Interessant: Die Jungen Grünen über weibliche Genitalverstümmelung,

    • Kulturrelativismus kann dann nicht mehr gelten, wenn es weltweite Übereinkommen zu den Menschenrechten gibt. Die Vereinten Nationen haben zum Schutz der Kinder und gegen eine Verstümmelung von Frauen Positionen bezogen, die - Kulturkreis hin oder her - von der Weltgemeinschaft zu beachten sind. Der Kulturrelativismus steht nicht über internationalen Vereinbarungen.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Die Vereinten Nationen haben Stellung gegen die Frauenbeschneidung bezogen, und gegen die entwürdigende Überprüfung der Jungfernschaft aus nicht-medizinischen Gründen. Bezüglich der Beschneidung von Männern haben sie hygienische Bedingungen verlangt, die "teilweise" nicht anzutreffen seien. Sonst nichts. Diese Angaben findet man in den Protokollen zur Kinderrechtskonvention, die auch im Kommentar zum Gesetz zu finden sind.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Der grüne Artikel befasst sich mit dem Absolutheitsanspruch eines bedingungslos toleranten Kulturrelativismus, ohne sich darum zu kümmern, dass gerade in dem angesprochenen Punkt der FGM längst eine internationale (UN-)Vereinbarung besteht. Darauf beziehe ich mich. Das heißt, dass das Toleranzgebot des Kulturrelativismus sehr wohl außer Kraft gesetzt werden kann. (Für Knaben muss man - auch vor der UN - die gleichen Rechte erstreiten.) Oder soll jetzt wegen dieses Absolutheitsanspruchs des Kulturrelativismus jetzt ein internationaler Dialog zur Beschneidung von Knaben beendet werden? Und dann? Die einen beschneiden ihre Jungens halt und die anderen nicht? Das kann doch wohl nicht sein: für Mädchen haben wir uns für eine so verstandene Toleranz nicht interessiert, dafür jetzt bei Jungens?
      Oder wollen wir wegschauen, wenn in anderen Ländern Kinder versklavt, Frauen zwangsverheiratet, wo anders mit Säure übergossen, andere mit Ehrenmorden bedroht werden usw. nur weil es zu deren Kultur gehört, über die wir uns kein Urteil erlauben dürfen? Ich halte den grünen Artikel für blauäugig - oder sollte ich besser sagen für grünäugig?
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Ein Verbot der Beschneidung (männlicher Kinder) in der UNO durchzusetzen, dürfte eine Herkules-Aufgabe sein. Allein, wenn man bedenkt, in wie vielen Ländern die Beschneidung - ob aus unterschiedlichen religiösen oder aus "hygienischen" Gründen - legale Gewohnheit oder sogar Staatsräson ist, und wenn man gleichzeitig bedenkt, wie viele weitere Länder mit den Beschneidungsländern strategisch und wirtschaftlich "verbunden" sind, kann man sich fragen, wie realistisch ein solches Vorhaben ist. Wahrscheinlich bleiben dann nur Länder übrig, denen diese Frage am Hut vorbeigeht.
      Diese globalen Macht- und Interessenkoalitionen sind es ja wahrscheinlich auch viel mehr als die europäischen Rabbis, die Zentralräte und die Stellungnahmen aus Israel, vor denen unsere Regierung "eingeknickt" ist, und die dafür der Grund sind, dass die Beschneidung in die diversen Erklärungen der UNO keinen Eingang gefunden haben.

      Es wäre natürlich ehrlicher gewesen, wenn Frau Merkel nicht gesagt hätte: " Deutschland wäre das einzige Land, dass die Beschneidung verbietet", sondern dass Deutschland das einzige Land wäre, dass die Beschneidung als eine Verletzung der Menschenrechte betrachtet. Frau Merkel wird ja von den Chinesen geschätzt, weil sie das Thema Menschenrechte wesentlich "dezenter" anspricht als ihr Vorgänger. Menschenrechte werden von vielen Staaten als Bedrohung wahrgenommen. SIE fordern "Kulturrelativismus."

      Auf diesem globalen Hintergrund stellt sich also die Frage, ob wir hier eine " Vorreiterrolle" übernehmen wollen, die uns multinational möglicherweise einen erheblichen Preis (nicht nur im wirtschaftlichen Sinne) kosten würde. Wahrscheinlich müsste sich vorher Europa einigen. Die Diskussionen sind ja in vielen europäischen Ländern im Gang.

      Um Missverständnissen vorzubeugen: die Vorstellung, dass, um es drastisch auszudrücken, globale Interessen "auf der Vorhaut von Kindern ausgetragen" werden, ist mir ein Gräuel. Wenn wir aber über die UNO sprechen und über global geltende Menschenrechte, dürfen wir die auch in die UNO hineinwirkenden Konstellationen nicht übersehen.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.