Relative Phimose und Beschneidungsdruck

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    • Relative Phimose und Beschneidungsdruck

      Hallo, ich bin gerade etwas verwirrt und verzweifelt, weil wir Eltern uns nun mit dem Thema Beschneidung auseinandersetzen müssen.

      Es geht um unseren Sohn Paul, bald 11 Jahre alt, der uns vom Schularzt aufgrund der jährlichen Schuluntersuchung vergangene Woche ein Schreiben mitgebracht hat, indem wir aufgefordert wurden, uns nun an einen Urologen zwecks "Behebung rel. Phimose, distl. Enge Präputium" zu wenden, also Beschneidung. Dass eine Verengung bei unserem Sohn vorliegt, ist für uns keine Überraschung. Bisher waren wir stets der Meinung, dass man abwarten könne, da diese Verengung bei ihm nicht zu extrem ausgeprägt ist. Laut unserem Sohn gäbe es keine Probleme, auch nicht beim Wasserlassen, lediglich könne er die Vorhaut nicht vollständig hinter die Eichel ziehen.

      Heute Nachmittag waren wir beim Urologen, mein Sohn war alleine bei ihm im Untersuchungsraum. Dort habe er gewaltsam die Vorhaut nach hinten gezogen, und anschliessend musste er die Vorhaut mit irgendwelchen Zangen wieder nach vorne ziehen, und hat dadurch eine Blutung an der Unterseite der Eichel verursacht. Ich war sehr erschrocken, als mir Paul das zuhause erzählt und gezeigt hat. Im Gespräch mit dem Arzt meinte dieser, dass bei Paul keine Verklebungen der Vorhaut mit der Eichel mehr vorhanden wären, sodass ein weiteres Warten laut medizinischem Standard nicht mehr sinnvoll wäre. Die Vorhaut wäre im vorderen Bereich vernarbt, sodass er auch keinen Sinn in irgendwelchen Salben sieht. Jedoch meinte er, dass er stattdessen versuchen möchte, möglichst viel von der sensiblen inneren Vorhaut zu erhalten. Dadurch hätte Paul keine Gefühlseinbussen, und könne die Eichel nun wieder normal waschen.

      Seine Vorgehensweise hat mich sehr schockiert, auch bin ich stark am Zweifeln, ob seine medizinische Diagnose richtig ist. Deshalb werde ich weitere Urologen kontaktieren.

      Was mich aber auch beschäftigt ist die Tatsache, dass in Pauls Klasse rund ein Drittel aller Jungen beschnitten sind, und diese teilweise nach dem Sportunterricht unter der Dusche mit ihrer Beschneidung prahlen würden. Die anderen zwei Drittel sind unbeschnitten. Da diese aber mitbekommen haben, dass Paul ein medizinisches Problem mit seiner Vorhaut habe, haben diese angefangen, über seine Phimose zu spotten und ihn sogar schon in der Klasse auch vor den anderen SchülerInnen bloss zu stellen. Für diese ist also unbeschnitten oder auch beschnitten ein gesunder Zustand, während die Phimose von Paul ein immer stärkeres soziales Problem darstellt. Daher ist es verständlich, dass auch Paul sein medizinisches Problem so schnell wie möglich gelöst haben möchte, und er deshalb einer zumindest sparsamen Beschneidung nicht mehr ganz abgeneigt ist.

      Mir macht zu schaffen, dass sich unser Sohn einem sozialen Druck beugen könnte, den er vieleicht später bereuen könnte. Denn seine Phimose ist nicht extrem ausgeprägt, sodass man erstens weiter warten könnte, und zweitens trotz seiner Vernarbungen eine Dehntherapie versuchen.

      Was würdet ihr uns Eltern in dieser Situation raten, wie sollen wir handeln?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Manulein ()

    • Ich konnte meine Vorhaut auch erst mit 17 oder sogar 18 Jahren zurückziehen und hatte vorher auch kein Interesse daran. Was der Arzt da gemacht hat ist in meinen Augen völlig daneben und hat die Grenze zur Körperverletzung weit überschritten. Wenn nun wirklich eine Vernarbung vorhanden sein sollte, dann eben durch die "Behandlung" des Arztes. Solange kein Leidensdruck besteht ist das beste immer nichts zu tun. Niemand wird einen Blinddarm entfernen weil es einmal Probleme geben Könnte. Wenn es in der Schule einen großen Anteil beschnittener gibt werden das wohl auch die entsprechenden Landsleute sein, die wohl eher aus den dafür bekannten Glaubenskreisen stammen. Solange also kein körperlicher Leidensdruck bei deinem Sohn besteht, würde ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren etwas abzuschneiden das nie wieder hergestellt werden kann. Dein Sohn wird es dir danken.
      Die Menschheit war schon immer bereit, Themen im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Wichtigkeit zu diskutieren. Je mehr eine Frage uns alle berührt, umso mehr gilt daher, dass selbst kluge Menschen behaupten, die Frage existiert überhaupt nicht.--Samuel Butler--
    • Ich glaube mit 11 Jahren könnte man schon mit Cortison Creme unterstützt mit den Dehnen in der Badewanne anfangen.


      Dachte die Jährlichen Schuluntersuchungen wären inzwischen in allen Deutschen Bundesländern abgeschafft. Kam den schon mal so ein Zettel?

      Den Urologen würde ich meiden. Ob man da was strafrechtlich erreichen kann bezweifel ich. Der Urologe wird sich darauf berufen das er eine Paraphimose behoben hat.

      @Tursiops

      Kann auch ein Beschneidungsfreudiger Kinderarzt+Urologe in der Gegend sein.
    • Ganz ehrlich: Ich halte es für eine Sauerei, was dieser Urologe mit deinem Sohn gemacht hat! Dein Sohn hatte anscheinend keine Probleme - und jetzt hat er eine Blutung! an der Unterseite der Eichel!!

      Die Vorhaut mit Gewalt zurückzuziehen (und dann auch noch mit Zangen !?) ist natürlich keine seriöse Untersuchungsmethode sondern eigentlich Körperverletzung. Wenn ein beschwerdefreies Kind ins Untersuchungszimmer hineingeht und dann mit einem blutenden Genital wieder herauskommt, ist das ein klares Warnsignal.

      Es existiert ein sehr breites zeitliches Spektrum, ab wann die Vorhaut sich vollständig zurückschieben lässt. Die Vorhaut wird bei einigen Jungs erst während der Pubertät komplett zurückschiebbar- vermutlich unter dem Einfluss der verstärkten Hormonproduktion in der Pubertät. (Bei den Wirkstoffen, die in den Salben bei der konservativen Phimose-Behandlung in der Regel verwendet werden, handelt es sich auch um Hormone (Corticosteroide)). Generell verändert sich der Penis im Verlauf der Pubertät radikal. Es ist also nichts krankhaftes, wenn ein Junge in diesem Alter noch keine voll zurückschiebbare Vorhaut besitzt.

      Was die Vernarbungen im vorderen Bereich der Vorhaut anbelangt. Grundsätzlich sind auch narbige Phimosen kein Ausschlussgrund für eine konservative Therapie! Allerdings halte ich diese Diagnose – auch angesichts der "Untersuchungsmethoden" dieses Urologen – für fragwürdig. Das Urteil eines Arztes, der derartige schädliche Untersuchungsmethoden anwendet, darf getrost in Zweifel gezogen werden. Woher sollten die Vernarbungen denn herrühren?! Narben entstehen nicht einfach von ganz allein. Kannst du die vermeintlichen Vernarbungen denn selbst irgendwie mit deinen eigenen Augen erkennen!?

      Tatsächlich ist es so, wie Turpsius schon erwähnte, dass solche gewaltsamen, erzwungenen Zurückziehversuche, wie sie der Urologe offenbar angewandt hat, schlimmstenfalls selbst zu Vernarbungen und sekundären Verengungen führen können!

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von Sokrates ()