Die nicht-retrahierbare Vorhaut bei beschwerdefreien Jungen : Eine Indikation zur Zirkumzision?

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    • Die nicht-retrahierbare Vorhaut bei beschwerdefreien Jungen : Eine Indikation zur Zirkumzision?

      Eckert K. (1) ; Janssen N. (2) ; Franz M. (3) ; Liedgens P.


      Background Removing boys’ foreskins, even for medical reasons, is
      increasingly and critically discussed. The aim of this study is to
      retrospectively verify if the indication for the removal of boys’
      foreskins was justified. The study is based on the records of boys who
      underwent preputial operation in an outpatient medical office for
      pediatric surgery.MethodsPreoperative clinical findings, complaints,
      applied conservative and/or surgical procedures and histological results
      of the resected foreskins of boys, who underwent preputial operation
      between 2013–2015, were retrospectively analyzed.ResultsA total of 176
      boys (age 5 on average) underwent a preputial operation. In 85 % of the
      cases it was completely removed. Most frequent clinical findings (80 %)
      were that the prepuce was simply not retractable. 86 % of the boys were
      free of complaints. The most frequent histological findings were
      a discrete to moderately pronounced chronic fibrous posthitis (69 %) and
      subepithelial fibrosis (18 %), In the first case 78 % of the boys had
      been free of complaints, in the latter 72 %.ConclusionThe majority of
      the treated boys were free of complaints; however, most of them
      underwent a complete removal of their foreskin simply because it was
      nonretractable. The foreskin represents the most sensitive part of the
      male genital, preputiolysis is a natural process that can go on until
      early adolescence. Irreversible surgical procedures, such as a complete
      foreskin removal, should thus be restricted to a clear medical
      indication.



      cat.inist.fr/?aModele=afficheN&cpsidt=30413958
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Hier gibt es den deutschsprachigen Auszug aus dem deutschen Originalartikel....


      springermedizin.de/die-nicht-r…rdefreien-jungen/10707900

      Springermedizin schrieb:

      Hintergrund

      Auch aus medizinischer Sicht wird die Indikation zur Vorhautentfernung bei Jungen zunehmend kritisch bewertet. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, anhand der Daten einer kinderchirurgischen Praxis die Indikation zur Vorhautentfernung bei Jungen retrospektiv zu überprüfen.

      Methoden

      Präoperativer klinischer Untersuchungsbefund, Beschwerdesymptomatik, angewandte konservative bzw. operative Therapiemaßnahmen und histopathologischer Befund der resezierten Vorhaut von Jungen, an denen im Zeitraum von 2013–2015 in einer kinderchirurgischen Praxis eine ambulante Vorhautoperation durchgeführt wurde, wurden ausgewertet.

      Ergebnisse

      Eine Vorhautoperation wurde bei 176 Jungen (mittleres Alter 5 Jahre) durchgeführt. Eine vollständige Vorhautentfernung erfolgte bei 85 % der Jungen. Als häufigster klinischer Untersuchungsbefund war die Vorhaut bei 80 % der Jungen nicht-retrahierbar. 86 % der Jungen waren beschwerdefrei. Der häufigste histologische Befund waren eine diskrete bis mittelgradig ausgeprägte chronisch-fibrosierende Posthitis (69 %) bzw. eine subepitheliale Fibrose (18 %); von diesen Jungen waren 78 % bzw. 72 % der Jungen beschwerdefrei.

      Schlussfolgerung

      Obwohl die meisten Jungen präoperativ beschwerdefrei waren, wurde allein aufgrund einer nicht-retrahierbaren Vorhaut eine Vorhautentfernung durchgeführt. Da die Vorhaut ein sensorisch empfindlicher Teil des männlichen Genitales ist, unterliegt auch die vollständige und irreversible Vorhautentfernung, einer klaren und medizinisch-orientierten Indikation. Aus medizinischer Sicht existiert kein nachvollziehbarer Grund, einem beschwerdefreien Jungen dessen asymptomatische Vorhaut zu entfernen.
    • Diese Studie zeigt leider auch auf, welche katastrophalen Zustände in der deutschen medizinischen Praxis nach wie vor bestehen und wie wenig wir erreicht haben.

      Was diese Studie nämlich aufzeigt, ist nichts anderes als ein medizinischer Skandal.

      Diese Studie zeigt nämlich, dass rund 86% der Beschneidungen in dieser Studie an völlig gesunden Kindern durchgeführt wurden - einfach aufgrund einer nicht-zurückziehbaren Vorhaut, was in der Altersgruppe dieser Jungen der absolute Normalfall darstellt.

      Wenn die Ergebnisse dieser Studie auf die gesamte deutsche medizinische Praxis überträgt, und es gibt leider nur wenig Hoffnung, die dagegen spricht, bedeutet das, dass die übergroße Mehrheit der "medizinisch indizierten" Beschneidungen an völlig gesunden Kindern durchgeführt werden. Dass die allermeisten Beschneidungen nicht einfach nur "vermeidbar" sind durch konservative Behandlungsmethoden, sondern an Kindern durchgeführt werden, die überhaupt keine Behandlung brauchen.

      Die Ergebnisse dieser Studie decken sich auch mit den immens hohen medizinischen Beschneidungsraten in Deutschland.

      Es muss jedoch klar gestellt werden, dass die Autoren der Studie keine Schuld für diesen Zustand trifft. Sie sind nur der "Überbringer" der schlechten Nachricht.