Volker Handke, anno 2002:
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Unter den sexuellen
Verstümmelungen nehmen dabei wiederum die Verstümmelungen der Genitalien eine
besondere Rolle ein. Selbst eine ausschließliche Betrachtung der Verstümmelung der
Genitalien bringt noch eine erstaunliche Vielfalt zu Tage. Da wird geschlitzt, gelocht,
amputiert, implantiert, gedehnt was die handwerkliche oder chirurgische Kunst hergibt. Jede
Praxis ist mehr oder wenig streng in einen kulturell-religiösen Kontext eingebettet und hat
seine spezifische Bedeutung.
Auffällig ist die Analogie zwischen dem, was physisch entfernt und dem, was fast sozial
konstruiert wird. So lässt sich die Vulva geometrisch als konkav charakterisieren während der
Phallus eine konvexe Form darstellt. Die weibliche Verstümmelung entfernt nun die
verbliebenden konvexen Anatomien während beim Mann die konkaven Reste entfernt
werden. Es geht also um die Reinheit der physischen Form als sichtbarer Ausdruck der
Eindeutigkeit des sozialen Geschlechts. Während dem Mann keine weibliche, die Eichel
umhüllende Körperform zugestanden wird, da dies Schutzbedürftigkeit signalisiert, darf die
Frau keine männlichen, exponierten Formen ihr Eigen nennen.
Programmatisch sollte die Beschneidung von Männer als genitale Verstümmelung aufgefasst
werden, deren Ziel es ist, eine männliche Geschlechterrolle zu konstruieren. Daher existiert
kein Unterschied zwischen der genitalen Verstümmelung von Männern oder von Frauen. Die
genitale Verstümmelung ist ebenso wie jede Form der körperlichen Verstümmelung ein
Verstoß gegen das verbürgte Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit. Damit wird auch
deutlich, daß es selbstverständlich jedem Menschen frei steht, seinen Körper zu "gestalten"
wie es ihm beliebt. Aber bitte unter der Prämisse der Selbstbestimmung und der
Freiwilligkeit.
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There is no skin like foreskin