Bildungsabsolutismus, Gender und das Grundgesetz

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    • Bildungsabsolutismus, Gender und das Grundgesetz

      Toleranz ist keine Einbahnstraße. Jede sexuelle Minderheit darf sie von der Mehrheit erwarten, aber auch die Mehrheit hat einen Anspruch auf Akzeptanz durch die Minderheiten.

      wiwo.de/politik/deutschland/be…grundgesetz-/9462540.html
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Man ist fast versucht, Alice Schwarzer bzw. ihren zeitweiligen Brötchengeber zu zitieren:

      Jede Wahrheit braucht eine Mutige, die sie ausspricht
      :D
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Nicht direkt, aber die Parallelen sind interessant und einschlägig.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Guy schrieb:

      Toleranz ist keine Einbahnstraße. Jede sexuelle Minderheit darf sie von der Mehrheit erwarten, aber auch die Mehrheit hat einen Anspruch auf Akzeptanz durch die Minderheiten.
      Ist das überzogen, in diesem Satz eine Parallele zu ziehen zwischen dem Recht auf Religionsausübung und dem Verlangen der Mehrheit nach Einhaltung von "unteilbaren" Menschenrechten?

      Wenn ja, dann löscht die Diskussion, Werner. Kein Problem.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Sokrates schrieb:

      Nichts gegen Frau Röhl persönlich, aber hat ihr Artikel etwas direkt mit dem Thema der Beschneidung zu tun?
      Vielleicht nicht direkt. Aber einen feministisch-gender-ideologisch geprägten mentalen Hintergrund bei bestimmten Abgeordneten, die im Dez. 2012 die Beschneidung von Jungen legalisiert und später die FGM unter verschärfte Strafandrohungen gestellt haben, halte ich für wahrscheinlich. Anders als mit einer ideologische Brille, wenn nicht sogar Blindheit kann ich es mir nicht erklären, wenn die Beschneidung bei kleinen Jungs nicht als Körperverletzung und Verletzung der Menschenwürde betrachtet wird, die Beschneidung von Mädchen jedoch als Schwerkriminalität. Nüchterne, realitätsbezogene Betrachtung und ein intakte Emotionalität müsste doch jedem sagen, dass man hier keinen Unterschied machen darf: niemand hat das Recht am Körper eines anderen ohne dessen Einwilligung herum zu schnippeln, nicht einwilligungsfähige Kinder sind davor zu schützen.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Ich kann einfach nicht erkennen, warum die blosse gendertheoretische Dekonstruktion von Geschlechtsrollen quasi automatisch mit der Forderung nach Akzeptanz von Minderheitsvorstellungen einhergehen soll. Selbst, wenn ich - gendertheoretisch - die gesellschaftlichen und historischen Bedingtheiten der Definition dessen, was jeweils als "die" Geschlechtsidentität gilt, herausarbeite, muss das ja nicht bedeuten, dass ich ethisch oder/ und juristisch alles akzeptiere, was da "kreucht und fleucht", z.B. wenn es um die Ungleichbehandlung männlicher und weiblicher Beschneidung geht. Ich kann ja auch die Hexenverbrennung als historisch und gesellschaftlich-religiös "dekonstruieren", und sie trotzdem nicht in den Kanon gesellschaftlich akzeptierter Variationen aufnehmen. Die Thematisierung des Letzteren war ja genau das, was in der Kika-Sendung gefehlt hat.
      Dass sich bei diesem Thema Religionsvertreter und Gendertheoretiker quasi die Hand reichen, halte ich - gelinde gesagt - nicht gerade für naheliegend.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Sokrates schrieb:

      Nichts gegen Frau Röhl persönlich, aber hat ihr Artikel etwas direkt mit dem Thema der Beschneidung zu tun?

      Um auf den Anfang zurück zu kommen. Das Schutzgut der 2012 vom deutschen Gesetzgeber gefundenen Regelung zur Beschneidung von Jungen ab dem Säuglingsalter ist die Religionsfreiheit. Wohl gemerkt nicht die Religionsfreiheit des betroffenen Kindes, die es ja noch gar nicht ausüben kann, sondern die Religionsfreiheit der Eltern. Die im Grundgesetz geschützten speziellen Elternrechte, die zum Wohl des Kindes auszuüben sind, können - siehe Beschneidung - sehr weit gehen.

      In dieselben Elternrechte hat der einfache Gesetzgeber mit einer strafbewehrten Schulpflicht in bester Absicht und zweifelsfrei zum Wohl des Kindes eingegriffen. Dieser Eingriff ist wie jeder hoheitliche Eingriff allerdings nicht grenzenlos. Auch der Schulpflicht, die mit einer Beschulungspflicht des Staates korrespondiert, sind die Grenzen des Grundgesetzes gesetzt. Selbsternannte Bildungshoheiten dürfen eben nicht absolutistisch grenzenlos in die grundgesetzlich geschützten Elternrechte und erst recht nicht in das grundgesetzlich geschützte Kindeswohl eingreifen. Aber genau das passiert derzeit unter dem großen, ja edlen und aufgeblasenen Dach der sich bereits verselbständigt habenden Bildungspolitik.

      Da macht sie mal einen eindeutigen Punkt, die Frau Röhl. Elternrechte gehen sehr weit, wenn es um etwas so Romantisches wie Genitalverstümmelung geht. Aber halt nicht, wenn das Kindeswohl betroffen ist. Siehe Schulpflicht. Weil da sind die Grenzen des Grundgesetzes schon mal erreicht.
    • Jetzt habe ich mir den ewiglangen Text von Frau Röhl auch mal komplett angetan.

      "Die Schule ist nicht legitimiert, in die sexuelle Entwicklung von
      Kindern und Jugendlichen ... steuernd tätig zu werden. "


      Wenn Kinder durch normalen Unterricht sexuell manipulierbar sind, hätte man sich u.a. in den USA die Aversionstherapien sparen können.

      "Ein Kind, das selber noch keinen Orgasmus erlebt hat, ... steht vor dem Lehrer
      wie ein Opferlamm, wenn es Orgasmus lernen soll ...
      "

      Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn meine "Aufklärung" in der Reihenfolge Theorie und Praxis, statt umgekehrt erfolgt wäre ;)

      Aber die Gegenfrage zur Aussage von Frau Röll würde doch lauten, wie sich ein Junge fühlen muss, der sich noch nie selbstbefriedigt hat, dem aber nun seine Vorhaut mit allen dazugehörigen Wundheilungsschmerzen amputiert werden soll. Hier würde der Begriff "Opferlamm" wirklich besser in den Kontext passen!!!

      Bekanntlich gibt es den Regenbogen meist erst nach einem Gewitter, wenn sich die dunklen Regenwolken verzogen haben. Daher warten wir doch einfach ab, bis Leute wie Frau Röll mit ihren Bedenken verstummt sind. Obwohl ich absolut hetero und auch Vater bin, kann ich die Befürchtungen gegen den neuen Bildungsplan nicht verstehen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • NoCut schrieb:

      ...kann ich die Befürchtungen gegen den neuen Bildungsplan nicht verstehen.

      Ich ebenfalls nicht. Wieso überschreitet der Staat seine Bildungskompetenz, wenn er den Schülern Toleranz gegenüber sexuellen Variationen beibringt? Was ist daran "Steuerung" und "Manipulation"?
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • NoCut schrieb:

      "Ein Kind, das selber noch keinen Orgasmus erlebt hat, ... steht vor dem Lehrer
      wie ein Opferlamm, wenn es Orgasmus lernen soll ..."


      Vlt kann man ja bei der 14jährigen Nadine, wenn man ihr Schwangerschaftsbäuchlein sieht, mal vorsichtig anfragen, ob sie denn bei der Tätigkeit, die dazu geführt hat, auch gewisse Gefühle gehabt hat, um dann darüber den Bogen zur Verhütungsaufklärung zu bekommen...

      Ohman, dümmer gehts nimmer...
    • Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist ein Interview des allseits bekannten Herrn Thierse (zur Erinnerung: das ist der, der Beschneidungsgegnern "militanten Atheismus" unterstellt). Darin beklagt er den Vorwurf der Homophobie gegenüber Gegnern der gleichgeschlechtlichen Ehe; deren Verteidigung der traditionellen Familie sei eine "legitime respektable" Position. Nun auf einmal hätte er gern eine sachliche Diskussion ohne Beschimpfungen.

      Ansonsten halte ich den Bildungsplan 2015 in Baden-Württemberg für aktionistischen Schmarrn. Akzeptanz sexueller Vielfalt ist unbedingt ein Thema, aber doch nicht krampfhaft auf den gesamten Unterricht aufgepfropft!
      Ich zitiere aus dem Arbeitspapier:
      Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der eigenen geschlechtlichen Identität
      und Orientierung auseinander mit dem Ziel sich selbstbestimmt und reflektiert
      für ein ihrer Persönlichkeit und Lebensführung entsprechendes Berufsfeld zu
      entscheiden.

      Was, zum Kuckuck, hat denn Sexualität mit der Berufswahl zu tun?
      "Ich bin schwul, also werde ich lieber Modedesigner und nicht Profi-Fußballer" - etwa so??
      Das ist doch Stuß!
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • werner schrieb:

      NoCut schrieb:

      ...kann ich die Befürchtungen gegen den neuen Bildungsplan nicht verstehen.

      Ich ebenfalls nicht. Wieso überschreitet der Staat seine Bildungskompetenz, wenn er den Schülern Toleranz gegenüber sexuellen Variationen beibringt?
      Ich habe die Kritik von Frau Röhl auch ein Stück gewollt empfunden und ehrlich gesagt auch nicht in allen Punkten verstanden. Vielleicht, weil diese Punkte auch nicht nachvollziehbar sind? Interessant war der Link zu einem Transgender, der sich nicht von Feministinnen und der BaWü Landesregierung in eine Kategorie mit Schwulen, Lesben, Transsexuellen usw. stecken lassen wollte - ich denke mit guten Argumenten.
      Toleranz jedoch für sexuelle Ausprägungen - so weit sie nicht anderen Menschen zum Nachteil gereichen - zu wecken, scheint auch mir ein wichtiges Bildungsanliegen.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Bettina Röhl ist mit Vorsicht zu genießen, die ist keine gute.

      Sie hat, was die Gender-Theorie angeht, zwar recht (wenn die Theorie stimmen würde, hätte man David Reimer problemlos zu einem Mädchen machen können, das hat bekanntlich nicht funktioniert), aber die Schlüsse zu denen sie kommt, sind falsch (dringender Tipp an der Stelle: "Brainwashed" von Harald Eia mal angucken. Der Film ist Gedankenfutter und gibts bei Youtube)

      Was hat Feminismus und die Gender-Theorie eigentlich mit Beschneidung zu tun.

      Alles, meine Hasen.

      Es waren die Feministinnen, die die weltweite offizielle Ächtung der weiblichen Beschneidung durchgesetzt haben. Man sollte sich vielleicht mal genauer angucken, wie die das gemacht haben. Lena Nyhus in Dänemark HAT geguckt, und guck wie weit Intact Denmark jetzt ist.

      Der Feminismus und die Gender-Theorie sorgt aber vor allem dafür, das wir nicht weiterkommen. Die Feministinnen haben Angst, dass jeder Versuch, auch die MGM zu bannen, die Mädchen wieder in den Regen stellt - und wenn man sich einige Reaktionen so ansieht, dann haben die nicht ganz Unrecht damit. Da gabs doch diesen ägyptischen Gynäkologen, der es sexistisch fand, dass die Mädchen von den Segnungen der GM ausgeschlossen sind.

      Und 2012 hat die AAP versucht, die FGM Ia und Ib wieder durch die Hintertür einzuführen - das Spiel ist für die Mädchen NICHT endgültig gewonnen.

      Was die Feministinnen aber nicht begreifen und was man ihnen aber begreiflich machen muss: Wenn wir nicht langsam die Jungs ins Boot holen, sind die Mädchen wieder im Wasser, weil das dann nämlich kentert.

      Man kann eine Gesellschaft nicht so ungleich aufbauen und dann in unruhigem Fahrwasser hoffen, dass da schon nix passiert.

      ALLE Kinder müssen geschützt werden. Unabhängig von ihrem Geschlecht. Jeder, der ein Messer in die Hand nimmt um an Kindergenitalien herumzuschneiden, MUSS Konsequenzen zu spüren kriegen. Jederzeit.

      Egal ob es der hochbezahlte US-Doc ist oder die Beschneiderin im Busch mit der rostigen Rasierklinge.

      Wenn wir DAS den Feministinnen nahebringen können oder zumindest einem Teil davon, dann wäre viel gewonnen. Denn eins haben die Gruppen:

      Enorme Durchschlagskraft.


      /Tante Edith spricht:

      Der Bildungsplan hat zumindest ein Ziel erreicht - alle bigotten Vollidioten haben sich wunderbar geoutet :)
    • Es gibt auch Frauen, die sich gegen fgm einsetzen. Frau Schewe-Gerigk von Terre des femmes hat sich gegen den Paragraphen 1631d eingesetzt und war auch an Veranstaltungen dagegen beteiligt. Ich bin da nicht so gut informiert, aber es müssten noch mehr sein.
      Ich hoffe, der Feminismus und mit ihm die starke Basis gegen fgm bleibt noch lange genug im Sattel, bis sich die Absurdität herumgesprochen hat, die darin besteht, wenn Jungen nicht gleichermaßen vor Genitalverstümmelung geschützt werden.
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
      ein katholischer Theologe in einer Doku über Ex-Jugoslavien

      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. ...
      Khalil Gibran
    • Suchende schrieb:

      Es gibt auch Frauen, die sich gegen fgm einsetzen. Frau Schewe-Gerigk von Terre des femmes hat sich gegen den Paragraphen 1631d eingesetzt und war auch an Veranstaltungen dagegen beteiligt. Ich bin da nicht so gut informiert, aber es müssten noch mehr sein.
      Ich hoffe, der Feminismus und mit ihm die starke Basis gegen fgm bleibt noch lange genug im Sattel, bis sich die Absurdität herumgesprochen hat, die darin besteht, wenn Jungen nicht gleichermaßen vor Genitalverstümmelung geschützt werden.


      Verwechsel bitte nicht "Frauen" mit "Feministinnen" - da gibts Schnittmengen, aber mehr auch nicht ;)
    • Tante Jay schrieb:

      Die Feministinnen haben Angst, dass jeder Versuch, auch die MGM zu bannen, die Mädchen wieder in den Regen stellt - und wenn man sich einige Reaktionen so ansieht, dann haben die nicht ganz Unrecht damit.

      Wieso sollte ein MGM-Verbot Mädchen in den Regen stellen? Das ist doch unlogisch.

      Tante Jay schrieb:

      Da gabs doch diesen ägyptischen Gynäkologen, der es sexistisch fand, dass die Mädchen von den Segnungen der GM ausgeschlossen sind.

      Das schien mir eher eine Reaktion auf die Rechtfertigung der MGM zu sein. So herum ist das auch plausibler: Eine Verteidigung der MGM birgt das Risiko, das FGM-Verbot aufzuweichen.

      Ich vermute eher, daß einige Feministinnen das Monopol von Frauen auf die Opferrolle in Gefahr sehen (auch beim Thema häusliche Gewalt immer wieder zu sehen) und deshalb MGM verharmlosen. Männer als Opfer? Nein, das darf auf gar keinen Fall sein!
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Cato schrieb:

      Das schien mir eher eine Reaktion auf die Rechtfertigung der MGM zu sein. So herum ist das auch plausibler: Eine Verteidigung der MGM birgt das Risiko, das FGM-Verbot aufzuweichen.

      Ich vermute eher, daß einige Feministinnen das Monopol von Frauen auf die Opferrolle in Gefahr sehen (auch beim Thema häusliche Gewalt immer wieder zu sehen) und deshalb MGM verharmlosen. Männer als Opfer? Nein, das darf auf gar keinen Fall sein!
      Ich behaupte nach wir vor, dass es ein wesentlicher Beitrag zur Abschaffung der FGM wäre, wenn auch die Beschneidung von Jungen aus den Köpfen deren Befürworter als MGM verbannt würde. Denn beide Erscheinungsformen werden in vielen Ländern gleichzeitig praktiziert. Dann hätte auch jener ägyptische Arzt keinen Vorwand mehr, die "Segnungen" (leichter Formen) der weiblichen Beschneidung zu empfehlen. Die (gleichzeitige) Abschaffung der Jungenbeschneidung wäre also ein Beitrag dazu, die FGM schneller aus der Welt zu schaffen und könnte so zusätzlich helfen, vielen Mädchen und Frauen das Beschneidungsschicksal zu ersparen. Nicht der Versuch, die MGM zu verbannen, würde die Mädchen wieder in den Regen stellen - das Gegenteil wäre der Fall. Die Vermutung, dass Männer das Opferrollenmonopol von Frauen durch die Bannung der MGM gefährden würden - was nicht sein darf - scheint mir sehr nahe liegend zu sein.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Es waren die Feministinnen, die die weltweite offizielle Ächtung der weiblichen Beschneidung durchgesetzt haben.

      Warum haben sie sich nicht für die weltweite offizielle Ächtung der weiblichen und männlichen Zwangsbeschneidung eingesetzt, das wäre doch für eine Bewegung, die sich angeblich für Gleichberechtigung und Menschenwürde einsetzt naheliegend gewesen? Dort wo Mädchen mit rostigen Rasierklingen verstümmelt werden und daran sterben werden auch Jungen mit rostigen Rasierklingen verstümmelt und sterben daran. Glaubten und glauben diese "Menschenrechtlerinnen" etwa, dass in diesen Ländern die Jungen im Gegensatz zu den Mädchen mit dem Taxi ins hochmoderne Krankenhaus der Hauptstadt gefahren werden, um dort nach westlichen medizinischen Standards verstümmelt zu werden?

      Feminismus (abgeleitet von französisch féminisme) ist sowohl eine akademische als auch eine politische Bewegung, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde, die Selbstbestimmung von Frauen sowie das Ende aller Formen von Sexismus eintritt.

      de.wikipedia.org/wiki/Feminismus

      Dass der Wikipedia-Artikel möglicherweise von Feministinnen manipuliert wurde ist eine andere Baustelle.
    • Gerhard schrieb:

      Es waren die Feministinnen, die die weltweite offizielle Ächtung der weiblichen Beschneidung durchgesetzt haben.

      Warum haben sie sich nicht für die weltweite offizielle Ächtung der weiblichen und männlichen Zwangsbeschneidung eingesetzt, das wäre doch für eine Bewegung, die sich angeblich für Gleichberechtigung und Menschenwürde einsetzt naheliegend gewesen?

      Der Grund dafür liegt ja auf der Hand: man hätte sich noch viel massiver mit den beteiligten Lobbygruppen auseinandersetzen müssen. Der Antisemitismusvorwurf hätte die gesamte Bewegung getroffen. Und: es ist ja auch in der Anti-FGM-Bewegung durchaus nicht so, dass Einigkeit über die Gleichwertigkeit von FGM und MGM besteht. Die Gefahr einer Spaltung der Bewegung hätte immer gedroht.

      Übrigens hat auch Rüdiger Nehberg die Ausdehnung seiner Anti-FGM-Bewegung auf die MGM abgelehnt.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Es gibt Antworten auf die Fragen, aber ich fürchte, keine wird gefallen.

      - warum droht den Mädchen die Wiedereinführung der FGM wenn die MGM gebannt wird

      Äh äh - hab ich so nicht gesagt. ;)
      Sondern:

      Im Zuge der Diskussion über den Bann der MGM sind auch wieder von diversen Lobbygruppen die Mädchen ins Spiel gebracht worden. Und das Gesetz in Deutschland, das explizit die Beschneidung von Jungen aus jedwedem Grund erlaubt wird inzwischen offen genannt, um auch die Mädchen wieder in den "Genuß" dieser "Wohltat" zu bringen.

      In Ägypten sind 90% aller Frauen nach FGM Ia und Ib beschnitten. Denn: Was für Jungen in Ordnung ist, kann für Mädchen nicht schlecht sein.

      Noch Fragen? Wir müssen BEIDES vom Tisch kriegen. Endgültig.

      - warum haben die Feministinnen sich nur auf die Mädchen konzentriert

      Werner hat hier recht. MEINE erste Reaktion, als mir Christian von seinem Engagement erzählte, war:

      "Sag mal, du weißt, dass du dann sämtliche Religionsvertreter an den Hacken hast? Hältst du das aus?"

      Der nachfolgende Shitstorm hat mir ja recht gegeben. Und doch hatte ich Unrecht. Denn zumindest ich weiß es inzwischen besser und mir ist das Gejaule der Religionsvertreter inzwischen recht wurscht.

      Aber ich sitz auch in Reihe 4. Mindestens. Mir *kann* das auch egal sein :)

      Aber es gibt noch einen Grund, warum die Feministinnen sich nicht für Jungs engagierten.

      Jungs waren "kleine Männer" - für die kämpft man nicht. Es waren die Mädchen, für die man kämpfte. Frauenrechte, nicht Menschenrechte. Die Jungen waren in ihren Augen privilegiert, warum sollten sie sich für sie einsetzen wo es doch nur ein so kleiner Schnitt war?

      Darum ja:

      Wir müssen die Gruppen zumindest teilweise unter einen Hut bekommen: Wir müssen die Feministinnen ins Boot holen - es hat kaum jemand soviel Durchschlagskraft wie die. Und wir müssen die Menschenrechtsgruppen reinholen. Denn auf lange Sicht zieht das Argument der Beschneidungsfans nicht, dass es um Religionsfreiheit geht. Nicht mit den massiven Nachweisen der Nachteile einer Beschneidung.

      Die Diskussion im European Council hat das doch gezeigt: Die Argumente pro waren: Religionsfreiheit und Religionsfreiheit. Die Argumente gegen liste ich nicht auf, ich will heute noch fertig werden.

      Das wissen die doch auch. Und auch, dass ein weltweiter Bann der Beschneidung als Genitalverstümmelung früher oder später selbst die USA und Israel erreichen wird. Das sind Rückzugsgefechte.

      Was ich nur so absolut zum kotzen finde: Diese Rückzugsgefechte bezahlen Babies mit dem Verlust ihrer Gesundheit oder ihres Lebens :(
    • werner schrieb:


      Der Grund dafür liegt ja auf der Hand: man hätte sich noch viel massiver mit den beteiligten Lobbygruppen auseinandersetzen müssen. Der Antisemitismusvorwurf hätte die gesamte Bewegung getroffen. Und: es ist ja auch in der Anti-FGM-Bewegung durchaus nicht so, dass Einigkeit über die Gleichwertigkeit von FGM und MGM besteht. Die Gefahr einer Spaltung der Bewegung hätte immer gedroht.

      Übrigens hat auch Rüdiger Nehberg die Ausdehnung seiner Anti-FGM-Bewegung auf die MGM abgelehnt.

      Aha, man bzw. frau hatte also keine Probleme damit, sich beim Kampf gegen FGM möglichen Vorwürfen auszusetzen, islamophob zu sein oder ein afrophober Rassist zu sein oder mit Nazis und rechten Gesinnungen, die ja ebenfalls gegen FGM sind, in einen Topf geworfen zu werden.

      Wenn ich mich richtig erinnere kam der Antisemitismusvorwurf im Zusammenhang mit der Jungenbeschneidung in Deutschland erst nach dem Kölner Urteil auf. Offensichtlich haben die Feministinnen in vorauseilendem Gehorsam gehandelt, denn sie konnten gar nicht wissen, ob es zu einem Antisemitismusvorwurf kommen würde.

      Indirekt bestätigst Du damit, dass die Aussage, Feminismus trete für Gleichberechtigung, Menschenwürde und gegen alle Formen des Sexismus ein, pure Heuchelei ist.
    • Gerhard schrieb:

      Wenn ich mich richtig erinnere kam der Antisemitismusvorwurf im Zusammenhang mit der Jungenbeschneidung in Deutschland erst nach dem Kölner Urteil auf. Offensichtlich haben die Feministinnen in vorauseilendem Gehorsam gehandelt, denn sie konnten gar nicht wissen, ob es zu einem Antisemitismusvorwurf kommen würde.


      Nun ja, dass und welche Reaktionen vor allem von jüdischer Seite angesichts kritischer Aussagen zur rituellen Beschneidung aufkommen würde, war den Insidern natürlich auch schon vor dem Kölner Urteil klar. Es gibt dazu Aussagen von Stehr und es gab dazu Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen". Aber auch auf internationalem Parkett war das ein Thema.


      Gerhard schrieb:

      Indirekt bestätigst Du damit, dass die Aussage, Feminismus trete für Gleichberechtigung, Menschenwürde und gegen alle Formen des Sexismus ein, pure Heuchelei ist.


      Das würde ich sogar direkt bestätigen. Man muss sich natürlich auch immer fragen, wieviel Zynismus das Argument mit sich bringt, man betreibe hier lediglich "Realpolitik", Menschenrechtsfundamentalismus sei keine Lösung und man komme nur über Teilziele zum Gesamtergebnis. Denn solche Argumente tauchen bei diesen Fragen mit Sicherheit auf.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Nun ja, dass und welche Reaktionen vor allem von jüdischer Seite angesichts kritischer Aussagen zur rituellen Beschneidung aufkommen würde, war den Insidern natürlich auch schon vor dem Kölner Urteil klar. Es gibt dazu Aussagen von Stehr und es gab dazu Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen". Aber auch auf internationalem Parkett war das ein Thema.
      Welche Reaktionen von jüdischer Seite angesichts kritischer Aussagen zur rituellen Beschneidung gab es vor der Kampagne im Jahr 1974?
      Erstmals 1974 wurde im Rahmen einer Kampagne, getragen von einem Netzwerk aus Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, nun die Bezeichnung Genitalverstümmelung (engl. genital mutilation) in die öffentliche Debatte um Beschneidungspraktiken an weiblichen Genitalien eingebracht.
      de.wikipedia.org/wiki/Weibliche_Genitalverst%C3%BCmmelung
    • werner schrieb:

      Hm, da haben wir uns missverstanden. Mein Ausgangspunkt war: vor dem Kölner Urteil.
      Meine ursprüngliche Kritik war ja, warum sich die Feministinnen nicht von Anfang an, also seit ca. 1974 gegen weibliche und männliche Zwangsbeschneidung eingesetzt haben.

      Warum haben sie sich nicht für die weltweite offizielle Ächtung der weiblichen und männlichen Zwangsbeschneidung eingesetzt, das wäre doch für eine Bewegung, die sich angeblich für Gleichberechtigung und Menschenwürde einsetzt naheliegend gewesen?

      Tante Jay hat meine Frage aber gut beantwortet.

      Jungs waren "kleine Männer" - für die kämpft man nicht. Es waren die Mädchen, für die man kämpfte. Frauenrechte, nicht Menschenrechte. Die Jungen waren in ihren Augen privilegiert, warum sollten sie sich für sie einsetzen wo es doch nur ein so kleiner Schnitt war?
    • Tante Jay schrieb:

      Die Diskussion im European Council hat das doch gezeigt: Die Argumente pro waren: Religionsfreiheit und Religionsfreiheit. Die Argumente gegen liste ich nicht auf, ich will heute noch fertig werden.
      Ich widerspreche. Die unseligen Bernard Lobel und Silay haben vor allem die medizinischen Vorteile der Beschneidung ins Feld geführt. Warum? Weil die Religionsdebatte bereits verloren ist, sich jedenfalls nicht durchhalten lässt und auch den Schulterschluss mit dem Muslime nicht ermöglicht (dort ist Beschneidung eher ein kultureller Brauch).

      Mit medizinischen Argumenten lässt sich die Debatte aber lange weiter köcheln, solange bis auch dem letzten Bürger klar ist, dass diese Argumente tendenziös sind.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • werner schrieb:

      Das würde ich sogar direkt bestätigen. Man muss sich natürlich auch immer fragen, wieviel Zynismus das Argument mit sich bringt, man betreibe hier lediglich "Realpolitik", Menschenrechtsfundamentalismus sei keine Lösung und man komme nur über Teilziele zum Gesamtergebnis. Denn solche Argumente tauchen bei diesen Fragen mit Sicherheit auf.
      Da kann ich keineTeilziele hin zu einer gleichberechtigten Welt erkennen. Das würde nachvollziehbare Einzelschritte bis zu einem definierten nichtdiskriminierenden Endziel erfordern. "Realpolitik" ist hier wohl eher die euphemistische und verschleiernde Umschreibung einer am Feindbild Mann ausgerichteten Kampfrhetorik. Aus dieser könnte man gelegentlich viel mehr den Eindruck gewinnen, es gehe um die Umkehrung der Verhältnisse. Die Kommunisten wollten seinerzeit dem Paradies auf Erden die Diktatur des Proletariats vorschalten. Diktiert hat nicht das Proletariat, sondern einige Berufsrevolutionäre mit verheerenden Folgen. Sollen wir jetzt erst einmal - wenn schon keine Diktatur so doch - eine feministische Dominanz über uns ergehen lassen. Die Menschenrechte verlangen das Gegenteil: Gleichheit für alle - ohne Übergangs- und Wartefristen!! MGM und FGM sind gleichermaßen und gleichzeitig abzuschaffen!
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Es ist ja kein Geheimnis, dass ich in dieser Frage anderer Meinung bin als @Gerhard und @R(h)einwein. Aber warum sollte es nicht auch hier mal Meinungsverschiedenheiten geben.

      Bisher habe ich in diesem Thread nur Vermutungen über den Zusammenhang von MGM und "feministischer Kampfrhetorik" gelesen. Robin Urban schrieb zu dem Thema:

      "Das einzig positive, was ich zur feministischen Beteiligung (oder Nicht-Beteiligung) zur Beschneidungsdebatte bieten kann, ist dieser Text:
      Warum Knabenbeschneidung gerade Feministinnen etwas angeht
      Darüber hinaus ist mir nichts dezidiert feministisches dazu bekannt, was ich nicht selbst geschrieben habe. Und das finde ich immer noch sehr, sehr scheiße."

      robinsurbanlifestories.wordpre…sionen-und-mein-nachtrag/

      Im Böll- Blog war es, wenn ich mich richtig erinnere, lediglich Antke Engel, die die "weissen Rassismus" in der MGM-Kritik entdeckt haben wollte, dieser Frage aber bei der FGM-Kritik peinlicherweise aus dem Weg ging.
      Und Frau Schwarzer? Dass diese demnächst ein "feministisches Politbüro" aufmacht, wage ich nicht nur aufgrund der letzten Ereignisse zu bezweifeln. Diese Frau hat sich doch längst nicht nur von "den" Frauen, sondern vom grössten Teil der feministischen Bewegung abgekoppelt.

      Somit bleibt das auch von mir registrierte Schweigen aus der feministischen Ecke. Die von @Tante Jay angesprochene Angst, Männer könnten die Diskussion beherrschen, wenn man FGM und MGM gleichgestellt bekämpft, ist mir schon oft begegnet. Ich stimme dem nicht zu, plädiere allerdings dafür, es ernst zu nehmen, und nicht einfach abzutun.

      "Terres des Femmes" hat einen Anfang gemacht, dass Schweigen der Feministinnen aufzubrechen. Auch in diesem Forum ( und übrigens mehrheitlich im Böll-Blog) sprechen sich Frauen gegen MGM aus. Auch das gilt es wahrzunehmen.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Alice Schwarzer zu dem Thema:

      emma.de/artikel/soll-die-beschneidung-verboten-werden-154869

      Silke Berg:
      spiegel.de/kultur/gesellschaft…r-deutschen-a-845060.html

      Alice Schwarzer hat ihr Blog umgekrempelt - und wie es sich für das Flaggschiff des deutschen Feminismus gehört hat sie auf die Lesbarkeit alter Beiträge keinen Wert gelegt, wenn jemand den kompletten Text findet, wärs nice. Tenor war übrigens: "Beschneidung schützt Frauen vor Krankheiten, also setzt gefälligst das Messer an". Gott hat die in den Kommentaren Feuer gekriegt *g*

      Werner, verwechsel bitte nicht "Frauen" und "Feminismus" - die Gruppen haben Schnittmengen, sind aber nicht Deckungsgleich ;)

      Was meinst du denn, woher das "man kann männliche und weibliche Beschneidung nicht vergleichen"-Argument herkommt? Das ist die Angst, dass die Mädchen auch wieder im Regen stehen, wenn man es wagt, sich gegen die MGM auszusprechen. Darum ist dieser Kampf schwieriger, weil wir mehr Fronten haben als damals die Feministinnen (auch wenn ich nach wie vor glaube, dass wir aus deren Buch ein paar Seiten abschreiben sollten).

      Deutschland hat die MGM explizit erlaubt. Und es gibt inzwischen Stimmen, die *noch* vereinzelt sind, die sich fragen: Wenn man die Beschneidung von Jungen so explizit erlaubt, warum nicht auch die von Mädchen.
    • Danke für den Hinweis auf Sibylle Berg. Daran kann/könnte man wenigstens konkret diskutieren.

      Sibylle Berg

      Nein, ich verwechsle nicht Frauen und Feministinnen. Allerdings ist auch bei Letzteren das Bild sehr bunt, schwer in Untergruppen aufzuteilen und diese gegeneinander abzugrenzen. Schwer ist es auch zu beurteilen, wen die in der Öffentlichkeit auftauchenden Feministinnen eigentlich repräsentieren. Das gilt auch für Sibylle Berg...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Tante Jay schrieb:

      Alice Schwarzer hat ihr Blog umgekrempelt - und wie es sich für das Flaggschiff des deutschen Feminismus gehört hat sie auf die Lesbarkeit alter Beiträge keinen Wert gelegt, wenn jemand den kompletten Text findet, wärs nice.
      Hier ist der komplette Text:

      [showUidPerma]=103&cHash=e8a60c9628]http://web.archive.org/web/20120725150131/http://www.aliceschwarzer.de/publikationen/blog/?tx_t3blog_pi1[blogList][showUidPerma]=103&cHash=e8a60c9628

      [Edit: Ich bekomme den ersten Teil des Links nicht entfernt, ab http://web.archive landet man auf der richtigen Seite.

      Tante Jay schrieb:

      Was meinst du denn, woher das "man kann männliche und weibliche Beschneidung nicht vergleichen"-Argument herkommt? Das ist die Angst, dass die Mädchen auch wieder im Regen stehen, wenn man es wagt, sich gegen die MGM auszusprechen.

      Deutschland hat die MGM explizit erlaubt. Und es gibt inzwischen Stimmen, die *noch* vereinzelt sind, die sich fragen: Wenn man die Beschneidung von Jungen so explizit erlaubt, warum nicht auch die von Mädchen.

      Welchen Länder und welche Stimmen meinst Du? Glaubst Du im Ernst, dass in der westlichen Welt FGM wieder eingeführt werden könnte, um MGM nicht verbieten zu müssen?
    • werner schrieb:

      Danke für den Hinweis auf Sibylle Berg. Daran kann/könnte man wenigstens konkret diskutieren.

      Sibylle Berg

      Nein, ich verwechsle nicht Frauen und Feministinnen. Allerdings ist auch bei Letzteren das Bild sehr bunt, schwer in Untergruppen aufzuteilen und diese gegeneinander abzugrenzen. Schwer ist es auch zu beurteilen, wen die in der Öffentlichkeit auftauchenden Feministinnen eigentlich repräsentieren. Das gilt auch für Sibylle Berg...


      Sibylle (okay, nicht Silke *g*) Berg repräsentiert in erster Linie sich selbst und sonst keinen.

      Und es gibt halt bei Feministinnen auch recht viele Untergruppen. Ich persönlich stehe auf einem etwas ambivalenten Standpunkt, gebe ich ja offen zu. Einerseits weiß ich genau, dass eine Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht ist. Und gegenseitiger Respekt nach wie vor eine Utopie ist.

      Aber: Das gilt für beide (!) Seiten.

      Mal als Vater vor Gericht versucht, dass alleinige Sorgerecht zu bekommen? Mal als Mutter versucht, einen anständig bezahlten Job zu bekommen, wenn man das Sorgerecht hat?

      Wenn ein Mann eine Frau anpackt, ist das zu Recht sexuelle Belästigung. Aber jeder lacht sich nen Ast, wenn die Frauen hemmungslos "hingreifen" und wenn Mann sich wehrt, wird gesagt: "Stell dich nicht so an". Mehrfach im Büro erlebt, ein Kollege, der nach Meinung der Damen dort echt "süß" aussah wurde permanent von denen angegrabscht und fragt nicht nach Sonnenschein. Und als er sich das verbeten hatte, wurde der unglaublich mies gemobbt. Sowas geht nicht - im umgekehrten Fall wäre es zur Entlassung des Mannes gekommen, so wurde ER noch als der Spielverderber dargestellt.

      Zumindest so lange bis das durch einigermaßen neutrale Kollegen klargestellt werden konnte. Aber es MUSSTE klargestellt werden. Einer Frau hätte man sofort geglaubt.

      Wir brauchen diesen Gießkannenfeminismus nicht mehr, der einseitig nur auf ein Geschlecht ausgerichtet ist. Wir müssen bei bestimmten Situation hingucken, die analysieren und gegensteuern, wenn notwendig.

      Und *threadbiegezange ansetz* genau darum MUSS die MGM ein Anliegen der Feministinnen sein. Weil sie eben eine Ungleichberechtigung ist.
    • Gerhard schrieb:


      Tante Jay schrieb:

      Was meinst du denn, woher das "man kann männliche und weibliche Beschneidung nicht vergleichen"-Argument herkommt? Das ist die Angst, dass die Mädchen auch wieder im Regen stehen, wenn man es wagt, sich gegen die MGM auszusprechen.

      Deutschland hat die MGM explizit erlaubt. Und es gibt inzwischen Stimmen, die *noch* vereinzelt sind, die sich fragen: Wenn man die Beschneidung von Jungen so explizit erlaubt, warum nicht auch die von Mädchen.

      Welchen Länder und welche Stimmen meinst Du? Glaubst Du im Ernst, dass in der westlichen Welt FGM wieder eingeführt werden könnte, um MGM nicht verbieten zu müssen?


      Jein.

      Derzeit und in den nächsten 10, 15, 20 Jahren? Aussichtslos.

      Aber danach? Würde ich meine Hand nicht für ins Feuer legen. Ehrlich nicht. Wenn wir nicht langsam alle Kinder geschützt kriegen, wird "steter Tropfen höhlt den Stein" auch hier wieder wirken. Dann wirds Studien geben, dass die weibliche Beschneidung doch so viele Vorteile hat. In Ägypten gibts ja genug Frauen, ebenso wie auf den Philippinen, die für die Studien hergenommen werden können. Im Zuge der Gleichberechtigung kann man gut argumentieren, dass die Frauen doch benachteiligt werden, weil sie nicht beschnitten werden. Und...und...und...

      Die Kuh ist nicht dauerhaft vom Eis, solange wir nicht in die Köpfe gehämmert haben, dass Messer und Skalpelle NICHT an Kindergenitalien gehören.

      Kinder. Nicht Mädchen, nicht Jungen: Kinder.
    • Tante Jay schrieb:

      Deutschland hat die MGM explizit erlaubt. Und es gibt inzwischen Stimmen, die *noch* vereinzelt sind, die sich fragen: Wenn man die Beschneidung von Jungen so explizit erlaubt, warum nicht auch die von Mädchen.
      Mir drängt sich hier ein Frage auf, die mich aber gleichzeitig anwidert. Muss die FGM erst in Deutschland offiziell erlaubt werden, damit sowohl die FGM wie auch die MGM endgültig für immer verboten wird. Im Grunde läuft doch praktisch fast alles in diese Richtung. Sobald eine Klage beim BVG hängt, kann man sich hier doch eigentlich nicht mehr vor der Verantwortung drücken und muss dann Farbe bekennen. Sollte vom BVG ein jein kommen, dann ist nicht nur der § 1631d BGB verfassungswidrig, sondern uns gesamtes Rechtssystem hätte dann sein Fundament verloren.

      In Bezug auf "Regenbogen" & Co. kann ich aktuell nicht einschätzen, welche Synergien hier in Bezug auf ein Verbot der MGM zu erwarten wären. Wir haben es wohl mit Gruppierungen zu tun, die sicherlich gut vernetzt sind und eine ähnliche Schlagkraft aufweisen könnten, wie die Feministen. Noch werden diese Gruppierungen von der Gesellschaft stark unterdrückt. Am wachsenden Widerstand gegen den Bildungsplan zeigt sich aber auch, dass die Geschichte kurz vorm überschwappen ist und wohl daher ihren Raum in der Gesellschaft einfordern wird.

      Im Gegensatz zu dem eher egoistisch auf Frauenrechte orientierten Feminismus, gehe ich davon aus, dass die "Regenbogen-Bewegung" breiter aufgestellt sein wird und sich vermutlich tendenziell auch eher für sexuelle "Randgebiete" im Bereich der Grundrechte interessieren wird.

      Der Feminismus war eine wichtige Bewegung, bei der Alice Schwarzer eine Galionsfigur war, aber diese Bewegung hat sich zwischenzeitlich selbst ins Abseits manövriert, weil auf der Fahne "Gleichheit" stand und aber fast schon zynisch eher ein Machtwechsel angestrebt wurde, der selbst vor dem Penis von kleinen Kindern nicht halt gemacht hat (siehe Ausführungen Alice Schwarzer zum Thema Zwangsbeschneidung von Jungen). Diese Entwicklung sehe ich eigentlich als bedauerlich, weil die Gleichberechtigung von Frau und Mann noch lange nicht erreicht wurde. Um aber auf den Titel des Threads zurückzukehren, ist das Wort "Gleichheit" in unserem Grundgesetz ja ebenfalls eine Worthülse, die höchsten einen guten Willen ausdrückt, die in unserem realen Leben in jeglicher Hinsicht so gut wie keine inhaltlich Bedeutung besitzt.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • werner schrieb:

      Im Böll- Blog war es, wenn ich mich richtig erinnere, lediglich Antke Engel, die die "weissen Rassismus" in der MGM-Kritik entdeckt haben wollte, dieser Frage aber bei der FGM-Kritik peinlicherweise aus dem Weg ging.
      Und Frau Schwarzer? Dass diese demnächst ein "feministisches Politbüro" aufmacht, wage ich nicht nur aufgrund der letzten Ereignisse zu bezweifeln. Diese Frau hat sich doch längst nicht nur von "den" Frauen, sondern vom grössten Teil der feministischen Bewegung abgekoppelt.

      Ich habe im Böll-Blog auf der Pro-MGM Seite neben Antke Engel
      Angesichts der rassistischen und antisemitischen Argumentationen, welche die 2012 in Deutschland geführte Mediendebatte über Vorhautbeschneidung geprägt haben, kann das seit Anfang des Jahres geltende „Gesetz über den Umfang der Personensorge bei der Beschneidung des männlichen Kindes“ als gelungene Gegenmaßnahme betrachtet werden.
      noch Sahra Mangelbaum
      Ich habe also meinen Sohn (aus medizinischen, feministischen und historischen Gründen) beschneiden lassen.
      Laura Kajetzke
      ... auch beklagte sich keine nennenswerte Zahl von „Betroffenen“ über das Einbüßen ihrer Vorhaut und infolgedessen den potentiellen Verlust (sexueller, sozialer, religiöser) Möglichkeiten.
      und Anna Adam
      Viel Lärm um drei Millimeter Haut...

      ausfindig gemacht.
      Nicht entscheiden konnte ich mich , den Kauderwelsch von Petra Sußner als Pro-MGM oder Kontra-MGM zu werten.

      streit-wert.boellblog.org/


      Was Frau Schwarzer betrifft, da gibt es offenbar schon Nachfolgerinnen fürs "feministische Politbüro", sofern sich die Vorwürfe gegen Wikipedia bestätigen sollten.

      ef-magazin.de/2012/09/03/3676-…nistinnen-auf-einer-linie