Niels Juel ezählt in der taz von seiner Beschneidung und den Auswirkungen.
taz.de/Beschneidung-mit-18/!101655/
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LESERKOMMENTARE
15.09.2012 12:20 UHR
von tusser:
Ich teile die Erfahrung des Autors. Als schwuler Mann bin ich recht vertraut mit den Körpern anderer Männer - und ich empfand immer Neid und Unverständnis, wenn Unbeschnittene sich vor Lust aufbäumten, wenn ich ihren Schwanz nur in den Mund nehme. Heute weiß ich: mein Schwanz hat die Sensitivität einer Keule, der unbeschnittene hingegen die einer feinen Antenne.
Erstaunlich finde ich, dass - neben dem ganzen religiösen Quatsch - über das Thema überhaupt kontrovers diskutiert wird, denn bei weiblicher Beschneidung herrscht vollkommene Einigkeit, dass es sich dabei um ein Verbrechen handelt, bei dem die betroffenen schwere körperliche Schäden erleiden. Dabei sind Eichel/Vorhaut mit nicht weniger Sinneszellen ausgestattet als die Klitoris. Und auch wenn die Eichel dranbleibt, bleibt durch die Verlederung der Haut kaum Sinsitivität übrig. Mit Kondom ist es mir fast unmöglich, zum Orgasmus zu kommen, entweder weil der Reiz nicht reicht oder mein Gespiele nicht mehr kann. Eine Erfahrung, die viele machen:
siegessaeule.de/queere-welt-10…tisch-und-der-horror.html
Aber hier spiegelt sich eben auch die tief verwurzelte Gender-Unterscheidung: Frauen, die unbekannten Wesen mit unbekannter Sexualität, die irgendwie "nur fühlen", und Männer, die holzschnittartigen Rammler, die sich bitte nicht so anstellen mögen.
Danke für diesen Text. Es ist und bleibt eine schwere Körperverletzung. Aber wie gesagt: Es sind ja nur Männer/Jungen, und als solche weniger empfindlich als Frauen. Würg.
Und: 1:0 für Religion versus Aufklärung
15.09.2012 12:07 UHR
von Atheist mit Migrationshintergrund:
Das zu lesen, verdeutlicht auf unangenehme Weise was seit Jahren in mir vorgeht und noch nicht in einer solchen Form zu Worte gebracht werden konnte...
Und es deprimiert mich das erkennen zu müssen...und schürt meine Wut über die Menschen die das einmal über mich entschieden haben...
Danke Niels für Deine Offenheit...
...und was die geistigen Ergüsse heinrichs angeht...
$"!%&§$"!/%(/"&§$"&=)!/§/%&/%$!***
14.09.2012 16:52 UHR
von Alexander Bachl:
Ich wurde als Sechsjähriger aus religiösen Gründen beschnitten und kann mich noch sehr gut an die Schmerzen erinnern. Es tat lange und sehr weh. Jede Operation läuft anders, z.B. hab ich mir alle vier Wieshaitszähne auf einmal ziehen lassen und keine Probleme gehabt. Aber das Ziehen der Weisheitszähne war medizinisch begründet.
Da ich mit sechs noch keinen Sex hatte habe ich keinen Vergleich. Ich merke nur, dass ich viele Stellungen oder Praktiken wie Oralverkehr nicht machen kann und auch Kondome dämpfen zu viel. Bei weitem nicht jeder hat diese Probleme. Aus den Erzählungen und Kommentaren wärend der Diskussion schätze ich die Rate auf 10%-15%.
Die Frage ist nicht, ob die Beschneidung generell gut oder schlecht ist, sondern, ob die Eltern einem aus nicht medizinischen Gründer diese Tortur anordnen und ob Ärzte sie ohne Einwilligung des Patienten durchführen dürfen. Meine Antwort ist NEIN. Denn kein Arzt kann mir mit meinen Problemen helfen. Ich kann nirgendwo Gerechtigkeit finden.
Mein Körper wurde auf Wunsch meiner Eltern entstellt. Wo waren meine Wünsche, wo waren meine Rechte. Nichts kann mir meine Vorhaut wiedergeben.
14.09.2012 16:15 UHR
von Beschnittener:
Ich kann dem Autor nur beipflichten.
Eine Sache kommt noch dazu:
Mit dem Alter und abnehmender Libido wird das Erreichen eines Orgasmus zunehmend schwieriger. Das ist die andere Seite der Medaille, dass man als Beschnittener länger kann.
LNF
Der Penis des Dritten wird nur ein paar Monate nach der Beschneidung empfindlicher sein. Also sagen alle Drei im Prinzip daselbe wie der Autor.
14.09.2012 16:04 UHR
von CHR:
Danke für den Beitrag. Das geht mir genauso, ich wurde mit Mitte 20 wegen einer Phimose beschnitten und bedaure den Verlust an Empfindlichkeit beim Sex sehr!!
14.09.2012 15:48 UHR
von Schall und Rauch:
Ich bin in einer ähnlichen Situation, war aber 35 als es geschah. Aufgrund einer Phimose war es nötig, also mußte ich da durch. Die Phimose übrigens stammt von einer "Behandlung" in meiner Kindheit bei der man ohne Grund die Vorhaut gekürzt hat -- Narbengewebe zieht sich zusammen & wächst nicht mit.
Zurück zum Thema. Der Unterschied von vorher zu nachher kann jeder nachfühlen, der eine örtlich Betäubung an der Haut schon mal erlebt hat: das feine Gefühl an der Oberfläche ist weg, das einzige was bleibt sind die tiefer liegenden "Drucksensoren". So wichtig kann "et" werden: Man spürt "etwas" aber nicht "was".
14.09.2012 15:13 UHR
von leider ab:
von mit_ohne:
"Der Vorteil der Sauberkeit des Penis, welche sich bei beschnittenen Männern automatisch einstellt, wird mit keinem Wort erwähnt."
Weil Schwanzwaschen für Männer zur täglichen Routine gehören sollte?
PS: Bin ohne und finde es doof.
14.09.2012 15:01 UHR
von Tube:
@LNF Wieso sind solche Erfahrungsberichte irrelevant? Das Risiko, dass das Sexualleben wie beschrieben eingeschrenkt wird besteht. Ich finde mich zum Beispiel genau in der Beschreibung des Autors wieder. Dieses Risiko darf nicht unter den Teppich gekehrt werden und sollte nur von mündigen und aufgeklärten Männern bewusst eingegangen werden. Ich behaupte nicht, dass alle Beschnittenen darunter leiden, aber selbst wenn nur wenige Prozent das Problem haben, spricht das schon für ein Verbot. Man verliert nicht nur Sensitivität, gerade im jungem Alter bei seinen ersten sexuellen Erfahrungen setzt einen das auch phychisch unter starken Druck.
19.09.2012 01:39 UHR
von Aus Sicht einer Frau:
kenne ich sowohl das Eine als auch das Andere. Sex mit beschnittenen Maennern hat sich immer so ein bisschen wie Karnickelsex angefuehlt, waehrend bei unbeschnittenen das Ganze weich und warm und erotischer war.
18.09.2012 15:05 UHR
von Aaron:
Ich habe mich immer geschämt darüber zu reden. Nun endlich gibt es eine Debatte über diese Verstümmelung von Kindern. Ich habe auch Probleme beim Sex, empfinde nicht mehr viel. Dies ist kein Büdnis mit Gott sondern eine kranke Praktik. Am liebsten würde ich den Arzt verlagen. Doch unser Gesetz sieht ja Religionsfreiheit lieber als die körperliche Unversehrheit. Kranke geistige Welt. Ich bin Jude, doch mit den Mohels und Leuten wie Graumann verbindet mich garnichts. Diese Menschen repräsentieren uns nicht. Das ist wie wenn der Papst über den Sinn der Taufe redet. Keiner nimmt sie ernst, warum auch? An meine Kinder kommt kein Messer, auf garkeinen Fall.
17.09.2012 16:17 UHR
von Informationen helfen!:
Vielen Dank für den Artikel!!! Endlich trauen sich mal Männer, von Problemen zu berichten, ist sicher eine Überwindung, die meine volle Anerkennung hat!
Als Frau kann ich nur bestätigen, dass der Sex mit beschnittenen Männern sehr viel unangenehmer ist, weil die Eichel nicht gleitfähig-feucht ist, sondern staubtrocken und verhornt. Die Flüssigkeitsproduktion bei der Frau ist nämlich nicht direkt am Eingang, sondern etwas weiter drinnen, weshalb der Sex zumindest am Anfang oft schmerzhaft ist: es fehlt einfach an Flüssigkeit. Natürlich kann man das mit Gleitgel ausgleichen, aber man merkt eben auch, dass es so nicht gedacht ist.
Auch kann ich bestätigen, dass man als Frau dann auch weniger Lust auf Sex hat, weil man immer weiß, dass es am Anfang weh tun wird.
Mir ist vor Jahren sogar mal ein als Kind beschnittener Mann begegnet, der im Alter von 25 Jahren überhaupt keinen Orgasmus beim Sex mehr haben konnte, weil er einfach nicht mehr genug gefühlt hat. Der hat immer nach 30min traurig aufgegeben, und wird ohne künstliche Hilfe kein Kind zeugen können, weil es ihm nicht mehr möglich ist, seine Spermien in einer Frau zu plazieren...
Niemand sollte in unserem Land darüber entscheiden können, wie viel sexuelle Empfindsamkeit sein/ihr Sohn in seinem ganzen Leben fühlen darf! Die Vorhaut hat nachweislich über 20.000 spezialisierte Nervenenden für sexuelle Empfindungen, die Eichel lediglich 4000 unspezialisierte (Studie von 2007 an über 2000 Männern)! Niemand kann ernsthaft mehr behaupten, der Verlust des größten Teils der Nerven würde das Sexualempfinden nicht stören! Es ist ein Skandal, dass einige Politiker da ernsthaft "abwägen".
Die Stellungnahme auf der Website des Zentralrats der Juden ist dabei ungefähr so glaubwürdig, wie ein imaginärer "Berufsverband weiblicher Genitalbeschneiderinnen in Afrika", der die Genitalverstümmelung bei Frauen toll findet.
Es hilft hier nur ein sofortiges Verbot dieser unmenschlichen, grausamen (bei den Juden in aller Regel unbetäubten!) Amputationen von sinnvollen, intakten, empfindsamen Körperteilen! Hoffentlich kriegt die Regierung noch die Kurve!
16.09.2012 16:21 UHR
von Frau:
Ich möchte mich als erfahrene und ältere Frau in die Debatte einmischen. Über Grausamkeit an Kindern muss man ja wohl gar nicht erst diskutieren, oder?
Da ist aber auch noch der Aspekt des Lustempfindens für Frauen, der in den Foren viel zu kurz kommt.
Als Frau mit Erfahrung sowohl mit beschnittenen als auch unbeschnittenen Männern kann ich nur dagegen ankämpfen, kleinen Jungs mit ihrer Vorhaut die Fähigkeit zum sensiblen Sexualempfinden und -verhalten zu amputieren.
Das Sexualverhalten eines Mannes, dessen intakte Eichel und Vorhaut auf jede zarte Berührung ekstatisch reagieren, löst auch in einer Frau allergrößte Lustgefühle aus.
Das Eindringen einer rosigen, feuchten Eichel in die Vagina tut nicht weh - im Gegensatz zu den "lederhäutigen" Eicheln beschnittener Männer. Und das sanfte Gleiten des Penis in der Vagina unter der Vorhaut ist so unvergleichlich schöner und lustvoller als das Rubbeln und Rammeln eines Mannes mit beschnittenem Penis, der ohne robuste Stimulation nicht zum Orgasmus kommt.
Die letztere Erfahrung führt dann oft dazu, dass "Sie" beim nächsten Mal gar nicht erst feucht wird (in Erwartung der Schwierigkeiten), und der Teufelskreis geht weiter.
Wenn man aber nun einen beschnittenen Mann liebt? Dann bleibt nur, sich mit den Zuständen abzufinden, denn er hat ja keine Chance, die Verstümmelung rückgängig zu machen. Und so liegt weiter der Mantel des Schweigens über der ganzen Sache.
Leute, unterschreibt die Petition!
die-petition.de/?utm_source=su…_message&utm_medium=email
15.09.2012 17:23 UHR
von eineFrau:
Erfahrung einer Frau
Vielen Dank für den Artikel! Es wurde Zeit, dass dieser Aspekt der Beschneidung, die Erfahrungen, die Betroffene damit machen, thematisiert wird. In der Debatte über die Religionsfreiheit wird er leider vergessen. Doch seit wann ist alles, was Tradition hat und schon immer so war, gleich gut?
Bei Mädchen prangert man die Beschneidung als grausam an, bei Jungen geht sie in Ordnung. Meines Erachtens zu Unrecht. Bekannte die ihren Sohn als Säugling von einem Kinderarzt haben beschneiden lassen, haben dem Baby auf Rat des Arztes hin Tage nach der Beschneidung immer ein wenig Alkohol verabreicht, damit er die Schmerzen aushält – so viel dazu, dass Säuglinge den Schmerz nicht so spüren.
Da Interesse an der Erfahrung von Frauen geäußert wurde: Ich bin eine Frau, die sowohl mit unbeschnittenen als auch mit einem beschnittenen Mann liiert war. Und ja, auch für Frauen ist der Unterschied deutlich spürbar. So wie der Autor ihn beschrieben hat, kann man sich die Erfahrung auf der weiblichen Seite eigentlich schon in etwa ausmalen: Mit einem beschnittenen Männern dauert der Akt länger und ist härter. Dies stellt leider nicht nur für den Mann eine Schwierigkeit dar. Durch die Länge des Aktes wird Sex manchmal zu einer sehr anstrengenden und sogar frustrierenden Angelegenheit. Durch die Härte kann es für die Frau mitunter schmerzhaft werden.
Wer jetzt glaubt, ich machte diese Erfahrung weil mein Mann sei besonders grausam oder sadistisch sei, der irrt. Ich würde es so formulieren: Penis und Vagina in ihrem natürlichen Zustand sind auf einander abgestimmte Instrumente. Mit der Beschneidung wir das Sensorium eines dieser Instrumente zerstört. Damit wird leider auch das Zusammenspiel mit dem anderen gestört.
Warum darüber in der öffentlichen Debatte nicht gesprochen wird?
Frauen, die nur mit beschnittenen Männern Sex hatten, haben ebenso wie von Kindheit an beschnittene Männer keinen Vergleich.
Und solche wie ich, die nach anderen Beziehungen mit einem Juden oder Muslim zusammen gekommen sind, schweigen, um ihren Partner nicht zu verletzen oder sogar öffentlich bloßzustellen. Ich persönlich spreche nicht einmal mit meinem Mann selbst über das Problem: Weshalb sollte ich ihn mit einem Problem belasten, für das es ohnehin keine Lösung gibt? lässt.
.15.09.2012 17:16 UHR
von Smart:
Ich wurde mit 8 Jahren wegen einer harmlosen, also beschwerdefreien Phimose beschnitten.
Wieviel mir die Beschneidung genommen hat, konnte ich jahrelang natürlich nicht ahnen. Dass ich beim Sex immer wahnsinnig lang brauchte: normal für mich.
Dass ich beim Oralsex so gut wie nichts fühlte und nur optische Reize empfand: Seltsam aber eben normal für mich.
Dass ich kein Problem damit hatte, wenn meine Partnerin ihre Zähne einsetze: Interessante Facette.
Dass meine Frau nach dem Akt quasi wundgef... war und tagelang nicht das geringste Interesse an Sex hatte: Sie war halt empfindlich, vielleicht frigide?
Dass ich meine Eichel mit Gesichtspeeling bearbeiten konnte und nur ein leichtes Kratzen an der Eichel spürte? Seltsam. Ob da doch vielleicht was nicht stimmte?
Heute weiß ich, was ich verloren habe. Durch eine künstliche Vorhaut hat meine Eichel zumindest einen kleinen Teil ihrer Empfindsamkeit wieder erlangt. Und siehe da, es ist um Welten besser geworden. Ich kann zumindest ahnen, wie großartig ein Orgasmus sein könnte, wenn ich meine Vorhaut noch hätte. Kein stures vor-mich-hin-rammeln, kein Druck, endlich kommen zu müssen, um meiner Frau nicht weh zu tun.
Nein, die Beschneidung ist nicht harmlos, sie zerstört so vieles
15.09.2012 11:08 UHR
von lokalfilmer:
würde es hier um die chirurgische entfernung der clitorishülle bei moslemischen mädchen gehen, dann gäbe es diese debatte gar nicht - der vereinigte furor von deutschlands frauenrechtlerinnen hätte die strafbewehrung in ALLEN fällen längst publizistisch "herbeigebombt" - wetten? kuriose situation in der brd:klaps auf po = körperverletzung; verstümmelung im säuglingsalter = religionsfreiheit. wo bleibt das recht des männlichen kindes auf verstümmelungsfreie sexualität?
by the way: bin selbst beschnitten.
Maria Werner schrieb:
Wer das Schicksal eines einzigen Mannes billigend in Kauf nimmt, um den Dogmen von Vertretern der Religionsgemeinschaften zu genügen, der nimmt auch das Schicksal tausender anderer in Kauf.
Pizarro73 schrieb:
Nur wer erkennt, sich eingesteht, dass ihm etwas genommen wurde, kann ja auch etwas vermissen. Oder zumindest Neugier entwickeln, wie er Sexualität mit einem kompletten Penis erleben würde.