UK: VA für Konversion nicht mehr unbedingt nötig

    • UK: VA für Konversion nicht mehr unbedingt nötig

      People with a Jewish father and non-Jewish mother will no longer have to undergo a full conversion process, the UK Assembly of Reform Rabbis has decided today.


      Mit "full conversion process" ist die Amputation der Vorhaut gemeint.

      Fortschritt oder Rückschritt, das ist hier die Frage?

      A person considered Jewish under these new rules would not have to undergo a circumcision or go into the mikveh.


      Mikveh wäre wohl kein Problem!

      The JC understands that the rabbi or cantor would then make an assessment of the person’s “Jewish life” before making a recommendation to the Beth Din, taking into account the person’s engagement with and understanding of areas including Jewish festivals and Israel.


      Da wird dann sicher auch abgeklopft, ob die zukünftigen Söhne denn "traditionsgemäß behandelt" werden.

      Scheint mir eine "Flucht nach vorne" zu sein. Vielleicht haben inzwischen "zu viele" entsprechende Paare eine andere Konsequenz gezogen: Verzicht auf Konversion des Bräutigams und religiöse Trauung, standesamtliche Trauung - "and they lived happily ever after".

      thejc.com/news/uk-news/139611/…mlined-conversion-process
      There is no skin like foreskin
    • Fortschritt oder Rückschritt, das ist hier die Frage?

      Ich denke, dies ist als Fortschritt anzusehen, da sich alle (religiösen) Motivationen genau dann dem Beschneidungskritiker als mögliches Gegenargument entziehen, sobald diese in ihrer Umsetzung keinen Widerspruch zu menschenwürdebasierten Rechtsordnungen erzeugen. Auch wenn diese Anpassung durch Nicht-Beschneidung ausschließlich aus einem Erhaltungsreflex hervorgehen sollte, kann dies auf die Positivbewertung durch die Beschneidungskritik keine Einschränkung darstellen, da das Erhaltungsziel, Weiterbestehen der Religion, keinen Widerspruch auch zur deutschen Verfassung darstellt.

      Weiterhin. Wenn der reine Erhaltungsreflex die Motivation darstellt, muss die Erhaltung der jüdischen Religion und die Beschneidung als Widerspruch begriffen werden. Dies ist die beste Begründung überhaupt, weil sie, in einer zunehmend von der Menschenwürde bestimmten Welt, wahr ist.
    • Man kann das auch anders sehen. Es wird von jüdischer Seite des öfteren so dargestellt, als sei die VA bei Säuglingen ein Klax und völlig harmlos, die VA bei Erwachsenen aber eine grausame Prozedur. Und letztere somit unzumutbar, ähnliche Forderungen gibt es ja auch in den USA unter Reformjuden.
      Man könnte das eben auch als ein Manöver sehen, um die religiöse Kontrolle über ein Paar zu behalten. Dass dann auf alle Fälle die Söhne am achten Tag...

      (Die selbstbestimmte "Beschneidung" von Erwachsenen ist rechtlich EIGENTLICH überhaupt kein Problem, nur bei Frauen wird eins draus gemacht, weil man Frauen die sich "beschneiden" lassen wollen gewissermaßen für unzurechnungsfähig erklärt und einen Arzt, der dem Wunsch der Frau entspricht ggf. hart bestraft)
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    • Die selbstbestimmte "Beschneidung" von Erwachsenen ist rechtlich EIGENTLICH überhaupt kein Problem

      Da hast Du Recht und auf diese bezieht sich der Artikel ja erst mal nur. Und die Prüfung auf die Einhaltung der Beschneidung am Kind ist damit jedenfalls nicht ausgeschlossen, weshalb die von Dir gestellte Frage tatsächlich offen bleibt.
    • R2D2 schrieb:

      Die wesentliche Aussage ist doch, jüdisches Leben existiert auch ohne Beschneidung. Es ist gar keine unumstössliche Pflicht.


      Ich habe das bislang so verstanden:
      Wer Sohn einer jüdischen Mutter ist, der ist so oder so Jude. Ob mit oder ohne Vorhaut.
      Er braucht also nicht zu konvertieren, und sich folglich auch nicht "beschneiden" lassen um Jude zu sein.
      Er kann das aber, wenn er z.B. christlich getauft wurde und christlich erzogen wurde (weil z.B. der Vater Christ ist), es ihn dann aber später zur jüdischen Religion zieht.
      Wer Sohn einer nicht-jüdischen Mutter ist, ist kein Jude, auch wenn der Vater Jude ist (Jerzy Montag z.B.). Er muss also konvertieren, wenn er eine jüdische Frau "religiös" heiraten will. (Man korrigiere mich, falls ich was falsch verstanden habe).

      So wie ich das verstanden habe ist das nicht eine Pflicht für den jüdischen Sohn, vorhautlos zu sein, sondern eine Pflicht für die jüdischen Eltern, alle Söhne der Prozedur zu unterziehen. Und zwar am achten Tag, wenn das Kind nicht gerade krank ist.
      Und nun wird der Rabbi beim Konvertierungsprozess doch ganz sicher abklopfen, wie es der Proband mit der VA der Söhne zu halten gedenkt. Sagt der "ach nö..." dann sagt der Rabbi "durchgefallen", vermute ich mal.

      Ich könnte mir denken, dass es mit dieser Regelung sogar zu noch mehr Kindesverstümmelungen kommt, s.o.
      Die Zirkumzision ist verständlicherweis eine hohe Hemmschwelle für die meisten erwachsenen Männer. Eh dass die große Liebe deswegen auseinanderbricht sagte sich bisher ein Paar vielleicht: dann lassen wir es doch mit der religiösen Hochzeit, dann heiraten wir einfach nur standesamtlich. Und wenn es dann um die VA der Söhne ging, war der Druck nicht mehr so groß - man hatte ja eh schon "die Regeln gebrochen".
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