Beiträge von Cleopatra

    Zunächst, Herr Frankenstein äußerte sich persönlich gegen die Beschneidung und machte einen, zumindest auf mich, kompetenten und sympathisch Eindruck. Allerdings äußerte er sich auf rein theologischer Ebene.
    Die Einführung war recht zäh, die ersten 45 Minuten bestanden aus Bibel und Torazitaten, um den rituellen Bestandteil der Beschneidung zu erläutern. Es folgten nach diesen 45 Minuten emotionale Einwürfe von Zuhörerinnen sowie sachdienliche Aspekte von Guy, was den physiologischen und medizinischen Aspekt der Beschneidung anbelangte. Die 90 Minunten vergingen recht schnell, die Diskussion verlief sachlich und war, wie ich empfand, größtenteils contra Beschneidung, was mich für den Ort des Geschehens sehr überraschte. Unterm Strich jedoch nichts Neues, jedoch nett zu sehen, dass noch reges Engagement in Sachen Beschneidung vorhanden ist.

    Das Parlament der Weltreligionen (The Global Interfaith Movement | Council for a Parliament of the World's Religions) sagt dazu das Folgende, formuliert in einem Weltethos:

    Erklärung zum Weltethos

    1993 tagte das Parlament in Chicago. Hier wurde zum ersten Mal in der Religionsgeschichte ein minimaler Basiskonsens der verschiedenen Religionen bezüglich Werten, Maßstäben und Verfahrensweisen formuliert.

    Eines aus den vier Kapiteln:

    Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben
    Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung
    Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit
    Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau.

    Es unterschrieben Vertreter folgender Religionen: Bahai, Brahma Kumaris, Buddhismus, Christentum (Anglikanisch, Orthodox, Protestantisch, Römisch-katholisch), Eingeborenen-Religionen, Hinduismus, Islam, Jainismus, Judentum, Neu-Heiden, Sikhs, Taoisten, Theosophen, Zoroastrier, Interreligiöse Organisation.

    Wo die ärztliche Kunst angewandt wird spielt eine Rolle. Im Grunde kann man das Kind beschneiden wo man möchte, man muss nur die hygienischen Bedingungen vor Ort schaffen. Es hat sich nicht viel geändert mit diesem Gesetz im Gegenteil, man hat nur das gesetzlich manifestiert und verankert, was ohnehin schon immer praktiziert wurde. Beschneidungen dürfen "nur" von Ärzten und religiösen Beschneidern durchgeführt werden, welche speziell ausgebildet sind. Von Religion und Nichtreligion also. Schon hier besteht ein Widerspruch in Sachen Kindeswohl. Denn, es kann im Grunde jeder praktizieren, wenn er sich als religiöser Beschneider gibt, die ärztliche Kunst einhält und einen Säugling innerhalb der ersten sechs Monate beschneidet. Das Gesetz ist also bewusst allgemein gehalten. Den Begriff Kindeswohl innerhalb der Gesetzesformulierung halte ich für Redundant, wird dieses doch schon mit der Idee verletzt. Die Reziprozität findet sich hier in nur einem Satz wieder. Man möchte es mit der ärztlichen Kunst begründen, ohne Indikation. Das ist das Schöne an unserem GG, die Rechtshermeneutik. Da kann man den Stein zu Wasser werden lassen. Man benötigt dafür nur die richtigen Anwälte, Politiker, welche die Integrität des Kindes nicht interessiert, sondern nur die eigene. Leider ist sie notwendig, wird nur von den falschen angewandt. Liebe deinen Nächsten, Dich selbst!

    Ich denke die Idee dahinter war ein Beschneidungsstudio, nicht mehr und nicht weniger, denn nun ist es legal und kann auch in größerem Maßstab praktiziert werden. Disneyland für Kinder. Bunte Tapeten, weise Kleider, viele Geschenke und blutige Hände. Eine trügerische Umgebung für ein Kind und ein Vertrauensbruch sondergleichen. Man spielt ihm die heile Welt vor, um es beschneiden zu können. Erinnert mich an Hänsel und Gretel. Trau dem Lebkuchen nicht!

    Lobbygruppen gibt es überall. Nahrungsindustrie, Auto, Elektronik, Kleidung, Möbel, Energie, Banken und eben Religion.
    Die Juden sind kein klassisches Volk, sie sind eine Glaubensgemeinschaft wie z.B die Christen, daher ist es innerhalb einer Diskussion immer schwer abzugrenzen gegen was oder wen man nun argumentiert. Israel würde ich von den Juden ganz klar abgrenzen, denn in Deutschland ist ja auch nicht jeder Bürger automatisch Christ. Sie haben ihre Lobbys wie Christen oder Muslime mit ihren Kirchen oder Moscheen, da ist im Grunde nichts Verwerfliches dran und ein absolut "normales" Modell innerhalb von Glaubensgemeinschaften. Ich finde es auch völlig in Ordnung, so lange Dritte, ich selbst oder eben Kinder nicht durch Glaubensfanatiker interveniert werden oder indoktriniert-missioniert. Die Lobbys wie eben die ADL sind heutzutage nur zum Selbsterhalt da. Man sieht es daran, was man dort alles als Antisemitismus klassifiziert. Sie bekämpfen damit nicht den wahren Antisemitismus, sondern erfinden ihn, wie jüngst bei dieser Debatte um eben sagen zu können " ihr benötigt uns". Somit kommt es auch zu der ein oder anderen Interpretation, welche mit der Realität absolut nichts mehr zu tun hat. So sucht eben jede Glaubensgemeinschaft das Böse überall, nur nicht bei sich selbst. Sie tun ja nur Gutes wenn man kleinen Kindern am Penis rumschneidet.

    Das wirklich Schlimme daran ist, dass solche Schreiber keiner mehr ernst nimmt. Gerade aus dem Grund, da sie in der Vergangenheit schreiben und der heutigen Generation Altlasten anhängen. Warum baut man nicht gleich Gefängnisse für die Söhne der Verbrecherväter? Demagogie trifft es in der Tat. Jetzt kann man sich endlich mal wichtig machen und die Debatte für allerlei Schändliches missbrauchen.

    Verlange von den Bürgern nichts, wozu Du selbst nicht bereit bist es zu tun. Dieses Motto (nach Sunzi), wende ich mal auf die Entscheidungsträger des Beschneidungsgesetzes im Bundestag an. Ihr seid wahrlich Lokomotiven. Nur ohne Waggons. Mit Volldampf ins Grundgesetz. Gegen jedwede demokratische Ordnung, den Rechtsstaat und moralische Instanzen. Ein äußerst hegemonisches Verhalten was hier an den Tag gelegt wurde. Nicht nur die Ethikkommission hat sich als ein überflüssiges Regulierungsorgan entlarvt, sondern auch der Rechtsausschuss. Solche Organe sind unnötig, wenn es nur darum geht den Schein zu wahren. Eine Schmierenkomödie was hier vor unseren Augen abgelaufen ist. Eine Parodie. Die Investigative nahm ihren Auftrag nicht an, berichtete nur noch darüber wie schlecht die Kritiker doch sind. Die Juristen gaben Empfehlungsschreiben aus wie man trotz Warnungen der Mediziner das Urteil umgehen kann. Eine Entwicklung die mir so garnicht gefällt. Hier sägt man mal wieder am eigenen Ast. Entdemokratisierungsprozesse sind leider Teil der heutigen Politik und Demokratie. Ein Stück weit nachvollziehbar aufgrund der Globalisierung und Zentralisierung der EU-Politik, da man die deutsche Struktur nicht eu-weit übernehmen kann und eine Schnittstelle zu Monarchien und anderen staatlichen Strukturen, Ordnungen, schaffen muss. Was jedoch die Entstehungssystematik des Beschneidungsgesetzes betrifft - aus meiner Sicht völlig inakzeptabel.

    Du stellst mich vor Herausforderungen Olaf. Werde das Zitat heraussuchen müssen. Habe es vor dem Kollektiv des Rechtsausschusses gelesen und in eine Buchrezension verfasst. Leider ohne Seitenangabe.

    Das was HaWeHa anspricht ist auch Teil des Ordinationswerkes von Frau Dr. Antje Yael Deusel. Die Sportler haben versucht ihre Vorhaut wiederherzustellen, da sie von den Römern aufgrund des beschnittenen Penis schikaniert wurden. Sie haben das entweder in Form von Gewichten versucht, die Vorhaut mit diesen zu überdehnen und sie somit wiederherzustellen oder sie haben sie zusammengebunden über der Glans. Beides muss wohl ziemlich schmerzhaft gewesen sein in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten.

    Frau Deusel nennt die Problematiken die mit Masturbation nach einer Beschneidung einhergehen einen "positiven Nebeneffekt".

    Ihr Ordinationswerk habe ich inzwischen zweimal gelesen, da einige Widersprüchlichkeiten auftauchten und wie beim (Christentum) Katholizismus oder den Evangelen die Ansichten der Geistlichen exorbitant abwichen. Wenn es z.B heißt "Selig sind die die da geistig arm sind", wird es von verschiedener Seite unterschiedlich interpretiert. Selig ist der, welcher geistlich arm ist. Also ein Lamm, ein Mensch welcher nur eine menschliche Seele ohne das geistliches Auge besitzt. So kann man sagen, dass bei den Katholiken die Gläubigen Seelenmenschen sind und die Bischöfe, der Papst, das Göttliche. Dann wird es wiederum so interpretiert, dass es geistig unwissend bedeutet. Ein Ungelehrter, folgsamer Gläubiger.
    Das Paradoxe ist, dass die Beschneidung so viele Aspekte hat, dass man sagen kann, man weiss überhaupt nicht warum sie denn praktiziert wird. Die Argumente glichen einer Drainage innerhalb der Debatte, um eine zu finden, welches kanalisierend wirkt. Die Möglichkeit besteht aus dem Aspekt, da die Rabbiner sich untereinander auch uneins sind, man sieht es innerhalb des iberalen Reformjudentums und des Islams, welche in der Geschichte immer wieder Diskussionen darüber entfacht haben. Da im alten Ägypten der rote Faden seinen Ursprung hat, Adam und Eva nicht beschnitten sind, kann man davon ausgehen dass die Beschneidung, welche ja auch ein Zeichen eines Sklavens darstellt, ohne besondere Gründe übernommen wurde und sich daraus eine Tradition entwickelte. Schlicht, als Bundeszeichen durch Sklaverei. Von Gott geliebt durch die Welt gehasst. Die Traditionellen argumentieren dahingehend mit allem nur erdenklich Möglichen, hauptsache sie haben ihren Adepten. Sei es aus hygienischer Sicht oder man bezieht man sich auf Abraham, dann wieder auf das alte Ägypten und den jahrtausende alten Abwehrritus um das Böse von den Beschneidern und der Gemeinschaft abzuwenden (Peschach Opfer,- Lamm/Fest), eben die genannte Adeptschaft, Säuglingsopfer in abgemildeter Form (um die Aggressionen des Vaters gegenüber seinem Sohn abzuschwächen (Abraham)), Masturbationsverhinderung oder um die chymische Hochzeit zu beschleunigen (was jedoch keine Tatsächliche ist, da die Begierde nicht verinnerlicht wird).

    Da wird das Salz der Erde sauer.

    An diesem Punkt kann man auch keine Quintessenz ziehen. Es verwischt sich im Dunkel des alten Ägyptens, so sehr man sich auch in seinen Recherchen bemüht. Die Beschneidung hat keinen Fixpunkt an welchem man sie festnageln kann um zu sagen: Aus diesem Grund wird sie praktiziert. Daher entgleist die Debatte auch in alle Richtungen mit per fas et nefas. Theoriengebilde und Mutmaßungen.

    Intellektueller Notstand im Kern - Ressentiments statt Fakten. Unfähig die eigene Sicht zu erkennen. Was hat die jetzige Beschneidungsdebatte mit dem Holocaust zu tun, wenn man es nicht unmittelbar oder mittelbar damit in Verbindung bringt? Wer von den Kritikern kritisiert den kompletten Islam, das Christentum, den Hinduismus, den Shintoismus oder das Judentum als Solches? Wir hätten gerne ein zeitgemäßes Ritual, welches keine Menschen verletzt und sich dem ethisch-gesellschaftlichen Zeitgeist fügt. So etwas hat man wohl von den Deutschen nicht erwartet, dass gerade die sich für Menschenrechte einsetzen. Unfassbar!

    Die Debatte über die männliche Genitalverstümmelungen ist längst überfällig. Es gibt dutzende Organisationen welche sich gegen die FGM einsetzen. Bei der MGM war es nur eine Frage der Zeit, bis man sich auch dieser gesamtgesellschaftlich annehmen würde. Hier wird so getan, wie wenn es über die FGM nie eine Debatte gegeben hat und die MGM nun Grund für eine verschleierte Idee ist. Dies ist mindestens so paranoid wie die wildesten Verschwörungstheorien über das Judentum. Fakt ist jedoch, dass gerade in Sachen FGM gesellschaftlich mehr getan wird und wurde als bei der MGM und sich dies nun ändern muss. Doch nun haben wir ein Ungleichstellungsgesetz. Eine Doppelmoral was Menschenrechte betrifft. Menschenrechte haben nun da ihre Grenzen wo religiöse Riten beginnen. Dies kann nicht ernsthaft im Interesse einer Gesellschaft liegen, welche sich in ihrem ethischen Verständnis weiterentwickeln möchte.