Skandal beim Guardian?

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    • Skandal beim Guardian?

      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Skandal?

      Da kommt mir die Schröder-Lache:

      Ha-ha-ha-ha!

      Das ist die "politisch erwünschte" Zensur, ganz genau wie in unserer Qualitätspresse!

      Z.B. in der ZEIT (siehe 2.Teil des Beitrages):

      beschneidungsforum.de/index.ph…ad&postID=31890#post31890

      Ja, ja, "bleiben Sie sachlich und verzichten Sie auf Relativierungen" Und was sachlich ist, und was Relativierung, das bestimmen immer noch wir, wir sind nämlich am längeren Hebel!

      Zähneputzen, Haare waschen das ist sachlich. Keinesfalls eine Relativierung!
      Aber Mädchen! MÄDCHEN! Das geht doch gar nicht! Die sind Tabu. Nicht ein Fitzelchen darf man da abschneiden. Die darf man gar nicht erwähnen. Die sind vom Bessergeschlecht, das müssen sie doch endlich mal einsehen! Und wenn sie das nicht einsehen, dann löschen wir sie einfach.
      Also bloss nichts von Mädchen schreiben. Besser auch nichts von wehrlosen Babys oder kleinen Jungen. Das erweckt nur gänzlich überflüssige Empathie. Es geht doch nur um ein winziges Stückchen Haut!

      Ja wie war das denn bei einer Tageszeitung aus dem Südhessischen? Macht die eine Leserbefragung: "Was ist gerecht?"
      Die Leser antworteten - zahlreich. Ein Thema lag ihnen mit großem Abstand ganz besonders am Herzen.
      Aber das Thema war nicht erwünscht! Das hatte damit zu tun, dass manchen Kindern Teile ihrer Genitalien geraubt werden. Bei den einen wird das streng bestraft, bei den anderen gar nicht. Ob das wohl gerecht ist. Wo doch geschlechtliche Benachteiligung streng verboten ist.

      Redaktion Frankfurter Rundschau schrieb:

      Nicht ins Voting aufgenommen wurde der Vorschlag „Geschlechterdiskriminierung bei Körperverletzung“. Die Redaktion lehnt es ab, ein entsetzliches Verbrechen wie Genitalverstümmelung bei Frauen und Vorhaut-Beschneidung bei Männern unter irgendeinem Gesichtspunkt zu vergleichen, schon gar nicht unter dem der Gerechtigkeit.


      Allein die Wortwahl!
      Männer? Frauen? Wer hat etwas gegen selbstbestimmte Operationen bei Erwachsenen? Es geht doch um Kinder!
      Aber inzwischen ist diese Begründung aus dem Netz genommen worden, war wohl zu peinlich. Und die >80, zum großen Teil hoch lesenswerten Leserkommentare (vor allem von Frau Dr. Meike Beier) - all gelöscht. Und weil ich das unverschämt, dreist, ungerecht und einfach Scheiße finde wenn man mit Lesern so umspringt, stelle ich sie hier noch mal im Anhang ein.

      Denn für die FR ist ein anderes Thema gerechtigkeitskritischer, das "gerechte Klo", kein Scheiß!:

      fr-online.de/gerechtigkeit/ger…8,view,asFirstTeaser.html

      Die ganze Umfrage war also auf Deutsch gesagt Verarsche, bzw. "ein Griff ins Klo".

      So sieht das bei unseren abgehalfterten Skandalblättchen aus, ich könnte da auch noch andere Blättchen anführen.
      Z.B. die Süddeutsche Zeitung, wo alle Leserkommentare (die oftmals unpolemischer bzw. sachlicher und informativer waren als die Artikel) zum Thema MGM aus dem Netz getilgt wurden, und wo es jetzt nur noch "gelenktes Schreiben" gibt.
      Alle Teile des kindlichen Körpers sind Eigentum allein des Kindes. Das Grundrecht auf Eigentum beinhaltet auch das Recht auf Vorhaut.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Selbstbestimmung ()

    • Die unerwünschten Kommentare 1

      [*...*] Nachträgliche Anmerkungen von mir

      Recherche-Vorschlag
      Geschlechterdiskriminierung bei Körperverletzung

      Ist es gerecht, dass in Deutschland innerhalb weniger Monate zwei Gesetze in Kraft getreten sind, von denen eines (§ 226a StGB) die Verstümmelung weiblicher Genitalien vom strafbaren Vergehen zum Verbrechen hochstuft, verbunden mit einer entsprechenden Erhöhung des Strafmaßes, während das andere (§ 1631 d BGB) es Eltern männlicher Kinder freistellt, deren Vorhaut aus beliebigen Gründen amputieren zu lassen, und es gleichzeitig für die betroffenen Jungen unmöglich macht, jemals Klage wegen der an ihnen begangenen Körperverletzung zu erheben?

      02.11.2014, Dr. Meike Beier
      So wurde dieser Recherche-Vorschlag bewertet:
      Durchschnittliche Bewertung
      112 Bewertungen

      Recherche-Vorschläge können nicht mehr bewertet werden. Aus allen Recherche-Vorschlägen wurden 10 für das große “Leser-Voting” ausgewählt. Die Gewinner-Vorschläge aus dem Voting werden von der Redaktion recherchiert. [*Denkste!*] Stimmen Sie jetzt ab: einfach in der Navigation auf “Leser-Voting” klicken und Stimme abgeben. [*..und ihre Stimme wird in die Tonne getreten, verarscht!*]

      03.11.2014 von Maria Werner
      Das ist das größte Tabuthema unserer Zeit

      Es muss jedem normal denkenden Menschen klar sein, dass diese Diskriminierung von Kindern männlichen Geschlechts eine schwere Menschenrechtsverletzung darstellt. Die Befürworter der Vorhautamputation von Jungen haben sich von Anfang an darauf beschränkt, alle Personen, die einen kritischen Blick auf die Problematik werfen, persönlich zu beschimpfen und zu beleidigen. Oft wird der Vorwurf eines latenten Antisemitismus oder auch kultureller Intoleranz bemüht, welcher noch niemals eine nachvollziehbare Grundlage hatte - nur als Beispiel sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass etwa in den USA 20% aller aktiven Beschneidungskritiker der jüdischen Gemeinschaft angehören, bei einer Gesamtquote von 2% der Bevölkerung. Haben wir den Mut, die Thematik offen, sachlich, faktenbezogen und tabulos zu diskutieren? Eine ernsthafte, faktenbasierte, gut recherchierte Auseinandersetzung mit der Vorhautamputation von Jungen, in der es nicht darum geht, die Kritiker der Praxis als Antisemiten zu beschimpfen und zu beleidigen, sondern sich mit den medizinischen, psychologischen und sexuellen Folgen der Vorhautamputation zu befassen und eine Vergleichbarkeit mit der weiblichen Genitalverstümmelung unvoreingenommen zu diskutieren, wäre wohl vergleichbar mit der Frage der Harmlosigkeit von Masturbation im ausgehenden 19. Jahrhundert.

      03.11.2014 von Hannes
      Ungerecht

      Als ein Mann, der selber von einer medizinisch unnötigen Vorhautamputation betroffen ist, finde ich es äußerst ungerecht, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Während es bei Strafe verboten ist, Mädchen auch nur einen Nadelstich in die Labien zu verpassen, darf Jungen - per Gesetz legitimiert, 50% der Penishaut und 70% des empfindsamen Gewebes amputiert werden, ohne dass der betroffene Junge bzw. spätere Mann dagegen klagen könnte. Ich halte dieses Gesetz für verfassungswidrig, und jeder logisch denkende und empathisch veranlagte Mensch wird das ebenso sehen.

      03.11.2014 von conske
      Verletzung der Menschrechte

      Der § 1631 d BGB ist ein Skandal und mit den Menschenrechten nicht zu vereinbaren.

      03.11.2014 von Regina Schiebel
      Sehr wichtiges Thema

      Ein sehr wichtiges Thema. Es ist bedauerlich das immer nur religiöse Menschen zu Wort gekommen sind als 2012 die Diskussion los ging. Betroffene wurden außen vor gelassen. Leider ist es in der Realität so, das selbst Ärzten oft nicht klar ist wie wichtig die Vorhaut ist und das es Vorhaut erhaltende Methoden gibt, so werden viele Kinder viel zu früh operiert obwohl noch Zeit bis in die Pubertät wäre. Ganz ohne spirituellen Hintergrund. Ich empfinde das Gesetzt als Skandal. Es geht um die körperliche Unversehrtheit von Kindern. Kinder sollten gleichermaßen geschützt werden. Es gibt auch innerhalb von den religiösen Gesellschaften Tendenzen die sich mit einem Ritual zufrieden geben die schmerzfrei abläut wie z. B. die Brit Shalom.

      03.11.2014 von Rerun
      Wenn dieses Gesetz nicht verfassungswidrig sein sollte...

      Wenn dieses Gesetz nicht verfassungswidrig sein sollte, dann kann man unser Grundgesetz wohl als gescheitert erklären. Kinder sind kein Eigentum ihrer Eltern und von Religionsgemeinschaften. Dass der Bundestag einen derart gravierenden Eingriff in die grundgesetzlich besonders geschütze sexuelle Selbstbestimmung und das Recht auf körperliche Unversehrtheit in Verbindung mit der völligen rechtlos Stellung der betroffenen Jungen, macht mich noch immer fassungslos. Selbst die bescheidenen Mindestanforderungen des Ethikrats wurden nicht im geringsten berücksichtigt. Keine Dokumentationspflicht, keine effektive Schmerzausschaltung, kein Klageweg. Statt eines "verboten, aber straffrei" ein explizites Recht auf Körperverletzung nach belieben. Alles wurde dem unbedingten Elternwillen unterworfen und Jungen zu deren Rechtsobjekten erklärt, während Juristen bereits darüber diskutieren, welche Formen der FGM denn nun wegen §1631d BGB trotz 226a StGB denn nun doch noch legal sein müssen. Ich kann nicht anders, als mich für §1631d BGB für dieses Land zu schämen.

      03.11.2014 von Frank Wieckmann
      Es brodelt...

      Ich befasse mich seit einigen Jahren mit Männern, die mit den Folgen ihrer Genitalbeschneidung zu kämpfen haben. Die Zahl derer, die es wagen, ihr Schweigen zu brechen, wird steigen, da bin ich mir sicher. Wer bisher noch mit Sozioladäquanz argumentierte, einem angeblich harmlosen, kleinen Schnitt und damit, dass sich keiner der betroffenen Männer beklagen würde, wird in Zukunft eines besseren belehrt werden. Dieser Eingriff an den Genitalien von Kindern zieht sehr wohl weitreichende Folgen nach sich, die seriöse medizinische Forschung auf diesem Gebiet untermauert diese These. Es ist in einer aufgeklärten, zivilisierten Gesellschaft nicht vermittelbar, wie Jungen - und ausschließlich Jungen - per Gesetz am Körper verletzt werden dürfen. $1631d BGB ist ein Schandfleck in der deutschen Gesetzgebungslandschaft, der eher heute als morgen weg muss.

      03.11.2014 von Tom
      Unrecht

      Es ist Unrecht, Menschen zu verstümmeln. Punkt. Aus. Ich bin selbst betroffen, und noch mehr: Ich war damals sechs Jahre alt und kann mich an ein »vorher« erinnern. Erst Ende meiner Fünfziger Jahre erkannte ich die (oder meinetwegen _eine_) Ursache für ein Leben, das geprägt war von eine _sinn_losen Suche nach Befriedigung und multiplen Süchten. Jetzt kommt Inkontinenz hinzu, wo das natürliche Ventil vor der Harnröhre noch lange Zeit geholfen hätte, »dicht« zu bleiben. Wenn ich mit Menschen in meinem Umfeld darübe spreche, denken viele, das sei meine »Fixe Idee«, und alles, was ihnen dazu einfällt, ist »ja, aber Beschneidung von Frauen ist doch viel schlimmer«. Global und gesellschaftlich sollte man sich darüber klar werden, dass die Beschneidung u.a. auch Männer benutzt, um Frauen zu unterdrücken … wenn ein Drittel alle Männer »dort« nichts oder erheblich weniger fühlt, wie sollen sie Empathie entwickeln und sich vorstellen können, dass jemand anderes »dort« etwas fühlen kann? Wo sie doch selbst mit einem gefühllosen Stengel — also sinn-los — in der Frau herumrühren? Was macht das mit einer Gesellschaft, wenn einem Drittel aller Männer direkt nach der Geburt ein Sinn entfernt wird — und sie sich später nicht einmal daran erinnern können, was ihnen fehlt? Warum ist es so schwer, Männern, die beschnitten sind, klar zu machen, was hier geschieht? Höhlengleichnis, anyone? Ich bin sehr persönlich betroffen und habe das Gefühl, man hat mir die Möglichkeit genommen, glücklich zu werden.

      03.11.2014 von HaWeHa-KLÉÉNEX3000
      Qui tacet consentire videtur

      Mit dem Jungen-Zwangs-Beschneidungs-Paragraphen hat das Archaische Greuel Einzug in unser Gesetz gehalten. Solange die auf dem Boden unseres (nunmehr verbogenen) Grundgesetzes betroffenen Männer schweigen, weil für sie der Gedanke vernichtend wäre "ich werde niemals das Ganzheitliche Sexuelle Er-Leben eines Intakten Mannes haben" wird sich daran nichts mehr ändern. Ich schäme mich für Deutschland. Für unsere Hohen Volksverdreher, die gar nicht schnell genug dem Drängen der Rabbinischen "P"riesrterschaft nachgeben konnten. Ohner überhaupt wenigstens einmal zu fragen "wir möchten von Euch genau wissen, was ist denn die Ursprüngliche (Biblische) Form der Beschneidung gewesen, bevor sie von den Vorschriften im Babylonischen Talmoed erst zur totalen Praeputium-Ablation verschärft wurden, vor gerade mal 1870 Jahren?! Ich melde mich im eigenen Interesse zu Wort, denn ich gehöre zuu den Männern, die zeitlebens nur schwer orgasmen. Wäre ich beschnitten, dann wäre für mich von der Sexuellen Funktion her gesehen Ende im Gelände, denn ich brauche das Frenulare Delta.

      03.11.2014 von Franka
      Für mich sind Jungen auch noch Kinder

      Es ist unangemessen, dass Akteure aus Deutschland in fast jedem Afrikanischen Staat Aufklärungsarbeit leisten, um die dortigen rituellen Manipulationen an Geschlechtsteilen von Kindern und Erwachsenen zu unterbinden. Denn es gibt wohl kein Land, außer das Unsrige, das mit ihren Gesetzen von höchstem Range gerade diese Handlungen so offen begrüßen und explizit frei von jeglicher Motivation stellen. Überdies werden Projekte staalich finanziell gefördert, die mithilfe von Hörfunk, TV oder Theater geeignet sind, das Meinungsbild zu Gunsten der Operation am kindlichen Genital positiv zu beeinflussen. Wie könnten nun mir, als Staatsbürgerin genau dieses Landes, Themen wie "verdorbene Lebensmittel" oder gar "Hunde als Partner" mehr auf dem Herzen liegen (?).

      03.11.2014 von Heinke
      Niemand,

      aber auch wirklich Niemand sollte das Recht haben, Kindern - egal ob Jungen oder Mädchen- etwas von ihrem Körper abzuschneiden!!!! Es sollten schleunigst die Funktionen der Vorhaut und die Risiken einer Beschneidung weit verbreitet werden!

      03.11.2014 von Georg Zimmermann
      Eine Vorhaut-Amputation ist auch bei Jungen ist eine Körperverletzung

      "Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit". Eine Amputation der Vorhaut ist Körperverletzung. Das es überhaupt möglich ist, hier das Grundgesetz auszuhebeln, macht mich fassungslos. Welchen wirklichen Wert hat unser Grundgesetz eigentlich, wenn so etwas geht? Hinzu kommt als sexistische und verstörende Schieflage die Ungleichbehandlung von Jungen (Erlaubnis) und Mädchen (Verbot).

      03.11.2014 von Victor Schiering
      "Mein Körper gehört mir!"

      Dieser Satz - und das bis zum 12.12. 2012 bestehende uneingeschränkte Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung in § 1631 BGB - sind bekanntlich nicht Ergüsse militanter Atheisten oder gar Rassisten. Sie sind gesellschaftlicher Mainstream, Titel unzähliger Frauenrechtsbewegungen, Kinderbücher, Kinderschutzaktionen, ein Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung um Kinder- und Menschenrechte. Das alles soll nun in EINEM FALL nicht mehr gelten, NUR für Jungen, NUR für ihre Penisvorhaut, und NUR, wenn Erwachsene diese amputieren wollen, und all das ohne Einverständnis der Person, die den Eingriff zu erdulden und lebenslang mit den erheblichen physischen und u.U. auch psychischen Folgen leben muss. Diesen krassen Widerspruch ist der Gesetzgeber eingegangen. Zu Lasten der Kinder: sie müssen mit IHREN Schmerzen, IHREM Körper, IHRER lebenslang reduzierten Sexualempfindung dafür bezahlen, dass Erwachsene eine zugegebenermaßen schwierige Debatte schnellstmöglich vom Tisch haben wollten. Seitdem sind wichtige Publikationen erschienen und zahlreiche WissenschaftlerInnen beschäftigen sich weltweit mit eben diesem fatalen Widerspruch und der für die Kinderrechte unerträglichen Situation. Dies gilt es öffentlich aufzugreifen: sachlich und fundiert, in friedlichem Dialog.

      03.11.2014 von Werner
      Verfassungsbruch

      Der Deutsche Bundestag hat am 12.12.2012 ein klar verfassungswidriges Gesetz erlassen. Im Wissen, dass ein von diesem Gesetz betroffener Junge niemals eine Verfassungsbeschwerde wird einlegen können und in der festen Absicht, diesen Fremdkörper in unserem Rechtssystem niemals wieder freiwillig anfassen zu müssen, haben sich unsere Volksvertreter an unserem Grundgesetz vergangen. Man lese nur beim Verfassungsrechtler, Prof. Dr. Dr. Isensee,den Strafrechtlern Dr. Jörg Scheinfeld und Dr. Tonio Walter, dem BGH Richter Dr. Eschelbach oder Prof. Dr. Paeffgen von der Universität Bonn. Die unfassbare Grundrechtsverletzung, die Jungen in unserem Land per Gesetz zugemutet wird, kann nicht länger hingenommen werden. Wie lange will man dem noch zusehen?

      03.11.2014 von Alexander Bachl
      völlige Empathielosigkeit

      Mir hat man mit sechs Jahren die Vorhaut amputiert, nicht weil es notwendig war, sondern weil mein Vater Muslim ist. Die Liste der möglichen Komplikationen ist erschreckend lang, so ist es nicht verwunderlich, dass auch ich das eine oder andere abbekommen habe. Vonseiten der Ärzte, die mir das angetan haben, bekomme ich wenig Mitgefühl. "Ich solle doch glücklich darüber sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist, weil man ja schon viel Schlimmeres nach Beschneidungen gesehen habe", sagen sie. Trotzdem wird weitergeschnitten, auch ohne medizinische Gründe. Als ich mit 23 bei der Polizei Anzeige wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen stellen wollte, hat man mich ausgelacht und heimgeschickt. Die Politik verleugnet, dass es Menschen wie mich gibt. Im Moment versuche ich in einem Klageerzwingungsverfahren endlich Gerechtigkeit zu bekommen, aber mein größter Widersacher ist der Staatsanwalt, der auf Anordnung der Politik alles in seiner Macht stehende tut, um den Prozess zu verhindern. Ich kann meine Enttäuschung über dieses Land, von dem ich immer glaubte, es sei ein Rechtsstaat, in dem jeder Einzelne seine Grundrechte garantiert bekäme, nicht in Worte fassen.

      03.11.2014 von Steffen
      UNFASSBAR!

      Es ist nicht zu glauben, dass das Grundrecht von Jungen auf körperliche Unversehrtheit mit dem § 1631d BGB auf dem Altar der Political Correctness geopfert wurde. Warum verweigert man Jungen das Recht auf einen unversehrten Körper? Warum schützt man zurecht Mädchen und Frauen, verweigert aber gleichzeitig Jungen und Männern genau diesen notwendigen Schutz? Warum unterscheidet man überhaupt zwischen Mädchen und Jungen und schützt nicht einfach Kinder oder auch einfach Menschen vor jeglichen unnötigen körperlichen Eingriffen? Ich bin selbst betroffen und leide unter den Folgen einer wahrscheinlich "nach den Regeln der ärztlichen Kunst" durchgeführten Vorhautamputation, die wenige Tage nach meiner Geburt an meinem Körper durchgeführt wurde. Ich wurde nicht gefragt und muss heute als erwachsener Mann vor allem mit den sexuellen Folgen leben: Weniger Empfindsamkeit durch Entfernung der Vorhaut (=erogenes Gewebe), weniger Empfindsamkeit durch eine freiliegende Eichel, deren Oberfläche mit den Jahren vertrocknet und der Verlust der Hautbeweglichkeit. Hätte man meine Ohrläppchen entfernt, wäre der Aufschrei groß gewesen, so handelte sich bloß um einen "harmlosen Eingriff"...

      04.11.2014 von Tante Jay
      Es reicht

      Die Religionsfreiheit ist die Freiheit jedes Einzelnen, SEINE Religion auszuüben. Nur männlichen Kindern wird sie in die Genitalien geschnitzt - auf die brutalstmögliche Art. Die Eltern üben IHRE Religion auf den Genitalien ihrer Kinder aus. Bei sämtlichen afrikanischen Religionen wurde genau das verneint: Dass die Eltern eben NICHT das Recht haben, ihre Töchter als Vehikel für ihren Glauben zu benutzen. Nur Jungen läßt man hier im Regen stehen. Ich möchte, dass in Deutschland jeder seine Religion ausüben kann, wie er möchte. Auch Jungen, deren Eltern einer beschneidenden Kultur angehören.

      04.11.2014 von ich
      Stimme dem oben geschriebenen bei

      Wundere ich mich aber doch immer wieder, dass, wenn alles so gegen das Gesetz ist, dass immer noch NIEMAND aufsteht und ordentlich dagegen klagt. Andere Gesetze sind noch nicht verabschiedet, das kreischt schon die Opposition, dass nach einer Verabschiedung der BGH angerufen wird. Beim Vorhautamputationsparagraphen TUT sich NIX -nichts gegen die Ungleichbehandlung der Geschlechter -nichts gegen körperliche Unversehrtheit -nichts gegen freie Religionsausübung -nichts dagegen, dass der Junge später selbst nicht klagen kann -nicht gegen noch so vieles .................................armes Deutschland

      04.11.2014 von Rerun
      Wenn kein Klageweg offen steht

      Das Problem liegt nicht darin, dass es keinen Klagewillen gäbe, sondern dass der Gesetzgeber keinen Klageweg geschaffen hat. Die Voraussetzungen für eine Verfassungsbeschwerde sind leider so, dass nur diejenigen, die unter diesem Gesetz beschnitten wurden, klagen können und das sind Kinder, die von ihren Eltern vertreten werden müssten, die sie ja beschnitten haben. Die Betroffenen, die es trotzdem versuchten, erfahren vom BVerfG ja nicht einmal, warum ihre Beschwerden abgelehnt werden. Die Staatsanwaltschaften stellen regelmäßig alle diesbezüglichen Verfahren ein, so dass das einem das Wort "Rechtsbeugung" schon mal in den Sinn kommt. In Berlin wird vor 300 Zeugen metzitzah b'peh, das orale Blutabsaugen von der Wunde, praktiziert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt überhaupt nicht und stellt das Verfahren ein, obwohl klar gegen die eh schon geringen Grundvoraussetzungen von §1631d BGB verstossen wurde. Die Jungen und Männer erst zu entrechten und ihnen dann vorzuwerfen, dass sie ja nicht klagen würden, das ist an Perfidie kaum zu überbieten. Weiter oben kann man ja lesen, wie es denjenigen geht, die klagen.

      04.11.2014 von Volker
      Bizzar

      Jedes Kind hat unabhängig von seinem Geschlecht ein Recht auf einen vollständigen Körper. Alle Teile des kindlichen Körpers gehören dem Kind und sonst niemandem. Man hat ein Kinderrecht den Erwachseneninteressen von Minderheiten geopfert. Man hat dafür den Rechtsstaat demoliert. Wir brauchen mehr direkte Demokratie, wir brauchen Volksabstimmungen. Die breite Bevölkerungsmehrheit lehnt Genitalverstümmelung von Kindern entschieden ab. Es kann nicht angehen, dass Minderheiten-Lobbys grundgesetz- und menschenrechtswidrige Gesetze diktieren.

      04.11.2014 von Maria Werner
      @ Manfred Petersmark

      Hallo Manfred, ich habe erst mal etwa eine halbe Minute lang auf das Wort "Arier" gestarrt. Ist Dir denn immer noch nicht klar, dass es so etwas gar nicht gibt? Hast Du Dich noch nie mit Geschichte befasst? Nun gut, ich werde mich jetzt mal zusammenreißen und den Rest Deines Beitrages kommentieren. Manche Männer, die als Kind beschnitten wurden, kommen gut damit zurecht - sie kennen es ja auch nicht anders und selbstverständlich ist auch die Eicheloberfläche eine erogene Zoge, wenn auch nicht vergleichbar mit der Vorhaut. Das ist ja per se auch nichts Negatives. Es ist gut, wenn man mit sich und seiner Sexuelität zufrieden ist. NUR: das heißt im Umkehrschluss noch lange nicht, dass es sich bei der Vorhaut nur um einen kleinen Fitzel Haut handeln würde. Nichts könnte weiter von der Realität entfernt sein. Im Grunde wird einem das schon klar, wenn man anfängt, logisch zu denken: seit mindestens 65 Millionen Jahren gibt es Säugetiere, und alle männlichen Säugetiere kommen ausnahmslos mit einer Vorhaut zur Welt. Warum ist das so? Hat die Natur einen Fehler gemacht? Oder handelt es sich um einen überflüssigen Hautlappen, der rein zufällig in einer jahrmillionen währenden Evolutionsgeschichte beibehalten wurde? Natürlich nicht. Selbstverständlich erfüllt die männliche Vorhaut eine zentrale Funktion bei der Sexualität. Es könnte gar nicht anders sein, und es ist auch nicht anders. Natürlich können vorhautamputierte Männer Sex auch genießen, und viele genitalverstümmelte Frauen genießen Sex ebenso, sind ebenso stolz auf die Amputation, fühlen sich sauber und vollkommen normal. Insgesamt muss man bei Frauen (zum Teil aber auch bei Männern) im Falle eines Vergleichs die verschiedenen Formen der Genitalverstümmelung betrachten, die vom bloßen Einritzen der Klitoris über die Amputation der Klitorisvorhaut oder derjenigen eines Teils oder der gesamten Klitoris bis hin zur sog. "pharaonischen Beschneidung" oder sogar der Infibulation, bei der die Scheide ganz zugenäht wird, reichen können. Die männliche Vorhaut erfüllt beim Menschen etwa 16 verschiedene Funktionen. Sie ist der sensibelste Teil des männlichen Penis. Die Vorhaut ist von ca. 20.000 Nervenzellen durchzogen (die Klitoris-Vorhaut der Frau enthält nur ca. 8.000 solcher Nervenzellen) und enthält spezielle Tastkörperchen, zum Beispiel die Vater-Pacini-Tastkörperchen, die Meißner-Tastkörperchen und die Merkel-Tastkörperchen. Diese Tastkörperchen nehmen Reizungen sehr empfindlich wahr und sorgen so für besonders schöne Gefühle beim Sex. Die Eichel hat eher solche Tastkörperchen, die für die sogenannte "Tiefensensibilität" zuständig sind, also beispielsweise Druckempfinden. Außerdem verhornt sie einige Jahre nach erfolgter Beschneidung, weil sie dann der ständigen Reibung ausgesetzt ist. Hingegen verfügt die Vorhaut über eine sogenannte "feindiskriminierende Oberfläche", wie sie nur an wenigen anderen Stellen des Körpers vorhanden ist, etwa an den Fingerspitzen oder an den Lippen. Die Unterschiede beim Sex mit und ohne Vorhaut können eigentlich nur aus den Berichten von Männern entnommen werden, die sich erst als Erwachsene beschneiden ließen; aufschlussreich sind aber auch Berichte von Männern, die eine Resensibilisierung ihrer Eichel betreiben und den Unterschied von einer keratinisierten (= durch die Beschneidung zwangsläufig verhornten) und einer normalisierten Eichel schildern können. Dass eine Beschneidung das sexuelle Empfinden überhaupt nicht beeinträchtigen würde, ist aber in Anbetracht der Anzahl und der Spezialisierung der mit der Vorhaut mitamputierten Nervenzellen ausgeschlossen. Hier hat ein Mann, der sich erst als Erwachsener beschneiden ließ und den Unterschied mit und ohne Vorhaut kennt, seine Geschichte erzählt: taz.de/1/archiv/digitaz/artike…5759b23ea7f6826fe96ab15c9

      04.11.2014 von Till Benz
      Ungerecht gegen die Kinder

      Die Ungerechtigkeit betrifft vor allem die Rechtsabwägung zwischen Eltern und Kindern. Ein Elternrecht auf Beschneidung verweigert den Kindern elementarste Grund- und Menschenrechte, so das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit und den Schutz vor Misshandlung und Gewalt. Es ist ein typisches Besitz- oder Eigentumsrecht, unvereinbar mit Recht und Gesetz und den wichtigsten Werten jeder entwickelten Gesellschaft. In allen entwickelten Staaten ergibt sich deshalb, unabhängig von Rechtspraxis und Gesetzeslage, ein Verbot der Beschneidung von Kindern zwingend aus den Menschenrechten, meist verankert in der Verfassung. § 1631 d BGB Satz 2: " Dies [das Elternrecht auf Beschneidung] gilt nicht, wenn durch die Beschneidung auch unter Berücksichtigung ihres Zwecks das Kindeswohl gefährdet wird." Nach verständiger Beurteilung der Sachlage muss man also zu dem Schluss kommen, dass dieses Gesetz die Beschneidung von Kindern gerade nicht erlaubt sondern genau im Gegenteil explizit verbietet. Ungerecht ist, dass eine politische und juristische Elite aus reinem Machtkalkül (denn so viel Naivität kann man niemandem unterstellen) weiter nicht die Kinder vor den kriminellen Übergriffen* ihrer Eltern schützt sondern statt dessen die Täter vor einer angemessenen Strafverfolgung. *Hinweis zur Netiquette: Eine rechtswidrige Körperverletzung ist eine Straftat, die Bezeichnung der Beschneidung als krimineller Übergriff entsprechend sachlich zutreffend.

      06.11.2014 von Bela
      Sehr Wichtiges Thema

      Da ich aus eigener Erfahrung weiß das es selbst für junge beschnittene Männer schwer sein kann zum Orgasmus zu kommen und ihre Partnerin das schon nach kurzer Zeit als sehr schmerzhaft empfinden können. Sehe ich es als eine sehr Persönliche Sache an die nur ein Erwachsener entscheiden kann. Niemals sollten Eltern darüber befinden ob ihr Kind ohne medizinischen Grund beschnitten werden soll oder nicht. Medizinische Gründe liegen aber in den aller seltensten Fällen vor. youtube.com/watch?v=TkDr51___Jc Betroffene v-r.de/de/title-0-0/die_beschneidung_von_jungen-1011073/ Ein sehr gutes Buch genitale-autonomie.de/videos-der-vortraege/

      06.11.2014 von Hannes Moser
      Antiirgendwas?

      @Manfred Petersmark: Denken Sie nicht, dass es mal an der Zeit wäre, mit diesen lächerlichen Unterstellungen in Richtung "Antisemitismus" und "Antiislamisch" aufzuhören. Sie unterstellen hier mit Ausnahme eines einzigen Kommentatoren eine "antiislamische Stimmung". Was soll das? Ich wurde ohne medizinische Notwendigkeit eines wichtigen Teils meines Körpers beraubt. Ob der Mann (oder die Frau?), der das damals tat, ein Dr. med. war, oder ein Sünnetci oder ein Mohel, ist völlig ohne Belang. Mein Penis ist in seiner Empfindung eingeschränkt und ich wurde eines großen Teils meiner natürlichen Sexualität beraubt. Punkt. Menschen wie Sie, die Begriffe wie "Antisemitismus", "Islamphobie", "Religionsfeindlichkeit" usw. wie eine Monstranz vor sich hertragen, und jeden, der Ihnen nicht passt, um die Ohren hauen, schaden damit nur sich selbst und ihrem Anliegen. Damit entwerten Sie diese Begriffe und höhlen sie aus, bis nichts mehr davon übrig ist. Wie denken, weil sich hier in diesem Kommentarbereich bisher nur ein einziger Mann gemeldet hat, der aus rituellen Gründen "beschnitten" wurde, sei das ein Beleg dafür, dass rituelle Genitalverstümmelungen unschädlich seien? Wie kommen Sie auf diese Idee? Im Gegenteil, das ist nichts weiter als ein Beleg dafür. welche Gehirnwäsche und welcher Druck in den jeweiligen Kulturen herrscht. Wer von Kindesbeinen an zu hören bekommt, die Vorhaut sei schmutzig, unschädlich und krankmachend, der glaubt das irgendwann. Auch wenn jedes Wort daran in Wirklichkeit falsch ist. Wer sein Leben lang hört, erst, wenn seine Vorhaut abgeschnitten ist, sei er ein vollwertiger Mann, sei er rein und könne keine Krankheiten mehr übertragen, wird dieses angebliche Wissen auch gerne weiter tragen. Ob es nun stimmt, oder nicht. Es ist inzwischen allgemein bekannt, welche Funktion die Vorhaut für den Penis, den Mann, die männliche und auch weibliche Sexualität hat. Doch Sie denken, dies alles mit einem Handstreich und einem süffisanten "Fitzelchen Haut" hinwegfegen zu können. Sie irren sich. Würden Sie Ihre Augen nur einen Spalt weit öffnen, würden Sie erkennen, wie falsch Sie liegen, wie sehr man Sie Ihr Leben lang belogen und um wie viel man Sie betrogen hat. Und sollten Sie wirklich Interesse daran haben, sich weiter zu bilden: Auf beschneidungsforum.de finden Sie in der Rubrik "Leidensgeschichten beschnittener Männer" viele, sehr viele Berichte von Männern, die Probleme haben, die es in Ihren Augen gar nicht geben kann.

      06.11.2014 von Maria Werner
      Phimose im Kindesalter ist keine Krankheit.

      Hallo Manfred, sehe ich das richtig, dass Du vor 1945 eine Vorhautamputation erlitten hast - im Kleinkindalter? Wußtest Du, dass fast alle männlichen Babys mit einer "Phimose" geboren werden, weil dies die empfindliche Eichel vor Austrocknung und Verletzungen schützt? Wußtest Du, dass das ein Normalzustand ist und sich die Vorhaut erst mit durchschnittlich 10,4 Jahren vollständig zurückstreifen läßt? Wußtest Du, dass eine entwicklungsbedingt normale ("physiologische") Phimose in Deutschland der häufigste Grund für eine Vorhautamputation darstellt, diese Amputation in solchen Fällen aber niemals medizinisch indiziert ist (das sage nicht nur ich, frag mal den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte). Man hat Dir etwas weggenommen, Manfred. Man hat Dich verletzt. In Babyalter ist die Vorhaut zudem noch fest mit der Glans verwachsen, etwa wie ein Fingernagel mit dem Finger. Sehr oft besteht diese Verwachsung ("Adhäsion") noch lange fort, manchmal bis ins Jugendalter hinein. Überlege Dir, was das bedeutet. Man hat den Eingriff bei Babys idR nie mit Betäubung vorgenommen. Beschneidungskritik hat nichts mit Antiislamismus zu tun. Punkt. Man sollte den Lesern dieses Forums nicht einfach unterstellen, sie hätten unlautere Motive, wenn sie sich mit einem derartig auffälligen Mißverhältnis in der Behandlung von Kindern männlichen und weiblichen Geschlechts lieber auseinandersetzen möchten als mit der Ärzteversorgung in Berkersheim oder mit Hunden, die sich als Sache behandelt fühlen (steht übrigens schon lange nicht mehr so im BGB, wo es von Anfang an immer nur einen Klarstellungseffekt für die zivilrechtliche, niemals jedoch die tierschutzrechtliche Behandlung von Tieren hatte und die Einfügung des Zusatzes "Tiere sind keine Sachen" im BGB hat im Endeffekt unglaublich viel Geld gekostet, was an anderer Stelle den Tieren m.E. deutlich besser geholfen hätte).

      07.11.2014 von Hannes Moser
      Sarkasmus

      @Manfred Petersmark Öffnen Sie doch bitte diesen Link youtube.com/watch?v=TkDr51___Jc Betroffene und klicken Sie auf Önder Özgeday. Ob dieser junge Mann ebenso viel Sinn für Sakasmus hat, wie Sie?

      07.11.2014 von Rerun
      FR gehört offenbar auch zu den "Qualitätsmedien", die von ihren Lesern nicht verstanden werden.

      Die Begründung, mit der die FR dieses Thema ablehnt, ist mehr als fadenscheinig. "Journalismus unter Verdacht" titelt die FAZ und die FR möchte offenbar zeigen, dass sie die Kunst, an den Lesern vorbeizuzielen, auch perfekt beherrscht. Damit hat die FR die ganze Aktion jegliche ernsthaftigkeit verloren. Die Meinung der Leser interessiert sowieso nicht bzw. nur solange, wie es die eigene ist. Passend dazu möchte man twittern: #FRistfuermich scheinheilig.

      07.11.2014 von picard72
      Taurig

      Also, die Begründung der FR-Redaktion zur Ablehnung dieses Themas macht mich als unfreiwillig Beschnittener doch wütend und fassungslos. Also, die verschiedenen Varianten der FGM und der männlichen Beschneidung dürfen UNTER KEINEM GESICHTSPUNKT verglichen werden ? Sie tun so, als hätte jemand die schlimmsten Varianten der weiblichen Genitalverstümmelung ( pharaonische Beschneidung u.a) mit dem Abschneiden der männlichen Vorhaut gleichgesetzt. Das hat natürlich niemand getan. Aber erstens gibt es auch weniger invasive Varianten der weiblichen Beschneidung, die durchaus mit der männlichen Vorhautamputation vergleichbar sind oder sogar weniger beeinträchtigend sind, zweitens ist es keinesfalls so, dass " Beschneidungen" von Jungen immer unter klinisch einwandfreien Bedingungen vorgenommen werden, sondern teilweise erhebliche Komplikationen auftreten können ( was ja Auslöser des Kölner Urteils war ) und drittens gibt es seher, sehr viele Männer, die alles andere als glücklich mit ihrer " Beschneidung" sind und sogar darunter leiden. Und auch bei der Motivation zur Beschneidung gibt es durchaus vergleichbare Aspekte. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie von all dem nichts hören wollen , das ist mehr als bedauerlich und enttäuschend. Ein Zeichen für Qualitätsjournalismus ist es nicht. Es ist feige und billig.

      07.11.2014 von Franka
      Ein Junge ist eben nur bedingt ein Kind...

      " Die Redaktion lehnt es ab, ein entsetzliches Verbrechen wie Genitalverstümmelung bei Frauen und Vorhaut-Beschneidung bei Männern unter irgendeinem Gesichtspunkt zu vergleichen, schon gar nicht unter dem der Gerechtigkeit." .....es ging bei dieser Angelegenheit jedoch um Kinder! Hier haben wir ein kleines Beispiel, wie DDR-Journalismus funktionierte. Wir mussten unser Leben für ein Stückchen Gesellschaftskritik riskieren. Ihr hingegen riskiert nichts mehr... Aber das Thema "Beschäftigte vs. Beamte" ist bestimmt mal wieder der Renner. Das ist nämlich regelmäßig eines der Top-Themen der BILD GmbH & Co.KG

      07.11.2014 von Loaded
      Wie bitte?

      Da steht doch: "Die Gewinner-Vorschläge aus dem VOTING werden von der Redaktion recherchiert" Und das soll jetzt nicht mehr gelten? Man kommt sich auf den Arm genommen vor! Erst wird gefragt, und dann wird die meistgewünschte Antwort einfach ignoriert? Gelenkte Demokratie... *schauder* Gibt es geschlechtliche Diskriminierung für die FR-Redaktion nur dann, wenn sie zum Nachteil des weiblichen Geschlechts ist?

      07.11.2014 von Georg Zimmermann
      Man fasst es nicht!

      Bei Mädchen ist also das Abschneiden der Vorhaut (Sunna) ein entsetzliches Verbrechen, und bei Jungen nicht? Und das soll der Grund sein für die Nichtaufnahme ins Voting?

      07.11.2014 von Karsten Braun
      Die Begründung

      Was mich an der Begründung der Redaktion wundert: da steht "Frauen" und "Männer". Was soll das? Wer hätte etwas einzuwenden, wenn sich erwachsene Männer ihre Vorhaut abschneiden lassen? Es geht aber überhaupt nicht um Erwachsene, sondern um wehrlose Kinder! Über deren Kopf hinweg über ihre genitale Integrität entschieden wird, in deren spätere Sexualität irreversibel und elementar eingegriffen wird. Aber das Thema ist der FR wohl zu "heikel", nehme ich an. Das nenne ich feige!

      07.11.2014 von Hans Waldorf
      Vielleicht der falsche Recherche-Vorschlag

      Wäre der Redaktion "Die männliche Vorhaut-ein Fehler der Natur, oder ist die Annahme man könne diese ohne Folgen für das sexuelle Empfinden entfernen, ein Fehler der Medizin, der Politik, der Gesellschaft?" als Themenvorschlag lieber gewesen? Ich ließ mich als Erwachsener wegen einer relativen Phimose beschneiden. Dies war vor nun fast 15 Jahren. Die Ärzte versicherten mir damals es gäbe keine anderen Möglichkeiten als eine radikale Beschneidung, um dieses Problem zu beheben. Seit diesem Eingriff, bei dem meine komplette innere Vorhaut und mein Frenulum entfernt wurden, ist es mir nicht mehr möglich sexuelle Befriedigung zu erfahren. Ich kann meine Sexualität ausleben, sie aber nicht mehr befriedigen. Ich kann ejakulieren, aber nicht mehr orgasmen. Ich kann Ärzten von meinen Problemen erzählen, sie aber nicht beweisen. Und immer bekomme ich zu hören, Sex spielt sich im Kopf ab, nicht zwischen den Beinen. Männer brauchen für Sex nur eine halbwegs intakte Eichel und eine Erektion um Befriedigung zu erfahren. Erst viel später erfuhr ich, das es verschiedene Beschneidungsstile gibt, das die innere Vorhaut und Frenulum nicht entfernt werden müssen, das es sogar Erweiterungsplastiken gibt, wo gar nichts entfernt werden muss. Teilbeschnittene berichten oft, das sie ohne Zuhilfenahme von, für mich seit meiner Vorhautamputation unverzichtbar, Gleitmittel masturbieren können. Nur durch hin- und herschieben ihrer verbliebenen inneren Vorhaut auf dem Penisschaft, ohne ihre Eichel miteinzubeziehen, ist es ihnen möglich sich Befriedigung zu verschaffen. Es gibt aber auch viele Frauen die über Schmerzen beim Verkehr mit beschnittenen Männern berichten. Schmerzen, die sie mit intakten Männern nicht haben. Seit diesem Eingriff ist noch kein Tag vergangen, an dem ich meine Entscheidung nicht zutiefst bereut habe. Ist die Vorhaut mit ihren ca.20.000 Nervenendigungen also ein Fehler der Natur?

      07.11.2014 von Steffen
      Empathieverweigerung

      Nachdem die FR noch im April 2014 den mutigen und hervorragenden Blogtalk moderiert hatte, siehe frblog.de/intaktiv/, wird jetzt mit einer an den Haaren herbeigezogenen Begründung der sprichwörtliche Schwanz eingezogen. Ich frage mich, was in der Zwischenzeit passiert ist...Dieser Vorschlag weist MIT ABSTAND die meisten Bewertungen und Kommentare auf und hat von allen Vorschlägen die BESTE Bewertung. Alleine um herauszufinden, warum dem so ist, kommt man als Journalist nicht um dieses Thema herum, ganz zu schweigen davon, dass man so viele ernsthafte Beiträge, auch und vor allem von persönlich Betroffenen, nicht ignorieren kann, nicht ignorieren darf. Die Überschrift lautet doch "Was ist gerecht?". Und nur bei dieser Frage weiß die FR bereits die Antwort, bei allen anderen wie z. B. Nutztierhaltung, Grundeinkommen und gerechtes Wahlsystem nicht? Dann können Sie mir sicher auch die folgenden Fragen beantworten: Wenn es sich bei dem an mir durchgeführten Eingriff um KEINE Genitalverstümmelung handelt, warum nehme ich es auf mich und schreibe diesen Kommentar? Warum bin ich nicht der einzige? Warum gibt es Bücher, in denen sich Männer wie ich entsprechend äußern? Warum Organisation, die sich für Betroffene wie mich einsetzen? Und warum sind diese Fragen nicht ausreichend Anlass für einen Journalisten, in dieses Thema einzutauchen? Auf jeden Fall gibt man mit der genannten Begründung Betroffenen wie mir eindeutig zu verstehen, dass wir für unser Leiden offensichtlich keine Empathie verdient haben. Dafür vielen Dank!

      07.11.2014 von Steffen
      Noch mehr Fragen...

      Warum wird ein wissenschaftliches Symposium zu dem Thema abgehalten, wenn es nichts zu diskutieren gibt? (siehe genitale-autonomie.de/) Warum bezeichnen renommierte Wissenschaftler wie Prof. Franz die Beschneidung von Jungen als Verstümmelung, wenn es sich nicht um eine solche handelt? (siehe youtube.com/watch?v=2Nlt4Kw_wFs) Warum unterwerfen sich Männer den Anstrengungen einer sog. Vorhautwiederherstellung, wenn es keine Nachteile gibt? (siehe norm.org/) Warum gibt es Organisationen wie Jews Against Circumcision, wenn dieses Ritual so unverzichtbar für die jüdische Identität sein soll? (siehe jewsagainstcircumcision.org/)? Warum gibt es eine Broschüre des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte BVKJ, die über die Funktionen der Vorhaut aufklärt, wenn es sich nur um ein überflüssiges Stück Haut handelt? (siehe kinderaerzte-im-netz.de/fileadmin/pdf/kin/oh-mann.pdf) Interessante und spannende Fragen. Aber anscheinend nicht spannend genug für die FR…

      07.11.2014 von picard_72
      verletzend...

      Qualitätsjournalismus zeichnet der Mut aus, gesellschaftliche Dogmen und Normen zu hinterfragen. Ja, das Thema ist in vielerlei Hinsicht brisant und sensibel. Und ich hätte es noch irgendwie verstanden, wenn die Redaktion wenigstens offen zugegeben hätte, dass ihr die Sache zu heiß ist. Die fadenscheinige Begründung allerdings empfinde ich als eine schallende Ohrfeige und offene Verhöhnung für alle negativ Betroffenen.

      08.11.2014 von Regina
      Ist es zu fassen?

      Da wird ein Thema als wichtig erachtet, der Redaktion passt das Thema nicht und daher können so viele Voten wie nur wollen das wird nicht gemacht? Wozu wird denn dann nachgefragt? Ist es nicht Aufgabe der Presse Recherche zu betreiben unabhängig von Staat und sonstwas?

      08.11.2014 von Stefan Schritt
      Wozu dann noch Zeitung ?

      Was die FR hier sagt ist erschreckend. Unter *keinerlei* Gesichtspunkt wolle man das vergleichen. also nicht einmal die eigene Suggestion, daß das eine extrem schlimm, das andere hingegen vernächlässigbar sei, untermauern. Von einer tiefergehenden Recherche zu dem Thema ganz zu schweigen. "Ich habe meine Meinung, bitte verwirren sie mich nicht mit Tatsachen" - für eine derartige Aussage braucht es keinen Journalismus, und erst recht keine FR. Mit einer derartigen Haltung beraubt sich das Blatt jeglicher Existenzberechtigung - wer kauft schon eine Zeitung, die nur druckt, aber nicht nachfragt ? Da kann man sich auch den IKEA-Katalog durchlesen.
      Alle Teile des kindlichen Körpers sind Eigentum allein des Kindes. Das Grundrecht auf Eigentum beinhaltet auch das Recht auf Vorhaut.

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    • Die unerwünschten Kommentare 2

      08.11.2014 von HaWeHa
      Diese Verweigerung...

      ....geehrte Damen und Herren von der Redaktion, gewährt Ihnen nur einen Aufschub. Die Einschnitzung von Weltanschauung in die Genitalien Wehrloser ist ein DinoSaurier. Tatsächlich ist dieser gerade mal 1870 Jahre alt (als die Biblische Beschneidung [Klippen des Acroposthions] zur totalen Praeputium-Ablation verschärft wurde. Diese Angelegenheit steht ganz oben in der online-Diskussion "was ist erlaubt"

      08.11.2014 von Victor Schiering
      Faustschlag ins Gesicht

      Für mich als Betroffenen, der unter den Folgen einer Vorhautamputation im Kindesalter leidet, ist dies ein weiterer Tiefschlag. Die Rechte von Jungen interessieren die Redaktion der FR nicht. Ihr Körper stellt wohl so etwas wie eine öffentliche Verhandlungsmasse dar. Der Verstoß gegen die Rechte auch von Jungen auf einen vollständigen Körper ist man zu feige als das zu benennen was es ist. Bei Mädchen dagegen ist man so "mutig", eine Menschenrechtsverletzung auch als eine solche zu bezeichnen: findet ja auch meistens schön weit weg statt und überhaupt eher in Afrika. Auf afrikanische Traditionen, Sitten und Gebräuche lässt sich in Deutschland schön feste draufhauen. Tja, vor der eigenen Haustür verlässt viele dann auf einmal der Mut. Da ist dann auf einmal nichts mehr vergleichbar, und sicherheitshalber verweigert man gleich jegliche Recherche und plappert Stereotypen nach. Es ist ja auch so viel bequemer, wegzuschauen und sich damit auch noch weltoffen und tolerant zu brüsten: "Was geht das mich an?" Jungen haben keine Lobby.

      08.11.2014 von Maria Werner
      Ich habe es nicht anders erwartet.

      Beschneidung von Jungen ist das größte Tabuthema unserer Zeit, und viele Redaktionen verschiedener Medien legen allergrößten Wert darauf, ernstzunehmende Diskussionen darüber im Keim zu ersticken. Die Diskussionen liefen 2012 genauso ab wie diese hier. Ich kann mich an keinen einzigen Fall von Antisemitismus oder Antiislamismus erinnern, obwohl ich die teilweise sehr interessanten Diskussionen der Leser und Leserinnen im Kommentarbereich sehr aufmerksam verfolgt habe. Auf welche Tatsachen einige Journalisten diese Unterstellung stützen wollen, bleibt wohl für immer deren Geheimnis. Aber es wird den Lesern in vielen Zeitungsartikeln wieder und wieder so eingebleut, erst zuletzt in einem Artikel der FR über die Ausstellung "Haut ab!". Damit das Thema tabu bleibt. Damit niemand es anrührt. Meinungen zu diesem Thema werden von Seiten solcher Redaktionen streng festgelegt und vorgegeben, und Artikel darüber werden einzig und allein zu dem Zweck verfasst, die Leserinnen und Leser über diese festgelegten Meinungen zu belehren. Danke für Deine Beteiligung an der Diskussion, Manfred Petersmark - ich finde es völlig in Ordnung und legitim, über diese Fragen verschiedene Ansichten zu vertreten und ich habe Achtung vor Deinem Mut, auch über Intimes zu sprechen. Demokratie wäre, sich über verschiedene Ansichten sachlich und argumentativ auszutauschen, ohne sich sich gegenseitig persönlich anzugreifen. Manchmal geht man auch auseinander mit der Feststellung, dass es eben beides gibt: Männer, die sich verstümmelt fühlen und sexuelle Probleme aufgrund der "Beschneidung" haben wie auch Männer, die mit ihrer Vorhautamputation zufrieden sind und nicht über Einschränkungen klagen. Journalismus wäre, solche Fragen ernsthaft zu recherchieren und die unterschiedlichen Meinungen, vor allem aber auch die Tatsachen etwa über medizinische und sexuelle Folgen der Vorhautamputation objektiv (!!!!!!!!) abzubilden, damit die Leser sich letztlich ihre eigene Meinung auch über die unterschiedliche Behandlung von Kindern unterschiedlichen Geschlechts in der jetzigen Gesetzeslage bilden können - ein Anspruch, dem die Redaktion der FR nicht gewachsen ist. Sie war es 2012 nicht, und sie ist es jetzt immer noch nicht.

      08.11.2014 von Hans Waldorf
      Ist das gerecht?

      Ging es der Fragestellerin um einen direkten Vergleich der körperlichen Auswirkungen von unnötigen Manipulationen an menschlichen Genitalien? Oder um das aufdecken der Ungerechtigkeit wie unser Gesetzgeber die Wichtigkeit intakter Genitalien bei Männern und Frauen beurteilt?Vergleichen kann man die Auswirkungen wohl nie. Schon Männer beurteilen ein und denselben Eingriff unterschiedlich. Frauen ebenso. Wie soll man dann noch Frauen mit Männern vergleichen? Aber kann die Entfernung von 70% der erogensten Teile am männlichen Glied ohne Folgen fürs sexuelle Empfinden sein, wie uns Ärzte immer wieder einzureden versuchen, und Politiker glauben (wollten), als sie dieses Schandgesetz verabschiedeten?

      09.11.2014 von Peter
      Weder richtig noch aufrichtig

      Die Argumentation, warum die FR die Behandlung ablehnt, finde ich unaufrichtig. Fakt ist, dass die Beschneidung ohne Einwilligung der Betroffenen stattfindet, schmerzhaft ist und zu einer unumkehrbaren Veränderung des Körpers führt. Einen Unterschied gibt es bei der rituellen Legitimation, die in einem Fall historisch Teil unserer Gesellschaft ist und im anderen Fall nicht. Eine öffentliche Diskussion, die auch den an Veränderung interessierten Betroffenen ein Sprachrohr gibt, lockt leider auch diejenigen an, die nur ausgrenzen, beleidigen und hetzen wollen. Eine Demokratie und erst recht eine Zeitung wie die FR muss das aushalten können. Die Diskussion erst gar nicht zuzulassen, ist nicht richtig.

      09.11.2014 von Johannes Pabst
      Ein 'Unrechtswettbewerb'?

      Ich wurde selber aus nichtigen Gründen im Alter von 7 Jahren beschnitten und habe dies Zeit meines Lebens gehasst. Eltern haben NICHT das Recht, die genitale Unversehrheit ihrer Kinder nach ihrem Gusto zu opfern. Dabei ist es völlig egal, welchen Geschlechts das Kind ist und wie tief der Eingriff - oder besser - wie groß das Schadensausmaß! Auf den Misstand in der Gesetzgebung in bezug auf Geschlechtergerechtigkeit hat schon vor über einem Jahr der Jurist Tonio Walter in Der ZEIT hingewiesen [1]: "Das, was eine Frau körperlich ausmacht, ist unantastbar. Aber das, was einen Mann körperlich ausmacht, darf zurechtgeschnitten werden. Das weibliche Geschlecht ist sakrosankt, das männliche disponibel." Die pauschale Begründung der FR Redaktion diese Eingabe wegen angeblicher Unvergleichbarkeit abzulehnen ist denn auch sachlich unrichtig, feige und gesellschaftspolitisch skandalös. Die FR möchte gezielt wesentliche Teile der Wahrheit ausblenden und Unrecht verschweigen. Man tut gerade so, als wäre Genitalverstümmelung eine Art "Leidens- oder Unrechtswettbewerb", den nur ein Geschlecht gewinnen kann, und das sei nun mal das weibliche. Nach dem Motto "the winner takes it all", wird dieses "gerechterweise" in vollem Umfang (!) selbst vor leichtem Anritzen oder Einstechen der Genitalien geschützt, während das männliche zum Gestaltungsbereich elterlicher Vorstellungen werden darf. Bis zu 50% der Penishaut dürfen entfernt, zwei erogene Zonen (das innere Vorhautblatt und das frenulare Delta) zerstört und die dritte - nämlich die Eichel - durch Offenlegung und zunehmende Desensibilisierung in Mitleidenschaft gezogen werden. Der für sanftere Varianten des Geschlechtsverkehrs so wichtige Roll-Gleit-Mechanismus des Schaftes in der Vorhaut existiert dann nicht mehr - es resultiert nichts anderes als ein fleischgewordener Dildo. Sicher: Zeugungsfähig ist er in der Regel durchaus und wohl eine Freude für manchen Fetischisten. Niemals aber kann es das Recht aller Eltern sein, so etwas ihrem männlichen Nachwuchs aufzuzwingen. Wie falsch die FR mit ihrer Begründung liegt und wie gut Männer in diesem "Unrechtswettbewerb" dann eben doch "mithalten" können, zeigt die folgende Fotodokumentation aus Süd-Afrika [2]. Die Redaktion möchte mir bitte mal erklären, wieso das nun im Gegensatz zur pharaonischen Beschneidung KEIN Verbrechen sein soll. Und man möge mir bitte nicht damit kommen, dass diese Ergebnisse nur den unhygienischen Zuständen geschuldet sind. Wieso "medikalisieren" wir dann nicht einfach auch die weibliche Beschneidung, führen sie unter hygienischen Bedingungen durch und machen sie etwas weniger invasiv? Ich kann Ihnen sagen warum und bin damit wieder bei meinem Ausgangspunkt: Weil JEDE medizinisch nicht strikt indizierte Beschneidung von Kindergenitalien eine Menschenrechtsverletzung ist! Bei Mädchen sind Sie bereit, das anzuerkennen. Bei Jungen nicht. Und das ist das Skandalöse an Ihrer Begründung. [1] Walter, Tonio (2013): Das unantastbare Geschlecht. In Deutschland wird jetzt Genitalverstümmelung bestraft - aber nur, wenn Frauen die Opfer sind. In: Die Zeit, 04.07.2013, S. 13. Online verfügbar unter zeit.de/2013/28/genitalverstuemmelung-gesetz-frauen. [2] ulwaluko.co.za/Photos.html

      10.11.2014 von Bronski (FR)
      Zum Thema Beschneidung

      Liebe Leute, es gibt anscheinend ein Missverständnis aufzuklären. Die FR hat nicht gesagt, dass sie sich des Themas „Rechtsprechung in Sachen Knabenbeschneidung" grundsätzlich nicht annimmt. Dies hat sie ja bereits getan und groß und prominent darüber berichtet – unter anderem in dem sehr intensiven Blogtalk, der in Ihren Kommentaren auch erwähnt wurde. Was die FR ablehnt, ist, dieses Thema im Vergleich mit dem Unrecht der Frauenbeschneidung zu behandeln. Man sollte ein Unrecht nicht mit einem anderen vergleichen, auch wenn hier eine Ungleichbehandlung vorliegt. Wir würden sonst nämlich unweigerlich bei der Frage landen, was denn schlimmer sei. Und diese zynische Frage wollen und werden wir uns bei solchen grundsätzlichen und wichtigen Themen nicht stellen. Unsere Ablehnung resultiert also allein aus der Fragestellung, mit der das Thema eingereicht wurde. Es konnte zu diesem Missverständnis natürlich nur kommen, weil ich die Recherche-Idee ursprünglich angenommen und sie mit der grünen Banderole versehen habe. Als wir redaktionell über das Thema sprachen, wurde das Thema dann anders bewertet. Zu diesem Zeitpunkt waren schon sehr viele Stimmen für diesen sehr spät eingereichten Recherche-Vorschlag abgegeben worden. Ich danke Ihnen und Euch für Engagement. Bronski

      10.11.2014 von Stefan Schritt
      Lieber Bronski

      Ich denke nicht, daß die Redaktion den Grundgedanken richtig erfasst hat. Es geht nicht darum, zu vergleichen, was schlimmer ist, Unrecht gegeneinander aufzurechnen oder sich um Komplikationsraten oder Eingriffstiefen zu streiten. Es geht darum, die generelle Frage zu klären, ob ein Unrecht vollumfänglich verboten, ein anderes dagegen - ebenso vollumfänglich - explizit legalisiert werden kann. Lässt man die Frage nach der Eingriffstiefe mal außen vor, bleibt als einziger Unterschied das Geschlecht - und das ist in meinen Augen schon Grund genug, hier mal genauer hinzusehen. Hier ist die Frage nach der Gerechtigkeit durchaus angebracht.

      10.11.2014 von Hannes Moser
      Einspruch

      Danke für diese Antwort, Bronski. Zustimmen kann ich ihr jedoch nicht ansatzweise. Von den hier diskutierenden Teilnehmern möchte kein einziger ein Unrecht gegen das andere aufwiegen. Mehrfach wurde betont, dass man kein Interesse an einem Wettbewerb des Grauens und des Leides hat. Es geht den Diskutanten darum, dass JEDER Eingriff an Kindergenitalien zu unterbleiben hat, sofern er nicht zwingend medizinisch indiziert ist. Die angesprochene Ungleichbehandlung haben nicht die Diskutanten und auch nicht die Fragestellerin ins Spiel gebracht, sondern der Gesetzgeber. Er stellt klar fest, dass die Genitalien von Mädchen unter allen Umständen zu schützen sind, während die von Jungen zur freien Verfügung ihrer Eltern und verschiedenen Religionsvertretern seien. Dies anzusprechen muss erlaubt sein. Wie sollte man dies Unrecht bitte sonst anklagen, wenn nicht über ein "Warum bei Mädchen erlaubt, bei Jungen jedoch nicht?" Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, das die FR hier verlangt. Und eine Peinlichkeit obendrein.

      10.11.2014 von Rerun
      Abgehängt

      Lieber Bronski, jetzt bin ich abgehängt. Wie will man denn der Frage "Was ist gerecht?" nachgehen, wenn man "ein Unrecht nicht mit dem anderen vergleichen soll"? Die Frage nach Gerechtigkeit geht doch gerade der Frage nach Bevorzugung und Benachteiligung nach und fragt doch explizit nach einer relativen Bevorzugung oder Benachteiligung und nicht nach einer absoluten. Wie will man diese aber beantworten, wenn man jeglichen Vergleich als Dogma ausschließt? Ich verstehe auch nicht, was an der Frage, was den schlimmer sei, zynisch sein soll. Es wäre ja auch nicht zynisch zu fragen, ob jetzt FGM Typ III schlimmer als Typ Ia ist. Wäre der Vergleich unterschiedlicher FGM Typen ebenso zynisch? Und wenn nicht, warum dann der Vergleich mit der Beschneidung von Jungen? Es ist ja gerade die Kritik und das was als ungerecht empfunden wird, dass hier stets die weibliche, pharaonische Beschneidung mit der von Jungen verglichen wird, um zum Ergebnis zu kommen, dass man das ja nicht mal vergleichen dürfe. Niemals wird z. B. das Anritzen des Schamlippen mit einer Subinzision oder dem was in Jungen in Afrika angetan wird herangezogen Und dieses Dogma führt ihr hier, Missverständnis hin oder her, weiter fort und das ist für mich, um ehrlich zu sein, zynisch.

      10.11.2014 von Johannes Pabst
      Wirklich ein Missverständnis?

      Der Recherche-Vorschlag von Meike Beier hebt auf das unterschiedliche rechtliche Schutzniveau von Kindern weiblichen versus männlichen Geschlechts ab. Zu erkennen, dass hier eine eklatante Ungleichheit vor dem Gesetz besteht, bedarf es im Grunde keines Vergleichs ob - sagen wir mal - eine dem Mädchen aufgezwungen Kliteropexie mehr oder weniger ungerecht ist als eine dem Jungen aufgezwungene Radikalzirkumzision. Paragraph 226a schützt Mädchen nämlich vollumfänglich, Jungen hingegen überhaupt nicht. Paragraph 1631d macht die genitale Unversehrtheit von Jungen - und nur diesen (!) - zum elterlichen Dispositiv aus beliebigen Gründen (was im übrigen von der Presse fast NIE so präzise festgestellt wird; stattdessen verbreitet man nach wie vor lieber die Viertelwahrheit: "religiöse Beschneidungen bleiben straffrei"). Das Missverständnis (wenn es denn überhaupt eines gibt) kommt m.E. ausschließlich durch Eure Formulierung zustande, in der "ein entsetzliches Verbrechen wie Genitalverstümmlung bei Frauen mit Vorhaut-Beschneidung bei Männern" unter keinem Gesichtspunkt verglichen werden soll. Diese Formulierung impliziert erst den wertenden Vergleich durch Annahme bestimmter Schadensausmaße hier wie dort und unterstellt der Inititiantin ihn unzulässigerweise vorgenommen zu haben. Die dahinterstehende Taktik hat Tonio Walter in seinem Artikel "Das Unantastbare Geschlecht" ebenfalls schon sehr treffend beschrieben: "Erstens: Die Beschneidung von Mädchen heißt in allen Formen "Verstümmelung", die der Jungen stets nur Beschneidung. Zweitens steht für die Beschneidung von Mädchen das Säbeln der Klitoris mit einer Glasscherbe oder Rasierklinge in Afrika, unter der Beschneidung von Jungen stellen sich die meisten Menschen einen medizinisch einwandfreien Eingriff vor. Drittens gilt für religiöse und ethnische Motive, dass man vor ihnen bei der Jungenbeschneidung großen Respekt haben muss, während sie bei der Mädchenbeschneidung nur Scheinlegitimationen sadistischer Barbarei sind. Und daher sind viertens auch die mildesten Formen der Beschneidung von Mädchen stets etwas "völlig anderes" als noch die radikalste Beschneidung eines Jungen. Fünftens: Alle Formen der Mädchenbeschneidung führen zu schlimmsten körperlichen wie seelischen Schäden; alle Beschneidungen von Jungen verlaufen komplikationsfrei und haben keine nennenswerten Folgen. Mit der Wirklichkeit hat das alles wenig zu tun."

      10.11.2014 von Regina
      Realität

      Etwas Hilfe für die Recherche gefällig? sueddeutsche.de/panorama/besch…r-maennlichkeit-1.1682390 fr-online.de/panorama/beschnei…ill,1472782,23773402.html beschneidung-von-jungen.de/hom…nen-der-beschneidung.html wiwo.de/technologie/forschung/…r-hautfabrik/5972278.html catalog.coriell.org/0/Sections…FK.aspx?Ref=NHFK&PgId=202 drmomma.org/2010/05/the-perils…stibell-circumcision.html Die Hintergründe sind doch immer die selben, egal ob Mädchen oder Junge mama-afrika.org/de/genitalvers…g/kultureller-hintergrund Ich sehe eindeutige Parallelen. Tradition, Initiation, Religion das ist bei beiden Geschlechtern der Grund für die Verstümmelung und es wird erst aufhören wenn beides geächtet ist und der Täter Opfer Kreislauf durchbrochen.

      10.11.2014 von Bronski
      @ Stefan Schritt

      Ich widerspreche Ihnen nicht. Die FR wird dieses Thema trotzdem nicht auf diese Weise anfassen. Wenn wir es anpacken, dann nicht unter dem Gesichtspunkt der Geschlechtergleichbehandlung. So können vielleicht Kampagnenmacher an das Thema herangehen, da sie pointiert formulieren und zuspitzen müssen, um den Fokus der Öffentlichkeit überhaupt auf sich zu ziehen. Die FR uns diesen Fokus jedoch ganz gewiss nicht zueigen machen. Ich empfinde ihn als kritikwürdig bis zynisch. Wenn wir das Thema anpacken, dann unter dem Aspekt der Verletzung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit

      10.11.2014 von Bronski
      @ Hans Moser

      Siehe mein vorangegangener Kommentar. Es ist Ihnen selbstverständlich erlaubt, die Ungleichbehandlung in jeder Weise anzusprechen, die keine Rechte verletzt. Deswegen muss die FR aber noch lange nicht in genau dieser Weise auf Ihren Zug springen.

      10.11.2014 von Bronski
      @ Rerun

      Ein Unrecht ist ein Unrecht, weil es ein Unrecht ist - und nicht, weil es anderes Unrecht gibt, das vergleichbar wäre. Über das Unrecht "weibliche Beschneidung" braucht man nicht zu diskutieren, zumindest was Deutschland betrifft. Ich denke, der Casus ist hierzulande zufriedenstellend geregelt. Ich wüsste daher nicht, warum man eine Recherche über Knabenbeschneidung davon abhängig machen sollte. Wie gesagt: Kampagnemacher dürfen das, müssen das vielleicht sogar. Wir von der FR müssen das nicht und wollen das auch nicht. Wir als Journalisten sind gut beraten, ein Thema möglichst eng zu fassen, um seinen Kern herausarbeiten zu können. Wir versuchen, Themen zu isolieren, ohne zugleich den Gesamtzusammenhang aus den Augen zu verlieren. Und der Kern des Problems mit der aktuellen gesetzlichen Regelung zum Thema Knabenbeschneidung ist nicht, dass weibliche Beschneidung vom Gesetzgeber anders behandelt wird, sondern der Kern ist, dass bei der Knabenbeschneidung ein menschliches Grundrecht verletzt wird.

      10.11.2014 von Bronski
      @ Johannes Pabst

      "Wirklich ein Missverständnis?" Wirklich ein Missverständnis. Zu Ihren einzelnen Punkten habe ich oben schon alles gesagt. Darüber hinaus führt Ihr Kommentar in genau der zu befürchtenden Weise vom Thema weg, die ich oben angedeutet habe: Wenn man über Knabenbeschneidung in Abgrenzung zur weiblichen Beschneidung redet, muss man über weibliche Beschneidung reden. Wenn ich Kampagnemacher wäre, würde ich so was vermeiden, denn das führt nur dazu, dass viele Menschen sagen könnten: "Boah, weibliche Beschneidung ist echt ungerecht und brutal - da kann das kleine Hautfitzelchen, das einem Säugling abgeschnitten wird, ja wohl nicht mithalten. Was wollen diese komischen Beschneidungsgegner eigentlich?"

      10.11.2014 von Bronski
      @ Regina

      "Tradition, Initiation, Religion das ist bei beiden Geschlechtern der Grund für die Verstümmelung ..." Na, wenn wir schon bei den Gründen sind und wenn die so klar benennbar sind, dann sollten wir eher hierüber diskutieren. In dieser Richtung zu recherchieren bzw. aufzuklären könnte doch viel spannender sein, als ein Geschlecht gegen das andere auszuspielen. (Ich weiß, so hat Meike Beier es nicht gemeint, aber Gegner ihres Postings können das so auffassen und werden diese Schwachstelle nutzen.)

      10.11.2014 von Bronski
      @ all

      Nachdem - so hoffe ich jedenfalls - mehr Klarheit über die Gründe eingezogen ist, warum die FR das Thema in der gestellten Form abgelehnt hat, möchte ich noch etwas loswerden. Ich finde den Verdacht, der in einem der Kommentare oben geäußert wurde, die FR versuche, das Thema zu unterdrücken, mehr als befremdlich. Schließlich war es gerade die FR, die mit Meike Beier damals den vielbeachteten Blogtalk zum Thema Knabenbeschneidung gemacht hat. Warum sollte dieselbe Zeitung dieses Thema nun plötzlich unterdrücken wollen? Ich möchte daher bei allen Beteiligten um etwas mehr Vorsicht und auch um mehr Respekt im Umgang miteinander werben. Man kann strittige Themen durchaus kontrovers diskutieren, ohne gleich auf solche Unterstellungen zurückgreifen zu müssen. Also: Lasst uns freundlich bleiben, auch wenn wir vielleicht nicht zu hundert Prozent derselben Meinung sind. Viele Grüße, Bronski

      10.11.2014 von Stefan Schritt
      Lieber Bronski

      Ich verstehe schon, welchen Ansatz die FR verfolgt - allerdings deckt sie damit nur einen Teilbereich ab. Wenn sie "nur" vom Standpunkt der körperlichen Unversehrheit betrachten, haben sie zwar den mit Abstand wichtigsten Part am Wickel, aber die Gleichbehandlung der Geschlechter ist ebenfalls ein Grundrecht, das mit 1631d / 226a verletzt wird. Was den meisten hier vermutlich sauer aufstößt, ist wohl die Art und Weise, in der die Absage erfolgte. Es wurde suggeriert, daß etwas sehr Schreckliches mit etwas Banalem verglichen werden sollte, und man das nie und nimmer und in keiner Form tun wolle - nicht einmal, um zu sehen, ob ein Vergleich denn tatsächlich so daneben wäre. Das verharmlost die Vorhautamputation massiv, und deckt sich hervorragend mit den Abwehrstatements von Beschneidungsbefürwortern. Zitat: *** Wenn ich Kampagnemacher wäre, würde ich so was vermeiden, denn das führt nur dazu, dass viele Menschen sagen könnten: "Boah, weibliche Beschneidung ist echt ungerecht und brutal - da kann das kleine Hautfitzelchen, das einem Säugling abgeschnitten wird, ja wohl nicht mithalten. *** Nun, das ist eine Sichtweise, die primär auf dem Mythos beruht, es wäre eben nur "ein Hautfetzen". Genau diesem Unfug wollen wir entgegenwirken, deshalb kann MGM nicht ohne FGM thematisiert werden - und umgekehrt. Genitale Selbstbestimmung gibt es nun mal nur geschlechtsneutral. Daß das zu - zugegebenermaßen teils reflexartigen - Kommentaren führt, die die Seriösität der FR anzweifeln, ist bei nachgehender Betrachtung fast unvermeidlich. Die Redaktion hätte gut daran getan, nicht den Eindruck zu erwecken, sie rezitiere mit ihrer Absage nur die kurzsichtigen Argumente der Beschneidungslobby, und wolle das ebenfalls zu zwei komplett separaten Themen deklarieren, die nichts miteinander zu tun haben. Ich freue mich, daß Sie sich all unserer Kritik angenommen haben, und hoffe, Sie nehmen mir die Heftigkeit meiner ersten Kommentare nicht allzu übel - aber den Schuh der provokativen Formulierung, den muss sich die FR anziehen.

      10.11.2014 von picard_72
      Der Ton macht die Musik

      Vielleicht war es einfach die brüskierend formulierte Begründung ( " die Redaktion lehnt es ab... ein entsetzliches Verbrechen ... unter irgendeinem Gesichtspunkt zu vergleichen mit ( eurem Anliegen ) .... schon gar nicht unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit" , die dieses "Missverständnis" hervorgerufen hat ? Sorry, das ist keine freundliche Absage ( die sähe in etwa so aus: " wir bitten um Verständnis, dieses Thema in dieser Form nicht aufgreifen zu können, weil .... ") , sondern eine schallende Ohrfeige...

      10.11.2014 von Bronski (FR)
      @ Stefan Schritt

      Wissen Sie, ich hätte ja vermutet, dass die FR gerade wegen des Blogtalks damals bei Beschneidungskritikern einen gewissen Vertrauensvorschuss besitzt. Wenn ich aber lesen muss, was manche hier so posten, verlässt mich die Lust, dieses Thema weiter zu bearbeiten. Das schließt Sie ein. Nein, ich nehme Ihre Statements nicht übel. Ich fordere Sie aber auf zu akzeptieren, dass die FR sich Ihren Fokus auf das Thema nicht zueigen macht. Darüber wird es auch keine Diskussionen mehr geben: Niemals wird die FR weibliche und männliche Beschneidung vergleichen. Nicht in der Darstellung der Praktiken und auch nicht aus Sicht des Gesetzgebers. Diese Perspektive ist zynisch. Punkt. Eine Behandlung des Themas ist nur und ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Verletzung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit möglich. Ich hoffe, ich habe das jetzt klar genug gesagt.

      10.11.2014 von Bronski
      @ picard_72

      Ja, diese Kritik kann ich nachvollziehen, und ich nehme sie auch an. Ich möchte mich im Namen der FR-Redaktion dafür entschuldigen, dass der Eindruck entstehen konnte, die FR würde Unrechtsopfer brüskieren. Das war selbstverständlich nicht unsere Absicht. Wer die FR kennt, konnte das auch vermuten. Ich möchte dafür werben, die brüske Formulierung aus der Empörung der Redaktion zu verstehen, die nach ihrem Verständnis dazu aufgefordert wurde, in einer Recherche ein Unrecht mit einem anderen gewissermaßen zu verrechnen.

      10.11.2014 von Bronski
      @ Meike Beier

      Hallo Frau Beier, nachdem das hier doch recht unschöne Dimensionen angenommen hat, möchte ich Sie als Initiatorin persönlich bitten, etwas zu alledem zu sagen. Viele Grüße, Bronski

      10.11.2014 von Hans Waldorf
      Wäre so ein Recherche-Vorschlag besser?

      Ist es gerecht, wenn Ärzte Männern und Eltern bei Vorhautverengungen nur eine radikale Beschneidung als OP-Methode anbieten? Ist es gerecht, wenn diese Ärzte die Möglichkeit einer Erweiterungsplastik verschweigen, nur weil sie diese Techniken nicht beherrschen? Ist es gerecht, wenn Ärzte aus niederen Beweggründen (Gewinnstreben), an nicht entscheidungsfähigen Kindern einen irreversiblen Eingriff vornehmen, der medizinisch nicht indiziert ist, absolut keine Notwendigkeit hat? Ist es gerecht, wenn Ärzte nicht über alle möglichen Langzeitfolgen einer Beschneidung aufklären? Ist es gerecht, wenn beschnittene Männer, die über Einschränkungen ihrer Sexualität klagen, als psychisch Kranke, als Hypochonder abgestempelt werden? Ist es gerecht, das die breite Mehrheit der Ärzte, immer noch die Mär verbreitet, eine Beschneidung hat keine Nachteile, wenn dann nur Vorteile? Wäre so etwas im Sinne der FR-Redaktion recherchewürdig ?

      10.11.2014 von Leroy
      @Bronski

      Lieber Bronski, es geht doch nicht um Unrecht gegen Unrecht Verrechnen! Es geht darum, dass vor zwei Jahren das eine Unrecht zu Recht umetikettiert wurde. Zynisch? Zynismus ist in Sachen Kindergenitalien völlig fehl am Platz. "Zynisch" wäre es nun zu folgern, da die Amputation der Penisvorhaut bei kleinen Jungen nun legalisiert wurde müsse auch die Amputation der Klitorisvorhaut oder der Labien bei kleinen Mädchen legalisiert werden. DAS wäre zynisch. Und sie das nicht wollen und wir das nicht wollen müssen endlich die Genitalien von ALLEN Kindern vor jeglichen willkürlichen amputativen Eingriffen geschützt werden. Alles andere ist Diskriminierung zum Nachteil von Jungen. Was ist daran nur so schwer zu verstehen? Man muss sich aber nur mal einen Überblick verschaffen, was die FR bislang zum Thema MGM (im FR-Jargon euphemistisch "Beschneidung") veröffentlicht hat. Dann wird einem sofort klar, woher der Wind weht und dass die FR keinen Federstrich gegen diese Diskriminierung unternehmen wird. Ja, das ist eine recht unschöne Dimension - der Frankfurter Rundschau.

      10.11.2014 von Andreas
      Was wirklich zynisch ist...

      ...das ist die Reaktion der Redaktion, wie picard_72 bereits festgestellt hat. Das ist ein Faustschlag ins Gesicht aller Betroffenen der männlichen Genitalverstümmelung, die ihr Leben lang darunter leiden. Es ist ja nur eine "Vorhaut-Beschneidung", während es bei Frauen eine "Verstümmelung" und ein "entsetzliches Verbrechen" ist, so die Aussage der Redaktion, wie sie auch weiterhin auf dieser Seite nachzulesen ist. Mit dieser wertenden Gegenüberstellung vergleicht die Redaktion die weibliche mit der männlichen Genitalverstümmelung, was sie doch eigentlich ablehnt. Dieser Vergleich ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten. Bronski, Ihre gut gemeinten Vermittlungsversuche werden nicht auf fruchtbaren Boden fallen, solange die Redaktion hinter Ihnen Faustschläge verteilt. Da hilft auch kein Werben für Verständnis.

      10.11.2014 von Bronski (FR)
      @ Andreas

      "Da hilft auch kein Werben für Verständnis. " Den Eindruck habe ich mittlerweile auch. Es müsste doch aber eigentlich klar sein, dass die FR sich nicht ohne Weiteres Ihre Perspektive zu eigen machen kann, wenn sie unabhängig darüber berichten soll? Ich frage mich, was Sie - und andere hier - für ein Verständnis von der Funktionsweise von Medien wie der FR haben. Ich sage es noch einmal - ein allerletztes Mal: In der FR wird es keine Berichterstattung geben, in der Opfer gegen Opfer ausgespielt wird. @ Leroy "Dann wird einem sofort klar, woher der Wind weht und dass die FR keinen Federstrich gegen diese Diskriminierung unternehmen wird" Dazu sind Medien nicht da. Etwas gegen diese Diskriminierung unternehmen müssen Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und Verbände. Die müssen Nachrichten generieren, über die Medien wie die FR dann berichten können, so wie es vor einem halben Jahr bei unserem Beschneidungs-Blogtalk der Fall war. Da sollte es eine Demo anlässlich des zweiten Jahrestags des Kölner Urteils geben. SO bringt man das Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Darüber können die Medien dann berichten. Es ist eine langwierige, schwierige Sache, ein Thema im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Die Medien sind in diesem "Spiel" aber lediglich Berichterstatter.

      11.11.2014 von Steffen
      Zitat aus dem blogtalk

      @Bronski: Während des Blogtalks im April wurde auch die weibliche Genitalverstümmelung behandelt. Ich darf Ihren folgenden Beitrag zitieren: # Bronski am 23. April 2014 um 15:17: Ulf Dunkel hat oben die weibliche Beschneidung in die Debatte eingebracht: “Würden wir über weibliche Beschneidung reden, wären weder hohe Fallzahlen noch ausreichend belegbare Komplikationen ein Argument – da ist sich die Gesellschaft anscheinend einig.” In der Tat herrscht hinsichtlich der weiblichen Beschneidung weitgehend Einigkeit. Niemand in Deutschland würde öffentlich pro Beschneidung bei Mädchen und Frauen argumentieren. Im öffentlichen Bewusstsein ist sie mittlerweile als Genitalverstümmelung verankert. Warum ist das bei Jungen vielfach anders? Wenn die FR "niemals" weibliche und männliche Beschneidung vergleicht, warum haben Sie damals diesen Vergleich nicht nur nicht zurückgewiesen, sondern im Gegenteil diese Frage nochmals auf den Punkt gebracht und die Diskussion in diese Richtung gelenkt?

      11.11.2014 von Stefan Schritt
      Wieso "sollte" ?

      Lieber Bronski, sie schrieben: ***** Etwas gegen diese Diskriminierung unternehmen müssen Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und Verbände. Die müssen Nachrichten generieren, über die Medien wie die FR dann berichten können, so wie es vor einem halben Jahr bei unserem Beschneidungs-Blogtalk der Fall war. Da sollte es eine Demo anlässlich des zweiten Jahrestags des Kölner Urteils geben ***** Diese Demo sollte es nicht nur geben, sie gab es - wie auch schon im Jahr zuvor zum 1. Jahrestag. Im Vorfeld der Demo zum 2. Jahrestag fand zudem ein wissenschaftliches Symposium an der Universität zu Köln statt, welches von MOGiS e.V. und pro familia NRW ausgerichtet wurde - nur für den Fall, daß sich das noch nicht rumgesprochen haben sollte. An dieser Stelle meinen "herzlichen Dank" an die deutsche Presse in ihrer Gesamtheit für die ausführliche Berichterstattung zu diesen drei Ereignissen ..........

      11.11.2014 von Hans Waldorf
      Lieber Bronski,

      Opfer gegen Opfer ausspielen, Werten was schlimmer ist, muss man das noch, hat das nicht schon die Politik gemacht? Ist es gerecht, dass es ein Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gibt, dieses Recht aber nicht gilt, wenn es sich um männliche Kinder handelt, und das Ziel der Versehrung die Vorhaut ist? Wenn es ein Buch gäbe, in dem Männer, beschnitten aus den verschiedensten Gründen, über ihre sexuellen und psychischen Leiden berichten, wäre der FR das einen Bericht (und nicht nur einen kleinen)wert?

      11.11.2014 von Maria Werner
      Hallo Bronski,

      ich habe den damaligen Blogtalk und die Veröffentlichung sehr, sehr erfreut wahrgenommen. Das Misstrauen den Medien, auch der FR gegenüber gilt keineswegs Ihnen persönlich, sondern resultiert aus jahrelangen Erfahrungen, die ich natürlich näher erläutern sollte, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde aus der hohlen Hand heraus Vorwürfe erheben. Wie bereits mitgeteilt, gehen die meisten Medien auf eine ganz bestimmte Art mit der Thematik um. In der "Zeit" werden Kommentare wie diese hier zu einem grossen Teil zensiert, wenn sie unter einem Artikel erscheinen. Im "Spiegel" werden sie in einen Bereich verdammt, den man ohne Hilfe kaum findet. Der allergrößte Teil der Berichterstattung über das Thema verläuft nach einem genauen Muster, auch hier in der FR. Danach wird die Vorhautamputation als harmlose Kleinigkeit marginalisiert, die Kritiker verleumdet und die Debatte und das Kölner Urteil als Zeichen von Antisemitismus und Intoleranz verfehmt. Ab und an erscheinen auch kritische Artikel, selbst in der Süddeutschen, aber das steht einer solchen Masse von Artikeln gegenüber, in der unwahre Tatsachen behauptet und die Vorhautamputation bewusst schöngeredet wird, dass das unterm Strich wenig ausmacht. Immer wieder entsetzt mich darüber hinaus das Maß der Polemik, mit der viele Ihrer Kollegen das Thema behandeln. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten geben kein besseres Bild ab. In den Rundfunkanstalten werden beispielsweise Sendungen ausgestrahlt, in denen Kindern erklärt werden soll, wie schön und freudig eine Beschneidungsfeier ist und dass der Junge dadurch erst zum echten Mann wird - der massiven Kritik daran, auch von Ärzten, begegnete man beim KiKa vor einiger Zeit dadurch, dass man eine übelst handverlesene Talkrunde auswählte, die die Vorgang massiv kleingeredet hat in einer Art, die man nur noch als blanken Hohn beschreiben kann. Erst kürzlich hat ARTE wieder solch eine Sendung ausgestrahlt. Es soll in die Köpfe der Kinder rein, dass Beschneidung toll und großartig ist. Das hat alles seit 2012 eine Dimension angenommen, Bronski, die nicht mehr im Bereich des Hinnehmbaren oder Erträglichen liegt. Allenfalls die FAZ hat sich von Anfang an durch eine gewisse Ausgewogenheit hervorgetan; es gab Beiträge dafür und dagegen, ohne dass man allzu polemisch wurde. Diese Form von Journalismus findet sich sehr häufig auch im anglo-amerikanischen Bereich, wo auf einer einzigen Seite pro und contra aufgeführt sein können. In Deutschland habe ich nicht selten das Gefühl, dass Artikel, welche zur Lehrmeinung einer Redaktion in Widerspruch stehen, allenfalls als Feigenblatt fungieren. Ich schätze gleichwohl Ihre persönliche Arbeit, Bronski, und möchte Sie ausdrücklich ermutigen, nicht aufzugeben. Nochmal: ich fand den Blogtalk klasse und sehr gut moderiert, und das passiert in der deutschen Medienlandschaft ganz, ganz extrem selten, wenn es um dieses Thema geht. Meinen Respekt haben Sie dadurch gewonnen. Dennoch bin ich über Ihre Einstellung enttäuscht und verwirrt. Es wäre sicherlich spannend gewesen, in Erfahrung zu bringen, was die bedeutenden Frauenrechtsorganisationen, die sich gegen weibliche Genitalverstümmelung wenden (Terre des Femmes, (I)ntakt, Tabu e.V.) zu der von Frau Meike Beier aufgeworfenen Frage zu sagen gehabt hätten. Und es wäre interessant für Sie gewesen, zu dieser Frage mal die Richter des 2. Strafsenats des BGH zu interviewen. Der hier zitierte Tonio Walter ist zudem nicht nur Professor für Strafrecht, sondern auch Richter am OLG Nürnberg. Es ist sehr, sehr aufschlussreich, hierzu Ärzte zu hören, Betroffenenberichte sowohl von Männern als auch von Frauen zu studieren und sich wirklich ein umfassendes Bild zu machen. Ich kann die Begründung von Ihnen und der Redaktion der FR in keiner Weise nachvollziehen. Sie ist überhaupt nicht überzeugend. Nun gut, halten wir fest: der Recherchevorschlag soll nun einmal nicht realisiert werden, das ist die Entscheidung der Redaktion. Die Redaktion kann ja entscheiden was sie will, nur wird sie nicht einfach für alles Verständnis erwarten können. Bronski, ich bringe den meisten Medien in Deutschland aus guten Gründen nur wenig Vertrauen entgegen (vgl. hierzu Transparency International), aber ich hoffe, es wird immer mal wieder den einen oder anderen mutigen Journalisten geben, der Kritik an der Vorhautamputation von Jungen allen Widrigkeiten zum Trotz öffentlich zur Sprache bringt. Und ich würde mich freuen, wenn Sie dabei wären.

      11.11.2014 von Regina
      Gegenseitige

      Zitat"@ Regina "Tradition, Initiation, Religion das ist bei beiden Geschlechtern der Grund für die Verstümmelung ..." Na, wenn wir schon bei den Gründen sind und wenn die so klar benennbar sind, dann sollten wir eher hierüber diskutieren. In dieser Richtung zu recherchieren bzw. aufzuklären könnte doch viel spannender sein, als ein Geschlecht gegen das andere auszuspielen. " Niemand will die Geschlechter gegeneinander ausspielen. Sie sollen Gleichberechtigt sein und den selben Schutz zugewiesen bekommen. Dies ist im Augenblick nicht der Fall und eine Zeitung hat meiner Meinung nach die Pflicht Missstände aufzudecken.

      11.11.2014 von Bronski
      Ein letztes Wort

      @ Stefan Schritt: "Wieso sollte"? Weil die Demo, vom Zeitpunkt des Blogtalks betrachtet, in der Zukunft lag. Sie hat dann tatsächlich stattgefunden. Wenn es hier ein Missverständnis gibt, dann ist es grammatikalischer Natur. @ Maria Werner: Wir kennen uns aus dem Blogtalk von damals. Ich kann die Verbitterung nachvollziehen, mit denen Sie und andere in dieser Sache engagierte Menschen den Medien begegnen, aber ich finde, man muss trotzdem versuchen, einen kühlen Kopf zu behalten und nicht alle über einen Kamm scheren. Vor allem sollte man nicht diejenigen beißen, die einem wohlgesonnen sind und einem grundsätzlich aufgeschlossen begegnen. Die Ablehnung des Themas IN DIESER FORM heißt nicht, dass die FR es grundsätzlich ablehnt, über dieses Thema zu berichten bzw. es wieder aufzugreifen. Gerade der Aspekt "Umgang der Medien mit diesem Thema" interessiert mich sehr, weil ich gerade einen Blogtalk mit einem Professor für politische Kommunikation zum Zustand der deutschen Medienlandschaft gemacht habe. Ich nehme an, Sie haben die "Fehlleistungen", die Sie ansprechen, dokumentiert? (Ich setze das Wort Fehlleistungen hier nur deswegen in Anführungszeichen, weil ich mir noch kein eigenes Bild davon gemacht habe. Das beinhaltet keine Wertung Ihrer Einschätzung.)

      11.11.2014 von Bronski (FR)
      @ Hans Waldorf

      "Wenn es ein Buch gäbe, in dem Männer, beschnitten aus den verschiedensten Gründen, über ihre sexuellen und psychischen Leiden berichten, wäre der FR das einen Bericht (und nicht nur einen kleinen) wert?" Das kann ich nicht beurteilen, ohne das Buch gesehen bzw. gelesen zu haben. Grundsätzlich gilt, dass vieles möglich ist. Im Blogtalk im April 2014 war Andreas A. dabei und hat über seine Situation gesprochen. Auszüge aus seinen Kommentaren fanden sich auch in der Print-Version des Blogtalks, die ich damals aus dem Online-Gespräch extrahiert habe - immerhin eineinhalb Zeitungsseiten. Ich kann zunächst einmal nur für mich und mein Ressort sprechen (Leserforum und FR-Blog), dass dieses Ressort seinem Wesen nach keine Rezensionen bringt. Allerdings habe ich früher im FR-Blog auch Bücher rezensiert. Ob sich eines der anderen Ressorts der FR dafür interessiert, bliebe abzuwarten.

      11.11.2014 von Bronski (FR)
      Link

      Hier noch der Link zu dem oben angesprochenen Blogtalk "Wie gerecht sind die Medien?": frblog.de/rhomberg/

      11.11.2014 von Andreas
      @Bronski

      Bronski, bitte beachten Sie den Kontext meines Zitats. Ich kritisiere die vergleichende Gegenüberstellung der Redaktion zwischen dem "entsetzlichen Verbrechen" der weiblichen "Genitalverstümmelung" und der "Vorhaut-Beschneidung bei Männern", mit der die männliche Genitalverstümmelung verharmlost wird. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn bei Menschenrechtsverletzungen wie der Genitalverstümmelung nach Geschlecht unterschieden wird. Doch genau das tut die Redaktion in ihrer Begründung. Der Satz "Da hilft auch kein Werben für Verständnis." ist in diesem Kontext zu sehen. Darüber, wie und über was die FR oder Medien allgemein berichten sollen, habe ich kein Wort verloren - schon gar nicht, dass Opfer gegen Opfer ausgespielt werden sollen. Ich wehre mich gegen diese Unterstellung.

      11.11.2014 von Maria Werner
      @ Bronski

      Ich hab Sie gar nicht gebissen. Sie waren für mich bis dato "Der Moderator" und nicht "Die Redaktion". Die Begründung der Ablehnung passte für mich überhaupt nicht zu Ihrer übrigen Offenheit und zur Qualität Ihrer Arbeit, wie ich sie bis dahin gesehen hatte. Ich komme damit immer noch nicht klar, aber lassen wir das. Danke für den Hinweis auf den Blogtalk, ich habe mir das jetzt noch nicht anschauen können, das klingt allerdings interessant.

      11.11.2014 von Jupp
      Danke!

      Ich möchte mich ganz herzlich bei Frau Dr. Beier für die Initiative und den Recherche-Vorschlag (an dem GAR NICHTS falsch formuliert ist) bedanken - auch wenn jetzt leider "per order de mufti" nichts daraus geworden ist! Dankeschön! Man muss immer wieder versuchen ein kleines Loch in die Mauer der Denkverbote zu klopfen!

      11.11.2014 von Bronski (FR)
      Es gibt keine Denkverbote

      lieber Jupp. An dem Recherche-Vorschlag mag aus Ihrer Sicht nichts falsch formuliert sein. Die FR-Redaktion möchte ihn trotzdem in dieser Form nicht annehmen. Dass wir offen für das Thema sind, habe ich nun mehrfach deutlich genug gesagt. Ich habe darüber vorhin auch noch einmal mit dem Chefredakteur gesprochen.

      11.11.2014 von Dr. Meike Beier
      Vorrede

      Bisher habe ich mich an der Diskussion hier nicht beteiligt, da ich es zum einen als unangemessen empfand, den Vorschlag als Einreicherin selbst zu verteidigen, zum anderen die anderen Kommentierenden bereits so wunderbar eloquent und teilweise aufgrund persönlicher Betroffenheit wesentlich authentischer argumentieren konnten. Aber nachdem der von mir sehr geschätzte Bronski mich nun direkt angesprochen hat, äußere ich mich natürlich gerne. Ich bitte, die Länge und Aufsplittung zu entschuldigen - es haben sich einige Themen angesammelt und ich werde mich auch für eine Weile nicht wieder melden können. Zunächst einmal möchte ich mich klar distanzieren von der Sabotage dieser Webseite und der Leserabstimmung, unabhängig davon, ob sie nun aus den Reihen der Intaktivisten (was ich nicht hoffen will!) oder von anderer Seite kam. Ich heiße solche Methoden generell nicht gut und bin der Meinung, dass sie (je)der Sache nur schaden.

      11.11.2014 von Dr. Meike Beier
      Gegenüberstellung mit FGM, Teil 1

      Nun zum Thema "Vergleich" mit FGM: Abgesehen davon, dass ich nicht das (nicht von mir, sondern von der FR-Redaktion aufgebrachte) Wort "Vergleich", sondern "Gegenüberstellung" verwenden würde, habe ich kein Problem damit und hoffe zum einen, als Frau unverdächtig zu sein, das Leid anderer Frauen zu relativieren bzw. ihnen den Opferstatus und rechtlichen Schutz nicht zu gönnen, und weiß mich zum anderen mit dieser Position in der guten Gesellschaft von Anti-FGM-Aktivistinnen sowie selbst genital verstümmelten Frauen. Solange sich nicht die simple, eigentlich selbstverständliche Erkenntnis durchgesetzt hat, dass JEDER nicht unmittelbar medizinisch notwendige Eingriff an Kindergenitalien zu unterbleiben hat, halte ich es im Sinne von Aufklärung und Klarstellung für absolut legitim, sich anzuschauen, welche Formen und Umstände es bei weiblicher und männlicher Genitalverstümmelung gibt, welches Schadensausmaß sie jeweils anrichten und wo es ggf. Analoga gibt bzw. wo in dem entstehenden Spektrum eine "typische" Vorhautamputation zu verorten ist. Eine Abwehrhaltung gegen eine solche Betrachtung kann mE nur in der Angst begründet sein, dass dadurch das einfache, bequeme S/W-Weltbild, dass FGM (immer) eine brutale Verstümmelung, MGM dagegen ein harmloser kleiner Schnitt, wenn nicht gar eine gesundheitliche und sexuelle Wohltat ist, zertrümmert würde, mit der Konsequenz, dass entweder medikalisierte und "milde" FGM-Formen erlaubt ([hoffentlich] allgemein inaktzeptabel) oder Vorhautamputationen verboten (politisch nicht gewollt) werden müssten.

      11.11.2014 von Dr. Meike Beier
      Gegenüberstellung von FGM, Teil 2

      In einem Punkt muss ich einem meiner Vorredner widersprechen: Es ist nicht korrekt, dass § 226 a StGB Mädchen und Frauen auch vor der "mildesten" Form von FGM schützt. Zwar gab es einen ursprünglichen Gesetzentwurf mit der Formulierung "Wer die äußeren Genitalien einer Frau durch Beschneidung oder in anderer Weise verstümmelt...". Aus dem verabschiedeten Gesetz ist - möglicherweise unter dem Eindruck des zwischenzeitlich erlassenen § 1631 d und der (zu) offenen Geschlechterdiskriminierung, die sich daraus ergeben hätte - das Wort "Beschneidung" verschwunden: "Wer die äußeren Genitalien einer weiblichen Person verstümmelt...". Eine Definition, was "weibliche Genitalien verstümmeln" bedeutet, gibt das Gesetz nicht her. Diese Definition wird wohl den Gerichten überlassen bleiben, wenn irgendwann Eltern unter Berufung auf die Harmloserklärung und Freigabe der Vorhautamputation bei Jungen durch § 1631 d ein Recht auf eine "milde" Form der FGM bei ihrer Tochter einzuklagen versuchen. DAS finde ich wahrhaftig unerträglich! Und es wird nicht eine Abwehrhaltung zur Gegenüberstellung von FGM und MGM verhindert, denn diese Gedanken werden von denjenigen, die "milde" FGM propagieren und durchführen möchten, auf jeden Fall gedacht. Nichtsdestotrotz kann ich dem Punkt beipflichten, dass es nicht unbedingt erforderlich ist, die Gegenüberstellung mit FGM heranzuziehen, um Vorhautamputation kritisch zu diskutieren. Der Kasus für genitale Unversehrtheit und Selbstbestimmung von Jungen ist auf Basis von Grundgesetz, Menschen- und Kinderrechten sowie der Fakten über die Vorhaut, ihre Funktionen, die Folgen ihres Verlustes und die Operationsrisiken stark genug, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Dennoch erschien mir im Rahmen des Oberthemas "Gerechtigkeit" die Zuspitzung auf die unterschiedliche RECHTLICHE Behandlung von männlichen und weiblichen Kindern - und nichts weiter habe ich in meinem Recherchevorschlag getan - sinnvoll. Und ganz offensichtlich habe ich damit einen Nerv getroffen.

      11.11.2014 von Dr. Meike Beier
      Berichterstattung in der FR

      Zu guter Letzt möchte ich nun auch auf die Berichterstattung in der FR eingehen. Meine Familie ist langjähriger (seit 1971!) Print-Abonnent, so dass ich die Darstellung des Themas Jungen-"Beschneidung" in der FR nicht erst seit 2012 verfolge. Es ist richtig, dass im Leserforum immer wieder kritische Zuschriften und natürlich unser Blogtalk abgedruckt waren - und ich bin dankbar, dass Bronski dies mit seinem Mut und Einsatz ermöglicht und die Chefredaktion es (zumindest bisher) zugelassen hat. Es ist aber auch ganz eindeutig, dass eine solche kritische bzw. die journalistisch angemessene, faktenbasierte, differenzierte und ausgewogene Betrachtung des Themas im redaktionellen Teil der FR nur sehr untergeordnet stattfindet. Stattdessen herrschen entweder komplette Tabuisierung oder Verteidigung, Verharmlosung und Verherrlichung vor - auch bereits mehrere Jahre vor dem Kölner Urteil, der "Beschneidungsdebatte" und dem § 1631 d. Beispielsweise hat eine Art Werbeartikel für ein neugegründetes Frankfurter "Beschneidungsinstitut" der Webseite Phimose-Info schon 2007 Anlass für diese Replik gegeben: intaktiv-online.de/view-detail…1-wo-jungen-schreien.html Wenn es nun - diesem langjährigen und 2012 verstärkten Eindruck zum Trotz - tatsächlich so ist, dass sich die FR-Redaktion bei meinem Recherchevorschlag NUR an der Gegenüberstellung von FGM und MGM stört, dann bitte ich darum, alternativ folgendes Thema in Betracht zu ziehen: "Ist es gerecht, dass § 1631 d BGB es Eltern ermöglicht, aus beliebigen Gründen einen hochsensiblen und sexuell funktionalen Teil der Genitalien ihrer minderjährigen, nicht einwilligungsfähigen Söhne amputieren zu lassen und es gleichzeitig für die betroffenen Jungen unmöglich macht, jemals wegen der an ihnen begangenen Körperverletzung den Klageweg zu beschreiten?" Ansonsten gefällt mir der Vorschlag, den Aspekt der Behandlung in den Medien zu analysieren, auch sehr gut. An archivierten Artikeln aus der FR und anderen Zeitungen sollte es nicht fehlen.
      Alle Teile des kindlichen Körpers sind Eigentum allein des Kindes. Das Grundrecht auf Eigentum beinhaltet auch das Recht auf Vorhaut.
    • Ich finde es gut und richtig, dass diese Leser-Reaktionen hier noch einmal für alle nachzulesen sind. Die Begründung der FR seinerzeit ist in der Tat ein (erneuter) Tiefpunkt im medialen Umgang der Presse mit dem Thema MGM.

      Ich möchte allerdings auch daran erinnern, dass die FR die Kritik von Victor Schiering von MOGIS e.V. an der Ausstellung "Haut ab!" abgedruckt und im FR-Blog zwei Diskussionsseiten dazu eingerichtet hat:
      frblog.de/traurige-allianzen/
      http://www.frblog.de/rund-um-das-thema-beschneidung/

      Mein Eindruck ist, dass Offenheit, Ausgewogenheit und Seriosität im medialen Umgang mit dem Thema Genitalverstümmelung wohl mit Einzelpersonen steht und fällt. Entweder blocken sie jede Ausgewogenheit ab (s. Heribert Prantl für die SZ) oder sie setzen sich mit Nachruck dafür ein (s. Lutz Büge aka Bronski für die FR oder Markus C. Schulte von Drach für die SZ).

      Leider scheinen mir Letztere noch deutlich in der Unterzahl. Dennoch macht die FR aber in meinen Augen eben nicht zuletzt durch ihren Blog wieder eines gut. Dafür bin ich Lutz Büge sehr dankbar!
    • Mit der entrüsteten Formulierung der Ablehnung hat die FR-Redaktion das Anliegen der mit Abstand meisten beteiligten Leser geradezu als "unsittliche Aufforderung" hingestellt. Als illegitim.
      Nach dem Motto: "Wir wollten uns ja an den Leserwillen halten, aber das ist ja unter aller Sau!"

      Da platzt mir heute noch der Kragen, da geht mir immer noch der Hut hoch.

      Wer die Leser fragt muss damit rechnen, dass er eine Antwort bekommt die ihm nicht schmeckt. Aber dann kann man sich doch nicht hinstellen und sagen: "April, April! Ein geschlechtergerechtes Klosett ist uns aber doch wichtiger als geschlechtergerechter Schutz von Kindern, Scheiß auf die Leser!"

      Fast 88.000 Zeichen, mit ihren Kommentaren haben sich die Leser viel Mühe gemacht, die meisten haben klug und durchdacht argumentiert.
      Die Redaktion hat es nicht für nötig gehalten dagegen zu argumentieren. Sie hat einfach abgelehnt. Nein, nicht einfach - sie hat entrüstet abgelehnt. Und all das Lesenswerte einfach gelöscht.

      Das ist RESPEKTLOS.

      Von uns wird immer Respekt!!! gefordert.
      Wir sollen Respekt vor alten Ritualen und Bräuchen haben. Nein jetzt nicht vor Steinigung oder Witwenverbrennung, das nicht, aber wenigstens doch davor, dass man wehrlosen Kindern starke Schmerzen zufügt. Sind doch nur Jungen!
      Dass man Kindern ungefragt einen funktionalen Teil ihres Körpers raubt, einen Teil ihrer sexuellen Sensorik, ihres Erregungsapparates.
      Lebenslang in ihre Sexualität hineinpfuscht.
      Weil es doch nur JUNGEN sind!

      Davor sollen wir Respekt haben. Das fordert ja auch beständig der Gauck. Unglücklicherweise ist dieser Kinderverstümmelungsversteher unser aktueller Bundeskasper. Respekt gegenüber Menschenrechtsverletzungen haben die Deutschen aber mehrheitlich nicht. Und den lassen wir uns auch nicht aufpressen, aller staatlichen und medialen Propaganda zum Trotz.

      Ja, Bronski! Aber Bronski ist eben nicht die FR. Bronski ist OK.
      Alle Teile des kindlichen Körpers sind Eigentum allein des Kindes. Das Grundrecht auf Eigentum beinhaltet auch das Recht auf Vorhaut.