Input" benötigen. Gerade bei Blowjobs, welche ja viel mit Eichelstimulation zu tun haben. Nun mache ich das aber sehr gerne und es ist natürlich doof, wenn der Partner dabei wenig spürt. Auf der anderen Seite muss ich beschnittene meistens sofort bremsen, wenn sie mir einen Blasen, weil sie viel zu unsensibel loslegen und mich direkt überreizen.

    Beim Dating bin ich ein bisschen in der moralischen Zwickmühle: Ich will niemanden diskriminieren und es kann ja keiner was dafür, aber auf der anderen Seite passt es meist dann sexuell nicht so gut.

    Ich hab den Eindruck, dass viele beschnittene Kerle recht lange brauchen um zu kommen und dann auch oft einfach passiv werden und den Prostataorgasmus bevorzugen.

    Das sind so meine Erfahrungen damit und ich bin sehr gespannt, was ihr als betroffene (also genau der Gegenpart dazu) denkt.

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    Vielleicht noch kurz zu mir, bin ja neu hier und gar nicht betroffen. Meine Kindheit war nicht gerade leicht, aber in zwei Punkten haben meine Eltern was richtig gemacht. Von klein auf wurde ich trainiert auch unter der Vorhaut zu waschen und sie auch jedes Mal zurückzuziehen. Und trotz ADS haben sie mich nicht unter Drogen (Ritalin) gesetzt, um besser in die Gesellschaft zu passen.

    Ich bin ein sehr mitfühlender Mensch und das Thema triggert mich einfach sehr. Es ist für mich unfassbar, dass man ein wehrloses Kind nimmt und ihm den Penis verstümmelt. Damit für sein ganzes Leben die sexuelle Empfindung dämpft. Nur weil die Eltern glauben, es würde ihn näher zu Gott bringen oder es wäre hygienischer oder schick. Ich bin nicht religiös, aber wenn Gott keine gewollt hätte, hätte er keine ran gebaut, oder? Und wäre der Schritt nicht kulturell viel bedeutsamer, wenn sich ein erwachsener Mensch dazu bekennt. Einer der die Folgen und Risiken abschätzen kann und kein unwissendes Kind?

    Ich bin regelrecht gefrustet, dass dieses Thema so ein 0-stillstand hat. Keine Diskussion in den sozialen Medien, keine Diskussion, keine Petition. Stattdessen wollen sie jetz die Generation, die schon massiv unter Corona litt, in den Krieg schicken. Und die Chats überwachen, um "Kinder zu schützen". Was für eine Doppelmoral.

    Es muss doch tauende Betroffene geben, die darunter leiden. Aber keiner spricht darüber. Und mit jedem Tag Schweigen werden neue Opfer geschaffen.

  • Ich bin regelrecht gefrustet, dass dieses Thema so ein 0-stillstand hat. Keine Diskussion in den sozialen Medien, keine Diskussion, keine Petition.

    Hallo Paule, willkommen im Forum!


    Also in den Medien wird das Thema seit geraumer Zeit geradezu totgeschwiegen. Es gilt offenbar als "heikel". Man hat Angst, sich damit die Finger zu verbrennen.

    Auf keinen Fall wird die religions- oder traditionsmotivierte Genitalverstümmelung von Jungen in Frage gestellt. Selbst, wenn ein Junge an deren Folgen stirbt, wie z.B. in Bordeaux. In den deutschen Medien - totgeschwiegen. In den französischen Regionalmedien - eine Randnotiz. Es soll möglichst schnell Gras über die peinliche Angelegenheit wachsen. Gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!

    Gar nicht auszudenken, was für ein Orkan in den Medien losgebrochen wäre, wenn ein Mädchen nach einer "Beschneidung" gestorben wäre! Radikalfeministinnen hätten vermutlich die Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert, die in Frankreich ja erst 1981 abgeschafft wurde.

    Angst vor der Antisemitismus-Keule, des Vorwurfs der Xenophobie...

    Konnte man schön am Beispiel der FAZ sehen, nachdem Dieter Graumann sich über jene empört hatte. Es gibt eine wirkmächtige Lobby, das hat man ja auch auf Island, in Dänemark und im Europarat gesehen.

    In der Politik sucht man das Thema komplett vergebens, bis auf die Linke haben alle Parteien, die 2012 im Parlament waren "Kinderblut an den Fingern". Eigene Fehler einzugestehen war noch nie Sache von Politikern oder Parteien.

    Und die Linke hat das Thema auch längst geknickt.

    Wenn in den Medien mal etwas zur Sprache kommt, dann die "pseudomedizinisch-indizierte" Zirkumzisionen, also die, die Eltern von schlecht informierten oder geldgierigen Eltern aufgeschwatzt werden. Wo medizinisch gesehen keine Zirkumzision nötig wäre, weil die Verengung sich von selbst auswachsen würde.

    Siehe z.B. der sehr gute Beitrag von Insa Onken bei arte.

    Oder die kulturimperialistische Massenverstümmelungskampagne in Afrika, die wird auch ab und an kritisch beleuchtet.


    In den sozialen Medien kommt das Thema immer mal wieder auf, wobei eine fanatische Truppe von Traditionsverteidigern und Zirkumfetischisten immer sehr unangenehm und unsachlich auffällt.


    Aber kein Grund im Kampf für Kinderrecht aufzugeben!

    Steter Tropfen höhlt den Stein, und der Umschwung kann irgendwann ganz plötzlich und unerwartet kommen.

    Wie der Fall der Berliner Mauer, den die meisten Berliner im Sommer '89 noch für undenkbar hielten.

    There is no skin like foreskin

  • Hallo Paule,

    Willkommen und danke für deinen Beitrag aus eigener Erfahrung.

    Da, wie bereits erwähnt, leider Stillstand seit Jahren in der Politik herrscht, informiere ich meine Umgebung mit Briefen.

    Verweise auf wirklich informative Internetseiten und teile zum Teil meine Geschichte anonym mit.Mich hats, nicht religiös, im Alter von 11 Monaten leider erwicht...

    Wäre das vielleicht auch etwas für dich, auf diesem Wegen etwas dagegen zu tun ?


    Gruss

    # me 2 men
    Der Sinn des Lebens ? Fehler zu erkennen, sie der nächsten Generation zu ersparen !

  • Ich hab schon zahllose Videos kommentiert. Dass es mit Gefühlsverlust einhergeht. Hab mir es von ChatGPT auch Faktenchecker lassen. Besonders so Werbevideos für Beschneidung von Urologen. Ich meinte "Wer einen Patienten ohne medizinischen Grund Körperteile entfernt, dem gehört die Akrobatin entzogen". Auch kleine Texte, dass man damit dem Kind die sexuelle Freiheit nimmt. Das kein Gott eine Vorhaut erschaffen hätte nur, um sie abzuschneiden.

    Manchmal schwierig, wenn beschnittene die Beschneidung verteidigen in der Kommentarsektion. Vermutlich sehr früh beschnitten und kennen es nicht anders.

    Ich bin froh, dass ich hier sein darf und meine Gedanken mit euch teilen. Man spürt mein Lesen richtig das Leid und die Verzweiflung.

  • Konnte man schön am Beispiel der FAZ sehen, nachdem Dieter Graumann sich über jene empört hatte. Es gibt eine wirkmächtige Lobby, das hat man ja auch auf Island, in Dänemark und im Europarat gesehen.

    Leider gilt immer noch "Jeder hat so viel Recht, wie er Gewalt hat" - Baruch de Spinoza. Wir unterscheiden uns in diesem Punkt nicht so sehr von den Tieren. Ideen wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit klingen auf dem Papier gut, aber am Ende zählt wer sich besser organiseren kann und mehr Macht ausüben kann. Wie aktuell auch in Ost-Europa zu sehen ist, zählt auch das Völkerrechts nicht, es zählt das Recht des Stärkeren. Wer kann mehr Waffen/Soldaten zusammen ziehen und den anderen mehr abnutzen. Papier ist schön, am Ende zählt Macht/Gewalt. Animalisch.

  • Viele Tiere sind soziale Wesen. Und es kommt auch vor, dass sich stärkere Tiere schützend vor Schwächere stellen.

    Was man allerdings aus dem Tierreich nicht kennt ist dass Elterntiere ihre Jungen mit Absicht an den Genitalien verletzen. Eigentlich haben die Elterntiere immer einen Schutzinstinkt gegenüber ihrem Nachwuchs.

    There is no skin like foreskin

  • Was man allerdings aus dem Tierreich nicht kennt ist dass Elterntiere ihre Jungen mit Absicht an den Genitalien verletzen. Eigentlich haben die Elterntiere immer einen Schutzinstinkt gegenüber ihrem Nachwuchs.

    Der Schutzinstinkt sagt ja hier ohne Beschneidung erfülle man Gottes Willen nicht...

    und soziale Wesen will ich mal sehen bei Revierkämpfen etc. :D eben genau wie wir...

  • Meine nur am Ende scheint oft zu zählen, wer sich besser durchsetzen/organisieren/wehren kann. Wie alles in der Welt eben ein Kampf zu sein scheint. Papiere wie unser Grundgesetz oder Völkerrecht scheinen eben nur ein schönes bedrucktes Papier zu sein. Am Ende zählt wer sein Recht durchsetzen kann und hier sitzen die Religionen am längeren Hebel/sind besser organisiert.

  • Quote

    Am Ende zählt wer sein Recht durchsetzen kann und hier sitzen die Religionen am längeren Hebel/sind besser organisiert.

    Das kommt eben auf die Religionsgemeinschaft an! Die Zwölf Stämme und gewisse Freichristen haben 2000 den Kürzeren gezogen als es um die Züchtigung ging.

    Auch die Zeugen Jehovas mussten sich dem Artikel 2 des Grundgesetzes beugen. Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ging vor.

    Und sogar die RKK, der damals fast die Hälfte der westdeutschen Bevölkerung angehörte, in der Frage der sogenannten "Abtreibung".

    Und die Dawoodi Bohra und die Schafiiten werden auch nicht nach ihren religiösen Bedürfnissen gefragt, Stattdessen - bis zur 15 Jahre Haft.


    Wie in Orwells "Farm der Tiere":

    Alle Tiere sind gleich, aber...

    There is no skin like foreskin

  • Naja man darf nicht vergessen, es gibt immer Glaubensmitglieder, die das alles sehr ernst nehmen und welche, die es nicht tun. Am Ende sind es auch alles Eltern und ich bin mir sicher, wenn man ihnen die Konsequenzen einer Beschneidung für das Kind gut erklären würde, würden sich auch einige Gläubige dagegen entscheiden. Eben zum Wohle des Kindes. Das hoffe ich wenigstens.

  • und ich bin mir sicher, wenn man ihnen die Konsequenzen einer Beschneidung für das Kind gut erklären würde, würden sich auch einige Gläubige dagegen entscheiden.

    Leider macht unser Staat das genaue Gegenteil davon. Man muss nur in die Gesetzesbegründung zum §1631d BGB schauen. Das ist das staatliche Gütesiegel ff.

    Motto: "Genitalverstümmelung ist völlig OK! (aber nur, wenn sie Jungen betrifft). Können ruhig alle machen! Weil, die AAP hat ja gesagt...(war aber gelogen)"

    Und die Selbstverständlichkeitserklärung und Verharmlosungs-Propagande  an unseren Schulen.

    Man fällt Eltern, die das eigentlich nicht wollen aber von der Verwandtschaft unter Druck gesetzt werden geradezu in den Rücken.

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  • Was du beschrieben bzw. hinterfragt hast, trifft 100 %ig zu.

    Der immer wieder bagatellisierte Eingriff einer Beschneidung der Vorhaut hat für den Betroffenen schon Konsequenzen. Obwohl ich erst 2 Jahre alt war, als dieser - angeblich alternativlose Eingriff erfolgte - kann ich mich sehr gut an die Empfindlichkeit der Eichel erinnern, die mir in den ersten Jahren zu schaffen machte - vor allem beim Kontakt mit Seife. ;(Eine spürbare Änderung trat ein, als ich mit 6 oder 7 Jahren mein erstes Fahrrad bekam. Durch die permanten und verstärkten Reibungen ließ diese beschriebene Sensibilität mehr und mehr nach. Die zunehmende Verhornung der Oberfläche der Eichel führt in der Tat zu dem Effekt, den du beschrieben hast. Es "dauert länger" oder "immer länger" und die Gefahr einer passiven Verhaltensweise wird dadurch - zumindest latent - gefördet.

    Mich hat dieser Eingriff - nachdem ich mit 5 oder 6 Jahren den " kleinen Unterscheid" zwischen meinen intakten Freunden, Schulkameraden etc und mir entdeckte immer gestört. Die Beschneidung führte zu Hänseleien und Verarschungen, die Frage, ob ich überhaupt ein "richtiger Junge" sei, immer wieder von Klassenkameraden etc. diskutiert und in Frage gestellt. Man wurde unweigerlich in eine gewisse Außenseiterrolle verschoben.

    Mitunter wurde aber auch von der Möglichkeit der Salbentherapien berichtet und die Beschneidung zunehmend als "letzter Schritt" abgewertet, erst dann zu operieren, wenn diese Therapien sich als erfolglos erweisen.

    Der Stil des Eingriffes nahm veränderte Formen an. Während anfänglich eine ( nahezu ) vollständige Entfernung der Vorhaut als einzige Operationsmethode "proklamiert" wurde, erprobten Chirurgen auch den sog. "dorsalen Schnitt", der quasi nur eine Spaltung des ausschließlich verengten Teils der Vorhaut herbeiführt (einfach formuliert ) um dadurch intaktes Gewebe zu erhalten und der Eichel weiterhin einen natürlichen Schutz zu gewährleisten.

    Vielleicht waren es diese Erlebnisse als Kind und heranwachsender Jugendlicher und die nicht zu leugnende zunehmende Unempflichkeit der Eichel, die mich vor Jahren bewogen haben, eine Wiederherstellung durch Dehnungsgeräte vorzunehmen.

    Heute - nach vielen Jahren der Ausdauer und Geduld - fällt der Eingriff fast nicht mehr auf und die Eichel hat eine nahezu natürliche Oberfläche und damit auch Empfindlichkeit zurück erlangt.

    Der Eingriff erfolgte 1964, heute mit 63 Jahren (!) würde ich mich wieder in die Rubrik "intakt" einsortieren........(nocut)

  • Danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Schön zu hören, das du es geschafft hast, es wieder zu dehnen. Das unfaire dabei ist, das die empflindlichkeit vermutlich niewieder die alte sein wird. Immerhin ist deine Eichel wieder geschützt.


    Mit deiner jahrelangen erfolgreichen Wiederherstellung, kannst du sicher vielen betroffenen im Forum helfen :)

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