... wie ich mit Erstaunen lese. Begründung: "Der Islam gehört zu Deutschland." Wer den Satz in seinem Vortrag "Wie viel Religion verträgt der liberale Staat" findet, darf ihn gern behalten.
Jürgen Habermas ist für die Beschneidung ....
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Nur weil er den Islam ernst, ist er nicht automatisch für die Beschneidung:
"Liberale Verfassungen gewährleisten allen Religionsgemeinschaften (unter Berücksichtigung der negativen Religionsfreiheit) den gleichen Freiraum und schirmen gleichzeitig die staatlichen Körperschaften, die kollektiv verbindliche Beschlüsse fassen, gegen die politische Einflussnahme vonseiten einzelner mächtiger Religionsgemeinschaften ab. Daraus folgt aber, dass sich dieselben Personen, die ausdrücklich dazu ermächtigt werden, ihre Religion zu praktizieren und ein frommes Leben zu führen, in ihrer Rolle als Staatsbürger an einem demokratischen Prozess beteiligen sollen, dessen Ergebnis von allen religiösen Beimengungen freigehalten werden muss.""Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M. -
"Entscheidend ist die Wendung von einer inhaltlichen Vorstellung des guten Lebens zur Idee eines Beratungsverfahrens, nach der die Beteiligten eine gerechte Ordnung selber konstruieren. Freie und gleiche Personen müssen im Zuge einer fortschreitenden Dezentrierung ihres je eigenen Selbst- und Weltverständnisses herausfinden, was gleichermassen gut für jeden von ihnen ist." (Zitat Habermas)
Das ist der Grundgedanke unserer Charta. Habermas sagt nichts, was als eine Billigung der Beschneidung zu verstehen wäre. Er setzt sich damit auseinander, wie ein konstruktiver Diskurs in einer Gesellschaft stattfinden kann, in der es sowohl religiös gebundene wie säkulare Bürger/innen gibt.Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg) -
Ja, der Islam gehört zu Deutschland. Ebenso wie das Christentum, der Atheismus und der Hinduismus, weil es eben Menschen gibt, die daran glauben und hier leben. Da sehe ich auch überhaupt kein Problem.
Es hat eine Zeit gegeben, da war das Christentum hier auch fremd und neu. Ich weiß auch nicht, wer immer diesen Mist von abendländischer Kultur erzählt.....Seit wann liegt Jerusalem nicht mehr im Orient?! Und wie wir sehen, hat das Christentum sich hier doch gut etabliert. Warum sollte es mit dem Islam anders sein?
Problematisch ist jede Weltanschauung nur, wenn Inhalte propagiert werden, die mit unserer Verfassung kollidieren.
Hexenverbrennung ist nicht Christentum und Beschneidung ist nicht Islam.
Habermas beschreibt wertfrei die Vorraussetzungen einer pluralistischen Gesellschaft. -
dass Habermas für die Beschneidung ist. Seinen Vortrag kann man nämlich so oder so interpretieren (was ich kritisiere, denn ich möchte eigentlich nicht mühsam herausfinden, welchen Standpunkt ein Redner hat). Ein Wort weglassen kann ja bekanntlich schon den ganzen Sinn eines Satzes ändern ("ich lieben dich [nicht]), einen Satz überlesen, den Sinn des Vortrags bzw. das Anliegen des Vortragenden. Der Satz aber, der mich den Vortrag auch als ein Befürworten der Beschneidung deuten lässt, heißt [Hervorhebung von mir]:In seinem Urteil über die Zulässigkeit der Beschneidungspraxis von Muslimen (und Juden) verkennt das Kölner Landgericht, dass zusammen mit den eingebürgerten Muslimen «auch der Islam zu Deutschland gehört».
Hier noch ein paar Artikel, die meine Interpretation teilen.
Deutschlands Gewissen hat sich gemeldet! | SABAH AVRUPA - Die Türkische Tageszeitung.
Kommentare zu: Religion nicht in Privatsphäre verbannen « Atheist Media Blog
Nur mal ein Beispiel aus diesen Kommentaren:Bis zur Mitte des Artikels kann ich Habermas folgen, danach geht es mir
wie anderen hier: Ich verstehe nicht, wie er aus dem vorher Gesagten
eine Zustimmung zur Beschneidung Minderjähriger ableiten kann.
Ausserdem die entsprechende Wertung des Habermas-Artikels in der Plenarsitzung des Ethikrates, Protokoll , S. 11 f.Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Descant ()
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Aus dieser Bemerkung Habermas' ein Pro für die Beschneidung herauszulesen, halte ich auf dem Hintergrund seines gesamten " Lebenswerkes" für mehr als gewagt. Wahrscheinlicher ist m.E., dass Habermas den Kölner Richtern einen Mangel an " Diskursethik" vorwirft, indem sie z.B. von den Religionsgemeinschaften verlangen, die Beschneidung bis zur Religionsmündigkeit zu verschieben, was für diese faktisch unannehmbar ist. In die Frage, welches Ergebnis die geforderte " Diskursethik" hat, hat sich Habermas niemals nicht eingemischt, u.a. mit dem Hinweis, er sei " religiös unmusikalisch".
In einer Münchner Diskussion hat der Religionswissenschaftler Graf übrigens Habermas darauf hingewiesen, dass die " Diskursethik" eine Bereitschaft von beiden Seiten verlange, die z.B. seitens der religiösen Fundamentalisten nicht gegeben sei. Seitens der religiösen Verbände kann ich eine solche Bereitschaft allerdings ebenfalls nicht erkennen."Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M. -
@werner - ich habe meinen letzten Beitrag um ein paar Zusatzinfos (Verweis auf Kommentare etc) ergänzt, die meine Sicht der Dinge stützen.
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@ Descant
Nun aber: nur weil es andere nachbeten, wird es doch nicht wahrer, oder? Ich wiederhole: eingedenk des Lebenswerkes von Habermas ist es absurd, sein Statement als Beschneidungspro zu werten.
Habermas hat natürlich gesagt, dass Religionen insofern nicht " Privatsache" sind, als dass sie sich an der öffentlichen Duskussion beteiligen sollen/müssen. Darauf, dass dabei die laizistischen Regeln zu beachten sind, hat Habermas immer wieder hingwiesen!"Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M. -
@ Descant
Alle Deine Artikel schreiben nur: Habermas hat sich zur Beschneidungsdebatte geäußert und dann kommt ein Zitat. Nirgendwo hat Habermas die Legalisierung der Knabenbeschneidung verteidigt oder gefordert. Er verlangt einen anderen Umgang in der Auseinandersetzung.
Meine Kritik an der Rede wäre, sie ist wieder so theoretisch, dass sie in der praktischen Politik wenig weiter hilft. Eben Habermas. Aber man darf ihm nicht in den Mund legen, was er nicht gesagt hat.Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg) -
@werner. Hallo Werner, die anderen haben weder mir was nachgebetet noch ich den anderen. Alle Beiträge sind unabhängig von einander enstanden, beruhen also auf eigener Auffassung - und haben somit ein gewisses Maß an Plausibiliät. Wahrscheinlich müsste man Herrn Habermas selbst fragen, wie er denn zur Beschneidung steht. Mich erstaunt zwar seine Wendung - ich bleibe bei meiner These - so wie du wohl auch bei der deinen. Ansonsten ist er damit der Richtung gefolgt, die er schon 2008 in einer Gastvorlesung an der Uni Münster über die Revitalisierung der Weltreligionen aufgezeigt hat, und der ich zusehends verwirrt live folgen konnte (bzw. nachher nicht mehr).
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@ Descant
Halt! Mit nachbeten habe ich selbstverständlich nicht DICH gemeint, sondern die zitierten Links beten einer bestimmten Interpretation des NZZ Artikels nach, die ja nicht ursprünglich von Dir stammt, sondern der Du Dich anschliesst.
Übrigens: wenn ich ehrlich bin, bin ich wie Habermas der Ansicht, dass der Islam und das Judentum ein Teil Deutschlands sind. Bin ich damit automatisch Pro Beschneidung?"Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M. -
@werner. Alles gut, ich war tatsächlich unsicher, ob du mich des "Nachbetens" bezichtigen würdest. Danke für die Klarstellung. Mir macht dieses "der Islam gehört zu Deutschland" Bauchschmerzen, weil der Satz so apodiktisch (im Bewusstsein der Notwendigkeit gesprochen) daherkommt. "Der Islam wird ein Teil Deutschlands" empfände ich als weniger problematisch. Dieser (der letztgenannte) Satz drückt für mich eine - noch nicht abgeschlossene - gesellschaftliche Anerkennung aus, der erstgenannte aber stellt den Islam als Kulturbringer auf die gleiche Stufe wie das Christentum, was zwar international und geschichtlich gesehen richtig ist, falsch aber in der Eingrenzung auf Deutschland und die deutsche Geschichte. Da sind wir in einer anderen Lage als zum Beispiel Spanien (europäisch gesehen) oder Afrika (interkontinental gesehen). - Und nebenbei, "gehört" im Sinn von "ist dauerhaft verbunden" oder "ist Eigentum" oder "ist ein Charakteristikum" oder "muss mitgedacht werden"? Was, wenn denn einer sagen wollte, "Nationalsozialische Ideen gehören zu Deutschland"?
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@ Descant
Gut, dass wir das geklärt haben
Ich stimme Dir bezüglich Deiner sprachlichen und Deiner geschichtlichen Analyse voll zu."Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
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