07.03.2013 Karlsruhe: Akademie-Kolloquium über das neue Beschneidungsgesetz

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    • 07.03.2013 Karlsruhe: Akademie-Kolloquium über das neue Beschneidungsgesetz

      War jemand aus dem Forum dort? Ich leider nicht, erlaube mir aber den Artikel darüber auszugsweise zu kommentieren. Offensichtlich wurde altbekannter pseudowissenschaftlicher Unfug in entspannter bildungsbürgerlicher Atmosphäre breit geklopft:

      Presse

      "Der Jurist PD Dr. Edward Schramm (Universität Tübingen) zeigte einleitend die Bandbreite der juristischen Positionen zum Thema Beschneidung auf. Er verdeutlichte zugleich, dass die Beschneidung von Knaben mit Einwilligung der Eltern weltweit straflos ist (ev-akademie-baden.de)..."

      Aus der Tatsache, dass es weltweit praktiziert wird, strafrechtlich jedoch nicht verfolgt wird, kommt er zu dem Schluss, es sei weltweit straflos. Dazu kann ich nur sagen, dass dies eine etwas schlichte rechtswissenschaftliche Herangehensweise an die Problematik darstellt, dafür dass er Jurist an der Uni Tübingen ist. Nach dieser Logik müsste der deutsche Rechtsstaat alle seine Gesetze auf weltweite Verwendung prüfen. Jede gesetzliche Regelung, die in Deutschland einzigartig wäre und nirgendwo in der Welt verwendet würde, müsste dann schleunigst abgeschafft werden. Würde das im Umkehrschluss zu einem längst überfälligen Tempolimit auf deutschen Autobahnen führen, hätte es meiner Ansicht nach sogar einen positiven Effekt.

      "...Das Beschneidungsgesetz vom Dezember bedeute daher einen Rückkehr zur Normalität: Jungen dürfen in Deutschland weiter beschnitten werden, allerdings müssen die Ärzte den Eingriff "nach den Regeln der ärztlichen Kunst" vornehmen."
      Jetzt bin ich aber beeindruckt: es müssen (oder dürfen?) also auch Ärzte den Eingriff nach den Regeln der ärztlichen Kunst vornehmen. Gut, dass das mal jemand gesagt hat. Hoffentlich wissen die Ärzte das alle.

      "Mit den Auswirkungen von Beschneidungen auf das seelische Wohl von Kindern setzte sich PD Dr. Martina Pitzer, Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Städtischen Klinikum Karlsruhe, auseinander. Entscheidend sei unter anderem, ob man durch die Beschneidung gerade eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit bzw. Identität erlange oder aus einer Gruppe ausgegrenzt werde. Letztlich sei die Bewertung der Beschneidung eine vor allem sehr subjektive Angelegenheit, die aus ihrem Kontext nicht herausgerissen werden dürfe."
      Wenn ich das richtig verstehe, soll nach Ansicht der Psychiaterin das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gegenüber der Intoleranz der Straße zurücktreten, weil in bestimmten sozialen Gruppen Jungs nichts besseres zu tun hätten, als sich gegenseitig auf den Pimmel zu schauen? Mit ihrer Auffassung würde sie außerdem der Förderung von Gruppenbildung durch körperliche Merkmale positiv gegenüber stehen. Das heißt, die Ausgrenzung wegen Haut-, Haarfarbe, Gesichtszügen etc. müsste nach Auffassung von Dr. Martina Pitzer konsequenterweise ebenso ein Sozialverhalten darstellen, das nicht nur hinzunehmen, sondern sogar ausdrücklich in seiner Korrektheit zu bestätigen wäre, so wie dies mit ihrer Auslegung des Beschneidungsgesetzes offensichtlich der Fall zu sein scheint. Oder spielt für sie am Ende doch nur die Faszination durch den Anblick der freiliegenden Eichel eine Rolle? Ich frage mich manchmal, was in manchen Köpfen eigentlich vorgeht.

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    • Ich war anwesend, auf Einladung von Pfarrerin Engelmann, und habe für MOGiS dort Stellung bezogen und zahlreiche Gespräche mit Referenten und Publikum geführt.
      Dass meine Stellungnahmen in dem Bericht nicht erwähnt werden, zeigt, dass die evangelische Kirche kritische Stimmen weiter ausgrenzt, Menschenrechtspositionen verbandspolitischen Interessen weichen.
      Das fällt auf die Kirche zurück und fiel auch schon während der Veranstaltung vielen Anwesenden auf. Das Plenum war denkbar einseitig besetzt. Das Publikum durfte keine Redebeiträge liefern (bei mir wurde eine Ausnahme gemacht), sondern nur Fragen auf Karten geschrieben einreichen.
      Offensichtlich wollte man die große Harmonie der Beschneidungsbefürworter auf dem Podium nicht stören, und im Bericht wird ja auch die Sachlichkeit erwähnt, der Autor verwechselt das wohl mit Einmütigkeit, und die schien extakt geplant.
      Einzig Frau Dr. Pinzer zeigte vorsichtig Probleme der Gesetzgebung auf.
      Prof. Wißmann ergänzte seine grundsätzliche Befürwortung immerhin mit einer Bemerkung in der Schlußrunde, die von mir dargelegte Betroffenensituation sei für ihn bemerkenswert gewesen.

      Aber dieser Bericht...ich habe den Herrschaften schon geschrieben, welches Bild sie damit nach außen abgeben.
    • Meine eigenen Fragen beim Lesen dieser Pressemitteilung:

      Die Ev. Akademie und FEST „hatten dazu eingeladen, die Argumentationslinien des neuen Gesetzes kritisch nachzuvollziehen.“
      – Aber ohne dass jemand Kritik am Gesetz geübt hat oder dies auch nur vorgesehen gewesen wäre?

      „Schramm zeigte einleitend die Bandbreite der juristischen Positionen zur Beschneidung auf.“
      – Aber diese Bandbreite gab es wohl nur draußen und nicht drinnen bei der Konferenz?

      „Die behandelten Aspekte waren vielfältig.“
      – und alle waren sich einig?

      Es ging bei dem "emotionalen" Thema „erstaunlich sachlich“ zu.
      – Ist das ein Wunder bei der Zusammensetzung?

      Gegen die Schreie der Kinder hatte sich diese Akademie-Tagung emotional offenbar gut abgeschirmt. Kein einziger Kinderschrei drang durch die Wand, oder?

      Es ist so beschämend für die evangelische Kirche und eine Akademie!
    • Doch lieber Benni

      es drangen Kinderschreie durch! Ich erwähnte am Mikrophon die 1800 Komplikationsfälle! Bezichtigte sie der Lüge, Vorhautamputationen harmlos zu nennen. Erklärte, wie wir im Gesetzgebungsverfahren systematisch augegrenzt wurden. Riet Prof Schramm, künftig nicht mehr die AAP zu rühmen, da die noch 2010 eine Form weiblicher Genitalverstümmelung zur Diskussion stellte. Als Herr Geis meinte, Jungen seien vor VAs aus "unmoralischen Gründen" wie zB "ästethischen" geschützt, widersprach ich aus dem Publikum: "Wie soll sich ein Junge denn wehren"? - Antwort: "Mit dem Verfassungsgericht!" - "Was entwerfen Sie hier für völlig unrealistische Szenarien! Soll ein vierjähriger Junge in Karlsruhe anrufen?" - "Es gibt ja noch einen Arzt" (sagte dann Prof. Jestaedt)- "Einen Arzt? Ach ja, die Eltern werden dem brav ihre perversen Gründe mitteilen? Das Kind wird durch Betäubung ruhig gestellt und fertig, Sie stellen es rechtlos!".

      So in etwa ging das ab...
    • Auch von mir vielen Dank lieber Pizzaro für deine Präsenz vor Ort.

      Pizarro73 wrote:

      Als Herr Geis meinte, Jungen seien vor VAs aus "unmoralischen Gründen" wie zB "ästethischen" geschützt...
      Die Behauptung von Herrn Geis trifft grundsätzlich nicht zu. Diesen Schutz gibt es nicht, denn das Gesetz sieht eine Prüfung von Gründen überhaupt nicht vor. Gäbe es Gründe, müssten sie voraussetzend und nicht lediglich ausschließend geregelt sein. Davon abgesehen klingt der vermeintliche Schutz vor "ästethischen" Gründen ja fast schon so, als ob dann von Beschneidern auf Ästhetik nicht mehr geachtet werden müsse. Darf ja keine Rolle spielen.

      Herr Geis gehört zu der Sorte Bundestagsabgeordneter, die sich daran gewöhnt haben, dass Rechtssicherheit nicht durch Gesetzesbeschlüsse selbst, sondern erst durch das Bundesverfassungsgericht hergestellt werden müsse. Wenn dann die Entscheidungen nicht passen, wie neulich mit der Sukzessivadoption, wettert die CSU und greift die Karlsruher Richter an. Das ist ein ziemlich verächtlicher Umgang mit dem Grundgesetz.

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    • Sag mal Pizarro, wo genau warst Du nochmal?
      Das war doch wohl der Parteitag der nordkoreanischen Führung, oder? Alles ist in bester Ordnung und die bösen, verleumnderischen Lügner kommen alle von Außen. Alles ist stramm (huch, welche Analogie!) organisiert, die "ehrlichen"Berichte für die lästige Presse werden besser selbst geschrieben, damit sie von den ideologischen Analphabeten auch wirklich verstanden werden.
      Um manche Erfahrung in Deinem Leben beneide ich Dich nicht. Eben ist eine neue hinzugekommen.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Geis (CSU): "Beschneidung dient dem Kindeswohl"

      Mir wird erst jetzt bewusst, dass auch der erzreaktionäre Norbert Geis von der CSU dort als einziger (?) Politiker geladen war.
      War es doch Geis, der früh schon sagte: "Beschneidung dient dem Kindeswohl".
      Rechtsexperte Norbert Geis: CSU-Politiker: Beschneidung dient dem Kindeswohl - Deutschland - FOCUS Online - Nachrichten

      Während andere Juristen 2012 viel vorsichtiger meinten, der Elternwille zur Beschneidung gefährde nach jetzigem Kenntnisstand das Kindeswohl jedenfalls nicht in dem Maße, dass der Staat von seinem Wächteramt nach Art. 6 GG Gebrauch machen und eingreifen müsse. (Sollten sich hier neue Erkenntnisse ergeben, so müsse das Gesetz korrigiert werden.)

      Während es in der Beschneidungsdebatte 2012 zunächst um die Tolerierung eines archaischen Rituals ging, geht es einer Ev. Akademie und anderen jetzt offenbar um offensive Propaganda für diesen fragwürdigen Brauch.
    • Ich wage nicht zu hoffen, dass diese Nabelschau einen Verzicht auf Missionierung bedeutet. Hätten sich Christen in der Vergangenheit mehr mit sich selbst als mit der Missionierung beschäftigt, wäre uns einiges erspart geblieben.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!

      Insgesamt machen diese Leute, so wie sie das anstellen, ihrer Sache wirklich keinen Gefallen.
      Ihr Argumente sind doch so erhaben und unstrittig, dass man kaum verstehen kann, warum Sie die Debatte mit der Gegenseite ablehnen. Genau diese gäbe Ihnen doch die Gelegenheit, die Stichhaltigkeit Ihrer Argumente und Beweise in breiter Öffentlichkeit vorzuführen.

      Wie man aber unschwer feststellen kann, besetzen Sie nun das Informationsvakuum, das sich breitgemacht hat, und versuchen den Imageschaden, den die Religionen genommen haben, zu kitten.
      Die 70%-Umfrage muss sie ins Mark getroffen haben, nachdem im Juli noch mit 45% argumentiert wurde, die für ein Verbot seien.
      Sie haben gemerkt, dass Sie den Bogen überspannt haben und dass ihnen die Felle davonschwimmen.

      Ich selbst halte religiöse Inhalte für eine nützliche Sache. Wenn ich aber sehe, wozu sie mitunter missbraucht werden, dann werde ich traurig.

      Wie sagt man noch? Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!
      Und vergessen sind die Anfeindungen der Vergangenheit. Die Beschneidungsdebatte hat der Ökumene einen (Bären-)dienst geleistet.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Der Evangelischen Akademie habe ich im Voraus folgende Mail geschickt. Bisher habe ich keine Antwort bekommen. Die Akademie erweist sich in der Beschneidungsfrage als eine Indoktrinierungsinstitution wie die kath. Glaubenskongregation oder wie die Ideologieapparate der früheren kommunistischen Staaten. Leider hat sich meine Befürchtung über den Charakter des Seminars bestätigt.

      "Sehr geehrte Damen und
      Herren,

      beim Lesen des Veranstaltungsprogrammes konnte ich nur ungläubig mit dem Kopf schütteln.
      Die Verortung der Referenten zeigt eine einseitige Auswahl, darunter zum Teil vehemente Verfechter einer staatlich sanktionierten Genitalverstümmelung an nicht einwilligungsfähigen Jungen.

      Mir erscheint diese Veranstaltung einzig den Zweck zu haben, nach einer öffentlich sehr kontrovers geführten Debatte
      (auch unter evangelischen Geistlichen) eine Harmonisierung bei den noch zweifelnden Seelen herbei zu führen, mit
      dem Ziel der öffentlichen Akzeptanz eines gesetzlich fixierten religiösen Rechts auf die ansonsten unbegründete Körperverletzung an kleinen Jungen. So sollen wohl die letzten Gewissensbisse im evangelischen Lager aus der Welt geschafft werden.

      Da sich inzwischen immer mehr betroffene Männer öffentlich zu den erlittenen Verletzungen bekennen, empfehle ich Ihnen, aus deren Kreis einen Referenten zu gewinnen. Wenn bei Ihnen nur ein wenig Empathie zu finden ist, dann werden Sie dieses Gesetz anschließend sicher anders beurteilen.
      Es handelt sich bei der Beschneidung von Jungen um eine mittelgradige Genitalverstümmelung, die mit der weiblichen leichten bis mittleren Grades absolut vergleichbar ist.

      Wenn Sie die Diskussion um die Einschränkung statt Abschaffung der FGM in orthodoxen islamischen Staaten verfolgen, wo man unter Verweis auf die männliche
      Beschneidung leichte Formen der weiblichen rechtfertigt, dann werden sie vielleicht auch erkennen, dass weltweit die weibliche Genitalverstümmelung nur dann erfolgreich bekämpft werden kann, wenn zugleich die Knabenbeschneidung als das geächtet wird, was sie ist:
      männliche Genitalverstümmelung.

      Ich halte dieses Gesetz im übrigen für verfassungswidrig. Leider ist es für die Betroffenen nur so gut wie unmöglich, ihren Fall zum BVerfG zu bringen. Da sie als Kinder beschnitten wurden, liegt i.dR. bereits Verjährung vor, wenn sie den Rechtsweg beschreiten wollen. Sie sind also doppelt benachteiligt.

      Mit freundlichen Grüßen,

      J.H."
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Vielen Dank, Pizarro, dass Du anwesend warst und hier mächtig Kontra gegeben hast.

      Ich halte diese einseitigen kritiklosen Propagandaveranstaltungen für höchst gefährlich, transportieren sie doch ein subtiles "alles-ist-doch-super"-Wohlgefühl in der inzwischen abgeebbten und in der Öffentlichkeit nur noch nebensächlich wahrgenommenen Debatte.

      Beschneidungsbefürworter dürfen sich keine Komfortzone einrichten!
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Leider viel Schlimmeres als ein "alles ist doch super Gefühl".
      Es werden bewußt ein Scheinbild der Wirklichkeit und Feindbilder erstellt, in dem Religionen angeblich "an den Rand gedrängt" würden, "kein Verständnis" für Religiösität herrsche, der Staat als atheistisches Feindbild der den Eltern die Erziehung aus den Händen näme...Herr Putzke sei schließlich "im Osten" sozialisiert...
      Aus diesem konstruierten und instrumentalisierten Grundminderwertigkeitskomplex heraus wird dass die Beibehaltung des VA als im Interesse des Kindes verkauft, noch Werte mitzubekommen in der bösen feindlichen Welt der Gottlosen. Dafür müssen wir nur noch ein wenig die Grundrechte zurechtbiegen bzw. am besten total leugnen, dass überhaupt welche verletzt werden.
      Alle Referenten, die ich mir noch unter vier Augen vorgeknöpft habe, kamen sofort ins Stottern und konnten mir argumentativ überhaupt nichts entgegensetzen. Zurück auf dem Podium, spielten sie wieder ihre Rolle, sich den Religionsvertretern anbiedernd, auch die offensichtlichsten Lügen bleiben natürlich unwidersprochen, wenn auf dem Podium nur eine Position vertreten wird.
      Nach diesem Schema lief das am letzten Donnerstag ab.
      Ich finde das auch außerordentlich gefährlich, was da für eine offensichtliche Gehirnwäsche stattfindet. Als Deutscher mit Geschichtsbewußtsein fallen mir ganz schlimme Dinge ein.
    • Es bleibt nur eine Schlussfolgerung aus den von dir beschriebenen Randerscheinungen, die da waren:
      • Fragen aus den Publikum mussten vorher auf Kärtchen geschrieben werden
      • Du wurdest mehrfach unterbrochen
      • Es saß niemand aus der Kontra-Fraktion mit auf dem Podium

      Die Herrschaften arbeiten gerade ihren Missgriff auf, mit diesem unsäglichen Gesetz und der trauten Einigkeit unter den Religionen.
      Ihnen fehlt die Gelassenheit, trotz ihrer angeblich überstarken, erhabenen Pro-Argumente, die Kontra-Seite an Diskussionen zu beteiligen.
      Das ist alles andere als souverän, sondern ein Ausdruck des Hilflosen Versuchs zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
      Mich wundert dass man damals keine PR-Berater hinzugezogen hat.

      Mich wundert auch, dass man überhaupt das Thema weiter bearbeitet, statt es in Vergessenheit geraten zu lassen.
      Die tun sich fürwahr keinen Gefallen.

      Und genau diese Unsicherheit und Abkanzelung der Gegnerschaft konnte das Publikum hier gut erkennen.

      Es kommt hinzu, dass wenig Presse und nur gefällige Presse anwesend war, die im Nachgang sich über jegliche Kontroverse ausschweigt.

      Die wissen, dass sie diesen Kampf im Grunde verloren haben und versuchen sich in die Pause zu retten.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Guy wrote:

      Mich wundert auch, dass man überhaupt das Thema weiter bearbeitet, statt es in Vergessenheit geraten zu lassen.

      Die Befürworter des Gesetzes ahnen, dass es irgendwann vor Gericht und dann eben auch vor dem Bundesverfassungsgericht oder sogar beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte landen wird. Die meinen womöglich, es könne durch "Öffentlichkeitsarbeit" ein Vorsprung herausgeholt werden, der dann in einer solchen Auseinandersetzung etwas bringen könnte. Da irren die sich jedoch gewaltig. Keine Richterin und kein Richter wird sich dafür interessieren, wer das Gesetz bisher schön geredet hat. Eine Urteilsbegründung, die dann weltweit gelesen wird, dürfte auch kaum die Feststellungen der AAP berücksichtigen. Die internationale Blamage wäre einfach zu groß.

      Das Unwohlsein, das sich bei den Veranstaltern an der Art der Durchführung erkennen lässt, bereitet mir ein Gefühl leichten Genusses.

      Eine Frage hätte ich noch an Pizzaro: wie war denn das Publikum außer dir noch so drauf? Gab es sonst noch Anzeichen von Rebellion? Wie war die Zusammensetzung?
    • Guy wrote:

      Mich wundert auch, dass man überhaupt das Thema weiter bearbeitet, statt es in Vergessenheit geraten zu lassen.
      Wahrscheinlich hat man nicht damit gerechnet, dass Pizarro73 dort auftaucht. Das wird sich sicher herumsprechen... :)
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Zitat

      "Mit den Auswirkungen von Beschneidungen auf das seelische Wohl von Kindern setzte sich PD Dr. Martina Pitzer, Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Städtischen Klinikum Karlsruhe, auseinander. Entscheidend sei unter anderem, ob man durch die Beschneidung gerade eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit bzw. Identität erlange oder aus einer Gruppe ausgegrenzt werde. Letztlich sei die Bewertung der Beschneidung eine vor allem sehr subjektive Angelegenheit, die aus ihrem Kontext nicht herausgerissen werden dürfe."


      Oh, ja! Das ist der richtige Weg! Jeder Soziologe, jeder Pädagoge weiß schließlich, daß die Erziehung zur Toleranz und gegenseitigen Wertschätzung unabhängig von körperlichen Merkmalen und kulturellen oder ethnischen Zugehörigkeiten die Bildung von Parallelgesellschaften und Ausgrenzung verhindert. Wozu sollte man diese bewährten Systeme aufgeben?! Welche Feindbilder hat man dann noch? Auf wen könnte man herabschauen? Wen ausschließen? Millionen behinderter Menschen, Zuwanderer und Homosexuelle und viele andere können bezeugen, daß wir unbedingt Merkmale brauchen, die Gruppenzugehörigkeiten definieren und dabei sind diejenigen am besten geeignet, die unveränderbar sind. Wo kämen wir hin, wenn das wegfiele?! Hells Angels sollten ihre Kinder tätowieren dürfen- schließlich haben die auch ein Recht auf kulturelle und soziale Identität.
    • Frau Dr. Pitzer

      wird von diesem kirchlichen Berichterstatter auch noch höchst tendenziös zitiert. Sie war nämlich die EINZIGE Person auf dem Podium, die überhaupt glaubhaft kritische Fragen aufwarf,

      1) dass eine VA im stark identitätsstiftenden Alter zu einer Störung der Eltern/Kindbeziehung führen könnte
      2) die angeblich nicht "grundsätzliche und flächendeckende Schädlichkeit" von VAs für sie die Frage aufwirft, was das hieße, wie "flächendeckend" den Schäden auftreten müßten, um diese als relevant zu bewerten, und wer da die Grenze festläge.

      Natürlich hat sie auch andere Dinge gesagt, die dies in gewisser Weise relativieren, aber diese kritischen Fragen hat sie gestellt.

      Das paßt auch nicht in die gewünschte Außendarstellung der Evangelen, so werden sie natürlich auch nicht zitiert. So offensichtlich. Es ist schlichtweg eine Sauerei.

      Zu Pöser Pürger:

      da das Publikum sich mit Ausnahme von mir nur mit schriftlich eingereichten Fragen äußern konnte, gab es ansonsten keine Gegendarstellungen.

      Die anschließend stattfindende Diskussion fiel ins quasi ins Wasser, was bei der Länge der Referentenbeiträge absehbar war. Diese "Diskussion" wurde dann eine Runde unter den Referenten, wo einmal ein Befürworter aus dem Publikum kurz Vorhäute mit Fingernägeln auf eine Stufe stellte, und ich noch einmal kurz das Mikro bekam und mit einigen Lügen aufräumen konnte.
      Das Publikum bestand würde ich sagen aus drei Viertel KritikerInnen, ich war in den Pausen umringt von Menschen, die ihre Solidarität ausdrückten, vom Forum oder Betroffenenvertretungen erfahren wollten und sich über die Einseitigkeit der Veranstaltung beschwerten.
    • Pizarro73 wrote:

      Das Publikum bestand würde ich sagen aus drei Viertel KritikerInnen, ich war in den Pausen umringt von Menschen, die ihre Solidarität ausdrückten, vom Forum oder Betroffenenvertretungen erfahren wollten und sich über die Einseitigkeit der Veranstaltung beschwerten.
      Danke Pizarro,

      dann hat es sich doch gelohnt hinzufahren. Auf diese Weise formiert sich der Widerspruch. Die Kirche tut halt das, was sie seit Jahrhunderten eingeübt hat: die Menschen manipulieren. Kann man von ihr was anderes erwarten? Je mehr das erfahren, desto besser für die Aufklärung. Leider sind die Bennis die große Ausnahme.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Pizarro, ich freu mich richtig auf unseren nächsten "Ausseneinsatz". Ich hab das Gefühl, wir beide könnten was bewegen! :thumbup:
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/