Mein Sohn wurde beschnitten und wir bereuen es sehr

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    • Mein Sohn wurde beschnitten und wir bereuen es sehr

      Hallo Zusammen,

      ich habe einen Sohn (4 Jahre alt) welcher eine Phimose hatte und ballonierte. Die Vorhautöffnung war stecknadelkopfgroß. Er hatte nie Probleme beim Wasserlassen. Wir haben von unserem Kinderarzt eine Cortisonhaltige Creme bekommen, mit dem Hinweis immer ein wenig vorne auf die Vorhaut aufzutragen. Gebessert hatte sich nicht viel was sicherlich auch an der falschen Applikation lag. Niemand sagte uns, dass wir dabei die Vorhaut zu dehnen haben-

      Wir waren bei zwei Ärzten und beide teilten uns mit, dass eine OP erforderlich sei. Nun wurde mein Sohn beschnitten und wir machen uns sehr große Vorwürfe weil wir erst im Nachgang erfahren haben, dass eine solche OP in 90% der Fälle unnötig ist. Er war sehr traurig über den Verlust seiner Vorhaut und schämt sich nun auch ein wenig. Zudem fand er es schön, dass sein Penis ballonierte. Den behandelnden Urologen auf die radikale Entfernung als Ultima Ratio angesprochen meinte dieser, dass es nicht anders möglich war, weil die Vorhaut zu kurz gewesen sei. Auf die Möglichkeit einer weiteren Cortisonbehandlung hat er eine Vernarbung angeführt und gemeint, dass eine weitere Behandlung da nicht zielführend gewesen wäre. Ich habe nun die Vermutung, dass unser Sohn absolut unnötigerweise beschnitten wurde. Ich könnte mich schwarz ärgern mich nicht im Vorfeld besser informiert zu haben und fühle mich sehr schuldig nicht stärker mich im Vorfeld informiert zu haben. Nun sind mir die Leitlinien der DGKCH von 2017 bekannt. Fraglich ist, ob es den Ärzten bekannt ist. Ich war extra bei einem weiteren Arzt, um eine zweite Meinung zu bekommen.

      Könnt ihr mir Ratschläge geben? Wie kann ich es für meinen Sohn erträglicher gestalten? Was kann ich bezüglich der Uninformiertheit der Ärzte tun? Wie kann ich zukünftig solche Fehlentscheidungen vermeiden?

      Beste Grüße,
    • uninformiert schrieb:

      der Den behandelnden Urologen auf die radikale Entfernung als Ultima Ratio angesprochen meinte dieser, dass es nicht anders möglich war, weil die Vorhaut zu kurz gewesen sei. Auf die Möglichkeit einer weiteren Cortisonbehandlung hat er eine Vernarbung angeführt und gemeint, dass eine weitere Behandlung da nicht zielführend gewesen wäre. Ich habe nun die Vermutung, dass unser Sohn absolut unnötigerweise beschnitten wurde.
      Da liegst du wohl richtig. Finde es erschreckend, dass solch fehlinformierte Kinderärzte resp. Urologen noch praktizieren.

      Wieso bitte gibt es bei einem 4 jährigen eine zu kurze Vorhaut, die dann auch noch vernarbt sein soll? 8o =O

      Das Ballonieren war ein völlig normaler unbedenklicher Vorgang, der die beginnende Ablösung der Vorhaut von der Eichel zeigt, und solange der Junge keine Schmerzen hat, kein Grund für eine medizinische Intervention ist. :FP01

      Die männliche Vorhaut ist kein Hautlappen, sondern ein hoch spezialisiertes und sensibles Organ.

      Wer seinen natürlichen und vollkommen gesunden Körper als unhygienisch und unästhetisch empfindet, hat die Ursache für seine Probleme nicht bei seinem Schwanz zu suchen, sondern in einer grundsätzlich falschen Einstellung gegenüber seinem Körper und seiner Sexualität.
    • Ich würde hier mal vielleicht mal den Arzt selber bei der zuständigen Ärztekammer melden und ihm mal die aktuelle Leitlinie, die ich angefügt habe, um die Ohren hauen.
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      Die männliche Vorhaut ist kein Hautlappen, sondern ein hoch spezialisiertes und sensibles Organ.

      Wer seinen natürlichen und vollkommen gesunden Körper als unhygienisch und unästhetisch empfindet, hat die Ursache für seine Probleme nicht bei seinem Schwanz zu suchen, sondern in einer grundsätzlich falschen Einstellung gegenüber seinem Körper und seiner Sexualität.
    • Hallo uninformiert, willkommen bei uns!

      uninformiert schrieb:

      Könnt ihr mir Ratschläge geben? Wie kann ich es für meinen Sohn erträglicher gestalten?
      Nun, zunächst halte ich es für wichtig, dass Du ihn auffängst und vorhandene Ängste nicht verstärkst. Im Alter von vier Jahren ist Dein Sohn noch nicht soweit, den Sachverhalt im Detail zu verstehen. Erklärungen zu medizinischen Sachverhalten sind deshalb wenig zielführend.
      Ich bin mir zwar sicher, dass es hier sowieso keine Defizite gibt, aber: er braucht jetzt vor allem Vertrauen in seine Eltern und die Sicherheit, dass Ihr für ihn da seid. Ihm zuhört und versteht, seine Ängste ernst nehmt.

      uninformiert schrieb:

      Er war sehr traurig über den Verlust seiner Vorhaut und schämt sich nun auch ein wenig.
      Das sind völlig normale Reaktionen. Einen Teil seines gesunden Körpers zu verlieren ist nicht einfach zu verarbeiten. Hätte seine Vorhaut ihm Beschwerden und große Schmerzen bereitet, wäre ihr Verlust für ihn leichter zu verstehen und zu verkraften. So aber dürfte er Schwierigkeiten haben, darüber hinweg zu kommen. Für ihn - und höchstwahrscheinlich auch nach objektiver, medizinischer Betrachtung - war seine Vorhaut gesund und erhaltenswert. Deshalb hör ihm zu, sei für ihn da.
      Ängste und Störungen nach so einer OP können bei kleinen Jungen höchst unterschiedlich sein.
      Sei es wie schon beobachtet, dass er den Verlust seiner Vorhaut betrauert. Hier gilt es, diese Trauer einerseits nicht zu befeuern, andererseits aber auch, sie nicht klein zu reden. Er hat ein Anrecht auf dieses Gefühl, es ist berechtigt.
      Ebenso die Scham, nun anders zu sein. Dieses Gefühl kenne ich noch von mir selbst. Ich hatte mich bis in die Pubertät hinein nicht getraut, mich vor anderen Jungs zu zeigen, z.B. beim Duschen nach dem Sport. Hilf Deinem Sohn, sich wieder gut zu fühlen. Seinen veränderten Körper anzunehmen. Denn ändern kann man (in den nächsten Jahren) daran nichts mehr. Umso wichtiger ist es, sich selbst zu akzeptieren, damit keine Situation entsteht, in der er seinen Körper und damit einen Teil von sich selbst ablehnt. Er ist gut, so wie er ist.
      Auch Vertrauensverluste ("warum haben meine Eltern das zugelassen?") sind möglich. Dem kannst Du entgegenwirken, indem Du ihm immer das Gefühl gibst, für ihn da zu sein und ihn ernst zu nehmen.
      Dränge ihm Gespräche also nicht auf, sei aber immer dafür bereit, wenn er so ein Gespräch sucht.
      Achte aber darauf, Deine eigenen Ängste, Zweifel und Ärger nicht auf ihn zu übertragen.

      Das alles klingt einfacher als es ist und ein Patentrezept, wie Du dies alles angehst, habe ich auch nicht. Aber ich denke, Du kennst Deinen Sohn gut genug, um zu wissen, was er braucht und wie Du ihn "auffangen" kannst.

      Ich bin sicher, Du machst das hervorragend. Das zeigt schon allein die Tatsache, dass Du Dich derart empathisch mit dem Thema beschäftigst.
      Danke hierfür und alles, alles Gute für Dich und vor allem Deinen Sohn!
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Hallo uninformiert,

      Alles Wichtige ist ja schon gesagt worden, was du noch machen kannst, ist, deinen Sohn altersadäquat darüber zu informieren, dass das eigentlich nicht von dir ausging, dass immer moch viele Ärzte veraltete Methoden anwenden, und dass noch nicht alles verloren ist, denn später etwa als Jugendlicher kann er selber mit etwas Zeit und Mühe seine Vorhaut teilweise wiederherstellen, wenn er das denn möchte. Auch, wenn er sich nicht dafür entscheidet, kann ihm die Hoffnung auf eine derartige Möglichkeit helfen.
      Bitte rede ihm nichts in der Art wie "verbesserter Penis" oder so ein, Kinder merken das ja doch, wenn man sie belügt, da ist eine (altersadäquate, warum soll er jetzt nichts über die Grundzüge des Resoring wissen dürfen?) Das könnte ihm auch
      gegen mögliche Hänseleien von Gleichaltrigen helfen, zu widerstehen, außerdem sehe ich das positiv, wenn generell mehr über Respring bekannt wird. Eventuelle Fragen kannst du dann bestimmt gut beantworten.
      Außerdem glaube ich, dass dir ein derartiger Fehler, wie einem veralteten Methoden anhängenden Arzt nachzugeben, nicht mehr passieren kann, so informiert wie du jetzt bist.
    • Hallo Zusammen,

      vielen Dank für eure bisherigen Antworten. Der erste Schock für Ihn ist soweit vorüber, für mich aber noch lange nicht. Natürlich nehme ich seine Sorgen, Ängste und Gedanken ernst. Hilfreich für meinen kleinen Sohn ist die Tatsache, dass bei mir durch eine Paraphimose in der Pubertät die Vorhaut so geschädigt worden ist, dass sie nur noch zu einem viertel oder so, die Eichel bedeckt. Ich werde ihm aber sicherlich nichts von einem verbessertem Penis einreden.

      Zipfelmuetze schrieb:

      ...als Jugendlicher kann er selber mit etwas Zeit und Mühe seine Vorhaut teilweise wiederherstellen....
      Lieber wäre mir gewesen mit etwas Zeit und Creme es in den Griff zu bekommen, als mit ganz viel Zeit und dehnen. Nicht falsch verstehen, die Ergebnisse sehen beachtlich aus, auch soll wohl eine gewisse Sensitivität wieder herstellbar sein, aber es wird ja sensorisch nicht mehr so wie das Original. Hoffnung macht es mir aber schon, dass die Vorhaut zu teilen wieder herstellbar ist. Jetzt muss ich nur nach der Wundverheilung gucken, wie groß der angerichtete Schaden ist.

      John1984 schrieb:

      Ich würde hier mal vielleicht mal den Arzt selber bei der zuständigen Ärztekammer melden und ihm mal die aktuelle Leitlinie, die ich angefügt habe, um die Ohren hauen.

      Diese Leitlinie habe ich gelesen und fand es umso erschreckender, dass sie vollkommen ignoriert wurde und auf meine Hinweise hin, mit diesen oben aufgeführten fadenscheinigen Ausreden bezgl. Vernarbung und zu kurzer Vorhaut reagiert worden ist. Vor allem ist der Arzt relativ jung. Was mich nun noch stutziger macht ist die Tatsache, dass er wohl jeden Freitag OPs durchführt. Der Gedanke mit der Ärztekammer ist uns ebenfalls gekommen. Bringt es denn eurer Erfahrung nach etwas? Selbe fadenscheinigen Ausreden kann er ja auch dort anführen.

      Auf jeden Fall wird auch der Kinderarzt von mir diese Leitlinie bekommen. Müssen sich Ärzte nicht diesbezüglich fortbilden? Ich kann als Ingenieur doch auch keine neue DIN EN ISO ignorieren, weil ich die alte DIN-Normen damals im Studium gesehen habe.