Ich wusste von Anfang an, dass das nicht richtig ist

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    • Ich wusste von Anfang an, dass das nicht richtig ist

      Wie hat das alles angefangen?

      Zunächst einige Daten zu mir ich bin 29 Jahre alt. Und habeDeutsch/Afrikanische Wurzeln. Ich bin Low und Loose beschnitten, von daher habe ich leider eine relativ kurze Innere Vorhaut und viel äußere Vorhaut.

      Interessanterweise begann alles vomallerersten Moment meines Bewusstseins an, ich erinnere mich, dassich damals als Kind noch keinen anderen Penis gesehen habe, aber ichwusste, dass etwas gemacht wurde.
      Ich wusste nicht was, aber „Dasda unten“ sah nicht normal aus.
      Da war etwas von Menschenhand gemacht. Bis heute bin ich überrascht,dass mein kleines Ich etwas sehr Seltsames bemerkt hat. Ich habe nieaufgehört, das zu hinterfragen, bis ich im Kindergarten den erstenintakten Penis gesehen habe und ich erst einmal schockiert war.Schnell war meine Reaktion "glücklich" verstümmelt zusein, weil ich mich Gesund und munter fühle. Der Junge neben mir mit der Vorhautmuss krank sein oder so dachte ich.
      Dennoch habe ich mich nie tiefer mit der Beschneidung befasst, ich habe es im Kindesalter eher hingenommen und dachte alles sei gut.

      Es dauerte noch ein paar Jahre, bis ich mit 9 in derGrundschule war und wir Schwimmunterricht hatten, die Umkleideräumewaren offen wie im Sportunterricht, sodass man andere nackt sehenkann. Da habe ich sie alle gesehen, manche Jungs hatten längereVorhäute, manche kürzere, und alle meine Muslimischen und JüdischenFreunde hatten gar keine, einer sagte sogar: "Wow, ich wusstegar nicht, dass du auch Muslim bist!" Viele von ihnen warendamals ziemlich überrascht, als sie meinen verstümmelten Penissahen. Natürlich habe ich das Spiel mitgespielt, ich dachtewirklich, dass ich etwas Besseres bin, indem ich mich über dieintakten Jungs lustig gemacht habe, nicht wissend, dass ich mir nuretwas vormachte. Aber irgendetwas in mir wollte auch herausfinden,was mit mir passiert ist, da ich keinen religiösen Hintergrund habeund "Kultur" kein Argument ist.

      Die Reise beginnt

      Ich erinnere mich, dass ich von der Schule zurückkam und wahnsinnigwissensdurstig war.
      Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass ich garnicht wusste, was mit meinen Genitalien passiert ist. Daber im Altervon 9 Jahren war mein Englisch extrem begrenzt, Worte wie"Vorhautwiederherstellung" kamen mir nicht einmal in denSinn, Online-Übersetzer gab es damals noch nicht, also musste ichmich in deutscher Sprache informieren, und bereits das war schwer indem jungen Grundschulalter.
      Es war um 2004 und 2005 herum, also war es wirklich schwer fürmich, irgendetwas zu finden. Viele Seiten waren beim StichwortBeschneidung sehr platt und kamen mit Sätzen wie
      "Auskulturellen oder religiösen Gründen werden einige Jungenbeschnitten" - das stand auf jeder Seite, nichts weiter.
      Ich wartraurig und wütend zugleich, aber dann gab es diese eine Seite miteinem Satz, der mir ein Licht aufgehen ließ: "Manche Männerstellen ihre Vorhaut wieder her, indem sie sie abkleben. Mit der Zeitwächst die Haut wieder nach"

      BUMM.
      Ich war fassungslos, das warder Moment, in dem ich beschloss, meine Vorhaut wiederherzustellen,auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie ich das anstellen soll.

      Es ist schwer zu sagen, wann ich wirklich mit der Wiederherstellungbegonnen habe.
      Im kindlichen Alter waren es eher kindliche Tests undnichts weiteres. Mit meinen Eltern habe ich nie darüber gesprochen,da mir sehr bewusst ist, dass die für die Beschneidung sind.
      Ihnenzu sagen, dass ich damit unglücklich bin, hätte nur Stress undÄrger bereitet. Entsprechend habe ich mich dazu entschlossen, dasThema für mich zu behalten und vielleicht Freunde mit einzubeziehen.

      Zwischen dem 9 und dem 18 Lebensjahr habe icheiniges ausprobiert.
      Die Cannister Methode empfand ich eher als eineFoltermethode anstatt eine restaurierungsmethode.
      Cross Taping gingauch, aber für mich war klar, dass durch das Cross Taping keineVorhaut wächst, weil die Haut nur eng aneinandergeklebt ist.
      Ichhabe auch einen DIY tlc tugger ausprobiert, der auch höllisch wehtatund viele andere Methoden.
      Da mir ein DTR zu teuer ist, habe ich michan die DIY-Geräte gehalten. Aber ich setztemeine Bildungsreise fort, ich las viele Artikel, lernte über dasFrenelum, die innere Vorhaut und viele, viele Dinge, es dauertewirklich Jahre, bis ich über die einzelheiten bezüglich meines eigenenPenis und auch über die Restaurierung gelernt hatte, auch meinEnglisch wurde immer besser. Somit konnte ich mich in Foren besserumschauen und auch Kontakte schließen.

      Dennoch habe ich keine konstante Restaurierungmethode gehabt,entsprechend habe ich oft nur manuell „getuggt. Im Alter von 23Jahren angefangen, konstant mit T-Tapes und einem BAllon zu restaurieren.
      Die methode besteht darin, die vorgezogene Haut mittels Klammer oder ähnlichem zu Fixieren und in der übergezogenen Haut einen Ballon zu platzieren und diesen dann mit Luft zu befüllen, sodass die Haut sich Dehnt.
      Da die Tapesim Sommer leider schnell abgehen, habe ich weiterhin die manuellenMethoden angewandt, die für mich die effektivste Methode der innerenVorhaut zu sein scheint.
      Im Winter mache ich dann mit der "Infaltion" Methode weiter
      Ich habe im alter von 27 Jahren CI-4 erreicht, indem ich den „hump“ geschafft habe.

      Heute?
      Ich mache weiter und CI-9 wäre ein Traumergebnis, auch wenn das weit weg liegt aber ich gebe nicht auf. Über die Restaurierung und die Beschneidung spreche ich offen und konnte sogar einige aus meinem DIrekten Freundeskreis für das Thema gewinnen.
      Eine Ferne erinnerung war im Fitnessstudio wo ich mit 20 ebenfalls auf meine Beschneidung hingewiesen wurde und eine Person neugierig war, ob ich muslim sei. Dies passiert heute gar nicht mehr, im gegenteil am FKK Strand kam beim abduschen einmal das kommentar "Die Pelle nicht vergessen, sonst wird die Freundin sauer!" für mich ein voller Erfolg, der mich dazu ermutigt, weiter zu machen.

      Ich hoffe ich konnte mit meinem Beitrag auch andere dazu motivieren, nicht den Kopf hängen zu lassen.

      Das 21 Jahrhundert soll auch das Jahrhundert der genitalen Selbstbestimmung werden.