"Ohne Rituale wäre die Welt… noch viel chaotischer!"

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    • "Ohne Rituale wäre die Welt… noch viel chaotischer!"

      Ach ja, damals, als wir noch Hexen verbrannt haben - da hatte noch alles seine Ordnung! :D

      Die Welt wäre sonst doch viel chaotischer, das sagen auch die all Mädchenverstümmlerinnen, Füsseverkrüppler, Kinderkinnpfähler...
      Ordnung muss sein! Was können wir noch abschneiden oder kaputtmachen vom wehrlosen Kind?
      Vorhaut ist doch Chaos! Sieht man doch im Nahen Osten, wie friedlich und ordentlich es da zugeht!
      Aber hier, im vorhautverderbten Europa - Chaos, wohin man blickt!


      Uni Erfurt schrieb:

      Was ist Ihr persönlich „heiligstes“ Ritual?
      Morgens joggen zu gehen…

      Das ist natürlich nun ein "Ritual" (kann man das nicht auch Gewohnheit nennen, oder meint die Frau in der Hölle braten zu müssen, wenn sie mal einen Morgen nicht läuft?) - wo menschenrechtlich nichts gegen einzuwenden ist.


      Zu meinem jetzigen Projekt bin ich über die Beschneidungsdebatte, die 2012 in Deutschland geführt wurde, gekommen. Durch sie realisierte ich, dass es komplexe Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den historischen und zeitgenössischen Beschneidungsdebatten gibt.

      Und die wären? Cliffhanger, oder war's das schon?

      Max-Weber Kolleg schrieb:

      My research focuses on attitudes towards male circumcision, which is a debated issue in many countries today creating substantial social and political tension. Such tension has a long history: already in Antiquity, Greeks, Romans, Jews and Christians clashed over male circumcision. These ancient controversies play a significant role in recent public discourse, where both advocates and opponents can build their arguments on particular interpretations of this religious past. My project studies these constructions of the past as they occur in contemporary circumcision discourse, and exa-mines recent newspapers, books and websites involved in this discussion.
      Answering the question of how participants in contemporary debates on male circumcision construct their arguments with reference to ancient circumcision controversies will not only increase scholarly understanding of attitudes towards circumcision, but will hopefully also have a positive impact on the contemporary cultural dialogue on this divisive issue.

      Fünfmal "construct..." klar, alles nur konstruiert - in Wahrheit bleibt die Vorhaut dran! Was wären laberwissenschaftliche Abhandlungen ohne das geliebte "Konstrukt"! ^^

      Hat man sich vor 2.000 Jahren wirklich schon um Kinderrechte geschert? Wurden Kinder damals nicht noch grün und blau geprügelt, von den Eltern, von den Lehrern? Wurden Kinder damals nicht noch als dingliches Eigentum der Eltern gesehen, die mit ihren Kindern außer umbringen und Sex alles machen durften?

      Aber wo kämen wir hin, wenn man einfach mal die Katze aus dem Sack lassen würde.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Die Beschneidung von Jungen ist ein religiöses Ritual, das in vielen Ländern hitzig diskutiert wird...
      Es ist natürlich unzulässige Reduzierung zu sagen "ist ein religiöses Ritual". Sie ist hauptsächlich eine Tradition. Es gibt MGM nicht nur im Judentum und nicht nur im Islam, sie ist auch in Afrika eine verbreitete Stammestradition. Auch z.B. in den USA, auf den Philippinen, in Süd-Korea ist sie nicht oder überwiegend nicht religiös motiviert. Im Grunde ist Religion auch nur draufgepropft worden. Erst war die Tradition, deren Ursprünge sich nicht mehr klären lassen.
      MGM hat im wesentlichen mit Macht und der Angst vor Ohnmacht zu tun. Es gibt nur ein gewisses Zeitfenster, in dem Eltern die Macht haben ihr Kind zu verstümmeln. Ist das abgelaufen, müssen sie ohnmächtig zusehen wie das Kind seine eigene Entscheidung trifft.

      Ja und dann gibt es noch das verbreitete urologisch-finanztechnische Ritual der Verstümmelung gesunder Jungen mit einer (noch) etwas engen Vorhaut.


      ...das in vielen Ländern hitzig diskutiert wird...
      Ach? Ach wirklich? Aber es wurde uns doch immer gesagt, diese Diskussion gäbe es ausschließlich unter den immerwährendbösen Deutschen! Und zwar "ausgerechnet" in Deutschland! Und das wäre noch mal besonders schlimm!
      Und diese Diskussion wäre doch durch das Jungenverstümmelungsgesetz beendet worden, die hätte es doch nur kurz in 2012 gegeben!
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Ich finde Rituale grundsätzlich wirklich wichtig. Innerhalb der Familie, geben sie Kindern Sicherheit. Einschlafrituale helfen beim Einschlafen, das Sonntägliche gemeinsame Frühstück fördert den Zusammenhalt innerhalb der Familie und und und. Rituale sollten für den Menschen da sein, nicht der Mensch für die Rituale. Rituale, die verletzen, sind aber Rituale die nicht für den Menschen da sind also etwas was der Mensch nicht wirklich braucht.
      "Those who cannot remember the past are condemned to repeat it"

      "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."


      George Santayana (1863-1952)
    • Klar, Rituale sind etwas völlig natürliches. Wir hatten früher als Kinder auch so unsere diversen (selbst entwickelten, und z.T. streng geheimen (vor den Erwachsenen)) Rituale, ich erinnere mich genau! :D :D

      Das entscheidende ist hier der Kontext:

      Die Beschneidung von Jungen ist ein religiöses Ritual, das in vielen Ländern hitzig diskutiert wird und immer wieder soziale und politische Spannungen erzeugt.

      D.h. der Satz "Ohne Rituale..." dient als Relativierungsvehikel, das ist doch offensichtlich.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"

    • Hat man sich vor 2.000 Jahren wirklich schon um Kinderrechte geschert?
      Wurden Kinder damals nicht noch grün und blau geprügelt, von den Eltern,
      von den Lehrern? Wurden Kinder damals nicht noch als dingliches
      Eigentum der Eltern gesehen, die mit ihren Kindern außer umbringen und
      Sex alles machen durften?
      Möchte ich noch ergänzen um:

      hat man vor 2.000 Jahren schon eine Riesenkampagne gegen die Verstümmelung von Mädchen gefahren?

      Nein, die gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten.
      von daher muss man scheitern, wenn man die heutige Bewegung für ein geschlechtsunabhängiges kindliches Recht auf genitale Autonomie über die Leisten eines Hadrian oder der ollen Griechen (die ja viel heute illegalen Spaß mit Kindern hatten) schlagen will.
      DAS ist ein Konstrukt! Von Karin Neutel.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Selbstbestimmung schrieb:

      D.h. der Satz "Ohne Rituale..." dient als Relativierungsvehikel, das ist doch offensichtlich.
      Ja, das ist richtig mies und wird auch als Totschlagargument missbraucht. Ohne solche Relativierungen können die Blutrituale kein Bestand haben. Daher wird das ja auch immer wieder aufgeführt, nur ist es nicht das eigentliche Problem, denn es werden viel mehr Beschneidungen durchgeführt die keinen rituellen Hintergrund haben, das sollten wir nicht aus dem Hinterkopf verlieren.
      "Those who cannot remember the past are condemned to repeat it"

      "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."


      George Santayana (1863-1952)