Solche Frauen braucht das Land!

    • Danke, es tut gut, sowas zu lesen.
      Warum sind die meisten unserer Politiker nicht so ehrlich und verantwortungsbewusst, ganz genau hinzuschauen? Warum wird nur geduckt, genickt und abgesegnet?
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Da bin ich anderer Meinung. In ihrer Forderung nach Nachbesserung hat die Autorin selbstverständlich recht. Aber der Politik gegenüber ist sie mir viel zu nachsichtig. Ich sehe das erheblich kritischer.

      Ein paar Zitate:

      "Dürfen nichtjüdische Deutsche Juden etwas von Körperverletzung erzählen? Eine Mehrheit der deutschen Politiker_innen hat diese Frage verneint. Und das ist nachvollziehbar."

      "Die Reaktion der Politik ist also nur allzu verständlich."

      "Die deutsche Politik wird sich entscheiden müssen. Ihre bisherige Haltung ist politisch und menschlich verständlich."



      Wenn die Politik meint, der jüdischen Community aufgrund unserer Erbschulden tatsächlich ein Sonderrecht einräumen zu müssen (und dieses Argument kann man mMn als einziges stehen lassen in der ganzen Debatte, auch wenn ich es eigentlich nicht mehr hören kann), dann, verdammt nochmal, sollte man das auch so sagen!

      Ja, Genitalverstümmelung bei Kindern beider Geschlechter ist nach unserem Gesetz nicht statthaft, aber aufgrund unsere Geschichte erkennen wir die Problematik und räumen ein Duldungsrecht ein bzw setzen die Strafverfolung aus. Lasst uns aber gleichzeitig im Diskurs bleiben, unsere Positionen sachlich und fundiert reflektieren und an einer Annäherung arbeiten.

      SO eine Haltung wäre ehrlich und absolut nachvollziehbar. Stattdessen wird die Bevölkerung für dumm verkauft und wir bekommen ein bizarres Theater der Halbwahrheiten und Unehrlichkeiten geboten, was als Schlussakt einen schizophrenen Gesetzentwurf vorsieht, der jeden normalen Intelekt beleidigt und für den sich jeder einzelne Befürworter in den Boden schämen sollte.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • "Das macht den Gesetzentwurf eben auch unerträglich. Er mag gut gemeint sein, er ist kinderrechtlich ein Fiasko".

      Ich finde, die Autorin holt Menschen bei ihren Vorurteilen ab und bringt sie in die Spur.

      Du ziehst die Zitate aus dem Zusammenhang und daraus gibst Du die Argumentationskruve nicht richtig wieder - meine Meinung. Ich bin dankbar, dass sie ein furchtbares Männerbild in Frage stellt und uns Verletztheit zugesteht, während alle Welt noch meint, bei Männern käme es nicht so drauf an.
    • "...Wenn die Politik meint, der jüdischen Community aufgrund unserer Erbschulden tatsächlich ein Sonderrecht einräumen zu müssen (und dieses Argument kann man mMn als einziges stehen lassen in der ganzen Debatte, ...."


      Das sehe ich inzwischen vollkommen anders.
      Man sollte sich mal fragen, WELCHE Verpflichtung aus den nationalsozialistischen Verbrechen entstanden ist (die ja auch Homosexuelle, Sinti und Roma, Behinderte und viele andere trafen).
      M.E. muß die zwingende Konsequenz aus der Geschichte sein, daß es eben KEINE Ausnahmen und Begründungen für Verletzungen der körperlichen Integrität gibt. Keine Gesetze für oder gegen bestimmte Gruppen. Keine Operationen an Wehrlosen. Keine Eingriffe aus sozialen Überlegungen.


      Und was ist "Deutschland"?
      Die damalige Regierung gibt es nicht mehr, die meisten der Täter sind tot.
      Geht es um die geografische Region? Wohl kaum!
      Es geht um uns alle: Ich bin Deutschland, Ihr seid Deutschland und die Familie, die vor zehn Jahren aus Somalia eingewandert ist, ist auch Deutschland- ebenso wie die jüdischen und muslimischen Mitbürger.
      Auch wenn niemand von uns an den Verbrechen beteiligt war, so tragen wir die kollektive Verantwortung des "Nie, nie Wieders!" und der werden wir nur gerecht, wenn wir uns entschieden gegen JEDE Art von Körperverletzung einsetzen.
    • @Pizarro73

      Bitte nicht falsch verstehen. Wie gesagt, ich teile doch alle ihre Ansichten bezüglich Beschneidungskritik und solche Artikel sind selten genug, so dass auch ich ihr selbstverständlich dankbar bin.

      Nur scheint es mir, dass sie sich zwischen dem "Verständnis für die Politk" und dem kritikwürdigen Charakter des Gesetzentwurf hin und herwendet, ohne zu erkennen, dass die "politisch und menschlich verständliche Haltung" der Entscheidungsträger vielmehr undemokratisch und verlogen ist.

      Allein darauf zielt meine Kritk ab. Aber vielleicht bin ich auch zu streng, letztendlich zählt ihre Einstellung und die ist 1a.



      @ Ava

      Da bin ich vollkommen bei dir. Wie gesagt, ich sehe dieses Argument ebenfalls kritisch. Aber ich kann es nachvollziehen. Das kann ich bei den restlichen Argumenten der Pro-Beschneider nicht sagen. Ich bin im übrigen schon immer der Meinung gewesen, dass Deutschland grade WEGEN unserer Vergangenheit die Verpflichtung hat, sich für Menschenrechte und den Schutz der Schwachen einzusetzen.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Josc schrieb:

      Und das ist nachvollziehbar
      Die Redakteurin zeigt lediglich Verständnis für die innere Not mancher Abgeordneter. Das soll wohl eher das Zuhören (oder Lesen) für die Politiker/innen leichter machen. Im übrigen sagt sie ganz klar was Sache ist.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Ich denke, es geht eben auch um Diplomatie. Ein Vorschlaghammer trifft einen Nagel auch auf den Kopf, aber er macht ebenso eine Menge kaputt.
      Die Autorin nimmt die Politik ja keineswegs in Schutz, sie zeigt Verständnis für ein beinahe automatisiertes und unreflektiertes Verhalten. Aber sie kritisiert eben dieses Verhalten ja auch. Nur halt nicht mit dem Vorschlaghammer. Es ist besser, die Menschen zu verstehen, die man kritisiert.
      Ich find den Artikel großartig. Er zeigt auf, warum sich deutsche Politiker so schwer tun, bei "jüdischen" Themen Farbe zu bekennen.
      Aber sie gibt sich damit nicht zufrieden, sondern sie fordert Menschlichkeit für alle. Auch für Jungen.
      Und das ist gut so.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
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    • Prinzipiell finde ich den Artikel sehr gut, aber mir fehlt eben, daß dieses Verständnis für die Politik so unkommentiert bleibt.
      Denke ich an Alice Schwarzer und ihre Empathielosigkeit( oder ist es gar eine heimliche Freude, daß der " böse Phallus" ( Penetration ist eine Form von Gewalt!) gezähmt ist, so bin ich schon sehr erfreut, daß ich von feministischer Seite so etwas lese.
    • Ava schrieb:

      eine heimliche Freude
      Ava, ich bin froh, dass Du es aussprichst. Der Gedanke kam mir damals auch, als ich die "Argumente" der Alice Schwarzer gelesen habe. Ich habe mich seinerzeit auch gefragt, ob da ein larvierter Kastrationswunsch dahintersteckt.
      Der angesprochene Artikel kann m. E. Leute aus dem feministischen Lager ansprechen und umstimmen, die wir nicht erreichen können.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Entgegenkommen

      Ja es geht hier ja um Nuancen...
      was mir gefällt, und das ist vielleicht nur empfunden: wer bisher Legalisierungsbefürworter war, könnte es auf diesen Artikel hin ändern, ohne sein Gesicht zu verlieren, weil die Autorin den auch noch so abstrusen Argumenten erstmal keine Redlichkeit abspricht. Das kann eine wichtige Taktik generell sein, denn wir wollen doch überzeugen! Und das wird natürlich nicht gelingen, wenn wir die Pro-Fraktion als das bezeichnen, was sie größtenteils sind, elende Feiglinge und DiskriminiererInnen.
    • Man kann m.E. den Beschneidungsbefürwortern vorwerfen, dass sie den Schmerz bagatellisieren, aber nicht, wie Frau Oestreich es tut, dass sie ihn verleugnen bzw. ignorieren. Dass Schmerz zugefügt wird, hat ja selbst der Zentralrat in Gestalt von Stephan Kramer zugegeben. Auch das ganze Tam-Tam, das z.B. auf den Rabbiner-Selbstdarstellungsseiten um die Beruhigung der Eltern gemacht wird, zeigt das der Schmerz des Säuglings durchaus wahrgenommen wird. Das Bagatellisieren reicht mir allerdings völlig aus, damit das Kind sich verlassen fühlt. Trotzdem sollte man den betreffenden Eltern nicht komplette Einfühlungsunfähigkeit unterstellen, sondern den Konflikt (!) sehen, in dem sie stehen. Diejenigen, die keinen Konflikt sehen, erreicht sowieso niemand.

      Was Alice Schwarzer betrifft, so haben ihr die Kommentatorinnen ihres ersten Artikels auf ihrer Website, in dem sie sich pro Beschneidung ausspricht, fast geschlossen schwer auf die Nuss gegeben. Nicht alle Feministinnen wollen ihre Kinder/Männer "kastrieren".

      Ich bestreite entschieden, dass es sich bei Feministinnen um ein "Lager" handelt, das man/n nicht erreicht. Erstens bin ich mit einer Feministin verheiratet, zweitens schillert "Feminismus" in vielen Farben und drittens ändert er sich historisch dauernd. Und last but not least steht es jedem Mann " gut zu Gesicht" ( Zitat von Ava an anderer Stelle), auch selbst wenigstens ein bisschen "Feminist" zu sein.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • "....Und last but not least steht es jedem Mann " gut zu Gesicht" ( Zitat von Ava an anderer Stelle), auch selbst wenigstens ein bisschen "Feminist" zu sein...."


      Genau!
      Ich laß Euch ja auch nicht alleine! ;)


      Was Damen wie Frau Schwarzer noch nicht begriffen haben, ist, daß sie IHREM Anliegen schaden.
      Jungen, die durch Schmerzen sozialisiert werden, denen ein Ehrgefühl, das mit ihrem Geschlechtsteil zusammenhängt, eingeredet wird, die "Prinzen" sind und die in ihrem kindlichen Schmerz, ihrer Angst und ihrem beschädigten Körper alleine gelassen werden, sind emotionale Zeitbomben: das, was ich erfahre, spiegelt sich in meinem Verhalten....
    • Ava schrieb:

      Ich laß Euch ja auch nicht alleine!
      Jetzt bin ich echt beruhigt :)

      Ava schrieb:

      Was Damen wie Frau Schwarzer noch nicht begriffen haben, ist, daß sie IHREM Anliegen schaden.
      Jungen, die durch Schmerzen sozialisiert werden, denen ein Ehrgefühl, das mit ihrem Geschlechtsteil zusammenhängt, eingeredet wird, die "Prinzen" sind und die in ihrem kindlichen Schmerz, ihrer Angst und ihrem beschädigten Körper alleine gelassen werden, sind emotionale Zeitbomben: das, was ich erfahre, spiegelt sich in meinem Verhalten....
      Ja, das frage mich ich auch, warum Frau Schwarzer den patriarchalischen Aspekt der Beschneidung, der doch jedem Dödel geradezu ins Auge sticht, " übersehen" hat. Wahrscheinlich zählt sie sich mittlerweile zur " staatstragenden Klasse" , und hat "das Ganze" im Auge. Dafür muss man/frau auch mal Opfer bringen...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Ava schrieb:

      Was ist das für ein Menschenbild?!
      Wer den Feminismus zum Zeitungsgeschäft gemacht hat, muss ständig nachliefern. Heute: Die naturbelassene Muschi ist schön, der Pimmel sollte aus ästhetischen und hygienischen Gründen korrigiert werden. Larvierte Kastrationsphantasie?
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)