USA in den 70ern: die Beschneidung von Frauen wird in einschlägigen Magazinen angepriesen

    • USA in den 70ern: die Beschneidung von Frauen wird in einschlägigen Magazinen angepriesen

      Unser Mit-Intaktivist Jonathan Friedman ist beim Aufräumen auf ein paar interessante Heftchen gestoßen. In der Ausgabe des Playgirl, Heft Oktober 1973 wurde ein Artikel mit der Überschrift “Circumcision for Women: The Kindest Cut of All” veröffentlicht, gefolgt von einem ähnlichen Artikel im Mai 1975 mit dem Titel “$100 Surgery for a Million Dollar Sex Life".

      Im Oktober-Heft von 1973 heißt es u.a.:

      "An awesome 75% of women are hindered from feeling the full extent of sensations, due to a condition which is most commonly known as 'hooded clitoris'"

      "Female circumcision is strictly done for pleasure. And it works in most cases."

      "So it would seem that this wonder of modern science... might be a giant step in the right direction."
    • Es gab auch mal eine Zeit, da wurde auch im Westen die Amputation der Klitoris-Eichel empfohlen. Der bessere, der richtige Orgasmus sei der vaginale. Die Klitoris-Eichel würde dabei nur stören.

      Und natürlich gegen alle möglichen Übel sollte das helfen:

      Während des 19. Jahrhunderts und bis zu den 1940er und 1960er Jahren wurden in Europa und Nordamerika Klitoridektomien und andere operative Eingriffe wie Kauterisationen und Infibulationen an weiblichen Genitalien durchgeführt. Dies geschah, um vermeintliche weibliche „Leiden“ wie Hysterie, Nervosität, Nymphomanie, Masturbation und andere Formen so genannter weiblicher Devianz zu „heilen“


      Ist also auch im Westen noch gar nicht so lange her. Heute schlägt man darüber die Hände über dem Kopf zusammen - und das wird man irgendwann auch bzgl. MGM tun. Wie war das alles möglich damals?
      There is no skin like foreskin
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Während des 19. Jahrhunderts und bis zu den 1940er und 1960er Jahren wurden in Europa und Nordamerika Klitoridektomien und andere operative Eingriffe wie Kauterisationen und Infibulationen an weiblichen Genitalien durchgeführt. Dies geschah, um vermeintliche weibliche „Leiden“ wie Hysterie, Nervosität, Nymphomanie, Masturbation und andere Formen so genannter weiblicher Devianz zu „heilen“


      Ist also auch im Westen noch gar nicht so lange her. Heute schlägt man darüber die Hände über dem Kopf zusammen - und das wird man irgendwann auch bzgl. MGM tun. Wie war das alles möglich damals?
      Wie es heute auch noch möglich ist: Durch Unwissenheit und durch puren Aberglauben und durch das, was man so schön als "peer pressure" umschreibt.

      Meine Großeltern wollten meinen Vater nicht katholisch taufen lassen. Für meine Großeltern ein Unding. Das geht gar nicht. Und als sie den Kleinen dann mal für 2 Tage hatten, wurde den Eltern danach stolz der Taufschein präsentiert. Schuldbewußtsein? Ah watt.

      Ich habe viele Berichte von amerikanischen Müttern gelesen, wo die Großeltern oder Familienmitglieder massiv Druck ausgeübt haben, den Sohn doch bitte beschneiden zu lassen. Weil, wissenschon. Ist sauberer und er befleckt sich dann nicht selbst. Das ist übrigens definitiv einer der Hauptgründe, warum im Bible belt noch so exzessiv beschnitten wird: Die Masturbationsverhinderung.

      Und das ist dann schlichtweg sexueller Missbrauch - kann man nicht drüber diskutieren.

      Ich warte übrigens auf den ersten Bericht, dass die Großeltern die Beschneidung gegen den Willen der Eltern durchgeführt haben, weil sie es für besser hielten.

      Bei den Frauen war das ja lange Zeit auch so. Die ersten Feministinnen waren dann aber so aggressiv drauf, dass die weibliche Beschneidung sehr schnell in Verruf kam.

      Es wird Zeit, dass allen klar wird, dass man nicht eine gute und eine schlechte Beschneidung haben kann. Jungs gut Mädchen böse - so funktioniert die Rechnung nicht.

      In arabischen Ländern ist die kleine Sunna auf dem Vormarsch, weil erkannt wird, dass bei der Jungenbeschneidung Nachsicht geübt wird. Und bei den Mädchen wird doch auch nicht viel abgeschnitten - nur die Vorhaut. Was bei Jungs nicht schlecht ist, kann doch bei Mädchen nicht böse sein?

      Und genau das ist das Problem in der Argumentationskette der Feministinnen. Wenn man nicht will, dass die FGM durch die Hintertür wieder Einzug hält, dann wirds Zeit, dass man die GM allgemein verbietet. Also die Genital Mutilation - ganz genderfree.

      Es wird soviel von Gender Equality gesprochen. Aber gerade in diesem Fall sehe ich die nicht.

      Dafür aber sehr viel Derailing aus dem Lehrbuch: Die eigenen Privilegien verteidigen indem man die anderen marginalisiert.
    • Hier der Artikel aus der Ausgabe des Playgirl vom Mai 1975.

      Take Willy, for example. She had her circumcision almost three years ago, and now she says after looking back:
      "At first, it was really terrific. But gradually, the newness sort of wore off. I've gotten used to it and now it seems like it was always this way. I hardly think about it anymore. Now it's just part of me. Sometimes it's sensitive — a pair of tight pants can drive you crazy!" Her boyfriend has to be a little more careful and gentle but she feels that's as it should be, anyway.
      "It was like having my tonsils out, except that it was cheaper, a lot less painful and it sure made me feel a hell of a lot better."
    • Ich hab mir das Loblied auf die weibliche Beschneidung angesehen.

      1. fiel auf, dass mit der Playgirl-Kampagne pro female-circ die Preise für die Beschneidung nach oben gegangen sind. Von 50 Dollar auf 100 Dollar in 2 Jahren.

      2. Die Argumente, die die beschnittene Frau dort anführt sind 1:1 die Argumente die alle pro-circ Männer und Frauen anführen. ALLE. Da fehlt auch nicht eins.

      Sie war doch so begeistert von der Entfernung ihrer Klitorisvorhaut. Mich würde mal interessieren ob sie das heute, fast 40 Jahre nach dem "kindest cut of all" immer noch so sieht.

      Denn inzwischen müsste bei ihr eingetreten sein, was bei den Männern voller Wucht eintritt - immerhin ist ihre Klitoris ja noch durch die Labien geschützt: Die Keratinisierung und die Desensibilisierung.
    • Anbei nochmal ein Video, das dir "Vorteile" der (weiblichen) Beschneidung in den USA aus historischer Sicht kritisch hinterfragt.
      Wie is die WHO eigentlich ohne Studien (mir sind keine bekannt) zu der "Erkenntnis" gekommen, daß die Beschneidung von Mädchen (im Gegensatz zur Beschneidung von Jungen) keine medizinischen oder hygienischen Vorteile liefern soll? Gibt es an den weiblichen Genitalien keine Urinreste und kein weibliches Smegma?

      youtube.com/watch?v=pvX5J7lAv4g
    • ich kann es gerade nicht ertragen, den Film zuende zu sehen. Vielleicht erwähnen sie da schon Patricia Robinett. Sie ist eine US-amerikanische Psychologin und Betroffene von FGM und hat sich frühzeitig mit den männlichen GV-Opfern solidarisiert.
      Interessant auch, dass in den USA die FGM ursprünglich zur Verhinderung von Masturbation durchgeführt wurde, später, weil damit angeblich das weibliche Sexualempfinden gefördert würde (wenn ich diesen Artikel richtig verstanden habe). Manchen GV-Befürwortern ist einfach kein Argument zu absurd!
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
      ein katholischer Theologe in einer Doku über Ex-Jugoslavien

      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. ...
      Khalil Gibran