Schon Anfang Juli hatte sich der Psychotherapeut Wolfgan Schmidbauer in einem Artikel für die "Süddeutsche Zeitung" bezüglich der Beschneidung zu Wort gemeldet und den Begriff der "Identifikation mit dem Aggressor" in die Debatte eingebracht.
In der November-Ausgabe der Zeitschrift "Psychologie Heute" greift Schmidbauer das Beschneidungsthema erneut in einem längeren Artikel auf, wobei er sich besonders den mythologischen Hintergründen des Rituals widmet.
Im Unterschied zu seinem SZ-Artikel thematisiert Schmidbauer jetzt auch die Situation der Eltern und Familien.
Hat bei Wolfgang Schmidbauer jetzt auch die "Identifikation mit dem Angreifer" stattgefunden? Oder zeigt er lediglich auf, das auch die Psychotherapeuten keinen Ausweg aus der "Güterabwägung" finden?
"Dass manche dieser Opfer die Beschneidung als sexuelle Bereicherung und hygienische Notwendigkeit propagieren, steht für die Identifikation mit dem Angreifer, die sich bei vielen Traumatisierten beobachten lässt. Sie führt auch zu der merkwürdigen Zähigkeit, mit der Kulturen und Religionen an qualvollen Ritualen festhalten."
In der November-Ausgabe der Zeitschrift "Psychologie Heute" greift Schmidbauer das Beschneidungsthema erneut in einem längeren Artikel auf, wobei er sich besonders den mythologischen Hintergründen des Rituals widmet.
"Wenn sich Rituale so energisch gegen die Sexualorgane richten, hängt das damit zusammen, dass gerade an dieser Stelle die höchste Lust und die tiefste Kränkungswut zusammentreffen. Die Urheber des Rituals scheinen davon auszugehen, dass durch die Amputation eines Teils der sexuellen Organe auch ein Teil der Sexualität vernichtet wird - und warum sollte das nicht gerade der " böse" Teil der Sexualität sein, der Gott, Göttin, Ahnengeistern missfällt? Was dann übrig bleibt, ist gereinigt. Sexualität nähert uns nicht mehr den Tieren. Sie ist menschlich geworden, künstlich, augenfällig der Kultur unterworfen."
Im Unterschied zu seinem SZ-Artikel thematisiert Schmidbauer jetzt auch die Situation der Eltern und Familien.
"...so problematisch wird sie (die Beschneidung), wenn sich Polizei und Staatsanwalt in intakte Familien einmischen würden, die aus tiefster Überzeugung glauben, das Beste für ihre Kinder zu tun. Dadurch würden seelische Schäden angerichtet, die wohl schlimmer sind als die einer Beschneidung, die von der Familie als notwendig und heilsam in ihren Alltag eingebettet sind."
Hat bei Wolfgang Schmidbauer jetzt auch die "Identifikation mit dem Angreifer" stattgefunden? Oder zeigt er lediglich auf, das auch die Psychotherapeuten keinen Ausweg aus der "Güterabwägung" finden?
"Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.