Ja, diese dummen Humanisten aber auch!Was die Beschneidungsfrage angeht, da handelt es sich um eine komplizierte Materie. Auch hier gilt zunächst, dass nach den Grundlagen für die jeweilige Position gefragt werden muss. Bei der damaligen öffentlichen Debatte artikulierten auch viele Antisemiten ihre Judenfeindschaft mittels entsprechender Vorwürfe, was der Blick auf die Leserkommentare mancher Zeitungen im Internet verdeutlichte. Gleichwohl kann eine Kritik an Beschneidungen auch aus einer nicht-antisemitischen Perspektive vorgetragen werden. Dabei sollte aber die Gefahr einer antisemitischen Missdeutung der jeweiligen Positionen mit im Zentrum stehen. Es gilt darüber hinaus, die jüdische Selbstwahrnehmung zu berücksichtigen. Halten die Gläubigen die Beschneidung für einen konstitutiven Bestandteil ihrer religiösen Identität, würden sie ein Verbot als Einschränkung ihrer Religionsfreiheit deuten und sich unter Umständen zum Verlassen des Landes genötigt sehen. Es besteht demnach eine komplizierte Dilemmasituation, was womöglich vielen Humanisten bei ihrer Kritik nicht richtig klar war und dann auch zu Missverständnissen geführt hat.
Hat BGM eigentlich nur etwas mit Judentum zu tun? Sind jüdisch motivierte Vorhautamputationen nicht nur ein winziger Bruchteil der real stattfindenden?
hpd.de/artikel/antisemitismus-…haft-besteht-weiter-17649Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber ist Politikwissenschaftler und Soziologe. Er lehrt an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl mit den Schwerpunkten "Politischer Extremismus" und "Politische Ideengeschichte". Promoviert wurde Pfahl-Traughber mit einer Arbeit über antisemitische Verschwörungsmythen. Er gehörte den beiden Unabhängigen Expertenkreisen Antisemitismus des Deutschen Bundestages an und war Mitautor von deren Abschlussberichten. Ansonsten veröffentlicht Pfahl-Traughber auch regelmäßig Analysen zum Antisemitismus, im letzten "Jahrbuch für Antisemitismusforschung" erschien etwa eine längere Abhandlung zum Antisemitismus-Problem von Jeremy Corbyn und der Labour-Partei.
Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.