Quacksalberei in den 80ern - Auszüge aus meinem Untersuchungsheft

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    • Quacksalberei in den 80ern - Auszüge aus meinem Untersuchungsheft

      Hallo zusammen,

      ich habe neulich mal wieder meinen Erzeugern einen Besuch abgestattet, weil ich auf der Suche nach einem wichtigen Dokument war. Hatte nichts mit dem Thema Beschneidung zu tun. Da meine Eltern nicht zuhause waren, habe ich selbst danach suchen müssen. Dabei ist mir zufällig mein gelbes Untersuchungsheftchen in die Hände gekommen, welches meine Mutter seit dem letzten Streit um das Thema Beschneidung vor mir versteckt hat. Ich habe es kurzerhand an mich gerissen und mal die Einträge von U6 - U8 für euch eingescannt. Danach gab es keinen Eintrag mehr, der Kinderarzt hat mich nach der U8 nicht mehr gesehen. Um die Einträge besser interpretieren zu können, liefere ich etwas Kontext zu meiner Person, ohne mich dabei zu doxxen: Ich bin im Spätherbst 1980 geboren. Die Geburt lief ohne Komplikationen ab, ich kam als gesunder Junge zur Welt.

      Nun, fangen wir mal mit der U6 an. Damals war ich noch nicht mal ein Jahr alt:


      Man war also in der Lage, eine Balanitis zu diagnostizieren, obwohl meine Vorhaut laut der Aussage meiner Mutter nie beweglich war, d.h. sie hat die Eichel vor der Verstümmelung immer verdeckt. Scheinbar hatte dieser Kinderarzt Röntgenaugen. Wie die Balanitis in diesem Alter überhaupt entstanden sein soll, wäre auch mal interessant zu wissen. Wohlgemerkt: Ich war damals noch nicht mal ein Jahr alt.

      Die Antwort liefert dann die U7, zu deren Zeitpunkt ich noch keine zwei Jahre alt war:


      Es wurde hier bereits im alter von 1 3/4 Jahren der Befund "Phimose" ins Kästchen gekritzelt. Neben der Phimose findet sich jetzt auch ein Pendelhoden. Dieser Kinderarzt war offenbar vollkommen auf meinen Genitalbereich fixiert.

      Der letzte Eintrag umfasst dann die U8:


      Auch hier hat scheinbar wieder nur mein Penis interessiert. Andere Krankheiten, die sich in diesem Alter bereits abgezeichnet haben, wurden offenbar nicht angekreuzt. Nur zur Info: Ich habe mittlerweile wegen orthopädischen Problemen offiziell den Behindertenstatus. Die Fehlbildungen, die dafür ausschlaggebend sind, hat der Kinderarzt nicht erkannt. Für ihn war ich ein laufender Penis. Meine Vorhaut hatte vermutlich nicht mal den Hauch einer Chance auf ihr Überleben. Warum dieser Kinderarzt davon besessen war, ausgerechnet mich zu verstümmeln, bleibt mir für immer ein Rätsel. Ich komme aus einer relativ ländlichen Region, in der es zum damaligen Zeitpunkt nur sehr wenige Kinderärzte gab. Zu Schulzeiten war ich bis auf die Mittelstufe immer der einzige beschnittene Junge in der Klasse. Die Tatsache, dass dieser Kinderschänder bereits im Alter von einem Jahr eine Phimose diagnostiziert hat, mutet wirklich wie ein schlechter Witz an. Das ist ungefähr so, als würde man bei einem Säugling Alopezie diagnostizieren, weil ab Geburt der Kopf noch nicht dicht behaart ist.

      Absolut unfassbar und unentschuldbar, dass meine Eltern auf so einen Kurpfuscher reingefallen sind. Außerdem drängt sich der schreckliche Verdacht auf, dass meine Eltern die Verstümmelung von Anfang an wollten und der Arzt sich zum Handlanger gemacht hat. Selbst in den 80ern dürfte man schon gewusst haben, dass die Vorhaut ab Geburt noch mit der Eichel verwachsen ist.

      Irgendwas ist hier wirklich ganz arg faul.
      "The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von fsx100 ()

    • Das tut mir wirklich aufrichtig Leid für dich! Es ist an sehr vielen Ecken unseres Gesundheitssystems so, dass sog. Mediziner ihre Macht gnadenlos missbrauchen und sich Dogmen (lies: Quacksalberei) sehr, sehr hartnäckig halten. Ich nenne hier nur mal das breite Feld der Psychopharmaka, mit denen schon unzählige Leute zerstört wurden. Da gerät man oft unverschuldet in eine Maschinerie rein, weil man nicht mehr richtig im Sinne des Erwerbssystems funktioniert und kommt, wenn man Pech hat, nie mehr raus. Sucht, Gewichtszunahme. Für die Folgeschäden der Betroffenen interessiert sich genau Niemand. Höchstens irgendein gut bezahlter Psychotherapeut, der 50min pro Sitzung Interesse und Empathie heuchelt.

      Ich hatte als Kind z. B. wirklich eine Balanitis, wobei ich hier eher übertriebene Reinlichkeit meiner Mutter für verantwortlich mache, vermutlich hat sie meine Vorhaut auch gewaltsam zurückgezogen... Der Kinderarzt wollte auch eine radikale Beschneidung, von der der Urologe (älterer Doktor) Gott sei Dank abriet und nur eine wirklich sehr sparsame Teilbeschneidung vornahm, mit annehmbarem ästhetischen Ergebnis. In der Folge fehlt mir "nur" das gefurchte Band und ein Teil meines Frenulum wurde gekappt und angenäht. Das ist schon alles schlimm genug und hat mir in der Pubertät arge psychische Probleme bereitet. Aber im grossen und ganzen bin ich sehr dankbar, da alle anderen Kameraden von mir, die auch beschnitten sind, radikal zirkumvidiert wurden. In meiner Klasse waren es damals noch zwei weitere, und bei meinem damaligen besten Kumpel wurde radikalst alles entfernt, Frenulum ausgeschabt, innere Vorhaut, einfach komplett alles was Spaß bringt. Ich glaube, ich hätte ein Leben lang Hass auf die Ärzte und würde an erweiterten Suizid denken....
    • 4Skin4Life schrieb:

      In meiner Klasse waren es damals noch zwei weitere, und bei meinem damaligen besten Kumpel wurde radikalst alles entfernt, Frenulum ausgeschabt, innere Vorhaut, einfach komplett alles was Spaß bringt.
      Das würde mich jetzt interessieren: Woher weißt Du das so detailliert? Habt Ihr Euch da so intensiv drüber unterhalten?
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Weguer schrieb:

      4Skin4Life schrieb:

      In meiner Klasse waren es damals noch zwei weitere, und bei meinem damaligen besten Kumpel wurde radikalst alles entfernt, Frenulum ausgeschabt, innere Vorhaut, einfach komplett alles was Spaß bringt.
      Das würde mich jetzt interessieren: Woher weißt Du das so detailliert? Habt Ihr Euch da so intensiv drüber unterhalten?
      Ja. Mein bester Kumpel lag damals gemeinsam mit dem anderen Klassenkameraden im Krankenhaus. Ich glaube deren Eltern waren befreundet und sein Vater auch beschnitten. Das war Anfang der 90er. Irgendwann kam dann halt mal das Thema auf... Er hat mich gefragt ob "meine Freundin was könne". Ich sagte ihm dann dass ich die Frage nicht ganz verstehe. Er daraufhin "naja, die müssen sich ja anstrengen, weil einfacher Sex bei mir wenig bewirkt". Das hat mich sehr verwirrt, weil mir einfacher Sex schon immer total gereicht hat (ohne Gummi ist es mega). Und dann haben wir uns halt näher darüber ausgetauscht. Da wurde mir dann der Unterschied Intakt/Teilbeschnitten vs. radikale Zirkumzision das erste Mal so richtig bewusst.
    • 4Skin4Life schrieb:

      In der Folge fehlt mir "nur" das gefurchte Band und ein Teil meines Frenulum wurde gekappt und angenäht.
      Da hattest du wohl Glück im Unglück würde ich sagen. Hätte man von uns die Finger davon gelassen, wären wir beide wohl heute intakt. Es ist eben dieses grundlos übergriffige Verhalten, mit dem ich bei der ganzen Sache absolut nicht klar komme. Ich wollte in meinem Ursprungspost noch erwähnen, dass die Verstümmelung vor der Einschulung im Herbst 1987 geschehen ist. Der Kinderarzt hat mich aber im Herbst '84 zum letzten mal gesehen. Die Darstellung meiner Mutter, dass es der Kinderarzt empfohlen hat, ist daher unglaubwürdig. Alles, was sich noch an Details zu der ganzen Chose ans Tageslicht zerren lässt, widerspricht sich auch. Die Verstümmelung wurde ambulant an einem Krankenhaus durchgeführt, an das uns der Hausarzt überwiesen hat. Vor dem Ausstellen des Überweisungsscheins hat mich der Hausarzt nicht mal mehr selbst untersucht.
      Nach allem, was ich nach dieser langen Zeit noch Erfahrung bringen konnte, muss ich leider davon ausgehen, dass die Beschneidung größtenteils auf Wunsch meiner Eltern passiert ist. Es ist durchaus auch vorstellbar, dass meine Mutter bei den Untersuchungen schon recht früh den Wunsch danach geäußert hat und der Kinderarzt mit seinen Diagnosen tatkräftigt nachhelfen wollte. Jedenfalls wollen meine Eltern heute für nichts mehr verantwortlich sein und versuchen sich die Weste weiß zu waschen, indem sie die Schuld auf den Kinderarzt schieben. Meine Eltern wurden zwar nicht diagnostiziert, aber mein eigener Therapeut hat schon mehrfach den Verdacht geäußert, dass ich von Narzissten großgezogen wurde. Ich war unerwünscht und als Zufuhrquelle unbrauchbar. Nachdem meinen Eltern dies klar geworden ist, ging der narzisstische Missbrauch los. Vermutlich sollte die Genitalverstümmelung so eine Art Denkzettel sein. Nach dem Motto: Schau her, wie du mal Sexualität erlebst, bestimmen nur wir und deine eigenen Bedürfnisse zählen dabei nicht. Ich habe schon sehr lange den Verdacht, dass Eltern, die mehr oder weniger grundlos, d.h. ohne kulturelle Prägung, die Beschneidung durchdrücken fast immer an Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen leiden. Das ist einfach ein massiv abnormes Verhalten, sich so mit den Genitalien der eigenen Kinder zu beschäftigen und den Drang zu verspüren, sie verletzen zu müssen. Ich wäre viel lieber in einem Heim aufgewachsen als bei meinen biologischen Eltern. Dann hätte ich heute vermutlich einen gesunden, vollständigen Körper.
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    • Zu jener Zeit scheint die Diagnose "Phimose" bei einem kleinen Jungen so etwas wie ein Todesurteil gewesen zu sein.

      "Im Namen des Geldverdienens: Die angeklagte Vorhaut wird zum Tode durch Amputation verurteilt"

      Unfassbar!

      Statt Reihenuntersuchungen an kindlichen Genitalien, ob man mit überflüssigen und schädlichen Operationen Geld verdienen könnte sollten kindliche Genitalien untersucht werden, ob die Kinder Opfer von Genitalverstümmelung wurden - um die Täter ggf. zu bestrafen und der abschreckenden Wirkung wegen.

      Der Schutz von Kindern muss an erster Stelle stehen.
      Ex iniuria ius non oritur
      Aus Unrecht entsteht kein Recht
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Statt Reihenuntersuchungen an kindlichen Genitalien, ob man mit überflüssigen und schädlichen Operationen Geld verdienen könnte sollten kindliche Genitalien untersucht werden, ob die Kinder Opfer von Genitalverstümmelung wurden - um die Täter ggf. zu bestrafen und der abschreckenden Wirkung wegen.

      Der Schutz von Kindern muss an erster Stelle stehen.
      So schaut es aus. Stattdessen werden aber die Täter geschützt - seit 12/2012 hochoffiziell vom Staat aus, in Form vom §1631d in Stein gemeißelt. Es ist schlimm, dass fast ein halbes Jahrhundert später Jungen immer noch nicht der Schutz gewährt wird, der ihnen zusteht.

      Ich fühle mich oft so, als hätte man mich drakonisch dafür bestraft, nur weil ich es gewagt habe, überhaupt das Licht der Welt zu erblicken und dabei dummerweise das falsche Geschlecht hatte. Was sich damals in meinem Falle genau ereignet hat, wird sich wohl nicht mehr rekonstruieren lassen. Denkbar ist vieles. Im besten Fall war es nur ein geldgeiler Kinderarzt, der die Verstümmelung ohne Sinn und Verstand gepusht hat. Im schlimmsten Fall war es tatsächlich eine Strafe dafür, dass ich überhaupt geboren wurde. Ich war kein Wunschkind und meine Eltern waren von Anfang an mit mir überfordert. Es ist gut möglich, das sie sich dafür entschieden haben, mich zu quälen und zu foltern, statt mich zur Adoption freizugeben. Ich weiß mittlerweile auch, dass sich meine Eltern immer lieber eine Tochter statt mir gewünscht haben. Von Narzissten gibt es leider nun mal keine bedingungslose Liebe. Bei solchen Eltern haben Kinder nicht mal den Hauch einer Chance, sich normal und gesund zu entwickeln. Wenn ihr letztes Stündlein mal geschlagen hat, werde ich nicht für sie da sein. Dieser Gedanke verschafft mir eine gewisse Genugtuung.
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    • Ich hatte heute meine erste COVID-Impfung, dazu habe ich natürlich meinen Impfausweis benötigt. Die erste Impfung fand im Jahre 1992 durch einen Schularzt statt. Der Kinderarzt, von dem die Einträge im U-Heft stammen, hat jedenfalls keine einzige Impfung durchgeführt. Meine Eltern wollten es nicht. Sie waren einzig und alleine besessen davon, mich beschneiden zu lassen, vermutlich schon direkt nach meiner Geburt. Was sie überhaupt auf diese Idee gebracht hat, wird wohl für ewig ein Mysterium bleiben. Sie sind beide ungebildet und in einer ländlichen Region aufgewachsen. Man muss ich fragen, wie sie überhaupt wissen konnten, dass es sowas wie Beschneidung gibt.

      Mir ist neulich ein weiteres, abscheuliches Puzzlestück wieder in den Sinn gekommen, das höchstwahrscheinlich mit meiner Genitalverstümmelung zu tun hat: Ich habe mal alte Dia-Fotos aus meiner Kindheit digitalisiert. Unter diesen Fotos ist mir ein Bild aufgefallen, auf dem ich als Säugling auf dem Wickeltisch liege, nackt. Es ist darauf deutlich zu erkennen, das meine Mutter an meinem Penis herum manipuliert. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dadurch die Balanitis zustande gekommen ist. Es gibt auch ein weiteres Bild, welches an einem Badestrand aufgenommen wurde. Man erkennt darauf sehr deutlich, dass die Vorhautspitze gerötet ist. Es drängt sich immer mehr der Verdacht auf, dass ich in meiner frühen Kindheit von meinen eigenen Eltern sexuell missbraucht worden bin. Diesen Gedanken konnte ich bis vor kurzem nicht zulassen. Deswegen überlege ich mir, mich einer hypnotischen Regression zu unterziehen, um so noch mehr Puzzlestücke aus meinem Unterbewusstsein herauf zu befördern. Nur so kann ich endlich mit diesem Thema abschließen.
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    • 4Skin4Life schrieb:

      Für die Folgeschäden der Betroffenen interessiert sich genau Niemand. Höchstens irgendein gut bezahlter Psychotherapeut, der 50min pro Sitzung Interesse und Empathie heuchelt.
      Sorry, aber das kann ich so nicht stehen lassen.
      1) Psychotherapeut*innen nehmen sich dem Patient*in ganzheitlich an und verzichten aus dem Menschenbild heraus schon auf die Gabe von Medikamenten. Man will einen Patient*in, welcher therapiefähig ist, daher Psychopharmakotherapie.
      2) Ein Psychotherapeut*in ist gut bezahlt? Selbst wenn es so wäre. Warum ist das ein erwähnenswerter Punkt? Im Ranking der Verdienste von Fachärzt*innen kommen Psychotherapeut*innen an letzter Stelle, dazwischen liegen viele €.
      3) Heuchelt Interesse & Empathie vor? Man muss schon sehr hart veranlagt sein auf eigene Kosten 30.000+ € für eine Weiterbildung auszugeben, ein 5-jähriges Studium zu absolvieren, 1800 h in einer Klinik zu arbeiten, 600 h Patient*innen zu behandeln, 1200 h Theoriestunden (an Wochenenden) zu absolvieren, 150 Supervisionsstunden selbst zu bezahlen, um später Interesse & Empathie zu heucheln.
      4) Ich kann Frust über das Gesundheitssystem durchaus nachvollziehen, aber nicht an jenen auslassen, welche sich wirklich psychischer Störungen annehmen.