Ex-Bischof Huber: Beschneidung ist Sünde

    • Ex-Bischof Huber: Beschneidung ist Sünde

      wolfganghuber.info/images/wh_pdf/121031%20eisenach.pdf

      "Martin Luther hat das in seiner Auslegung unseres Abschnitts in drastischer Kürze auf den Begriff gebracht: Beschnitten werden ist nicht böse, sondern die Gerechtigkeit in der Beschneidung suchen, das ist eine gottlose Sünde. Paulus, so fügt Luther hinzu, war der festen Überzeugung, dass die Juden seiner Zeit die Beschneidung deshalb praktizierten, weil sie in ihr ein Unterpfand der Gerechtigkeit, ein Unterpfand der Anerkennung vor Gott durch eigene Leistung sahen. Ich vollziehe einen Ritus und gehöre dadurch zu Gott. Ich erbringe eine Leistung – und bin deshalb vor Gott und der Welt anerkannt. Dafür stand in den Augen des Paulus die Beschneidung."
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Hallo, erst dachte ich, toll, der von mir sehr geschätzte Herr Huber stellt sich, anders als sein Nachfolger, gegen die Beschneidung - aber Irrtum. Du musst die ganze Predigt genau lesen (Dein Link). Auf Seite 7 heißt es:
      Ob und inwieweit Juden und Muslime in der Beschneidung ein verpflichtendes Gebot sehen, haben sie selbst zu entscheiden. Wenn sie in ihr einen wichtigen Akt des Glaubensgehorsams sehen, verdient das unseren Respekt. Wenn sie den Ritus vollziehen wollen, weil in ihm die Verantwortung für die religiöse Beheimatung ihrer Kinder zum Ausdruck kommt, haben wir zu achten, dass sie sich für die religiöse Erziehung ihrer Kinder verantwortlich wissen. Statt dieses Recht in Zweifel zu ziehen, sollten wir uns eher selbst fragen, was wir für die religiöse Erziehung der jungen Generation tun. Natürlich muss gelten, dass Gesundheit und körperliche Integrität der Kinder geachtet und die Regeln der ärztlichen Kunst befolgt werden. Aber wer an diese Forderung erinnert, sollte zugleich das Recht auf Religionsfreiheit und das elterliche Erziehungsrecht in Erinnerung behalten. Deshalb widerspricht es sich nicht, wenn wir uns als Christen an die Freiheit von der Beschneidung erinnern und doch für die Freiheit zur Beschneidung eintreten, die wir für Juden und Muslime in unserem Land bewahren wollen.
    • "Aber der christliche
      Glaube tritt für das Recht von Juden und Muslimen ein, die
      Beschneidung zu vollziehen." (Predigt Bischof Huber aaO)

      So steht es etwas weiter unten (S.6/7). Zu früh gefreut. Hätte mich auch gewundert, der Huber hat sich nämlich an anderer Stelle schon solidarisch mit den Beschneidungsritualen von Muslimen und Juden gezeigt. Er lehnt sie nur für das Christentum ab. Na ja, das stand ja bisher auch nicht zur Debatte.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Auch wenn die drei monotheistischen Religionen z.B. im Ethikrat bezüglich Religionsfreiheit "Schulterschluss" demonstriert haben, sollte man nicht die zwischen diesen Religionen existierenden Differenzen übersehen. Hier wurden ja auch schon einige christliche Pastoren/Pfarrer zitiert, die sich - auf christlicher Grundlage - GEGEN die Beschneidung ausgesprochen haben.
      Aus der Predigt von Wolfgang Huber ist nirgendwo zu erkennen, dass er sich von der Meinung Luthers, Beschneidung sei Sünde, distanziert. Auch wenn aus seiner Sicht, auch Sünder Religionsfreiheit geniessen, bleiben sie für Ihn doch Sünder.
      Ich würde gern wissen, wie wohl ein gläubiger Jude auf solche Predigt reagiert...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Aus der Predigt von Wolfgang Huber ist nirgendwo zu erkennen, dass er sich von der Meinung Luthers, Beschneidung sei Sünde, distanziert.
      Das ist eine "geschlossene Moral", die nur für die eigene Kirche gilt. Nach außen hin tritt er für andere Religionen für das Recht auf Beschneidung ein. (S. mein Zitat aus seiner Predigt). Das ist zwar ein intellektueller und moralischer Spagat, um nicht zu sagen eine etwas schizoide Haltung.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Geschlossene Moral meint, dass die Moral nur für den Kreis meiner Gruppe, Familie, Sippe, Nation gilt, dass aber Außenstehende nicht in den Genuss meiner (Schutz-)Regeln kommen, weswegen sie nicht meine Rechte genießen und sogar verfolgt, betrogen, mit Gewalt überzogen usw. werden können. Wenn Bischof Huber für Christen die Beschneidung als Sünde ablehnt, sie aber anderen Religionen als ihr gutes, schützenswertes Recht anerkennt, dann kommt sein moralischer Grundsatz eben nur Christen zugute und gilt nicht universell. Seine Vorstellung folgt in diesem Punkt also keiner offenen, d.h. die Grenzen seiner Bezugsgruppe transzendierenden Moral. Folge: unsere (christlichen) Mitglieder sind geschützt, die außerhalb nicht. Unter uns: in dieser Ausgrenzung hat das Christentum in der Vergangenheit traurige Tradition, weswegen mich so eine Dialektik schon abstößt, weil ihr Ergebnis am Ende inhuman ist: Kleinen moslemischen und jüdischen Jungens darf Gewalt angetan werden.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
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    • Da is nix schizoid. Das geht nach dem Motto: Spuck ich nich in Deine Suppe, spuckst Du mir nicht in meine. Erinnert Euch bitte daran, wie der ERZBISCHOF VON Canterbury dafür plädiert hat, die Scharia in England einzuführen. Die Jungs wissen ganz genau, dass ihre Privilegien schnell futsch sind, wenn sie mal erlauben, dass der säkulare Staat sich in ihre Angelegenheiten mischt.
    • Mission: impossible!

      werner schrieb:

      Ich würde gern wissen, wie wohl ein gläubiger Jude auf solche Predigt reagiert...
      Wenig bis gar nicht, weil sowohl Paulus als auch Luther nicht gerade als judenfreundlich gelten, und das mit Recht.

      Wenn ich evangelisch wäre, würde ich es sogar als grenzwertig empfinden, wenn letzterer in einer Predigt, in der es auch um Juden geht, zu Wort kommen darf.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Ich würde gern wissen, wie wohl ein gläubiger Jude auf solche Predigt reagiert...
      Sie werden sich beleidigt oder verletzt fühlen- zu Recht, wie ich finde. Das, was er sagt, ist nicht anderes als: Weil sie das Falsche glauben, tun sie das Falsche, aber man muß sie gewähren lassen, weil in ihrem falschen Glauben die Tat richtig ist.
      Eine philanthropische Variante wäre: Der Glaube ist richtig, die Tat falsch.
      Reaktionäres scheint seit ein paar Jahren in konservativ katholischen Kreisen in Mode zu kommen....zurück zu den Wurzeln?......Man denke an die Piusbruderschaft oder die Karfreitagsfürbittenänderung, die von Homolka so kommentiert wurde:
      ".......denn die umstrittene Karfreitagsfürbitte lässt die besondere Stellung des Judentums als Gottes Volk völlig außer Acht. Gott hat uns Juden zum 'Licht unter den Völkern' berufen, wir haben also sicher nicht die Erleuchtung durch die katholische Kirche nötig. Da vergreift sich die jüngere Schwester schwer im Ton.“
    • Ava schrieb:

      ".......denn die umstrittene Karfreitagsfürbitte lässt die besondere Stellung des Judentums als Gottes Volk völlig außer Acht. Gott hat uns Juden zum 'Licht unter den Völkern' berufen, wir haben also sicher nicht die Erleuchtung durch die katholische Kirche nötig. Da vergreift sich die jüngere Schwester schwer im Ton.“
      Ja, und da krieg ich immer das Gefühl, die Juden grenzen sich mit ihrem Selbstverständnis als auserwähltes Volk selbst ab und werden weniger von den Beschneidungskritikern ausgegrenzt, wie viele behaupten.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)