Steigende Peniskarzinomraten in England

    • Steigende Peniskarzinomraten in England

      Bedauerlicherweise sind Peniskarzinomerkrankungen in England seit den 1970ger Jahren um 21% gestiegen. Frage ist nun natürlich , woran das liegt.

      Dafür stellt man zuerst eine Hypothese auf:

      "The 21 % increase in penile cancer incidence in England since the 1970s may be explained by changes in sexual practice, greater exposure to sexually transmitted oncogenic human papilloma viruses, and decreasing rates of childhood circumcision."


      Und in Ländern, in denen z.B. Säuglingsbeschneidung ubiquitär ist, gibt es ja auch so gut wie kein Peniskarzinom:

      "HPV prevalence has been shown to be lower in circumcised men with neonatal circumcision offering the greatest protection, as demonstrated by the very low incidence of penile cancer in religious groups where neonatal circumcision is ubiquitous."


      In England jedoch sind die Beschneidungsraten gefallen. Daraus kann man sich nun eine Teilerklärung für die gestiegenen Peniskarzinomraten konstruieren:

      "The proportion of English boys circumcised for medical reasons fell from 35 % in the early-1930s to 6.5 % by the mid-1980s. These trends may also partly explain the continued increase in incidence of penile cancer, particularly the marked rises in the cohort incidence ratio for men born after the mid-1940s when circumcision was much less popular."


      Das stimmt - umgekehrt - mit den sinkenden Peniskarzinomraten in den USA überein, denn dort wird ja sehr viel beschnitten.

      "The decreasing incidence in the USA may be related to higher prevalence of childhood circumcision than in England."


      Dumm ist bloss, dass die Peniskarzinomraten wie in England auch in den Niederlanden gestiegen sind, und da wurde noch nie besonders viel beschnitten - wenn überhaupt. Aus der Reihe tanzen auch Finnland und Dänemark. Dort wiederum sind bei gleichbleibend niedriger Beschneidungsrate die Peniskarzinomraten gesunken. Grund? Die Dänen haben sich Badezimmer zugelegt.

      "...but falling incidence in Finland and Denmark is not explained by this because neonatal circumcision rates in these countries are low . The statistically significant decline in age-standardized incidence of penile cancer in Denmark between 1943 and 1990, despite a low and stable circumcision rate, was thought to have been associated with better penile hygiene resulting from a greater proportion of Danish houses having a bath and routine access to clean water; poor penile hygiene is a risk factor for penile cancer."


      Irgendwie ein verwirrendes Bild. Und was schlagen jetzt die Autoren vor?

      "Public health education about the risks of sexually transmitted diseases, smoking and poor genital hygiene in relation to penile cancer is essential. Another preventative strategy is HPV vacci- nation of boys, to complement vaccination for girls, designed primarily to reduce the risk of cervical cancer. The 2009 International Consultation on Urologic Disease Consensus Publishing Group suggests circumcision and early treatment of phimosis, together with significant changes in global health policy, as the most useful measures to prevent penile cancer."


      ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24101363



      Wir Freizeitwissenschaftler können uns nun noch weitere Hypothesen ausdenken, warum die Peniskarzinomraten steigen bzw. fallen, z.B. dass die Engländer und Holländer sich zunehmend weniger waschen.

      Wirkliche Wissenschaftler wie z.B. Morten Frisch und Robert Van Howe haben zu der o.g. Untersuchung folgende Anmerkung:

      "Finally, the authors speculate, without any empirical evidence, that an increasing incidence of penile cancer could be explained in part by decreasing rates of childhood circumcision. The substantial decline in childhood circumcision of boys in England from around 35 % in the 1930s to less than 5 % in the 1990s combined with the rather inconspicuous changes in overall penile cancer incidence is hardly compatible with any major role of circumcision in the prevention of penile cancer in England. Generational lifestyle changes, with accompanying greater risk of becoming exposed to HPV, are far more likely to be responsible for any upward drift in penile cancer incidence in younger age groups. If the above suggested supplementary graphs document an increase in penile cancer incidence in younger birth cohorts, attempts to promote responsible sexual behaviors and the possible introduction of HPV vaccination in preadolescent boys need consideration."


      deepdyve.com/lp/springer-journ…n-england-real-PYXKaNGeXa



      Ach, übrigens: wen ruft die o.g. "International Consultation on Urological Diseases" als einzigen (!) Beweis für ihre Beschneidung/Karzinomthese an? Genau - den hier:

      "Schoen EJ, Oehrli M, Colby C, et al. The highly protective effect of newborn circumcision against invasive penile cancer."
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Kommt eigentlich keiner von denen auf die Idee, dass die Erfindung der Pille und damit der sexuellen Freizügigkeit, die Ende der 70er ihren Lauf nahm, im schnitt mehr Geschlechtspartner nach sich zog und damit ein Anstieg solcher Infektionen? Da ergäbe sich sicher eine saubere Korrelation.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Bei den meisten Krebsarten gab es einen dramatischen Anstieg in den letzten Jahrzehnten. Insofern liegt die gestiegene Inzidenz beim Peniskarzinom völlig im Trend. Kein Mensch käme aber auf die Idee, Lungenkrebs oder Leukämie mit dem Beschneidungszustand in Verbindung bringen zu wollen. Also ist das auch beim Peniskarzinom reine Kaffeesatzleserei.

      Änderungen im Lebensstil wären da wesentlich naheliegender, wie z.B. ungesunde Ernährung, kanzerogene Substanzen in Kondomen, kanzerogene Textilfarben in Unterwäsche, Aufenthalte in Sonnenstudios etc.pp.
    • Ich muss meine vorherige Aussage korrigieren. Lungenkrebs und Leukämie sind schlechte Beispiele, da die Inzidenz in den letzten zwanzig Jahren doch nicht stark zugenommen hat. Brustkrebs bei Frauen wäre ein besseres Beispiel. Da ist die Erkrankungsrate stark gestiegen, im Gegensatz zum Gebärmutterhalskrebs. Wenn dies auch in England zuträfe, welche der beiden Krebsarten könnte dann am ehesten mit der Abnahme der Beschneidungsquote in Verbindung gebracht werden? Zweimal darf man raten.
    • Betrachten wir diese Zahlen mal ganz nüchtern und in Bezug zur Realität:

      9690 diagnostizierte Fälle während 30 Jahren ergibt somit im Schnitt in ganz England gerade mal 323 Fälle pro Jahr...

      Die Chance überhaupt je an Peniskrebs zu erkranken ist von 1,1 zu 100'000 auf 1,33 zu 100'000 gestiegen...

      Dazu eine für eine Krebserkrankung geradezu sensationelle Überlebensrate von 77%. Davon können z.B. Lungenkrebspatienten leider nur verzweifelt träumen...

      In Deutschland sterben 30'000 Menschen jährlich an der Grippe.
      Auch in England wird diese Krankheit, welche uns normalerweise ein paar Tage Bettruhe kostet, garantiert mind. 10x mehr Männer dahinraffen als der Peniskrebs...

      Wenn die meisten von uns sich schon gegen Grippe nicht impfen lassen und auch beim Peniskrebs eigentlich eine HPV Impfung zur Verfügung stünde, ist es völlig hirnrissig und vermessen, zur Vorbeugung einer derart exotischen und relativ heilbaren Krankheit, das Wort "Beschneidung" überhaupt in den Mund zu nehmen!

      Der Grund für die ärztliche Empfehlung von Beschneidungen liegt wohl eher irgendwo zwischen Freud und dem Bankkonto begraben – aber garantiert nicht im medizinischen Bereich.
    • Peniskrebs ist ein Alterskrebs. Mit dem Alter nimmt Krebs halt tendenziell zu. Jeder dritte erkrankt irgendwann an Krebs. Ich hatte auch schon mal was. So ist das eben.
      Von diesem einen Drittel, dass an Krebs erkrankt bekommt hier nun gerade mal rd. 0,5% Peniskrebs.
      Und die Wahrscheinlichkeit für einen Mann, der nicht raucht (Risikofaktor), keine Phimose hat (dagegen kann man ggf. was machen, und zwar vorhauterhaltend) und sich regelmäßig mit zurückgezogener Vorhaut wäscht dürfte ganz dicht bei Null liegen.
      Nicht ein mal die US-Krebsgesellschaft behauptet, die Zirkumzision sei eine Vorbeugemaßnahme gegen PK.

      Man muss sich dann auch fragen, warum z.B. das PK-Risiko in Dänemark niedriger ist als in den USA, obwohl doch die Zirkumzisionsrate dort doch auch um ein x-faches niedriger ist. Oder warum das PK-Risiko in manchen Ländern -zig mal höher ist als in Deutschland, wo die allermeisten Männer intakt sind.

      Die Zunahme in England könnte an vielen Dingen liegen, z.B. ganz einfach daran, dass die Lebenserwartung von Männern gestiegen ist (Alterskrebs). Es gibt keine Anhaltspunkte, dass das mit der verringerten Zirkumzisionsrate zusammenhängt. Der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität.

      Dass dieses Schreckgespenst Peniskrebs immer wieder rausgekramt wird, und fälschlicherweise mit der MGM in Verbindung gebracht wird, das nervt langsam. :thumbdown:
      There is no skin like foreskin
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Dass dieses Schreckgespenst Peniskrebs immer wieder rausgekramt wird, und fälschlicherweise mit der MGM in Verbindung gebracht wird, das nervt langsam. :thumbdown:
      Wie andere Begründungen ist auch dieses Mantra der Befürworter immun gegen Rationalität und Vernunft. Gegen dieses Mantra argumentativ und statistisch "anzurechnen" ist völlig sinnlos.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Nicht ein mal die US-Krebsgesellschaft behauptet, die Zirkumzision sei eine Vorbeugemaßnahme gegen PK.
      Was nun den Peniskrebs anlangt, so liegt er in den USA bei 1/100.000, wo die Männer mehrheitlich beschnitten sind.
      In Dänemark liegt er bei 0,82/100.000, wo die Beschneidungsquote gering ist (ca. 1%). Die American Cancer Society erklärt das durch den Mangel an Hygiene, den Tabakkonsum, und das Risikoverhalten. So erzeugt das Missverhalten einiger für die Mehrheit der Bevölkerung das Abhandenkommen von sexuellem Genuss und beschert ihr die zahlreichen sofortigen und langfristigen Nebenwirkungen des Verlustes der Vorhaut.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Man muss sich auch mal vor Augen halten: ein ganz erheblicher Anteil der Bevölkerung raucht. Und schädigt damit ganz bewusst seine Gesundheit. Und geht ein dadurch ein erhebliches Risiko ein, schwer oder tödlich zu erkranken.
      Und der Staat sagt: das muss jeder selbst entscheiden. Ob er für einen Genuss das Risiko eingehen will.
      Nun trägt die Vorhaut zum sexuellen Genuss bei. Das behauptete Risiko, dass genitale Intaktheit darstellen soll, ist - falls es das überhaupt gibt - winzig klein gegenüber vielen anderen selbst beeinflussbaren Risiken. Ganz besonders gegenüber dem Rauchen, das den Raucher im statistischen Durchschnitt zehn Jahre seines Lebens kostet.
      Warum soll ein Mann also bezüglich der Vorhaut nicht seine Nutzen/Risiko Abwägung nicht selbst treffen dürfen?
      There is no skin like foreskin