FAZ, 19.10.2013: Guter Schnitt - Beschneidungen in Deutschland

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    • FAZ, 19.10.2013: Guter Schnitt - Beschneidungen in Deutschland

      Und hier die Langversion mit Kommentarfunktion!
      faz.net/aktuell/politik/beschn…ter-schnitt-12625490.html
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Kommentar in 3 Häppchen, wegen Textbegrenzung

      Begründeter Verdacht

      In der Debatte um das Gesetz zur Beschneidung von Jungen begegnet der interessierte Beobachter einer auffälligen Zurückhaltung der ärztlichen Fachverbände und der Bundesärztekammer. Selbst das komplette Übergehen der Empfehlungen der Ärzteverbände bei der Verabschiedung des Gesetzes wurde nicht öffentlich thematisiert.

      Der Artikel in der heutigen FAS legt nahe, daß diese auffällige Zurückhaltung ihren Grund nicht nur im politisch verbreiteten Widerstreben haben könnte, sich mit den betroffenen religiösen Zentralräten in eine Kontroverse zu begeben. Es könnte auch schlicht um viel Geld gehen. Die Zahlen und Zusammenhänge im Artikel der FAS legen Abrechnungsauffälligkeiten nahe, deren Thematisierung die daran verdienenden Ärzte möglicherweise lieber vermeiden möchten.

      Der Anstieg der Zirkumzisionen im Vorschulalter zwischen 2006 und 2011 zeitgleich mit der Einführung der extrabudgetären Vergütung des ambulanten Operierens hätte — eigentlich — bei den gesetzlichen Krankenkassen die Alarmglocken läuten lassen müssen. Um so mehr als die überproportionale Zunahme plastischer Vorhauteingriffe im Vorschulalter von den mitbehandelnden Kinderärzten nicht nachvollziehbar ist.

      Für die gesetzlichen Krankenkassen wäre es ein Leichtes, mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Qualitätsvereinbarungen zur Indikations- und Durchführungsüberprüfung der Eingriffe zu vereinbaren. Eine Dokumentation sieht der EBM für solche Eingriffe sogar verpflichtend vor. Auch die Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen dürften — eigentlich — kein Interesse daran haben, Betrüger in den eigenen Reihen zu decken.

      Die verantwortlichen Stellen einiger Krankenkassen, der Bundesärztekammer und einer kassenärztlichen Vereinigung sind bereits vor Monaten auf den begründeten Verdacht hingewiesen worden. Sie behaupteten, das Offensichtliche nicht nachvollziehen zu können.

      Das hat einen häßlichen Namen: Veruntreuung von Versichertengeldern und Beihilfe zum Abrechnungsbetrug.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Dieser Artikel ist wirklich der Hammer und mein Respekt und Dank gilt allen, die daran mitgewirkt haben. :thumbup:

      Nicht ganz klar geworden ist mir, welche Schein- bzw. Falschdiagnosen von den betreffenden Chirurgen vorgeschoben werden: wird die normale Vorhaut für krank erklärt, wenn ein bestimmtes Alter erreicht wird; werden prophylaktische Gründe vorgeschoben oder wird z.B. Lichen sclerosus diagnostiziert, wo gar keins ist.
      Aber vielleicht sind diese Fragen nur mein Problem und angesichts des Gesamtskandals auch völlig zweitrangig.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Ich befürchte, hier braucht nichts vorgeschoben werden, weil es eben null Kontrollen gibt.
      jeder dieser niedergelassen Ärzte hält sich für schlauer als seine Kollegen und besonders kompetent fast ausschließlich Plastiken vorzunehmen. Und so treten diese Zustände zutage. So befindet sich ein ganzer Berufszweig auf dreiste Weise auf moralischen Abwegen.
      Selbstverständlich werden nur Vorhäute abgenommen und einfach umdeklariert in plastische OPs. Bringt ja mehr Kohle.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Zitat aus der FAZ:
      "Wenn nun auch hierzulande wieder über die Beschneidung gestritten wird,
      dann macht Deutschland sich nicht zur „Komikernation“, wie
      Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Beschneidungsdebatte vergangenes
      Jahr monierte, sondern befindet sich in guter europäischer Gesellschaft."

      Wenn sich Deutschland letztes Jahr mit einer abwehrenden Haltung zur Beschneidung nicht zum Komiker gemacht hätte, wer ist dann unfreiwillig zum Komiker geworden?

      Wünsche der Mehrheit der Bundesbürger viel Glück, dass die Kompetenz ihres Favoriten bei der Bundestagswahl in anderen Bereichen stärker ausgeprägt ist als bei der Beschneidungsdebatte oder "alternativ", dass die Regierenden dann eher zufällig nicht noch mehr "komische" Entscheidungen treffen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • In seinem Buch schreibt Karl Becker:

      "Theoretisch könnte man auch bis zur Pubertät abwarten, da die Rate an Phimosen entwicklungsbedingt weiter sinkt. Da man den Jungen eine Operation zu diesem späten Zeitpunkt aus verschiedenen Gründen nicht zumuten möchte, wird üblicherweise vor Schuleintritt mit einer Salbentherapie begonnen.
      Seit einer Studie aus dem Jahre 1993 gelten dünn aufgetragene kortisonhaltige Salben als wirksamste konservative Therapie. Erst wenn auch die Salbentherapie nicht ausreichend hilft, oder es zu einem (oder mehreren Rückfällen kommt), wird die Operation erwogen. Entscheidend aus ärztlicher Perspektive ist eine differenzierte Beratung über die verschiedenen Behandlungsoptionen. Es gibt Eltern, die auch ohne religiösen Hintergrund, dennoch auf die Salbentherapie verzichten,etwa weil die Jungen sich nachhaltig sträuben, der Befund ausgeprägt ist, oder aus unterschiedlichen Gründen die langwierigere konservative Therapie nicht erwünscht ist. Eltern, die aus religiösen Gründen sowieso eine Beschneidung ihres Sohnes wünschen, haben logischerweise ebenfalls kein Interesse an einer konservativen Salbenbehandlung."

      Fazit: die Salbentherapie wird angeboten. Die Eltern sagen "Nein", und schon liegt der Junge unterm Messer. Das geht noch schneller, wenn man die Eltern darüber "aufklärt", welche Grenzen eine Salbentherapie eventuell haben könnte ("nur" 85% Erfolgsquote), wie schlimm eine spätere Beschneidung sei, und dass viele Jungen sich "nachhaltig" dagegen sträuben. Und dann ist es wohl besser, man greift gleich zum Messer.


      Ich finde die Offenheit, mit der Becker hier beschreibt, wie Eltern "aufgeklärt" werden, geradezu "erfrischend". (würg)
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Das muss man ihm lassen. Er sagt sehr deutlich, was er seinen Kollegen empfiehlt, damit die Kasse auch wirklich stimmt die Jungs bestmöglich versorgt werden können.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • In einem Leserbrief in der FAS beklagt ein Arzt, dass bei der Beschneidung nach Abzug der "technischen Kosten" dem Operateur nur noch ein Honorar von (je nach Operationsart) mickrigen 30 bzw. 45€ übrig bleibe. Der Leserbriefschreiber fragt sich, wo da der "gute Schnitt" herkommen solle.

      Interessant sind auch die Begründungen des Schreibers für die Durchführung der Beschneidung: Beschneidungen werden von den Eltern frühzeitig gewünscht, damit in der Schule keine Fehlzeiten entstehen. Skeptisch sieht der Author auch die Sauberkeitserziehung, die vor allem bei muslimischen Eltern "schwierig bis unmöglich" sei. Das aber führe zur Operation der Vorhaut.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Manche Ärzte leben inzwischen in Parallelwelten und merken gar nicht, was sie da schreiben.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Die edle, barmherzige Urologen- und Chirurgenschaft - hatten wir so ähnliches nicht gerade schon?

      Man mag es ja kaum glauben, aber es soll ja selbst heute noch Ärzte geben, die noch edle Motive außerhalb der stets unterstellten Geldgier haben!


      beschneidungsforum.de/index.ph…&threadID=3337&highlight=

      Doch da gibt es schon welche. Die z.B. nicht Versicherte (z.B. Obdachlose) in ihrer Freizeit behandeln. Vor denen kann man nur den Hut ziehen.

      Was aber nicht erklärbar ist: Dass man offenbar jahrelang Kassenpatienten eine angeblich medizinisch notwendige Behandlung verweigert hat - und jetzt auf einmal sein großes Herz für kleine Kassenpatienten entdeckt hat. Da staubt es doch sehr.

      Da gibt es dann aber Urologen, die groß mit Beschneidung werben, und als "Beschneidungsärzte" unter Muslimen weitergereicht werden.
      Die Muslime in Deutschland schwimmen auch nicht alle im Geld - und wenn man 250-400 Euro sparen kann...

      Und hier ist dann der Abschlussreim:
      beschneidungsforum.de/index.php?page=Thread&threadID=3397
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • „Das wäre dann Abrechnungsbetrug.“


      Manuel
      09.07.2012
      22:37
      Als Ihre Bitte vom Arzt abgewiesen wurde, weil dieser eine Beschneidung als nicht zwingend empfand ging Sie zu einem muslimischen Arzt, der aufgrund seiner eigenen Erziehung und dem Honorar der Krankenkasse (welches er durch nicht korrekte Darstellung der Sachlage bekam)zustimmte.


      web.archive.org/web/2012072515…rma]=103&cHash=e8a60c9628

      Und alle Beitragszahler dürfen für die Elternwunschverstümmelungen von Kindern blechen.. :cursing: (würg)
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Gut, dass Du dieses Thema nicht in der Versenkung verschwinden lässt, Selbstbestimmung.
      Unsere gesetzlichen Krankenkassen sind dazu gesetzlich verpflichtet, unsere Beitragsgelder zu verwalten und Betrugsfällen nachzugehen.
      Doch es passiert - selbst bei konkretesten Verdachtsfällen: NICHTS.

      Warum?
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Ja - eigentlich müsste das angezeigt werden

      Selbstbestimmung schrieb:

      „Das wäre dann Abrechnungsbetrug.“


      Manuel
      09.07.2012
      22:37
      Als Ihre Bitte vom Arzt abgewiesen wurde, weil dieser eine Beschneidung als nicht zwingend empfand ging Sie zu einem muslimischen Arzt, der aufgrund seiner eigenen Erziehung und dem Honorar der Krankenkasse (welches er durch nicht korrekte Darstellung der Sachlage bekam)zustimmte.


      web.archive.org/web/2012072515…rma]=103&cHash=e8a60c9628

      Und alle Beitragszahler dürfen für die Elternwunschverstümmelungen von Kindern blechen.. :cursing: (würg)

      der verweigernde Arzt muss ja eine Diagnose gestellt haben - siehe Patientenunterlagen = keine Phimose = keine Beschneidung

      Dann der andere Arzt = Phimose = medizinische Indikation zur Verstümmelung = gesetzliche Krankenkasse zahlt = alle gesetzlich Versicherten zahlen

      Off-topic: Ich war am Donnerstag beim Hautarzt wegen einem Muttermal auf der Wange, das dauernd beim Rasieren blutet und schon erhaben ist. Wollte fragen, ob es entfernt werden kann - Er - Nein - Es besteht kein Anhaltspunkt auf eine Entartung. Ich - aber wenn ich mich weiterhin verletze,könnte es doch Hautkrebs geben? Er - laut Datenlage eher nicht - Ich - o.k. und bin gegangen. Wenn ich mich getraue, schneide ich es selbst weg :whistling:
      Viele Grüße aus dem Rhein-Neckar-Raum

      Ich