Journalisten im Rechercheboykott

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    • Journalisten im Rechercheboykott

      Am 19. Juli 2012 veröffentliche die linke Online-Wochenzeitung Jungle World den Artikel "Recht vor Glaube", der ein anderes Schlaglicht auf die Diskussion wirft - das immer noch an ist.
      Doch die Journalisten dieses Landes scheinen in einen Rechercheboykott getreten zu sein. Obwohl sich solche Studien leicht finden lassen, berichten die Medien fast unisono, der Eingriff sei unbedenklich. Die journalistische Sorgfaltspflicht würde es zumindest gebieten, die Kritiker zu erwähnen.
    • Genau wegen dieser Einheitssoße (ich weiß, der Begriff ist viel zu freundlich) habe ich die "Zeit" vor einigen Wochen nach jahrelangem Abo abbestellt. Ich habs einfach nicht mehr ausgehalten. Jeden Donnerstag wurde mir schon auf dem Weg zum Postkasten ganz schlecht: Na, wer darf jetzt mal wieder großformatig auf den besten Seiten Befürworter des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit für alle wahlweise als Antisemiten, gefühlslose Religionsfeinde, Kastrationsverängstigte, Wohlstandsverwöhnte oder intolerante Hinterwäldler diffamieren?
    • bei mir wars Ende Juli die taz: sonst vorneweg im Kampf für Rechte von Minderheiten - aber das galt nicht für Jungen, die müssen im Gegensatz zu Frauen sehen, wo sie bleiben, weils bei Männern ja wohl eh nicht so drauf ankommt. Vereinzelt wurde es ab August besser, aber noch immer viel zu schlecht recherchierte Redaktionsbeiträge und unkommentierte Ungeheuerlichkeiten.

      Ich schrieb einen langen Brief an die Redaktion - nie eine Antwort - Abo gekündigt. Was soll man jetzt als Linker noch lesen? Die FR war ja NOCH schlimmer!!!
    • Durch das Beschneidungsthema darf man sich schon fragen, ob wir bei anderen Themen genau so gut bedient sind...
      Unbedingt lesenswert (leider nur in Englisch oder Französisch) :
      Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Guy schrieb:

      Durch das Beschneidungsthema darf man sich schon fragen, ob wir bei anderen Themen genau so gut bedient sind...
      Unbedingt lesenswert (leider nur in Englisch oder Französisch) :
      Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media



      Ich habe ein ähnliches Buch. Auch von Noam Chomsky.

      Media Control: Wie die Medien uns manipulieren: Amazon.de: Noam Chomsky, Michael Haupt: BÃŒcher

      Das ist auf deutsch übersetzt. Es bezieht sich eigentlich fast ausschließlich auf die US-Medien. Die deutschen Medien sind wohl noch um einiges besser und ausgewogener, im Gegensatz zu denen. Interessant und aufschlussreich ist dieses Buch auf jeden Fall. Bei Amazon ist es zwar momentan nicht erhältlich, aber in anderen Online-Buch-Shops gibt es das noch. Hab nachgesehen.
    • DAS frage ich mich auch: werden wir die ganze Zeit so beschissen und haben es diesmal nur zufällig gemerkt???
      Man merkt es erst bei Themen, die man selbst "von innen" kennt. Auch bei einem anderen meiner "Lieblingsthemen" beobachte ich entweder Oberflächlichkeit oder Gefügigkeit (Propaganda) -- eins von beiden wird sicher zutreffen. Sogar bei großen Artikeln oder auch gerne mal in der ZEIT / Süddeutschen / Spiegel -- die ja nicht gerade B..D-Zeitungsniveau haben.

      Ich fühle mich leider grundsätzlich nicht mehr "umfassend und neutral" informiert. Bei Bedarf recherchiere ich Hintergrundinfos im Netz.
    • Wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Deutschen der Beschneidung kritisch gegenübersteht und folglich wohl auch die Mehrheit der Journalisten, dann muss man sich in der Tat schon wundern, wie ein derart unausgewogenes Pressebild bezüglich der Berichterstattung zum Thema Beschneidung zustande kommt.

      Die Antwort ist nicht schön.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Christa Müller hat mir gesagt, der Verein Intact musste aus seinen Satzungen streichen , dass dieser auch für die genitale Unversehrtheit von Jungen eintritt, da er sonst nicht als gemeinnützig anerkannt würde, und die Steuervorteile verlöre. Und wenn die Zeitungen schön brav die Regierungsmeinung verbreiten, bekommen sie ja auch weiterhin Inserate und Presseförderung. Das ist eben wahre Demokratie.
    • Manfred schrieb:

      Christa Müller hat mir gesagt, der Verein Intact musste aus seinen Satzungen streichen , dass dieser auch für die genitale Unversehrtheit von Jungen eintritt, da er sonst nicht als gemeinnützig anerkannt würde, und die Steuervorteile verlöre.
      Das ist ja wohl der Gipfel der Unverfrorenheit! :cursing:
      Wer für die genitale Selbstbestimmung von Mädchen eintritt, ist gemeinnützig, wer Jungen das selbe Recht zugestehen will, ist es nicht mehr???
      Ich geh mal eben an die frische Luft...
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Manfred schrieb:

      Christa Müller hat mir gesagt, der Verein Intact musste aus seinen Satzungen streichen , dass dieser auch für die genitale Unversehrtheit von Jungen eintritt, da er sonst nicht als gemeinnützig anerkannt würde, und die Steuervorteile verlöre.
      "Frau Müller erzählte, dass sie ursprünglich einen Verein gründen wollte, der gegen Genitalverstümmelung von Mädchen und Jungen kämpfen wollte. Allerdings habe man ihr beim Finanzamt gesagt, wenn sie gegen die Beschneidung für Jungen käm­pfen wolle, könne man ihr keine Gemeinnützigkeit bescheinigen, da dieses gegen die Völkerverständigung von Juden und Muslimen verstoßen würde. Das ab­schnei­den eines Teils des Geschlechtsorgans bei Jungen ist ein Akt der Völkerverständigung? Ja gehts noch?"

      Beschneidung für Völkerverständigung wichtig? « FemokratieBlog
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Mich würde interessieren, ob man seitens des Finanzamts (die Aussage scheint von 1995 zu sein) immer noch dieser Auffassung ist. Falls ja, sollten wir hier mal ansetzen...
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Josc: Mich würde interessieren, ob man seitens des Finanzamts (die Aussage scheint von 1995 zu sein) immer noch dieser Auffassung ist
      Ich glaube heute würden die das noch zielstrebiger machen. Das würde ja heißen einen Verein gegen etwas Gründen zu wollen, was ein bestehendes Gesetz ausdrücklich erlaubt. Immerhin ist Deutschland wahrscheinlich der einzige Staat in Europa der die Jungenbeschneidung aus jedwedem erdenklichem Grund per Gesetz erlaubt