Spätfolgen und Psychotherapie

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    • Spätfolgen und Psychotherapie

      Hallo zusammen,

      hat jemand von Euch Erfahrungen mit einer Psychotherapie?

      Auch mir ist leider als Kleinkind wegen einer Hypospadie meiner Vorhaut genommen worden. Eigentlich bis auf paar normale Erfahrungen in der Jugend kein Problem. Nun mit 40 Jahren kommt aber immer mehr das Bewusstsein und einiges in Träumen hoch. Man macht sich viele Gedanken (ausgeliefert sein, Hilflosigkeit, Verlustgefühl). Das Lesen von entsprechenden Büchern wühlt mehr auf, als es beruhigt. Zwischenzeitlich bin ich nun an einem Punkt, an dem ich Hilfe eines Psychotherapeuten benötige.

      Grundsätzlich deshalb meine Fragen:

      Was sind Eure Erfahrung mit einer Psychotherapie?

      Gibt es eine gute Adresse in Nürnberg?

      Vielen lieben Dank für Eure Hilfe.

      LG an alle hier!
    • Hallo cutboy,
      willkommen bei uns im Forum!
      Zunächst mal finde ich es sehr gut von Dir, dass Du den Weg einer Psychotherapie gehen willst.
      Gerade bei den von Dir beschriebenen Problemen kann das ein erfolgversprechender Weg sein.
      Meine eigenen Erfahrungen mit Psychotherapie sind grundsätzlich recht gut.
      Wichtig ist zunächst mal, dass Du überhaupt einen Psychotherapeuten oder Psychotherapeutin findest. Ich musste hier ziemlich lange suchen, da zum einen die Praxen nicht an jeder Ecke zu finden sind und man zum anderen meist eine ziemlich lange Wartezeit in Kauf nehmen muss.
      Eine Liste mit zugelassenen Therapeuten bekommst Du bei Deinem Hausarzt.
      Wenn Du jemanden gefunden hast, läuft es in der Regel so, dass die ersten (ich glaube 3, bin mir aber nicht mehr sicher) Sitzungen als Probesitzungen fungieren, bei denen man sich gegenseitig kennenlernen kann. Wenn Du anschließend der Meinung bist, gut aufgehoben zu sein und mit dem Therapeuten gut zusammenarbeiten kannst, steigt Ihr "richtig" in die Therapie ein.

      Dabei ist es auch wichtig zu verstehen, dass der Therapeut nicht sagen wird, was man zu tun oder zu lassen hat, damit das Problem nicht mehr besteht. Ziel ist es, dass Du selbst das Problem erkennst, verstehst und Deinen eigenen Weg findest, damit fertig zu werden. Der Therapeut kann Dir hier Hilfestellung geben.

      Ich selbst hatte großes Glück mit meiner Therapeutin, da sie Verständnis für mich aufbrachte, auch - und das ist jetzt entscheidend - als ich verstanden hatte, dass die "Beschneidung" die Ursache vieler Probleme bei mir war. Ursprünglich war ich wegen der Symptome dort hingegangen, ohne zu wissen, woher sie kamen.
      Leider ist es nicht selbstverständlich, dass Psychotherapeuten auch dann noch empathisch reagieren, wenn man als Betroffener über die Vorhautamputation spricht. Obwohl ich das kaum fassen kann, höre ich immer wieder Berichte von Männern die davon sprechen, dass Therapeuten da beschwichtigen, abwiegeln oder gar lächeln, wenn man über Probleme durch die VA spricht. Deshalb rate ich Dir dringend, gleich in der ersten Probestunde auf dieses Thema zu sprechen zu kommen und abzuklopfen, wie darauf reagiert wird.

      Adressen in oder in der Nähe von Nürnberg sind schwierig, wobei ich möglicherweise eine kenne, das muss ich aber erst noch abchecken. Ich melde mich dann diesbezüglich bei Dir.

      Viel Glück und Erfolg!
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Hallo und danke für die hilfreiche Antwort!

      Das mit der richtigen Therapeutensuche ist wirklich nicht einfach, zumindest wenn ich da so das Internet absuche. Vor allem wäre mir eine Frau auch 10x lieber als ein Mann. Wenn Du Deine mögliche Adresse mal prüfen könntest und mir wieder schreiben wäre spitze! :)

      Ich glaube auch, dass ich gar nicht so kompliziert bin und alleine Reden schon viel bringen würde und ich vielleicht nur kleine Hilfestellungen benötige. :)

      Herzlichen Dank nochmal und freue mich wieder von Dir zu hören.

      Viele Grüße
    • Ich kann eine Psychotherapie zu beginnen grundsätzlich ebenfalls sehr empfehlen, und hoffe eines Tages auch noch eine richtige Psychoanalyse machen zu können; man darf einfach keine "schnellen Resultate" erwarten. Wie Weguer es bereits angedeutet hat, ist es gut möglich, dass sich Dinge die dir jetzt als dein Leiden selbst erscheinen, sich am Ende lediglich als Symptome einer viel tieferliegenden psychologischen Verletzung entpuppen kann; sich dies einzugestehen kann auch sehr hart sein und grosses Unbehagen verursachen, auch wenn es längerfristig heilsam ist.

      Mein Therapeut, den ich sonst immer als sehr qualifiziert empfunden hatte, wusste zuerst gar nichts davon, dass eine Beschneidung physiologisch einer Verstümmelung gleichkommt und wollte dem Thema wohl keine allzugrosse Bedeutung zumessen; als ich ihm jedoch meine Erfahrungen dargelegt und ihm zusätzlich einige Fachartikel zukommen liess, hat er seine Meinung aber scheinbar relativ radikal geändert und viel Verständnis für meine Situation gezeigt.

      Als Einführung in die Psychoanalyse könnte ich dir den hervorragenden Podcast "Rätsel des Unbewussten" empfehlen. Danach wirst du dir vielleicht ein besseres Bild davon machen können, was dich erwartet.