Ich war mal so dreist und hab der Ärztezeitung als medizinischer Laie geschrieben:
P.S.: Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es sehr wohl Studien gibt, die sich mit den Auswirkungen beschäftigen. Ich kannte die zu dem Zeitpunkt aber nicht.
Mal sehen ob die antworten.
So. Und jetzt mal schlechte Laune bei der WHO verbreiten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich schreibe ihnen, um ihnen meine große Enttäuschung über ihren deutlich unreflektierten Bericht über die Metastudie zur Beschneidung mitzuteilen.
Als jemand, der sich für die Beendigung dieser archaischen und grausamen Form der Genitalverstümmelung einsetzt, bin ich über die positive Art, mit der sie die Studie anpreisen, entsetzt. Haben sie die Studie überhaupt gelesen? Haben sie vorher überhaupt mal recherchiert, *wer* da diese Metastudie erfasst hat? Haben sie mal geprüft, ob auch ethische Fragen erörtert wurden? Haben sie geprüft, ob in der Studie ein Kosten-/Nutzenverhältnis abgeprüft wurde, ob die Risiken tatsächlich die Vorteile überwiegen?
Es geht den Ärzten (die keine Forscher sind, das ist ein Unterschied) in erster Linie um die RIC - die Routine Infant Circumcision, die die betäubungsfreie Beschneidung von männlichen Säuglingen im Alter von 24 Stunden bis etwa 5 Tagen vorsieht. An dieser Beschneidungsform sterben sehr viele Kinder. In den USA alleine nach konservativen Schätzungen pro Jahr über 100 Babies.
Die RIC ist aber auch ein sehr großes Geschäft. Und da immer mehr Männer dort drüben wach werden und sich fragen, was dort mit ihnen geschehen ist, der Widerstand gegen die RIC inzwischen sehr massiv wird, und auch immer mehr Eltern entscheiden, ihre Kinder intakt zu lassen, ist dieses Geschäft bedroht.
Das Geschäftsfeld ist dabei recht vielfältig:
- Verkauf der notwendigen Ausstattung: Circumstraint, Mogen-/Gomcoclamp/Plastibell, Verbrauchsmaterialien
- die abgetrennten Vorhäute der Kinder werden häufig weiterverkauft: In der Kosmetikindustrie werden Anti-Ageingprodukte daraus gewonnen (Oprah Winfrey war deswegen heftig in der Kritik) und in der Pharmaindustrie werden sie zur Zucht von Kunsthaut benutzt.
Preis pro aufbereiteter Vorhaut, nach meinem Kenntnisstand: zwischen 400 und 1000 Dollar (Quelle: Dr. Ryan McAllister).
In Deutschland hat der Kampf gegen diese grausame Form der Genitalverstümmelung mit einem Gesetz geendet, dass die Situation für die Kinder noch schlimmer gemacht hat. Seither sind in den Elternforen sehr viele Pro-Beschneider unterwegs, einige von ihnen deutlich mit einem Beschneidungsfetisch, die die Vorteile der Beschneidung anpreisen.
Doch da sind keine.
Wenn sie sich die Studienlage zu den Beschneidungen genau ansehen, werden sie feststellen, dass ausnahmslos alle diese Studien inzwischen widerlegt sind.
Alle.
Keine einzige konnte die vermuteten Vorteile nachweisen. Und in Afrika löst das gerade eine neue AIDS-Tragödie aus.
Beschäftigen sie sich doch bitte mal ein wenig mit der Geschichte der Beschneidung, die ursprünglich von Dr. Kellogg (ja, der mit den Cornflakes) als Bestrafung für das masturbieren vorgesehen war und daher so schmerzvoll wie möglich stattfinden sollte. Als das viktorianische Zeitalter vorbei war, verlegten die Ärzte, die um ihr Einkommen fürchteten, die Beschneidung immer weiter nach vorne und heute werden Säuglinge beschnitten als Kur ohne Krankheit.
Ich würde mir wirklich wünschen, sie würden diese doch recht ernste Thema mit der gebührenden Ernsthaftigkeit zu behandeln.
Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, stößt man sehr schnell auf eine große Sauerei, auf sehr viele tote und fürs Leben gezeichnete Kinder und Männer, die einfach durch die Statistik fallen, weil es keine Studie gibt, die die Risiken der Beschneidung einfach mal erforscht.
Ich würde mich wirklich freuen, wenn sie ihren Artikel vor diesem Hintergrund noch einmal überarbeiten würden.
P.S.: Dr. Morris, der begleitende Autor der von ihnen genannten Metastudie, ist Inhaber der Domain www.procirc.net - und auf der Seite sind Links zu Circumfetish-Seiten. plosmedicine.org/.../10.1371/journal.pmed.0030078 Soviel zu der Neutralität der Studienersteller.
Mit freundlichen Grüssen
K. L.
P.S.: Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es sehr wohl Studien gibt, die sich mit den Auswirkungen beschäftigen. Ich kannte die zu dem Zeitpunkt aber nicht.

Mal sehen ob die antworten.
So. Und jetzt mal schlechte Laune bei der WHO verbreiten.