Mythos Beschneidung

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Mythos Beschneidung

      Religion, Tradition, Tabus und Wissenschaft - Eliyah Ungar-Sargon hat den "Schneid", das Verborgene zu durchleuchten

      Die Beschneidung, ein Tabuthema innerhalb der jüdischen Gemeinschaft, wird schon seit längerem auch intern in Frage gestellt - auch wenn sich bis heute selbst große Teile des liberalen Judentums strikt weigern, sich mit dieser Sache ernsthaft zu beschäftigen. Auftrieb bekam die Debatte beispielsweise bereits im letzten Jahr durch den Film "CUT - slicing through the myths of circumcision" (Schnitt - die Mythen der Beschneidung durchtrennend) von Eliyahu (Eli) Ungar-Sargon.

      Eli Ungar-Sargon kommt aus einer orthodoxen jüdischen Familie, die nach Israel übersiedelt, als er 13 Jahre alt ist. Im Alter von 17 Jahren darf er während einer rituellen Beschneidung ("Brit Mila") seinen Cousin im Arm halten, was eine besondere Ehre darstellt. Da um den Säugling herum ein enger Kreis von Betenden gebildet wird, konnte er in der Vergangenheit nie tatsächlich sehen, was vorgeht - diesmal jedoch steht er mitten im Geschehen. Als der Rabbi die Vorhaut des Knaben durchtrennt hat, saugt er das Blut mit dem Mund ab. In seinem Bart bleibt Blut haften, als er sich wieder aufrichtet. Dieses Bild bleibt im Gedächtnis des schockierten Teenagers haften. Er beginnt, an dieser religiösen Tradition zu zweifeln, wie bereits an anderen religiösen Dogmen, etwa an der untergeordneten Stellung der Frau.

      Zunächst studiert er in Israel ein Jahr lang Theologie, Philosophie, Soziologie und Talmud, entscheidet sich dann jedoch für das Studium der Medizin in Groß-Britannien. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Funktion des menschlichen Körpers werfen sein theologisch geprägtes Weltbild endgültig über den Haufen. Ungar-Sargon beschäftigt sich intensiv mit der ebenso einfachen wie schwerwiegenden Tatsache, dass unsere Eindrücke von der Welt auf neuronalen Erfahrungen beruhen - ein Thema, das ihn unweigerlich zu der Frage der Beschneidung zurückführt. Er entlarvt die Studien über die angeblichen medizinischen Vorteile als fehlerhaft - und über die Funktion der Vorhaut wird die Studenten erst gar nichts gelehrt. Auch in einem Kurs in den USA wird den Studenten von den überwiegend britischen Dozenten über dieses Thema nichts vermittelt. Ungar-Sargon merkt, dass hier etwas faul ist.

      Da er davon träumt, Filme zu machen, studiert er auch dieses Metier in Chicago. Als er eines Tages einen Kurzfilm über die Arbeit eines Mohels (traditioneller Beschneider) drehen möchte, besteht dieser darauf, über den Inhalt des Films mitzubestimmen - was Ungar-Sargon ablehnt. Er erkennt, dass dieses Thema weitaus heikler ist als angenommen und beschließt, eine volle Dokumentation darüber zu drehen.

      Während er seinen Vater, einen Verfechter der Beschneidung, von Anfang an in das Projekt mit einbezieht, ist seine Mutter, eine religiöse Fundamentalistin, hierüber beschämt. Auf den Vater jedoch hat der Film einen Effekt. Nachdem er einen Monat vor der Beschneidung seines Enkelsohns der Premiere des Films beiwohnte, gesteht er, während der Zeremonie ein seelisches Wrack gewesen zu sein.

      Die Aufklärung über dieses Thema erfolgt teilweise gegen große Widerstände - langsam, aber dennoch stetig.

      cutthefilm.com/

      Obige Beschreibung beruht auf einem Interview mit dem Regisseur, das auf YouTube in englischer Sprache abrufbar ist ("Eliyahu Ungar-Sargon: Culture is Changing"). Aus Gründen des Urheberrechts wird kein Link gesetzt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Maria Werner ()