Ein Tabu mit unabsehbaren Folgen

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    • Ein Tabu mit unabsehbaren Folgen

      Stellen Sie sich vor, ein Mann würde auf offener Strasse von vier Familienangehörigen gepackt, festgehalten, in ein Haus geschleppt, wo ihm die Hose runtergezogen wird und – schwupps! – ist die Vorhaut weggeschnitten. Man würde aufschreien. Die Polizei rufen. Die Fami lienangehörigen verhaften, einvernehmen. Es käme zu einer Gerichtsverhandlung. Die Täter würden wegen wegen Körperverletzung schuldig gesprochen. Zudem müsste man dem Opfer Schmerzensgeld bezahlen und vermutlich auch eine Psychotherapie, um das Trauma zu verarbeiten. All dies wäre absolut selbstverständlich. Bei einem Kind gewähren wir dies nicht.



      «Eine Beschneidung verursacht einen derart traumatischen Schmerz, dass es zu einer Schädigung der Hirnentwicklung kommen kann», glaubt der kalifornische Psychologe James Prescott. Für ihn ist die Beschneidung daher ein Beispiel dafür, wie hartnäckig sich medizinische Massnahmen mit uraltem sadistischem Ursprung halten. Der Psychologe David Chamberlain von der «Vereinigung für prä- und perinatale Psychologie und Trauma» und Autor des Buches Woran Babys sich erinnern meint dazu: «Die mangelnde Bereitschaft, Ungeborenen Gefühle zuzugestehen, basiert vermutlich auf den gleichen Theorien des Gehirns, die den Ungeborenen auch die Möglichkeit von Schmerzreaktionen absprechen. In den letzten hundert Jahren haben Mediziner fast durchgängig darauf beharrt, dass Säuglinge keinen Schmerz empfinden, weder bei der Geburt noch bei der Beschneidung oder sogar bei grösseren chirurgischen Eingriffen – und das trotz unübersehbaren Gezappels, Gestrampels, Grimassierens, dramatischen Geschreis und kräftiger Abwehrbewegungen.»



      Die Vorhaut schützt die überaus empfindliche Eichel so, wie die äusseren Schamlippen der Frau die Klitoris schützen. Der beschnittene Mann hat nicht mehr die Möglichkeit zu entscheiden, ob er seine Vorhaut will oder nicht. Seine Eichel ist durch ein gewaltsames Geöffnet-worden-Sein blossgestellt. «Diese Öffnung wurde in einem Moment von aussen aufgezwungen, wo das Kind überhaupt nicht bereit dazu gewesen ist», meint Klaus Käppeli und doppelt nach: «Das ist eine Vergewaltigung.



      Studien legen nahe, dass Frauen unbeschnittene Männer als die besseren Liebhaber bezeichnen als beschnittene. Der Penis bewegt sich beim Liebesakt in der Vorhaut und erzeugt eine geringere Reibung in der Vagina, was viele Frauen als angenehmer empfinden.
      Laut Studien des französischen Urologen Gérard Zwang wird bei der Beschneidung nicht nur ein hochempfindliches Teil weggeschnitten, sondern auch ein Organ frei- und damit trockengelegt, das als inneres Organ gedacht sei: die Penisspitze mit ihrer weichen, feuchten, hochempfindlichen Oberfläche. Die Drainage der Eichel führe zu einem desensibilisierten Penis, zu verminderter Gleitfähigkeit, zu Spannungsgefühlen bei der Erektion und letztlich zu einem Teilverlust des sexuellen Vergnügens.



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