Psychische Folgen der Beschneidung

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    • Psychische Folgen der Beschneidung

      Interview Dr. Christa Pölzlbauer vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Dass die Beschneidung ausnahmslos ALLE Beschnittenen traumatisiert, hat niemand behauptet. DASS sie viele traumatisiert, halte ich für bewiesen. Wieviele müssen das sein, damit die Beschneidung verboten wird? Bei der Zulassung von Medikamenten reichen schon wenige...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Gnade der Ignoranz

      Es gibt welche, die behaupten, nicht traumatisiert zu sein. Sich die Traumatisierung einzugestehen, ist nämlich kein einfacher Schritt und dies auszusprechen noch sehr viel schwieriger. Da möchte man sich doch viel lieber einreden, dass es anders wäre. Wie es im tiefsten Inneren aussieht, können wir nur vermuten. Die meisten wollen sich gar nicht damit beschäftigen, denn sie ahnen, dass die Erkenntnisse sehr belastend sein würden.
    • Richtig, ein schwerer Schritt für einen Beschnittenen, da es wirklich viele unangenehme Fragen in Richtung der Eltern und dem sozialen Umfeld aufwirft.

      Übrigens, auch für die Eltern ist diese Realisierung ein schwieriger Schritt. Denn wenn die Einsicht käme, dann müsste man sich eingestehen, dass man das eigene Kind sinnlos gequält, gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und für's Leben körperlich (und womöglich psychisch) gezeichnet hat.

      Kein schöner Gedanke. Ich denke, das ist mit der Hauptgrund, warum viele Eltern so vehement an der Befürwortung festhalten.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Josc schrieb:

      warum viele Eltern so vehement an der Befürwortung festhalten.
      das hängt wohl davon ab, wieviel Information und Intelligenz vorhanden sind. Die Qualität der Beziehung ist dabei wohl ebenso entscheidend. Welches Kind würde seinen Eltern Vorwürfe machen, die unter falschen Information standen und in bester Absicht handelten?
      Aber Mitgefühl, das kann man als Beschnittener von seinen Eltern schon einfordern. Wenn nicht von denen, von wem dann?
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Als Psychotherapeutin (!) macht Frau Dr. Pölzbauer den "Kunstfehler", dass sie die Beschneidungsbefürworter cum grano salis als "Fanatiker" bezeichnet. Das wird leider verhindern, dass Betroffene, die Schwierigkeiten, Ängste und Probleme mit der Beschneidung haben, in ihre Praxis kommen. Da sie gleichzeitig Verbandsvertreterin ist, gilt das möglichweise auch für ihre Kollegen/innen. Selbst Eltern, die die Beschneidung ihrer Kinder bereuen und deshalb damit Probleme haben, möchten sich ungern als "Fanatiker" bezeichnen lassen, und auch leidende, beschnittene Erwachsene möchten nicht unbedingt, dass ihre Eltern so bezeichnet werden. Wer seine Wut über die eigene Beschneidung erkennt, steht ja oft vor dem Problem, dass er seine Eltern AUCH geliebt hat, und mit dieser Ambivalenz nicht klar kommt. DAS ist oft das Problem in der Psychotherapie, und sollte auch Frau Pölzbauer bekannt sein.

      @Guy "das hängt wohl davon ab, wieviel Information und Intelligenz vorhanden sind."

      Information und Aufklärung müssen unbedingt sein (Intelligenz ist auch nicht zu verachten...). Ich kenne jedoch persönlich (und davon gibt es sicher viele) Juden, bei denen diese Voraussetzungen vorliegen, und die ihre Söhne trotzdem haben beschneiden lassen. Sie kannten auch die Nachteile und Risiken, und zwar VOR der Beschneidung. Absolut keine orthodoxen Juden, noch nicht einmal Gemeindemitglieder, weil sie sich von Herrn Graumann in keiner Weise vertreten fühlen. Sie sind überhaupt nicht religiös bzw. so "normal religiös" wie bei uns die meisten Christen, und begründen ihre Entscheidung auch nicht religiös, sondern mit "Volkszugehörigkeit". Die Gruppe nicht-beschnittener Juden ist einfach noch zu klein, um sich identitätsmässig da dran hängen zu können. Ausserdem würden die Besuche der (beschnittenen) Verwandtschaft sicher nicht mehr so "lustig" sein wie jetzt - wenn sie denn überhaupt noch stattfinden würden. Jeder, der schon mal versucht hat, sich aus einer Gruppe/Partnerschaft zu lösen, die lange Zeit seine "Welt" war, weiss, mit welchen Gefühlen das verbunden ist selbst dann, wenn man inzwischen erkannt hat, dass da für einen nichts mehr läuft.
      Ich will damit nichts legitimieren oder um "Verständnis für die Fanatiker" werben, sondern nur meine Meinung ausdrücken, dass rein medizinische oder/und juristische Aufklärung auch bei intelligenten Menschen oft nichts nützen. Auf die Frage: "Was dann?", weiss ich allerdings leider auch keine Antwort...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Auf die Frage: "Was dann?"
      Vorschlag: Durch Information und Aufklärung die Spannung zwischen Wissen/ Denken und Handeln bei denjenigen zu verstärken, die sich noch für eine Beschneidung ihrer kleinen Söhne entscheiden, bis diese Spannung so unerträglich wird, dass sie nach einer Neuorientierung suchen. Wenn eine größere Zahl der heutigen Beschneidungswilligen anfängt zu zweifeln, wird eines Tages Quantität in Qualität - sprich in eine Abschaffung der Knabenbeschneidung - umschlagen.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)