Und wieder ein kleiner Aufklärungserfolg - jameda.de

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    • Und wieder ein kleiner Aufklärungserfolg - jameda.de

      Es geht um meine fast schon gewordene "Lieblings"seite, jameda.de. Dort kann man eigentlich Ärzte auf ihre Qualität hin bewerten - allerdings wird alles negative sowieso sofort von den Ärzten angefochten und von jameda katzbuckelnd entfernt. Scheinbar fließt da doch eine Menge Geld...


      Unter anderem findet sich dort auch ein "Lexikon" zu versch. Medizinthemen, und natürlich gibt's auch auf "Phimose" hin einen Treffer. Die Inhalte stammen von Brockhaus - und da offenbart sich auf schmerzliche Weise, wie rückständig Brockhaus auch im Jahre 2016 noch ist. Denn der Brockhaus-Eintrag sagt zum Thema Phimose folgendes:



      Phimose
      Synonyme: Vorhautverengung


      angeborene oder (z. B. durch Geschlechtskrankheiten) erworbene Verengung der Vorhaut des männlichen Glieds. Die Vorhaut lässt sich nicht über die Eichel zurückziehen. Eine über das Kleinkindalter hinaus bestehende Phimose wird operativ beseitigt, da sie u. a. die Entstehung eines Peniskarzinoms begünstigt.


      Das lässt mir ja förmlich die Fußnägel hochrollen, also habe ich umgehend eine Mail an Jameda geschrieben, in welcher ich doch mit einem gewissen Nachdruck um Überarbeitung solcher Informationen bzw. um Entfernung solchern, wenn sie von Drittquellen stammen, bitte:


      Sehr geehrtes Jameda-Team,


      aufgrund eigener Betroffenheit bei meinem Kind bin ich auf Ihrem Webangebot auf den Lexikon-Eintrag zum Thema Phimose (Vorhautverengung) gestoßen.
      Nach mittlerweile gründlicher Recherche - da auch ich meinen Sohn keiner höchstwahrscheinlich unnötigen Operation aussetzen möchte - kann ich guten Gewissens sagen, dass der dortige Eintrag nicht mehr den aktuellen medizinischen Leitlinien zu diesem Thema entspricht. Diese besagen, dass eine Phimose bis ins hohe Jugendalter als ein Normalzustand angesehen wird. In einer besonders groß angelegten Studie von Jakob Øster aus bereits dem Jahre 1968 geht ganz klar hervor, dass von 96% der Jungen, die bei der Geburt eine nicht zurückziehbare Vorhaut aufwiesen, der Anteil bis zum 16. Lebensjahr bei den gleichen Jungen auf unter 1% gesunken war. Auch spätere Studien belegen diese Zahlen und kommen zu nahezu gleichen Ergebnissen.
      Die Aussage, eine über das Kleinkindalter hinaus bestehende Vorhautverengung habe operativ beseitigt zu werden, ist durch keine moderne wissenschaftliche Erkenntnis mehr gestützt, entspricht nicht mehr heutigen Behandlungsleitlinien und stellt somit eine höchst problematische Aussage für ratsuchende Laien dar. Auf einem Medizinerportal erwägt eine solche Aussage daher eher der Verdacht der willentlichen Begünstigung entsprechend pro-operativ eingestellter Ärzte, da ein medizinischer Laie auf der Suche nach entsprechenden Informationen so möglicherweise eher zu einer OP-Zustimmung hin beeinflusst wird.


      Die Aussage, dass für den o. g. Fall eine operative Beseitigung der Vorhautverengung zu erfolgen habe, da diese die Entstehung eines Peniskarzinoms begünstigt, verschärft die vorliegende Problematik noch weiter. Diese Aussage ist durch zahlreiche Studien widerlegt. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Vorhautverengung und einem aufgetretenen Peniskarzinom konnte in keinem der studierten Fälle nachgewiesen werden. Die Wahrscheinlichkeit, durch das bloße Vorliegen einer Vorhautverengung ein Peniskarzinom zu bekommen, ist statistisch gesehen geringer als das Risiko, als MANN an Brustkrebs zu erkranken!


      Mir ist klar, dass der vorliegende Lexikoneintrag aus einer dritten Quelle stammt. Da Sie jedoch als medizinisches Informationsportal fungieren und sich potentielle Patienten auf der Suche nach Informationen auf Ihrem Webangebot bewegen, haben Sie eine besondere Sorgfaltspflicht bei der Auswahl der zur Verfügung gestellten Informationen zu wahren. Dies ist im hier vorliegenden Fall sträflich vernachlässigt worden, und ich bitte Sie äußerst eindringlich, diesem Umstand abzuhelfen.


      Sollten Sie Nachweise zu den von mir hier getätigten Aussagen wünschen, können diese gern zur Verfügung gestellt werden.



      Mit freundlichen Grüßen


      Die Antwort darauf kam prompt - und was soll ich sagen: Man zeigt sich wohl tatsächlich einsichtig:


      Sehr geehrter Herr ......,


      vielen Dank für Ihre Nachricht. Der Lexikon-Eintrag stammt von Brockhaus, deshalb haben wir auf die Inhalte keinen Einfluss. Ich werde allerdings veranlassen, dass die veraltete Information entfernt wird.


      Herzliche Grüße


      Jeannette Stowasser
      Redakteurin


      Tel: 089 - 2000 185 46
      Fax: 089 - 2000 185 89


      Sieh an, sieh an, scheinbar nützt es also mitunter doch etwas, auch die sog. "Fachkräfte" mal auf ihre Sorgfaltspflicht hinzuweisen.
      Nun überlege ich ernsthaft, Brockhaus selbst mal einige wissenschaftliche Fakten "um die Ohren zu werfen".
      Ohne Konsens ist alles Nonsens.
    • Etwas schrieb:

      ...wie rückständig Brockhaus auch im Jahre 2016
      Vielen Dank für deinen Einsatz. Bei der Gelegenheit noch etwas tragikomisches:

      Ich habe hier (warum weiß ich eigentlich auch nicht, aber manchmal ist es ganz witzig) noch den gr. Brockhaus von 1974 (als ich dem gefährlichen Alter bereits entronnen war):

      Habe ich den Band mit Phimose rausgesucht. Was finde ich da? Phimose-> siehe Vorhautverengung. Deutsch sa ma! Allerdings: Vorhautentzündung->Balanitis. :rolleyes:

      Nächsten Band, dann der Knaller:

      Brockhaus 1974 schrieb:

      Vorhautverengung, griech. Phimose, die angeborene oder durch Krankheit erworbene Verengung der Vorhaut des Penis, so daß sie entweder gar nicht oder nur schwer über die Eichel gezogen werden kann.
      Die V. vermag nicht nur die Harnentleerung zu erschweren und Entzündungsvorgänge an der Vorhaut zu erzeugen sondern auch den Ausfluß des Samens zu behindern. Hochgradige V. kann Harnrückstauung, Erweiterung der Harnleiter und Nierenbecken, auch Steinbildung verursachen. Bei Knaben in den ersten Lebensjahren ist ein geringer Grad von Vorhautverengung normal. [...Einschub Paraphimose]
      B e h a n d l u n g: Bei Säuglingen genügt es fast immer, die Verklebungen der beiden Vorhautblätter stumpf mit einer Sonde zu lösen und die Vorhaut zu dehnen. Stärkere Verengungen müssen operativ behandelt werden. Weiteres->Beschneidung.

      BTW, nicht, dass jemand denkt, darüber stände jetzt ein Eintrag "Vorhaut". Nein, Vorhaut, lat. Präputium -> Penis, ->Kitzler.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Es ist unglaublich, bei Säuglingen die Verklebung zu lösen (extrem schmerzhaft) und damit den Grundstein für eine narbige Degeneration zu legen!

      Was ist überhaupt eine Verklebung der beiden Vorhautblätter? Es kann doch nur das innere mit der Eichel verkleben, womit soll das äußere verkleben? Mit der Windel?
      Aber klar, dass bei diesen Horrorszenarien Eltern leicht einsehen, dass da ->Beschneidung sein muss. Und klar, dass Eltern dann an der Vorhaut des Jungen rumzerren, ob sie auch schon retrahierbar ist. Und damit alles kaputtmachen. Und wenn das nicht nach den ersten Lebensjahren geht, dass ist dann nicht "normal". Weiteres->Beschneidung. X/
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"