Das Jungen-Fragebuch - von Sylvia Schneider

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    • Das Jungen-Fragebuch - von Sylvia Schneider

      Sylvia Schneider: "Das Jungen-Fragebuch"

      Verlag Carl Ueberreuther, Wien
      Medizinische Begutachtung durch Dr. Judith Esser Mittag
      Fachliche Beratung durch Helmut H. Erb
      (c) 1993, 2003
      192 Seiten

      Ein weiterer Ratgeber für Jugendliche.
      Die Autorin spricht hier viele Themen an, die für Jungen in der Pubertät wichtig oder interessant sind, laut Rückdeckel sind das:
      Sexualität
      Liebe
      Rollenkonflikte
      Gewalt
      Drogen
      Fitness
      schulische Belange
      Berufswahl und
      mögliche Lebensformen.
      Sie behandelt diese einfühlsam.
      Was schreibt sie zum männlichen Genital?

      S. 61: "Die Eichel ist ... der Teil, der am empfindlichsten auf Berührungen reagiert."
      Ojeh.

      S. 62: Kapitel: "Welchen Sinn hat die Vorhaut?""
      "Die Vorhaut nur eine Haut zu nennen, ist schon fast ungerecht. Sie ist der wichtigste Schutz der ... Eichel ... In der Haut der Eichel befinden sich die empfindlichsten Nervenenden ... "
      Sie erkennt zwar einen Nutzen der Vorhaut, weiß aber scheinbar kaum etwas über deren sexuelle Funktion und gibt das leider auch so zum Besten.

      "Die Vorhaut bietet dem Glied die Entfaltungsmöglichkeit ..."
      Das ist richtig.

      "Die Vorhaut wird auf einer Seite durch ein feines Bändchen festgehalten. Normalerweise ist die Eichel von der Vorhaut bedeckt."
      Wenigstens wird die Existenz des Bändchens nicht totgeschwiegen, wie in anderen Büchern. Mehr erfährt man aber auch hier nicht darüber.

      Dass wir es hier aber wohl nicht mit einer Liebhaberin von Genitalverstümmelungen zu tun haben, wird aus den folgenden Sätzen deutlich:
      "In manchen Religionen und Kulturen wird die Vorhaut beschnitten oder angeschnitten."
      Oder aber ganz amputiert (am häufigsten).
      "Die modernen Befürworter der Beschneidung führen dafür Argumente an, die - um es vorwegzunehmen - keine sind: ..." Es folgt: Smegma, Penis- und Gebärmutterhalskrebs.
      "In den USA, wo solche Dinge immer gern zur Mode stilisiert werden, ist deshalb bei kleinen Jungen die Beschneidung gebräuchlich: Dabei wird die gesamte Vorhaut mit einem chirurgischen Eingriff entfernt. Man hat sich lange Zeit nicht überlegt, was es für einen Mann bedeutet, wenn dieses Hautstück fehlt, in dem Drüsen und sensible Nervenenden sitzen."
      Hat man das, oder war das nicht ursprünglich ganz bewusst so gewollt?
      "Beschnittene Männer berichten davon, dass ihre Eichel durch die fehlende Vorhaut und die dadurch ständige Reibung sehr unempfindlich geworden sei und sie weniger intensive Gefühle beim Sex haben." :thumbup:
      "Es gibt bislang keinen wirklichen Beweis dafür, dass eine Beschneidung wirklich notwendig ist" jetzt kommt's "- außer bei einer Phimose (Vorhautverengung). Dann ist der Eingriff oft notwendig und auch sinnvoll."
      Der wichtige Unterschied zwischen physiologischer und erworbener Phimose wird nicht erwähnt. Auch schreibt sie nichts zur natürlichen Entwicklung des männlichen Genitals. So entsteht leider der Eindruck, dass eine enge Vorhaut oft eine Amputation erforderlich macht.
      Anschließend gibt sie sinnvolle Tipps zur Pflege des Genitals.

      Das nächste Kapitel (Seite 63): "Warum hat mein Glied einen Knick?"
      Schon wieder dieser "Knick"! Woher stammt das? Hat hier die Eine von der Anderen abgeschrieben?
      "Wenn du in der Pubertät ein steifes Glied bekommst, kann es sein, dass du bemerkst, dass sich die Vorhaut nicht zurückschieben lässt und das Glied dadurch einen Knick bekommt. Dabei handelt es sich um eine so genannte Vorhautverengung (Phimose)."
      Also, ich hatte selber zeitweise eine enge Vorhaut, aber einen "Knick" habe ich daran niemals bemerkt.
      "Eine Phimose kann angeboren sein oder als Folge von Entzündungen auftreten."
      Und ob die angeboren sein kann!
      "Sie wird manchmal auch durch eine mangelhafte Hygiene begünstigt. Allerdings wird eine Phimose fast immer schon bei kleinen Jungen entdeckt."
      Kein Wunder, denn da ist das schließlich ganz normal.
      Aber:
      "Schwierigkeiten mit dem Zurückziehen der Vorhaut sind oft unproblematisch und verschwinden mit der Pubertät." :thumbup:
      "Manchmal muss eine Phimose behandelt werden, weil die Gefahr besteht, dass die Eichel abgeschnürt wird. Dann bilden sich unter der Vorhaut gesundheitsschädliche Absonderungen."
      Das liest sich jetzt wieder wie ein Horrorszenario! Nach welcher Quelle der Körper diese schlimmen Substanzen (zu welchem Zweck?) bilden soll, schreibt sie nicht.
      "Die Operation ist ein bisschen unangenehm, aber völlig ungefährlich. Danach steht einem befreiten Sex nichts mehr im Wege."
      Außer vielleicht die möglicherweise stark reduzierte Sensitivität. Schreibt sie aber hier nicht. Und noch eine Autorin, die die risikofreie Operation erfunden hat. Das Risiko mag gering sein, aber es sind genügend Fälle mit, z. T. schweren, Komplikationen, einschließlich Todesfällen, bekannt. Sie hätte auch gleich Ihre Adresse wegen eventuellen Schadenersatzforderungen angeben können.

      Alles in Allem kein schlechtes Buch, leider mit etlichen Mängeln. Wer das trotzdem einem Jungen in die Hand geben möchte, sollte diesen unbedingt darauf hinweisen.