Bärendienst von Terre des femmes

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    • Bärendienst von Terre des femmes

      Presse Mitteilung:

      TERRE DES FEMMES e.V. - Menschenrechte für die Frau - TERRE DES FEMMES warnt vor schleichender Legalisierung weiblicher Genitalverstümmelung (04.02.2013)

      Zitat:

      In Indonesien, wo geschätzt mehrere Millionen Betroffene leben, hat die
      UN-Resolution den Rat der Muslimgelehrten auf den Plan gerufen. Sie
      argumentieren, die Praxis sei religiöse Pflicht. Doch weder in der Bibel
      noch im Koran findet weibliche Genitalverstümmelung Erwähnung.


      Da haben wir ihn wieder, den unnötigen Respekt vor Religionen und den gedanlenlosen Kniefall vor angeblich heiligen Schriften. Wäre FGM etwa diskutabler, wenn sie in Bibel oder Koran erwähnt wäre? Leider erkennen die SchreiberInnen bei TdF nicht, dass durch Aussagen wie diese männliche Beschneidung - da in der Bibel vorgeschrieben - implizit legitimiert wird.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • In der Tat ein gefährlicher Satz von TdF. Ich fürchte, man ist auf Schadensbegrenzung aus. TdF hat erkannt, wie schwierig der Argumentationskampf gegen die Religion ist und versucht nun, zumindest die FGM aus dem Dunstkreis herauszuhalten.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Im Koran steht weder etwas von männlicher noch weiblicher Beschneidung. Der Prophet soll zu Frauenbeschneidung gesagt haben, schneidet aber schneidet nicht zu viel. Jedenfalls sehen die indonesischen Muslime auch die Beschneidung der Mädchen als religiöse Pflicht, und so wie in Deutschland für Jungen wurde diese in Indonesien für Mädchen extra per Gesetz erlaubt. Sind wahrscheinlich die beiden einzigen Länder die Genitalverstümmelung extra per Gesetz erlauben.
    • Nun muss ich Terre des Femmes aber doch auch einmal in Schutz nehmen. Wenn man den gesamten Text liest, sprechen sich die Frauen von TdF nach wie vor entschieden für die genitale Unversehrtheit aller Kinder (Mädchen und Jungen) aus. Einen "Kniefall vor der Religion" kann ich da nicht herauslesen. Der eine Satz, dass die Beschneidung im Koran nicht gefordert wird, ist doch lediglich Erwiderung auf die Irrtümer indonesischer Mullahs. Ein Argument neben anderen. Es geht ja auch darum, die islamische Welt insgesamt auf die Seite der internationalen Ächtung der FGM zu bekommen. In der deutschen Debatte um die Jungenbeschneidung war der Islam ja relativ ruhig (im Vergleich zum Judentum), weil die selber wissen, wie schwach ihre "religiösen" Begründungen in Wirklichkeit sind. Und wenn es darum geht, in Afrika den Kampf gegen FGM und MGM (beides ist dort auch bei vielen Christen in Brauch) zu führen, dann ist mir jedes Argument recht: dass es nämlich biblisch für Christen sogar verboten ist. Wie will man sonst an die Leute rankommen? Es geht doch um die Kinder und nicht um die reine Theorie.
    • TdF übersieht in der Tat, dass für Muslime nicht nur der Koran, sondern auch die Hadhiten, in dem sich der Prophet über FGM geäussert hat ( wie Manfred beschreibt), von Bedeutung sind. Die Auslegung der Hadithen obliegt den Rechtsgelehrten.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • @Werner: Betr. die Hadithe zur FGM

      Eine grüne Abgeordnete in meiner Stadt teilte kürzlich auf ihrer Internetseite meinen Link zu dem Bilderessay von Dr. Sami Aldeeb "Beschneidung ist Kindesmissbrauch" (Den hatte ich hier im Forum gefunden. Danke!)

      Eine empörte Muslima meldete sich darauf prompt zu Wort und schrieb:
      "Die Beschneidung bei Mädchen ist im Islam verboten und eigentlich sollte jeder Journalist gründlichst recherchieren, wenn er/sie solch einen Artikel schreibt! ..."
      Ich reagierte ziemlich rechthaberisch und schrieb zurück:
      "Woher haben Sie denn diese Information, dass das im Islam verboten sei? Wissen Sie (noch) nicht, dass es bei den Shafiiten Pflicht, bei den Malikiten Sunna (Brauch) und bei den Hanbaliten und Hanafiten als ehrenhaft gilt, ein Mädchen zu beschneiden? Um hier nur die vier wichtigsten islamischen Rechtsschulen zu nennen. Oder sehen Sie das anders? ..."

      Darauf war das Gespräch Gott-sei-Dank noch nicht abgebrochen. Die junge Muslima schrieb nämlich zurück:
      "Ich sage nicht, dass ich nicht gegen diese barbarische Verstümmelung des weiblichen Körpers bin! Ganz im Gegenteil ich verachte es zutiefst ABER im Koran wird in keiner Sure die Beschneidung der Frau gefordert oder gerechtfertigt!!! Es gibt Hadithe, auf die sich Rechtsschulen berufen ABER diese Hadithe gelten als schwach und selbst in diesen Hadithen wird es gefordert, weil es wohl dem Ehemann gefallen könnte und nicht, weil Gott es fordert! Ich stamme selbst aus Afghanistan und zur Geschichte Afghanistans und der Schreckensherrschaft der Taliban dort muss ich ja nichts weiter sagen ABER in Afghanistan, einem durch und durch islamischen Land, gibt es keine Beschneidung der Frau...im Iran gibt es sie auch nicht und im Iraq auch nicht! Wie kann es islamisch sein, aber ein paar islamische Länder halten sich nicht dran? Wobei eines dieser Länder eine Theokratie ist und gerade dieses Land jeder islamischen Pflicht nachgehn müsste?!"

      Ich habe mich bei der Muslima für ihre Antwort mit einem "Gefällt mir" bedankt und abschließend geschrieben;

      "Ich glaube, wir sind uns einig. In diesem Punkt ist es ein Glück für Sie, dass Sie aus Afghanistan kommen. Wir sind uns absolut einig, dass der Koran an keiner einzigen Stelle diese barbarische Verstümmelung des weiblichen Körpers fordert und die Belege in der Sunna sehr, sehr schwach sind. Genauso aber ist es meines Wissens auch hinsichtlich der Beschneidung der Jungen: An keiner einzigen Stelle des Koran finde ich ein göttliches Gebot für die barbarische Verstümmelung des männlichen Körpers. So ist es im Koran vielmehr absolut verboten (haram), die Schöpfung Allahs zu verändern (Sure 4:119), denn Gott schuf den Menschen gewiss in schönster Gestalt (Sure 95:4)."

      Zu meinem großen Erstaunen gab die Frau aus Afghanistan dann meinen Sätzen ebenfalls ein "Gefällt mir" und stimmte mir zu, dass auch die "barbarische Verstümmelung des männlichen Körpers" nicht von Gott gewollt sein kann.
    • Benni schrieb:

      Zu meinem großen Erstaunen gab die Frau aus Afghanistan dann meinen Sätzen ebenfalls ein "Gefällt mir" und stimmte mir zu, dass auch die "barbarische Verstümmelung des männlichen Körpers" nicht von Gott gewollt sein kann.
      Im Koran stehen noch ganz andere Dinge, die heute einwandfrei illegal sind und gegen die Beschneidung fast schon eine Lappalie ist.

      Deshalb ist es auch verhängnisvoll, die Verwerflichkeit einer Handlung davon abhängig zu machen, ob sie in irgendwelchen Schriften aus der Bronzezeit oder dem frühen Mittelalter gefordert wird. In der Diskussion mit Juden haben wir mit dieser Argumentationskette auf jeden Fall mit Sicherheit verloren.

      Es hat keinen Sinn, um den heissen Brei herumzureden: Jeder, egal ob Jude, Christ oder Moslem, muss einsehen, dass in seiner "Heiligen Schrift" teilweise auch Dinge stehen, die aus heutiger Sicht (und nicht nur dem "Zeitgeist" entsprechend) falsch bzw. verwerflich sind und diese Schriften somit zur allgemeinen Regelung des Zusammenlebens keine Gültigkeit haben. Und im "Konfliktfall" endet hier auch die Religionsfreiheit, was die Väter des GG leider versäumt haben, für jedermann klar ersichtlich zu machen.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Das Parlament der Weltreligionen (The Global Interfaith Movement | Council for a Parliament of the World's Religions) sagt dazu das Folgende, formuliert in einem Weltethos:

      Erklärung zum Weltethos

      1993 tagte das Parlament in Chicago. Hier wurde zum ersten Mal in der Religionsgeschichte ein minimaler Basiskonsens der verschiedenen Religionen bezüglich Werten, Maßstäben und Verfahrensweisen formuliert.

      Eines aus den vier Kapiteln:

      Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben
      Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung
      Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit
      Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau.

      Es unterschrieben Vertreter folgender Religionen: Bahai, Brahma Kumaris, Buddhismus, Christentum (Anglikanisch, Orthodox, Protestantisch, Römisch-katholisch), Eingeborenen-Religionen, Hinduismus, Islam, Jainismus, Judentum, Neu-Heiden, Sikhs, Taoisten, Theosophen, Zoroastrier, Interreligiöse Organisation.
      Ich diskutiere nicht ob falsch oder wahr, ich propagiere nicht, ich lege dar (Arno Holz)
    • Entscheidend für viele/ die meisten (?) Muslime ist nicht der Koran und die Hadithen, sondern das, was die Rechtsgelehrten daraus machen (Fatwa). Nicht umsonst hat deshalb Rüdiger Nehberg die Rechtsgelehrten versammelt, und nicht etwa nur den Koran verteilt. Der Prophet hat zwar keine Verpflichtung zur Mädchenbeschneidung ausgesprochen, sie aber auch nicht verboten. Je nach Vorlieben können die Rechtsgelehrten jetzt ein Ge- oder Verbot aus anderen Quellen zusammenkonstruieren. Die einen weisen auf die Aussagen zum Erhalt der Natur und des Körpers hin, die anderen auf die Gebote zur Sauberkeit und zum Sexualtrieb der Frau.
      Wer Zeit und Lust hat, bekommt in dieser Magisterarbeit schöne Einblicke in die Geschichte der Fatwas zur Mädchenbeschneidung und die Fallstricke der Interpretation einer bestimmten einzelnen Fatwa.

      edocs.fu-berlin.de/docs/servle…rarbeit_Dörthe_Engels.pdf

      Ein kürzerer Einblick hier

      Über die Beschneidung bei Männern und Frauen

      Was den Hinweis auf die Beziehung zwischen Menschenrechten und Religion betrifft, so muss man miteinbeziehen, dass die betreffenden Religionen die Beschneidung als etwas betrachten, dass wegen ihrer "Geringfügigkeit" weit unterhalb z.B. des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit angesiedelt ist. Der Prophet nennt ja in dem entsprechenden Hadith die Beschneidung ( von Jungen/Männern) in einem Atemzug mit Nägelschneiden und Schamhaarentfernung.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.