Vortrag an der Universität Mainz: Falsche Altersgrenze von 2 Jahren.

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    • Vortrag an der Universität Mainz: Falsche Altersgrenze von 2 Jahren.

      Mehr oder weniger zufällig bin ich auf folgenden Vortrag über die Beschneidung von der Universität Mainz gestoßen.

      Der Vortrag selbst ist zwar nicht dokumentiert, wohl aber die dazugehörige Präsentation:

      Vortrag über die Beschneidung (Ich verlinke hier an dieser Stelle einen älteren Beitrag des Forums, in dem die Präsentation hochgeladen wurde, da ich diese aufgrund der Speicherplatzbeschränkung – die Präsentation ist mehr als 2 MB groß – selbst nicht erneut hochladen kann.)


      Dieser Vortrag ist insofern vorbildlich, dass er hinsichtlich der Ethik der Beschneidung (zumindest nach der Präsentation zu urteilen) zu folgendem Fazit gelangt:




      Leider wird dies durch den Teil des Vortrags getrübt, in dem es um die Darstellung der medizinisch indizierten Beschneidung geht:

      Die Präsentation nennt als Indikation zur Beschneidung eine pathologische Phimose. Sie definiert jedoch eine pathologische Phimose als eine Vorhaut, "die jenseits des 24. Monats nicht über Glans streifbar" ist.



      Zuvor wurden unter dem Abschnitt "Embyologie" noch die veralteten Werte zur Vorhautentwicklung von Douglas Gairdner aus dem Jahr 1949 angeführt.


      Nun, was ist davon zu halten?

      Zwischen 1968 bis heute erschienen in der medizinischen Fachliteratur zehn Studien, in denen die Entwicklung der Vorhaut vom Kindesalter bis ins Jugendalter untersucht wurde.(1-10) Diese Studien haben wieder und wieder aufs Neue gezeigt, dass 1.) die Entwicklung zur vollen Zurückzieharbeit bis in die Teenagerjahre andauern kann, 2.) erst ab einem Alter von circa 10 bis 11 Jahren mehr als die Hälfte der Jungen eine komplett zurückziehbare Vorhaut aufweisen, und 3.) im Alter von 2-3 Jahren erst eine kleine Minderheit der Jungen eine komplett zurückziehbare Vorhaut haben.

      Im Alter von 2 Jahren liegt der Anteil der Jungen, die ihre Vorhaut vollständig hinter die Eichel zurückziehen können, je nach Studie, gerade mal bei 10% bis 19%.(3,9)

      Das heißt also: Wenn man eine Altersgrenze von 2 Jahren zum Diagnosekrititerium für pathologischen Phimosen erhebt, müssten rund 80% der Jungen wegen ihrer Vorhaut beschnitten oder zumindest andersweitig medizinisch behandelt werden.

      Zudem sind in den letzten Jahren auch zahlreiche Übersichtsartikel über die Diagnose und Behandlung der Phimose erschienen. Mindestens in den letzten 10 Jahren wurde in der englischsprachigen Fachliteratur kein derartiger Artikel mehr veröffentlicht, in der die Diagnose einer pathologische Phimose an einer Altersgrenze festgemacht wurde. (11-20)



      Quellen:
      1. Øster J. Further fate of the foreskin: incidence of preputial adhesions, phimosis, and smegma among Danish Schoolboys. Arch Dis Child 1968;43:200-3.
      2. Kayaba H, Tamura H, Kitajima S, et al. Analysis of shape and retractability of the prepuce in 603 Japanese boys. J Urol 1996;156(5):1813-5.
      3. Morales Concepcion JC, Cordies Jackson E, Guerra Rodriguez M, et al. Fimosis: ¿Son necesarias la circuncisión o la dilatación forzada?". Rev Cubana Pediatr 2001;73(4):206-11.
      4. Morales Concepción JC, Cordies Jackson E, Guerra Rodriguez M, et al. ¿Debe realizarse circuncisión en la infancia. Arch Esp Urol 2002;55(7):807-11.
      5. Ishikawa E, Kawakita M. [Preputial development in Japanese boys]. Hinyokika Kiyo 2004;50(5):305-8.
      6. Agawal A, Mohta A, Anand RK. Preputial retraction in children. J Indian Assoc Pediatr Surg 2005;10(2):89-91.
      7. Hsieh TF, Chang CH, Chang SS. Foreskin development before adolescence in 2149 schoolboys. Int J Urol. 2006 Jul;13(7):968-70.
      8. Ko MC, Lui CK, Lee WK, et al. Age-specific prevalence rates of phimosis and circumcision in Taiwanese boys. J Formos Med Assoc 2007;106(4):302–7.
      9. Yang C, Liu X, Wei GH. Foreskin development in 10 421 Chinese boys aged 0-18 years. World J Pediatr. 2009 Nov;5(4):312-5.
      10. Yu SH, Yu HS, Kim S. Age-specific foreskin development before adolescence in boys. Curr Pediatr Res 2017;21(1):136-139
      11. Malone P, Steinbrecher H. Medical aspects of male circumcision. BMJ. 2007;335(7631):1206–90.
      12. McGregor TB, Pike JG, Leonard MP.Pathologic and physiologic phimosis. Approach to the phimotic foreskin. Can Fam Physician 2007;53:445–448.
      13. Metcalfe PD, Elyas R. Foreskin management: Survey of Canadian pediatric urologists. Can Fam Physician 2010 Aug;56(8):e290-5.
      14. Hayashi Y, Kojima Y, Mizuno K, Kohri K. Prepuce: phimosis, paraphimosis, and circumcision. Scientific World Journal 2011 Feb 3;11:289-301.
      15. Shahid SK. Phimosis in children. ISRN Urol 2012:707329.
      16. Drake T, Rustom J, Davies M. Phimosis in childhood. BMJ 2013;346:f3678
      17. Keys C, Lam JPH. Foreskin and penile problems in childhood. Surgery 2013; 31(3): 130-134.
      18. Abbas T, McCarhy L. Foreskin and penile problems in childhood. Surgery 2016; 34(5):221-22
      19. Chan IH, Wong KK. Common urological problems in children: prepuce, phimosis, and buried penis. Hong Kong Med J 2016 Jun;22(3):263-9.
      20. Abara EO. Prepuce health and childhood circumcision: Choices in Canada. Can Urol Assoc J 2016 Jan-Feb;11(1-2Suppl1):S55-S62.

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    • Campbell-Walsh urology tenth edition review / editors, W. Scott McDougal ... et al..-10th
      ed.

      Urology tenth edition review
      Companion v. to: Campbell-Walsh urology. 10th ed. / editor-in-chief, Alan J. Wein ; editors,
      Louis R. Kavoussi ... [et al.]. c2012.
      ISBN 978-1-4377-2393-9

      Frage:

      2. What percentage of uncircumcised boys will have persistent
      phimosis by 17 years of age?
      a. Less than 1%
      b. 5%
      c. 10%
      d. 15%
      e. 20%
      Antwort:

      2. Less than 1%. Preputial retractability increases with age
      with 90% of uncircumcised boys 3 years of age with
      completely retractable prepuces; less than 1% by 17 years of
      age have phimosis. Therefore, primary phimosis is almost
      always resolvable during childhood without intervention.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"