Das Beschneidungsritual der Gikuyu wird zum identitätsstiftenden Faktor per se stilisiert, sein symbolischer Wert für den Zusammenhalt des Stammes immer wieder betont. Dass sowohl Jungen als auch Mädchen beschnitten werden, ist bei Ngugi wa Thiongʼo noch kein „Problem“ an sich. Zwar stirbt die junge Muthoni, die trotz des Verbots ihres christlichen Vaters am Beschneidungsritual teilnimmt, an den Folgen einer Infektion, dies ist im Roman jedoch nicht Anlass dafür, über die medizinischen und psychischen Folgen der Beschneidung bei Frauen (im Gegensatz zu Männern) zu reflektieren.
„Bei der Beschneidung der Frauen war nicht der körperliche Eingriff von entscheidender Bedeutung, sondern ihr innerer Wert für die Seele der Menschen. Dem konnte man nicht über Nacht Einhalt gebieten. Geduld und vor allem Bildung und Aufklärung waren vonnöten. Wenn die Religion der Weißen ihnen vorschrieb, einen Brauch aufzugeben, ohne etwas Gleichwertiges dafür zu geben, dann war man verloren“ (172).
culturmag.de/rubriken/buecher/…er-fluss-dazwischen/84117