MACHT – Roman von Karen Duve

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    • MACHT – Roman von Karen Duve

      Interview mit der Autorin:

      Evelin Frerk von hpd.de schrieb:


      Du zitierst Rabbiner, Imame und natürlich die Johannisbischöfe, die in TV-Talkshows sitzen und sagen, "... ja, das machen wir schon seit Jahrhunderten so und dabei bleibt es". Auf welches Thema gehst du da ein?

      Es geht ja in dem ganzen Buch immer wieder um Macht und Ohnmacht und ihre verschiedenen Ausprägungen. In diesem Fall geht es um die Ohnmacht liberaler und aufgeklärter Gesellschaften gegenüber großen Religionen, die einfach wissen, dass sie das Recht beugen können, und die sich deswegen auf Machtproben einlassen: Religion gegen Menschenrechte, Religion gegen humanitäre Auffassungen,...

      Wenn also eine Gesellschaft sagt: "Beschneidung von kleinen Jungs, das geht nicht. Wir wollen nicht, dass Kinder verletzt werden, nur damit eine Gottheit damit irgendwie beschwichtigt wird, oder dass Tierquälerei
      erlaubt ist", dann könnten ihnen die Religionsvertreter ja auch entgegenkommen und sagen: "Stimmt eigentlich, das ist keine schöne Sache, vielleicht sollten wir mal an eine Reform denken."

      Stattdessen loten sie die Grenzen aus: Wie weit lässt sich der Rechtsstaat strapazieren? Wenn es nur eine hinreichend große Zahl von Religionsanhängern gibt, die auf die Rechtsbeugung bestehen, ist es praktisch unmöglich ein Recht durchzusetzen. Zumal gerade streng religiöse Menschen häufig konservativ und gesellschaftlich gut eingegliedert sind – die machen brav, was sie sollen, solche Bürger möchte man ja eigentlich haben – und die würde man sonst auf einen Schlag kriminalisieren.


    • Zumal gerade streng religiöse Menschen häufig konservativ und gesellschaftlich gut eingegliedert sind – die machen brav, was sie sollen, solche Bürger möchte man ja eigentlich haben – und die würde man sonst auf einen Schlag kriminalisieren.
      Da fallen mir auf Anhieb jede Menge Beispiele ein. Colonia Dignidad ("urchristliches Leben im gelobten Land") , Johnestown, Heaven's Gate, 12 Stämme, IS, Salafisten, Boko Haram, Taliban, Branch Davidians ..usw,usw, usw..
      (Ironie)



      ...und die würde man sonst auf einen Schlag kriminalisieren.
      Das Wort "kriminalisieren" ist in dem Zusammenhang unpassend. Man kann es nicht oft genug betonen.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"