Eine Predigt zum Thema Beschneidung

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    • Aber weil ja in der Thora selbst schon der Schritt angelegt ist, die äußere Beschneidung in die Beschneidung des Herzens, also in einen inneren Vorgang weiterzuentwickeln, sollten wir Juden und Muslime einladen, über ihre Rituale neu nachzudenken. So werden gerade auch diejenigen unter ihnen ermutigt, die der realen Beschneidung längst kritisch gegenüberstehen und ihre Söhne nur deshalb beschneiden lassen, weil sie Angst haben, sonst von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.



      Wow!
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Zum Darüber-Nachdenken gehört vielleicht auch eine andere Interpretation von:
      Das aber ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Geschlecht nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden ....
      " mir und euch und deinem Geschlecht nach dir" heißt es, nicht "mir und euch und allen deinen Geschlechtern nach dir".

      Was würden übrigens unsere ach so religionstoleranten Politiker sagen, wenn wir Christen diese Bibelstelle in die Tat umsetzen wollten:
      Matth 18,7-9:Weh der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!
      So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser, daß du zum Leben lahm oder als Krüppel eingehst, denn daß du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das höllische Feuer geworfen.
      Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest und wirst in das höllische Feuer geworfen.
    • Descant, allgemeine Religionskritik möchten wir hier nicht gern platzieren (siehe unsere Charta), zumal der Text auch mystisch interpretiert werden kann.

      Dass unsere Politiker sich von religiösen Vertretern beeinflussen lassen, verstößt wiederum gegen das Prinzip der Sekularität. M.E. spielt hierbei unsere belastete Beziehung zum Judentum die eigentlich ausschlaggebende Rolle. Von der Motivation abgesehen ist das natürlich mit Blick auf das geplante Gesetz hoch problematisch, in vielerlei Hinsicht.
    • Ohhje, also eigentlich wollt ich echt keinen Ärger im Forum machen und der letzte Thread war zugegeben unglücklich aber HALLO ?(

      Unter "Religion Allgemein" sollte man möglichst nichts einbringen, was allgemeine Religionskritik enthält, selbst wenn diese mit Beschneidung zu tun hat ?

      Wenn die Religionslobby nun auch noch behaupten würde, die Beschneidungsdebatte wäre ein gefundenes Fressen für Homosexuelle und Rentner, hieße das dann wohl: In diesem Forum sollte nichts stehen, was mit beschnittenen Rentnern oder Homosexuellen zu tun hat 8|

      Ich mach mich mal besser vom Acker.... :rolleyes:
    • Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.

      @ Maria Werner.
      Ich habe diese Texstelle nicht als Religionskritik gemeint, zumal es in den frühen Zeiten des Christentums Gläubige gegeben hat, die diesen Text als wörtlichen Auftrag genommen haben. Bekanntester Vertreter: Origenes. Für mich geht es allenfalls darum, die Auslegung zu kritisieren und aufzuzeigen, dass eine Gesellschaft mit allen Religionen Schwierigkeiten haben kann, selbst mit der christlichen, die z.Zt. vielen doch recht harmlos erscheinen mag. Mein eigentliches Augenmerk aber geht darauf: Wenn einer Kirche oder Religionsgemeinschaft Sonderrechte eingeräumt werden, und die Beschneidung aus diesen Gründen zuzulassen wäre in meinen Augen eines, dann ist das auch der erste Finger (und nicht einmal ein kleiner), der diesen gereicht und nachher als ganze Hand genommen werden kann. Schon redet ein Juraprofessor in Münster ("Exzellenzcluster") davon, das die Begründung einer religiösen Parallelustiz nicht abzuweisen sei. Na hallo! - oder Narhalla?
      Ich habe keine belastete Beziehung zum Judentum, wohl aber die Mitverantwortung, Entwicklungen, die in solche Richtung laufen, zu bekämpfen. Dies aber unabhängig davon, ob die Betreffenden nun Opfer waren, oder vielleicht auch Täter werden (nicht im Sinn von Verfolgung und Vernichtung, wohl aber von Ausgrenzung). Ich möchte nicht, dass über irgendwelche großen oder kleinen Umwege die Trennung von Kirche und Staat aufgehoben wird.
      Religionsführer müssen lernen ihre Auslegungen im Kontext mit der Ist-Zeit vorzunehmen. So hat ja auch die Rabbinerkonferenz 1950 allen Juden die Polygamie verboten, die bis dahin quasi erlaubt und von vielen sefardischen Juden noch praktiziert wurde. Im Islam hingegen geht das Bestreben anscheinend genau in die andere Richtung, wie ich gerade erst heute in einem Phönix Interview mit dem Berliner Bezirksbürgermeister Buschkowsky (Neuköln) gehört habe.
      Die Predigt oben sehe ich nicht ganz so positiv, ich würde statt "wow" eher "wie" sagen, denn die "Beschneidung des Herzens" und die entsprechenden Paulusworte gehören mit zu dem was der Islam den Christen und auch den Juden vorwirft: Dass sie zwar (als Völker des Buches) die Lehre bekommen hätten, aber falsch interpretiert, verwässert, und vom Weg abgekommen. Moses und Christus werden im Koran als "Propheten" bezeichnet und mit größtem Respekt behandelt, der Umgang mit den Juden und Christen wird aber anders eingestilt.
      Ein Wort zum Schluss: Hans Küng hat viel Mühe in sein "Projekt Weltethos" gesteckt. Zentrale Thesen dabei: Kein Überleben (der Menschheit) ohhne Weltethos. Kein Weltfriede ohne Religionsfriede. Kein Religionsfriede ohne Religionsdialog. Zu diesem Weltethos aber gehört meiner Meinung nach auch die ethische Beurteilung der Beschneidung. Die wiederum führt auf den ethischen Umgang mit unmündigen, nicht einsichtsfähigen Kindern. Das Anbieten der christlichen Lösung: Beschneidung des Herzens an Stelle der Vorhaut trägt da nicht weit genug. Ähnlich ist es mit der "Zwangseingliederung" in die Religion. Auch hier spielt die Taufe eine ganz andere Rolle als die Beschneidung, von der Loslösung von ihr ganz zu schweigen. Und auch hier gilt: Religionen können zulernen. In diesem Fall die katholische. Noch Augustinus meinte, dass ungetaufte Kinder - falls sie sterben - auf direktem Weg in die Hölle fahren. Die dadurch ausgelösten Traumata der Eltern mag ich mir gar nicht ausmalen. - Heute ist das keine Lehrmeinung mehr.

      Ich finde, statt das die christlichen Kirchen der jüdisch-islamischen Auffassung beispringen, sollten sie lieber betonen oder herausarbeiten, dass auch sie sich angepasst haben und teilweise anpassen mußten, teils unter Druck von außen, teils unter Druck von innen. - Und das ihnen dies, unterm Strich, gut getan hat.
      Wie sagte Wolf Biermann mal: "Nur wer sich ändert, bleibt sich treu".

      @werner p: Falls ich sie brauche, hast du noch Asche übrig? :)
    • Ich finde die Predigt auch nicht WOW, denn sie fordert in der Substanz genau das, was wir nicht wollen, nämlich eine (künftige) Straffreiheit für Beschneidung.

      Eine "Einladung" dazu, über diese Praxis nachzudenken, kann man annehmen oder auch nicht, erfahrungsgemäß dauert es aber sehr lange, bis Religionsgemeinschaften von wesentlichen Positionen abrücken.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Ich hatte mit meinem Hinweis ausschließlich den zitierten Text aus dem Matthäusevangelien gemeint und die Einlassungen hierzu, nicht aber konkrete Kritik an der konkreten Predigt. Tut mir leid wegen der Ungenauigkeit, das nächste Mal stelle ich das gleich klar. Mir ging es um dies hier, nicht um den Rest:

      "Was würden übrigens unsere ach so religionstoleranten Politiker sagen, wenn wir Christen diese Bibelstelle in die Tat umsetzen wollten:
      Zitat
      Matth 18,7-9:Weh der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!
      So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser, daß du zum Leben lahm oder als Krüppel eingehst, denn daß du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das höllische Feuer geworfen.
      Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest und wirst in das höllische Feuer geworfen."

      Auch die in den weiteren Threads aufgeführte allgemeine Kritik an Religion unabhängig der Beschneidungsproblematik wird im Forum nicht gern gesehen. Danke.