Hallo liebe Mitstreiter, Angehörige, Partner von Betroffenen und Unentschlossene.<a);"><a);">
Ich hab mich vor ca. 2 Monaten in diesem Forum angemeldet und im selben Schritt auch eine kurze Beschreibung über mich auf meiner Profilseite hinterlassen. Daraufhin wurde ich ermuntert, meine Geschichte hier im Unterforum für Betroffene zu posten, was ich - nach reiflicher Überlegung und einem Dafür und Dagegen - jetzt gern tun möchte.
Ich heisse Julian und bin 25 Jahre alt. Mit 18 Jahren entschied ich mich 2008 zu einer Beschneidung. Grund war, dass ich unter einer Vorhautverengung, die jedoch an sich bis zum Ende völlig symptomlos verblieb, "litt". Ich hatte zu diesem Zeitpunkt 2 x versucht mit einer Frau zu schlafen. Beide Male stellten sich als überaus unbefriedigende Erlebnisse sowohl für mich als auch die Partnerin heraus
. Mein "1. Mal" endete damit, dass wir, nachdem wir von einer dritten Person "gestört" wurden - in einem Motel in Las Vegas
- und im Affekt ins Bad geflüchtet, uns einem wahren Blutbad wiederfanden. Im ersten Moment konnte wir nicht eruieren, von wem das Blut stammte. Es stellte sich anschliessend heraus, dass sie eine Verletzung vom GV davongetragen hatte. Ob dies nun mit dem Reissen des Jungfernhäutchens (laut ihrer Aussage keine Jungfrau mehr) oder dem fehlenden Gleitmechanismus meines Penis zusammenhing oder andere Gründe vorlagen, bleibt offen. Wahrscheinlich jedoch ist, dass solche Erlebnisse, die sich für mich irgendwie erst retrospektiv als traumatisch herausgestellt hatten, ausschlaggebend dafür waren, dass ich diese "Haut" endlich loswerden wollte
Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit meinem Vater erinnern. Obwohl intime oder gar sexuelle Gesprächsthemen immer tabu waren, bat ich ihn damals schweren Herzens um Rat mit meinem Problem. Mein Vater, der wie sich erst dann herausstellte selbst beschnitten ist und zwar ebenfalls aufgrund einer Phimose, sprach sich damals weder dafür noch gegen eine Operation aus. Ich liess mich einige Monate später in der Uro-Abteilung eines Universitätsspitals beschneiden. Ich hatte mich wenig mit den Konsequenzen dieses Eingriffs auseinandergesetzt. Jedoch fragte ich die Ärzte, ob es möglich sei, mein Frenulum intakt zu halten. Sie verneinten. Es sei möglich, dass mein Frenulum verkürzt sei. Ich widersprach nicht. Ich war 18 und das Gegenteil von selbstbewusst und wollte den Eingriff nur hinter mir haben. Die Beschneidung selbst stellte sich als schmerzhaft dar. Der Anästhesist massierte mind. 10 min. meinen Unterleib, um das Schmerzmittel in meinem Glied zu verteilen. Eine entwürdigende Erfahrung. Das Zurückdenken an den Eingriff schmerzt. Ich kann den gleissenden Schmerz des schneidenden Skalpells noch heute nachempfinden.
Nach der OP.
Ich war baff, wie empfindlich meine Eichel kurz nach dem Eingriff war. Das blosse Berühren löste einen Stromschlag-ähnlichen Schmerz aus. 18 Jahre unter Haut verborgen und sich jetzt an meiner Hose wundscheuernd, na toll. Kamillosan-Sitzbäder, Bepanthen und unruhige Nächte folgten. Ich hatte den Heilungsprozess damals sogar bildlich dokumentiert. Arzt zufrieden bei der Nachuntersuchung.
Als ich mich Jahre später näher mit der männlichen Beschneidung befasst hatte, und im Zuge dessen erneut und sehr intensiv das Gespräch mit meinem Vater suchte, meinte dieser nur 1. er habe selbst nie Probleme mit seiner Beschneidung gehabt
2. hob er diverse, hier allen bekannte (Schein)-Vorteile hervor wie:
"besseres Aussehen,
Hygiene,
kein frühes Kommen, .."
und führte an, Beschneidungen seien vor allem in patriarchalischen Religionen weitverbreitet, was Beweis und geradezu Totschlagargument dafür sei, dass kein Schaden an unserer Männlichkeit entstehen kann, sondern mehr noch, Nutzen
. Die Welt würde schliesslich Kopf stehen und dieses Ritual längst eingestellt, wäre dem nicht so. Und dabei guckte er so
Ich wollte daraufhin nicht weiter auf meine (persönlichen) Probleme eingehen. Vielleicht auch, weil ich ihm seine Illusion nicht nehmen wollte.
Zu dem Zeitpunkt (2013) waren 5 Jahre seit meiner Beschneidung vergangen. Ich hatte meine erste feste Freundin kennengelernt und begann mich, nachdem ich beim Sex mit Kondom wirklich absolut 0 spürte, im Internet erstmals mit dem Phänomen der "gefühllosen Eichel" zu beschäftigen. Diese Recherche zog immer weitere Kreise und ich verbrachte stundenlang im Netz auf diversen Internetseiten. Die Erkenntnisse die sich daraus ergaben, führten zu tiefsten Verzweiflungsgefühlen. "Nein" war das Wort, das meine Gedanken ausfüllte. Nicht das "Nein" des "denial" des "nicht-wahrhaben Wollens" - Das "Nein" des "Nein! Was hab ich bloss getan" und "wie konnte ich nur so dumm sein?!". Wenn ihr als Kind beschnitten wurdet, dann werdet ihr irgendwann vielleicht euren Eltern und Ärzten Schuld geben. Wenn ihr euch aber in vollem Bewusstsein als "Erwachsener" beschneiden liesset, dann könnt ihr letztlich nur euch die Schuld zuweisen. Man verliert das Vertrauen in sich selbst, in die eigene Entscheidungsfähigkeit. Es tut ebenfalls unendlich weh, auf eine etwas andere Weise. Man war schliesslich nicht machtlos, wie das ein Säugling ist, der beschnittenen wird aus Gründen, die unethisch und barbarisch sind. Die Wut richtet sich dementsprechend nach Innen, es gibt kein richtiges Ventil. Das Selbstmitleid weicht einem Selbsthass.
Nun...
Ich habe mich mittlerweile besser mit den Nachteilen der Beschneidung arrangieren können. Ich weiss, was weg ist. Es kann schliesslich nur besser werden. Und wisst ihr was toll so toll ist? Wir sind in einer Position, in der allein wir die Möglichkeit haben, einen schwerwiegenden Schaden soweit zu beheben, dass wir damit leben können. Ist das nicht eine wahnsinnige Chance. Ist das nicht beinahe ein Privileg?
Seit ich diesen Gedanken habe, geht es mir besser.
Seit 2014 benutze ich übrigens den Manhood. Wollte mir auch den Senslip holen. Habs aber jetzt zu Gunsten der Wiederherstellung verworfen. Heute mail heute an den DTR-Hersteller geschickt. (Wie heisst er eigentlich?)
Ich hoffe ihr habt Muse, diesen zugegebenermassen langen Text zu lesen und könnt mich verstehen.
Ich hab mich vor ca. 2 Monaten in diesem Forum angemeldet und im selben Schritt auch eine kurze Beschreibung über mich auf meiner Profilseite hinterlassen. Daraufhin wurde ich ermuntert, meine Geschichte hier im Unterforum für Betroffene zu posten, was ich - nach reiflicher Überlegung und einem Dafür und Dagegen - jetzt gern tun möchte.
Ich heisse Julian und bin 25 Jahre alt. Mit 18 Jahren entschied ich mich 2008 zu einer Beschneidung. Grund war, dass ich unter einer Vorhautverengung, die jedoch an sich bis zum Ende völlig symptomlos verblieb, "litt". Ich hatte zu diesem Zeitpunkt 2 x versucht mit einer Frau zu schlafen. Beide Male stellten sich als überaus unbefriedigende Erlebnisse sowohl für mich als auch die Partnerin heraus



Ich kann mich noch gut an ein Gespräch mit meinem Vater erinnern. Obwohl intime oder gar sexuelle Gesprächsthemen immer tabu waren, bat ich ihn damals schweren Herzens um Rat mit meinem Problem. Mein Vater, der wie sich erst dann herausstellte selbst beschnitten ist und zwar ebenfalls aufgrund einer Phimose, sprach sich damals weder dafür noch gegen eine Operation aus. Ich liess mich einige Monate später in der Uro-Abteilung eines Universitätsspitals beschneiden. Ich hatte mich wenig mit den Konsequenzen dieses Eingriffs auseinandergesetzt. Jedoch fragte ich die Ärzte, ob es möglich sei, mein Frenulum intakt zu halten. Sie verneinten. Es sei möglich, dass mein Frenulum verkürzt sei. Ich widersprach nicht. Ich war 18 und das Gegenteil von selbstbewusst und wollte den Eingriff nur hinter mir haben. Die Beschneidung selbst stellte sich als schmerzhaft dar. Der Anästhesist massierte mind. 10 min. meinen Unterleib, um das Schmerzmittel in meinem Glied zu verteilen. Eine entwürdigende Erfahrung. Das Zurückdenken an den Eingriff schmerzt. Ich kann den gleissenden Schmerz des schneidenden Skalpells noch heute nachempfinden.
Nach der OP.
Ich war baff, wie empfindlich meine Eichel kurz nach dem Eingriff war. Das blosse Berühren löste einen Stromschlag-ähnlichen Schmerz aus. 18 Jahre unter Haut verborgen und sich jetzt an meiner Hose wundscheuernd, na toll. Kamillosan-Sitzbäder, Bepanthen und unruhige Nächte folgten. Ich hatte den Heilungsprozess damals sogar bildlich dokumentiert. Arzt zufrieden bei der Nachuntersuchung.
Als ich mich Jahre später näher mit der männlichen Beschneidung befasst hatte, und im Zuge dessen erneut und sehr intensiv das Gespräch mit meinem Vater suchte, meinte dieser nur 1. er habe selbst nie Probleme mit seiner Beschneidung gehabt
2. hob er diverse, hier allen bekannte (Schein)-Vorteile hervor wie:
"besseres Aussehen,
Hygiene,
kein frühes Kommen, .."
und führte an, Beschneidungen seien vor allem in patriarchalischen Religionen weitverbreitet, was Beweis und geradezu Totschlagargument dafür sei, dass kein Schaden an unserer Männlichkeit entstehen kann, sondern mehr noch, Nutzen


Zu dem Zeitpunkt (2013) waren 5 Jahre seit meiner Beschneidung vergangen. Ich hatte meine erste feste Freundin kennengelernt und begann mich, nachdem ich beim Sex mit Kondom wirklich absolut 0 spürte, im Internet erstmals mit dem Phänomen der "gefühllosen Eichel" zu beschäftigen. Diese Recherche zog immer weitere Kreise und ich verbrachte stundenlang im Netz auf diversen Internetseiten. Die Erkenntnisse die sich daraus ergaben, führten zu tiefsten Verzweiflungsgefühlen. "Nein" war das Wort, das meine Gedanken ausfüllte. Nicht das "Nein" des "denial" des "nicht-wahrhaben Wollens" - Das "Nein" des "Nein! Was hab ich bloss getan" und "wie konnte ich nur so dumm sein?!". Wenn ihr als Kind beschnitten wurdet, dann werdet ihr irgendwann vielleicht euren Eltern und Ärzten Schuld geben. Wenn ihr euch aber in vollem Bewusstsein als "Erwachsener" beschneiden liesset, dann könnt ihr letztlich nur euch die Schuld zuweisen. Man verliert das Vertrauen in sich selbst, in die eigene Entscheidungsfähigkeit. Es tut ebenfalls unendlich weh, auf eine etwas andere Weise. Man war schliesslich nicht machtlos, wie das ein Säugling ist, der beschnittenen wird aus Gründen, die unethisch und barbarisch sind. Die Wut richtet sich dementsprechend nach Innen, es gibt kein richtiges Ventil. Das Selbstmitleid weicht einem Selbsthass.
Nun...
Ich habe mich mittlerweile besser mit den Nachteilen der Beschneidung arrangieren können. Ich weiss, was weg ist. Es kann schliesslich nur besser werden. Und wisst ihr was toll so toll ist? Wir sind in einer Position, in der allein wir die Möglichkeit haben, einen schwerwiegenden Schaden soweit zu beheben, dass wir damit leben können. Ist das nicht eine wahnsinnige Chance. Ist das nicht beinahe ein Privileg?

Seit 2014 benutze ich übrigens den Manhood. Wollte mir auch den Senslip holen. Habs aber jetzt zu Gunsten der Wiederherstellung verworfen. Heute mail heute an den DTR-Hersteller geschickt. (Wie heisst er eigentlich?)
Ich hoffe ihr habt Muse, diesen zugegebenermassen langen Text zu lesen und könnt mich verstehen.


