Posts by Cato

    Bereits im vergangenen Jahr wurde einer Nigerianerin und ihrem Sohn vom Gericht die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt (habe hier im Forum aber nichts dazu gefunden):
    https://fluechtlingsrat-bw.de/wp-content/upl…ei-Maennern.pdf
    "Ihr[em] Sohn [droht] eine zwangsweise Beschneidung gegen den Willen seiner Mutter. Die Folgen einer rituellen Zwangsbeschneidung sind schwerwiegend und stellen einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar."
    Jetzt wäre nur noch die Frage zu klären, inwieweit ein solcher "nicht zu rechtfertigender Eingriff in die körperliche Unversehrtheit" durch Einwilligung der Eltern plötzlich doch gerechtfertigt sein kann.


    Aber zurück zur Umfrage.
    Was mir etwas Sorgen macht das 19 % der Teilnehmer beschnitten sein sollen und ich frage mich ob Vorhautverengungen häufiger vorkommen als vor 30 oder 40 Jahren oder ob einfach früher oder mehr Operiert wird.

    Das ist keine repräsentative Erhebung, damit sind die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig. Wenn sich beschnittene Jungen/Männer häufiger als ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend beteiligt haben. kommt eben auch ein höherer Anteil als tatsächlich heraus.

    Tens of thousands of teen boys and men from the former Soviet Union were herded into Israeli operating rooms beginning in the '90s to undergo circumcisions. Years later, they recall the resulting trauma and pain, and the damage wrought on their sex lives

    Does circumcision fundamentally detract from sexual pleasure, as Pavel Ok maintains? A number of studies have tried to answer that question, utilizing creative methods. But in Israel a special situation exists, which allows the issue to be approached directly: Many immigrants from the former Soviet Union underwent circumcision here after becoming sexually active, which means they have a basis for comparison.

    (gefunden über Genderama, Punkt 4)

    Ethics committee rules against infant circumcision

    “We’re dealing with a very difficult question,” said Paul Schotsmans of the University of Leuven on behalf of the committee. “On the one hand you have the freedom of religion, which means a parent is allowed to have their son circumcised for religious reasons.”

    Seltsame Auffassung von Religionsfreiheit. Das sinnvolle Prinzip "Religion darf kein Grund für ein Verbot sein" wird in ein "Religion kann/muß ein Grund für eine Erlaubnis sein" pervertiert.


    On the other hand, he said, is the child’s right to physical integrity, which is protected by the International Treaty on the Rights of the Child, and in particular its protection from physical injury.


    “As circumcision is irreversible and therefore a radical operation, we find the physical integrity of the child takes precedence over the belief system of the parents,” the committee chair Marie-Geneviève Pinsart pronounced.

    Wenigstens kommen sie trotz dieser überflüssigen Abwägung zu einer sinnvollen Schlußfolgerung.


    Geht es dort um eine Wiederherstellung der Vorhaut? ?(

    Nein, es wird eine "natürlichen Beschneidung" behauptet. Angeblich gibt es in China einen erheblichen Anteil von Männern, bei denen die Vorhaut nicht mit dem Penis mitgewachsen ist, also die gleiche Länge hat wie zur Geburt (oder sich sogar verkürzt hat), und so zu einer mehr oder weniger freiligenden Eichel führt. Das wird als Indiz für einen evolutionären Prozeß gedeutet, der über Generationen zu einem Verschwinden der Vorhaut führen könnte. Es wird die übliche Propaganda aufgefahren: Die Vorhaut begünstigt angeblich die Übertragung von Geschlechtskrankheiten, Aids und Krebs, ist somit ein evolutionärer Nachteil. (Warum das nur beim Menschen - trotz Hygiene - der Fall sein soll, wird nicht thematisiert.) Außerdem sei die sexuelle Zufriedenheit ohne Vorhaut größer.
    Der zugehörige You-Tube-Kanal "south bound" hat mehrere solcher Videos.

    Für eine 15-Jährige endete die Behandlung durch den Mann, der seine Kenntnisse von Asien und den Philippinen nach Tirol gebracht hatte, mit einer lebenslangen Genitalverstümmelung. Hilfe gesucht hatte das Mädchen, da es durch den geliebten Reitsport große Schmerzen im Bein, Becken- und Unterleibsbereich verspürt hatte. [...] Eine teilweise Beschneidung im Genitalbereich folgte. [...] Der Mann [...] war sich [...] keiner Schuld bewusst und ortete ein finanziell motiviertes Komplott. [...] „Damals hat sie mich gefragt, ob denn schon alles vorbei sei. Keine Spur von Schmerzen!“ Das Behandlungsopfer berichtete vor der Polizei jedoch von starkem Schmerz und der Angst vor dem Verbluten. Und dies, obwohl doch all das Tun des Heilers von Engelsstimmen gelenkt worden war. Die Stimme von Richterin Offer war jedoch ganz klar: vier Monate bedingte Haft und 9600 Euro Geldstrafe. 3000 Euro Schmerzensgeld gehen an das Opfer.

    Das Urteil - immerhin geht es um allseits geächtete FGM - wirkt recht milde (zumindest erscheint das Schmerzensgeld lächerlich gering), wobei natürlich nicht klar ist, wie tiefgreifend die "teilweise Beschneidung" war. Ohne diese Detailkenntnis ist eine abschließende Bewertung schwierig.


    A British GP is to be prosecuted by an outraged mother for assault after circumcising her baby boy without her consent.
    It is the first time legal aid has supported such an action and, if successful, campaigners claim the case could open the floodgates for a new wave of ‘male genital mutilation’ complaints from men who say they were subjected to the procedure as children, before they could decide for themselves.
    The operation took place when the baby, whose parents are separated, was taken to visi his father’s family.

    Der getrennt lebende Vater hat ohne Wissen der Mutter den Sohn beschneiden lassen.
    Ich hoffe mal, das ist in GB illegal.
    Interessant dürfte werden, als wie schwer das Gericht diesen Eingriff wertet - hoffentlich nicht als Bagatelle.

    Es gibt gute Unterstützung für die Mutter.

    Tim Alford of the pressure group Men Do Complain, which is supporting the woman’s case, says there is a growing backlash against the ‘male genital mutilation’ involved in circumcision.John Warren, 74, a retired physician from Harlow, Essex, who has been campaigning against child circumcision for 20 years, said: ‘A lot of men say they feel mutilated.’
    David Smith of pressure group Genital Autonomy, which also represents angry circumcised men, added: ‘We’re hoping the case will open the floodgates for other complaints and a clarification that circumcision of non-consenting children is a human rights abuse.’
    The British Medical Association says that it is revising its ethical guidelines on circumcision, which currently say: ‘It is for society to decide what limits should be imposed on parental choice.’ The new document is expected to be published sometime in the next year.

    Vielleicht löst das ja mal eine größere Debatte in GB aus, die dann hoffentlich anders verläuft als in D 2012.
    Nützt dem Jungen leider nichts mehr, aber wenigstens könnte es andere vor diesem Schicksal bewahren.

    Der Beitrag ist zwar deutlich milder als üblich, enthält aber trotzdem noch fragwürdige Aussagen:

    Ein Kompromiss ist bis heute nicht in Sicht und auch die Rechtslage ist unverändert.

    Die Rechtslage ist verändert, "dank" einer erdrückenden Mehrheit im deutschen Bundestag am 12.12.12.

    In der Frage der Beschneidung von Männern ist zurzeit in Deutschland kein Kompromiss in Sicht.

    Die Beschneidung von Männern steht überhaupt nicht zur Diskussion, es geht um die Beschneidung von Jungen!

    Geschieht sie aus religiösen Gründen, fällt sie unter die Religionsfreiheit, die sich auf das Grundgesetz berufen kann.

    Das wird hier einfach so absolut gesetzt, ist aber mindestens zweifelhaft. Religionsfreiheit heißt m.E. nur, daß religiöse Gründe nicht geeignet sind, ein Verbot zu rechtfertigen (alles, was ohne Religion erlaubt ist, muß selbstverständlich auch mit Religion erlaubt bleiben), aber nicht, daß religiöse Gründe Ausnahmen von Verboten rechtfertigen (alles, was ohne Religion verboten ist, ist auch mit Religion verboten).

    Der Film lief dieses Jahr auf der Berlinale:


    Das Panorama der Berlinale eröffnet in diesem Jahr mit dem Film "The Wound" des südafrikanischen Regisseurs John Trengove. ... John Trengrove widmet sich in seinem Spielfilmdebüt der rituellen Beschneidung junger Männer in Südafrika. Ukwaluka heißt dieses Zeremoniell, an das sich die Xhosa geradezu verzweifelt festklammern. In dokumentarischer Manier und sehr beeindruckend zeigt Trengove junge Männer in weißer Bemalung und geschürztem Gewand, denen böse Geister, Jugend und Zartheit ausgetrieben werden sollen. Immer wieder saust das Messer den Sitzenden zwischen die Beine, immer wieder rufen sie dem Peiniger entgegen: "Ich bin ein Mann!" ... Doch die durch Tradition und Schmerz beglaubigte Mannwerdung funktioniert nicht mehr. Die Moderne breitet sich auch in der östlichen Kapregion aus.

    Wäre ja schön, wenn dieses Ritual schnell ad acta gelegt (und hoffentlich nicht in Form eines ach so harmlosen Eingriffs im Krankenhaus am Leben gehalten) wird.


    Und allem Facettenreichtum zum Trotz, mit denen sich Trengove Fragen von
    Männlichkeit, Sexualität und Identität widmet, gibt es eine große
    Leerstelle: In dem ganzen Film taucht keine einzige Frau auf.

    In einem Film, der sich mit Genitalverstümmelung bei Jungen auseinandersetzt und deren Leiden thematisiert, müssen also unbedingt Frauen mitspielen ... :FP01

    In Afrika scheint sich Widerstand gegen die VMMC zu formieren:

    Quote

    The "voluntary medical male circumcision" (VMMC) public health program is the first mass surgical campaign in human history. It targets Africans exclusively, leading some to question whether there are underlying racial motives. For centuries, western stereotypes have held that African men are lascivious or hypersexed, unable to control their sexual urges. Compulsory African-American male circumcision campaigns were proposed as early as the nineteenth century.

    Quote

    Instead of mass circumcision, Africans want funding for sustainable medical facilities, anti-retroviral medications (ARVs), more durable condoms, HIV education, and poverty reduction initiatives. Many cite AIDS-related tragedies from the VMMC program. They seek an end to the circumcision campaign as a public health disaster and a form of cultural imperialism from the West. "It is something that has been imposed on us," a reverend explained in his interview. "If I could get a forum to fight it, I could fight it very hard."

    https://www.newswire.com/news/africans-…mpaign-17832333

    Mehr zum Thema: http://www.vmmcproject.org/

    Barbara John im Pro-Medienmagazin

    Quote

    Nicht auf jede kulturelle Eigenheit oder „jeden Spleen“ müsse „mit der Gesetzesmaschinerie und gesellschaftlicher Verteufelung“ reagiert werden. [...] Sie betonte, dass es gegenüber bestimmten Praktiken wie Zwangsheirat oder Beschneidung natürlich Abgrenzungen geben müsse. Es dürfe aber nicht „mit der Lupe“ danach gesucht werden. Als Beispiele nannte sie die Diskussion um ein Kopftuchverbot oder Empörung darüber, wenn Muslime aus religiösen Gründen nicht die Hand schüttelten. Dies würde die westliche Kultur nicht beschädigen.


    Klingt recht vernünftig, allein mir fehlt der Glaube, daß da wirklich Beschneidung generell (und nicht nur FGM) gemeint ist.

    Update:
    Meine Vermutung hat sich bestätigt:

    Das heißt nicht, dass es keine Abgrenzung geben muss gegenüber bestimmten Praktiken und Verhaltensweisen – etwa wenn Mädchen zwangsverheiratet oder beschnitten werden sollen.

    Wenn Jungen beschnitten werden sollen, ist das natürlich halb so wild ...
    *Brech*

    Rezension auf dem hpd:

    Quote

    Obwohl die Positionen zur Frage Beschneidung des Sohnes – ja oder nein? - zuletzt nicht unterschiedlicher sein könnten, sind Mutter und Vater in ihren Sorgen und Nöten gleichermaßen zu verstehen. Man könnte sogar von einem komplexen Patt der Abwägungen sprechen. Einzig ins Wanken bringt diesen Gleichstand der Sohn. Er äußert sich nicht verbal, er verzieht keine Mine. Er ist der schweigende Spielball zwischen seinen Eltern und macht deutlich, dass es um einen Konflikt geht, der mit ihm selbst nicht das Geringste zu tun hat und letzten Endes auf seinem Körper ausgetragen werden soll.