Aufklärung und Information: falsche Strategie?

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    • Aufklärung und Information: falsche Strategie?

      taskforcefgm.de/2011/07/englis…emale-genital-mutilation/

      Wenn man das liest, dann scheint es so zu sein.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Das lässt sich auf MGM aber nur bedingt übertragen. Bei den rituellen Verstümmelungen bin ich geneigt zuzustimmen. Die Zentralräte dieser Welt lassen sich nicht "aufklären", die WOLLEN weitermachen.
      Beim Großteil der Vorhautamputationen in Deutschland jedoch, den vermeintlich medizinisch indizierten, bin ich vom Nutzen der Aufklärung der Eltern weiterhin überzeugt. Sie handeln mit Sicherheit in der besten Absicht für die Jungs und hören auf schlecht ausgebildete Ärzte, Hebammen etc.

      Dass Aufklärung hier richtig ist, habe ich in Diskussionen mit jungen Eltern und Müttern immer wieder erlebt.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Nicht zu vergessen sämtliche muslimischen Kleriker (z.B. Shafi’iten), die bislang ohne den empörten Aufschrei der Öffentlichkeit zur Verübung dieser Verbrechen anstiften.


      Shafi’iten? Geht es da nicht auch um die Vorhaut, allerdings die weibliche?

      Richtig, ein Verbrechen!

      Aufklären ist gut, konsequente Strafverfolgung ist besser.
      Bei beiden Geschlechtern, alles andere ist Diskriminierung.

      Das falscheste, was man machen kann ist LEGALISIEREN. Für harmlos erklären. "Ist OK, das müssen die Kleinen abkönnen!"
      Alle Teile des kindlichen Körpers sind Eigentum allein des Kindes. Das Grundrecht auf Eigentum beinhaltet auch das Recht auf Vorhaut.
    • Islam ist beides, Religion und Justiz (Recht). Die Schafiiten sind die vorherrschende islamische Madhhab - d. i. Rechtsschule - in Malaysia, Indonesien, Kurdistan und Somalia sowie in einem Teil Ägyptens.

      Den Schafiiten ist die Beschneidung religionsrechtlich (religiös) absolut verpflichtend - durchzuführen an Jungen und Mädchen. Vorhaut betrifft also schafiitisch sowieso alle Jungen. Nun zu den Mädchen. Dass es lediglich um die Klitorisvorhaut gehe (FGM Typ Ia) oder, wie erst seit wenigen Jahren von den 'Ulama der indonesischen MUI dargestellt, um ein Anritzen oder Einstechen des weiblichen Genitals (Typ IV der WHO-Klassifikation) ist eher ziemlich falsch. Eher schon ist die Klitoris teilweise oder ganz zu amputieren, Typ Ib nach der WHO.

      The Arabic word baZr does not mean "prepuce of the clitoris", it means the clitoris itself (...). The deceptive translation by Nuh Hah Mim Keller, made for Western consumption, obscures the Shafi’i law, given by ‘Umdat al-Salik, that circumcision of girls by excision of the clitoris is mandatory. This particular form of female circumcision is widely practiced in Egypt, where the Shafi’i school of Sunni law is followed.

      answering-islam.org/Sharia/fem_circumcision.html

      Der hippe US-amerikanische Scheich Keller kann uns kein eigenes arabisches Wort für Klitorisvorhaut bieten, belügt aber die Leserschaft dahingehend ohne rot zu werden, baZr (baẓr) bedeute Klitorisvorhaut.

      Die baẓr ist das Zentrum der weiblichen Lust selbst

      ar.wikipedia.org/wiki/%D8%A8%D8%B8%D8%B1

      de.wikipedia.org/wiki/Klitoris

      Terre des Femmes (TdF), Tatjana Hörnle oder der 70. Deutsche Juristentag brauchen nicht darauf zu hoffen, dass sich die schafiitischen geistlichen Autoritäten für alle Zeit auf ein Mädchenbeschneiden von Typ Ia oder IV beschränken werden. Nein, die Ib (Klitorisexzision) wird früher oder später unweigerlich nachrücken, sobald wir einmal nachgeben und Klitorisvorhautwegschneiden oder pricking / ritual nick zulassen (legalisieren).

      ašimmī wa-lā tanhakī
      Cut slightly and do not overdo it
      Schneide leicht und übertreibe nicht

      iḫtafiḍna wa-lā tanhikna
      Cut slightly without exaggeration
      Schneide leicht und ohne Übertreibung

      sprach Mohammed an die
      muqaṭṭiʿa al-buẓūr (amputatrice di clitoridi, coupeuse de clitoris)
      Umm ʿAṭiyya

      Islam ist weibliche Genitalverstümmelung (FGM), Hadith nach Abu Dawud Buch 41 Nummer 5251

      Narrated Umm Atiyyah al-Ansariyyah:

      A woman used to perform circumcision in Medina. The Prophet (…) said to her: Do not cut severely as that is better for a woman and more desirable for a husband.

      usc.edu/org/cmje/religious-tex…awud/041-sat.php#041.5251

      What is the Ruling on Circumcision for Women?

      Circumcision is obligatory upon men and women according to us (i.e. the Shafi’is). (Majmu’ of Imam An-Nawawi 1:164) The circumcision is wajib upon men and women according to the rājih qawl of Shāfi’ī madhhab. In a situation a woman is in her advanced age, it is not permissible to circumcise her if it may harm her (al-Rauḍah of Imam An-Nawawi: 3: 384).

      Answered by:
      Sidi Abdullah Muḥammad al-Marbūqī al-Shāfi’ī

      Checked by:
      Al-Ustāż Fauzi ibn Abd Rahman

      shafiifiqh.com/what-is-the-ruling-on-circumcision-for-women/

      Und Präputium ist das Zentrum der männlichen Lust selbst, hinsichtlich der sensitiven Zerstörung annähernd Typ II und auf jeden Fall Typ Ib der FGM vergleichbar. Wer vierzehnjährige Jungen in die Vorhautamputation einwilligen lassen möchte, der Alternativentwurf hat das ja allen Ernstes gewollt, müsste 14 Jahre alten Mädchen gestatten sich die Klitoris amputieren zu lassen wie zwischen Sierra Leone, Ägypten, Kurdistan und Südostasien üblich. Es gibt die Mädchen und Jungen, die unbedingt beschnitten werden möchten, weil sie endlich dazugehören oder nicht länger gemobbt werden wollen.

      Durch das ständige Bagatellisieren der lebenslangen zerstörerischen Folgen der MGM (Sofortverlust von 10000-20000 Nervenendigungen bzw. Tastkörperchen der Typen Meissner, Vater-Pacini, Ruffini und Merkel, einer Ib-FGM sprich Klitorisamputation vergleichbar) sowie durch das Agitieren der Religionsverbände ist es leider erst kaum gelungen, die Erkenntnisse von Forschern wie Sorrells et al. (fine-touch) oder Frisch / Lindholm / Grønbæk (Circumcision and Sexual Function in Men and Women) im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Die Presse druckt das nicht, die zum interreligiösen Dialog notwendige Harmonie könnte gestört werden.

      Wird der Juristentag in vier Wochen der Regierung empfehlen, die wenig invasiven Formen der Mädchenbeschneidung (FGM) zu erlauben? Droht 2014 oder 2015 die Legalisierung der "milden Sunna" in Deutschland? Steht Terre des Femmes auch heute (im Jahr der Kooperation mit der indonesischen Kalyanamitra) noch kompromisslos ein für die (richtigerweise) einst lautstark beschworene Null-Toleranz-Grenze (zero tolerance) in Bezug auf die FGM?

      Girls should get the mild Sunna


      Most of the others considered performing sunna, “a mild sunna,”

      hindawi.com/journals/ogi/2013/785148/
      "keine Beschneidung unter 18"
    • Gleichzeitig machen sich Politiker und NGOs die irrsinnigen Rechtfertigungen der Verstümmelungen zu eigen, um die Tat und die Täter (denen “beste Absichten” zugesprochen werden) – und vor allem ihre resultierende Nicht-Intervention - zu entschuldigen:


      Jupp, passt 100%ig! Unglaublich, aber wahr!
      Und nicht nur das, die NGOs verstümmeln sogar selbst fleißig mit, in Afrika. Auch mit irrsinnigen Rechtfertigungen (HIV-Prophylaxe)
      Alle Teile des kindlichen Körpers sind Eigentum allein des Kindes. Das Grundrecht auf Eigentum beinhaltet auch das Recht auf Vorhaut.
    • Beschneidung ist nach der Scharia gerecht, Nichtbeschneiden wäre Unrecht und Grausamkeit

      Die wollen in den Himmel kommen. Beschneidung bewahrt inschallah das Heil sprich sie macht heil.

      Solange das überall geglaubt wird, wird sich kein Imam trauen zu sagen: In meiner Moschee sind auch unbeschnittene Männer herzlich willkommen und alle Eltern im Stadtviertel, die ihrem Sohn die Vorhaut lassen, können ein aus islamischer Sicht gelingendes Leben führen, ohne Angst nach dem Tod in der Hölle zu brennen.

      Die Verweigerer der universellen Menschenrechte pochen auf "Religionsfreiheit" - oder ihr (angeblich und für immer) anderes Fühlen und Denken in Bezug auf Körperkonzept und körperbezogene Ethik. Ohne Jungenbeschneidung macht beispielsweise der islamisch verpflichtende Hidschab (Schleier) sozusagen keinen Sinn, da der Schleier den weiblichen Körper erst für das erfolgreiche (jenseitszentrierte und schariagehorsame) Leben auf der Erde tauglich macht.

      the body concept ... Preserving decency by a dress that covers the body nakedness is a basic element in body ethics.

      asma-lamrabet.com/articles/the…ethics-for-men-and-women/

      Das Problem ist die derzeitige Weigerung der islamischen und jüdischen geistlichen Eliten, aus der Literalität (Wortwörtlichkeit) herauszukommen. Beschneiden ist himmlischer Befehl (vgl. Volker Beck 2012). Müssen wir so machen, ist Halacha / steht so in den heiligen Texten von Koran und Hadith / Sunna.

      Es ist im Rahmen des Grundrechtsausgleichs mit zu erörtern, welchen Stellenwert der Beschneidungsbefehl für diese Religion hat. Und da kommen wir zu dem Ergebnis: Es handelt sich um den ersten Befehl Gottes, der für diese Religion gilt, und er ist das Fundament des Glaubens aller abrahamitischen Religionen. Damit hat er einen sehr hohen Stellenwert. Ein Verbot der Beschneidung jüdischer und muslimischer Kinder würde faktisch bedeuten: Jüdisches Leben und islamisches Leben sind in Deutschland auf Dauer legal so nicht möglich. ... Ich halte es in meiner Gedankenwelt für möglich, dass es eine Entscheidung zum Wohle des Kindes ist, es im Sinne der jüdischen oder der muslimischen Religion aufzuziehen. (Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)

      gruene-bundestag.de/parlament/…en-jungen_ID_4384743.html

      Man hätte beizeiten darauf bestehen müssen, dass nur ein Islam der (Befähigung zur) Außenansicht und der Nicht-Literalität in den Schulunterricht integriert werden kann.

      Leider reden auch viele Intaktivisten von Bodily Integrity oder Genital Integrity, statt kompromisslos die Genital Intactness des Kindes ( = Mensch unter achtzehn Jahren) zu fordern. Andere lassen sich aufs Glatteis der Spaltung der Welt in Orient und Okzident führen:

      Finally we make a comparison between Islamic and Western views of the concept of bodily integrity, thereby distinguishing between three dimensions of ‘bodily integrity’: biological wholeness, subjective wholeness, and normative wholeness. We thereby focus on the relation between bodily integrity and male circumcision.

      ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3516177/

      Menschenrechte (AEMR) sind nicht östlich und nicht westlich, sondern entweder universell ... oder sie sind überhaupt nicht.
      "keine Beschneidung unter 18"
    • Die TaskForce mal wieder :evil:

      In einem haben sie aber recht: Die Aufklärungskampagnen funktionieren in der Tat nicht, weil sie grundlegende Dinge einfach nicht berücksichtigen und die sind zum Teil landesspezifisch.

      Ich picke mal ein Beispiel raus:

      Somalia ist ein failed state. Frauen haben dort unterirdische Bildungsraten. Reguläre Schulbildung gibt es allenfalls für Jungen und die auch nur in den urbanen Gebieten, wo noch sowas wie rudimentäre Verwaltung funktioniert. "GUTE" Schulbildung gibts nur für die Korruptiaelite. Die Taskforce läßt das so klingen, als wären die Leute inzwischen dort auf dem gleichen Bildungsstandard wie in Europa.

      Sind sie aber nicht.

      wenn du so leben musst wie die Landbevölkerung in Somalia: Ständig bedroht von irgendwelchen Vollidioten mit Waffen, von Trockenheit, Dürre, ständig mit einem Bein in einer Hungersnot, dann versuchst du alles, um die Überlebensfähigkeit, auch die soziale, deiner Kinder sicherzustellen, SO DU NOCH EINE BINDUNG HAST.

      Es gibt Studien, wonach Eltern in derartigen Situationen die elterliche Bindung zu den Kindern aufgeben und das eigene Überleben sicherstellen.

      Andere versuchen, ihre Kinder so gut wie möglich "überlebensfähig" zu machen und hier kommt die FGM ins Spiel.

      Mädchen können nur in der Ehe überleben. Verheiraten kannst du aber nur beschnittene Mädchen.

      Also ist die Rechnung: "Der kurze Schmerz" vs. "sie wird uns ewig auf der Tasche liegen, weil sie keinen Mann findet".

      Solange diese Staaten nicht auf sichere Füße gestellt werden, kannst du das vergessen, dass sich im Bereich FGM etwas ändert. Die Männer heiraten keine unbeschnittenen Frauen, also werden die Mädels beschnitten. Ende der Durchsage.

      Die Maßnahmen dürfen sich nicht nur auf Aufklärung beschränken - grundlegende Bildung ist notwendig. Für alle dort. *seufz*
    • @ Tante Jay

      Aus einem Bericht von Terre des femmes über die Situation in Ägypten
      google.de/url?sa=t&rct=j&q=&es…d3l38kbRorOZXzdZeipEtIsw:
      In den Städten sind 85% der Frauen betroffen, auf dem Land 96%.
      Wenn man davon ausgehen darf, dass die meisten Städter in Ägypten (im Kontrast zur Landbevölkerung) alphabetisiert sind, zeigt sich in diesem Land die volle Durchschlagskraft von "grundlegender Bildung" im Bezug auf die Verbreitung reduktiver Genitaloperationen an Frauen.
      Ironie off

      Bildung kann einiges Bewirken - aber offensichtlich nicht die Abkehr/Umwandlung einer tief verwurzelten Tradition, zumindest nicht in einem Zeitrahmen von Jahrzehnten.

      Ein auch hoher Bildungsstand geht in Ägypten (und z. B. Sudan) nur in Ausnahmefällen mit einem Verzicht auf Amputationen am weiblichen Genital einher, sondern überwiegend mit einer Medikalisierung des Eingriffs (über zwei Drittel der Operationen): Betäubung und Hygiene, eventuell wird weniger Vulvagewebe abgeschnitten - mehr nicht.

      Selbstverständlich sollte in den betroffenen afrikanischen Ländern möglichst vielen Menschen ein Zugang zu Bildung ermöglicht und ausgebaut werden, aber man sollte daran nicht die Hoffnung knüpfen, damit die Praxis der FGC im bedeutsamen Umfang zurückdrängen zu können.

      Auf der anderen Seite sind auch sehr einfach lebende Gemeinschaften gegenüber z. B. religiösen Argumenten gegen die Verstümmelung sehr zugänglich und geben diese gemeinsam als Dorfgemeinschaft auf bzw wandeln sie in ein anderes Ritual um, wenn es gelingt, die örtlichen Autoritäten zu überzeugen - ohne dass auch nur einer von ihnen mehr lesen konnte oder die patriarchalen Strukturen grundlegend verändert wurden.
    • Dass das Problem weitaus vielschichtiger ist, ist mir bewußt. Aber das ändert an einer Tatsache nix:

      Solange nicht *beide* Formen der Beschneidung vor allem in den westlichen Ländern gebannt werden, wird sich in der Tat nicht viel ändern.

      Ein Argument, was auch inzwischen offen von Befürworterinnen der FGM genannt wird, ist, dass sie es für sexistisch halten, dass Männer unters Messer müssen, Frauen aber nicht.

      Damit haben sie recht - aber das kann nicht heißen: Beide. Sondern muss heißen:

      Keiner.