Weibliche Beschneidung: (k)ein religionswissenschaftliches Thema?

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    • Weibliche Beschneidung: (k)ein religionswissenschaftliches Thema?

      Religion lässt sich im Kontext der Beschneidung von Mädchen und Frauen auf verschiedensten Ebenen finden. Bisher sind diese Bezüge zwischen weiblicher Beschneidung und Religion in der Religionswissenschaft nahezu unerforscht geblieben. Religiöse Narrative beschnittener Frauen blieben ungehört, wodurch sich die Vorstellung verbreitete, weibliche Beschneidung sei nicht religiös, sondern lediglich kulturell bedingt. Durch ihr breites Religionsverständnis sowie durch ihr Selbstverständnis der Wertfreiheit ist jedoch gerade die Religionswissenschaft dazu befähigt, die Diversität der Empirie ernst zu nehmen und zu einseitig geführte Diskurse zu hinterfragen
      Im westlichen Kontext kann die männliche Beschneidung mit Verweis auf eine religiöse Tradition (Islam oder Judentum) meistens gerechtfertigt werden. Die Legitimation ist erfolgreich, so unser Argument, weil der Referenzrahmen ein etabliertes, institutionalisiertes und anerkanntes religiöses Symbolsystem ist – was im krassen Gegensatz zum Fall der weiblichen Beschneidung steht
      Der angenommene illegitime Eingriff in die körperliche Selbstbestimmung scheint für die WHO im Fall der männlichen Beschneidung jedoch nicht relevant zu sein: Sie setzt sich für eine Medikalisierung und damit Etablierung des Eingriffs in möglichst jungem Alter ein (vgl. WHO and Joint UN Programme 2007, 16). Dies überrascht, dient das Argument der fehlenden Zustimmung der WHO und den Anti-FGM-Aktivist:innen im Diskurs um die weibliche Beschneidung nämlich als wichtige Begründung für ein Verbot der Beschneidung.
      Dies führt zur verwirrenden Situation, dass eine fehlende Einverständniserklärung im Fall von Jungen vernachlässigbar und im Fall von Mädchen als hochproblematisch gerahmt wird, während erwachsenen Frauen (wie Fuambai Ahmadu) abgesprochen wird, eine solche Einverständniserklärung überhaupt selbstbestimmt abzugeben, womit sie zugleich in ihrem Subjektstatus delegitimiert werden
      Diese Argumentation leuchtet vor der unter 3.2 bereits beschriebenen politischen Absicht der WHO ein: Durch das Absprechen eines religiösen Ursprungs wird die Beschneidungspraxis auf einer weiteren Ebene delegitimiert, auch weil sie so nicht durch einen Verweis auf Religionsfreiheit gerechtfertigt werden kann. Gleichzeitig wird damit impliziert, dass Praktizierende »den Islam« falsch auslegen und Hilfe benötigen, um zu erkennen, wie man ihn richtig zu verstehen hat. Hier wird nochmals deutlich, wie die WHO als maßgebliche Orientierungshilfe zu einer nicht zu unterschätzenden Akteurin im Feld von Religionsverständnis und -wahrnehmung wird

      Die WHO ist als Aktivist für Genitalbeschneidung bekannt wie ein bunter Hund. Und ebenso als Aktivist gegen Genitalbeschneidung. Hängt bei der WHO allein vom Geschlecht ab. Klassische Diskriminierung. "Politische Absicht der WHO"

      Anzufügen wäre noch die "Medikalisierung", die bei Jungen lebensrettend sein soll - bei Mädchen ist es anscheinend gut, wenn sie krepieren weil damit dann wieder prima Stimmung gegen GGM gemacht werden kann. :FP01

      journals.openedition.org/zjr/2320
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.