Die (Be-) Deutung der Beschneidung von Jungen

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Die (Be-) Deutung der Beschneidung von Jungen

      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Die Protestanten haben es viel schwerer, die müssen ganz viel auswendig lernen für all die Geschenke! ;)
      Im Protestantismus gibt es übrigens auch die Beschneidung. Allerdings geht es hier um die Beschneidung der Herzen. Wenn hier ein verheirateter Mann auf der Straße einer attraktiven Frau nachschaut, hat er hier bereits gegen diese Form der "Gedankenbeschneidung" gesündigt bzw. in Gedanken bereits Ehebruch begangen.

      Ich möchte jetzt aber nicht behaupten, dass man von der Form einer Beschneidung Rückschlüsse auf die Intelligenz oder den Bildungsstand der Gläubigen ziehen könnte. Vielmehr muss man das ganze wohl historisch sehen. Die Grundform war die heidnische physische Beschneidung, die später durch die geistige Beschneidung abgelöst wurde. Und einige Jahrhunderte später gab es wieder eine Renaissance zu der ursprünglichen Form der schmerzhaften und physischen Beschneidung.

      Sieht man das ganze vor diesem historischen und auch vor dem gesellschaftlichen Hintergrund, überrascht es wenig, dass das Christentum sich zur größten Weltreligion entwickeln könnte. Der Islam ist zwar jünger als das Christentum, aber durch seine rückwärtsgewandte Orientierung konnte er sich bisher in gesellschaftlich fortschrittlicheren Staaten schlechter entwickeln. Das Schweinefleischverbot, wie es auch im Judentum gilt, dürfte hier weniger das Problem sein als der Abscheu vor der Beschneidung oder der Schächtung von Tieren.

      Die Gleichberechtigung von Mann und Frau dürfte selbst bei Christen in Bezug auf die beiden arabischen Religionen nur bei rund der Hälfte der Gläubigen auf eine Abwehrhaltung stoßen bzw. würden sich vermutlich viele männliche Christen hier eher insgeheim ähnliche Dogmen wünschen. Betrachtet man die Einkommen von Männer und Frauen in westlichen Ländern, sieht man sehr deutlich, dass die scheinheilig gepredigte Gleichberechtigung nicht zu sehr vom Weltbild der arabischen Ländern entfernt ist.

      Wenn man mal objektiv darüber nachdenkt, so ist das Thema Beschneidung in Europa lediglich ein Randthema. Europa sich vom finsteren Mittelalter mit Leibstrafen und anderen gesellschaftlich verwerflichen Grundkonstrukten befreit. Daher passen in dieses Europa auch keine alten überlieferten Rituale, bei denen kleinen Kindern mit großen Schmerzen lebenslange Verletzungen zugefügt werden. Wenn sich Europa nicht wieder gesellschaftlich zurückentwickelt und auch die arabischen Religionen sich nicht gesellschaftlich fortentwickeln, werden sogar die arabischen Weltreligionen insgesamt zum Randthema degradiert werden.

      Sicherlich haben viele aktuell immer wieder den Eindruck, dass es mehr Moslems gäbe als früher. Nach meiner Einschätzung liegt dies aber eher daran, dass hier bereits unbemerkt eine Öffnung stattfindet. Wenn früher eher die Öffentlichkeit gemieden wurde, so sieht man heute viel mehr Frauen, die sich "trotz" Burka selbstbewusst im öffentlichen Bereich bewegen.

      Die Zahl der Beschneidungen wird daher wohl langfristig immer stärker zurückgehen. Was aber nicht weniger ist, bleibt der Schmerz, den die jeweiligen Jungen erleiden, deren Eltern oder Großeltern auf dieses veraltete Ritual bestehen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Guy schrieb:

      Über das Reine und Unreine...
      Wenn man sich mit den mythologischen/ethnologischen Hintergründen der Beschneidung beschäftigen möchte, kommt man um diese Gedankengänge nicht herum.
      Der Artikel leidet jedoch, wie auch manche Kommentare hier im Forum, am Mangel an Belegen und Literaturhinweisen. Dadurch wirkt er zusammengereimter als er tatsächlich ist. Schade.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Der Artikel leidet jedoch, wie auch manche Kommentare hier im Forum, am Mangel an Belegen und Literaturhinweisen. Dadurch wirkt er zusammengereimter als er tatsächlich ist. Schade.

      Ich hoffe Dir ist bewusst, dass selbst vermeintliches "Wissen" nur der Glaube daran ist, dass diejenigen, die etwas zu Papier gebracht haben, auch die Wahrheit geschrieben haben. Befürworter der Beschneidung glauben teilweise daran, dass die Beschneidung göttliche Überlieferung ist bzw. vertrauen diese Menschen darauf, dass sich mündlich überliefertes Wissen, welches dann noch über Jahrtausende teilweise mehrfach immer wieder neu abgeschrieben oder anders interpretiert wurde, noch unverfälscht ist.

      Ob es naiver ist daran zu glauben, dass die Beschneidung göttliche Vorsehung ist oder dran zu glauben, dass man alleine durch wissenschaftliche Methoden (z.B. Belege oder Literaturhinweise) herausfinden könnte, warum vor etlichen tausenden von Jahren Menschen sich dieses grausame Ritual ausgedacht haben, möchte ich nicht abschließend beurteilen. Wir können spekulieren, aber aus meiner Sicht nicht erwarten, dass sich hier plötzlich eine unumstößliche Wahrheit auftut.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Ich glaube nicht, daß es der Glaube an die "Wahrheit" in den Studien ist, die werner meint, wenn er möchte, daß Behauptungen von irgendwoher abgeleitet werden. Der eine oder andere Hinweis darauf, wer so etwas schon mal gedacht/geschrieben/erforscht hat, gibt ja auch die Möglichkeit zum Nachlesen, wenn man sich für das Thema interessiert.

      Übrigens bringt es einen auch schon mal auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn man sich bemüht, seine Behauptungen zu belegen oder wenigstens abzuleiten. Manchmal meint man sich nämlich an etwas zu erinnern, das dann tatsächlich gar nicht so gesagt oder geschrieben wurde, wie man es in Erinnerung hat.

      Das ist mir selbst nicht nur einmal passiert, so daß ich es eigentlich gut finde, gerade dann, wenn ich einen komplizierten Gedankengang selbst entwickele, dem Zuhörer und Mitleser die Grundlagen meiner Überlegungen mitliefere. Damit er mir folgen kann -- oder eben auch nicht.
    • Wakankar schrieb:

      Manchmal meint man sich nämlich an etwas zu erinnern, das dann tatsächlich gar nicht so gesagt oder geschrieben wurde, wie man es in Erinnerung hat.
      Bei den beiden Weltreligionen ist man hier aber anderer Auffassung und befolgt ein Ritual, dessen Herkunft und schriftliche Überlieferung schon ohne Theologiestudium Zweifel auslöst. Wie alt war z.B. Isamael als ihn Abraham seiner Mutter auf die Schulter legte und die beiden in die Wüste schickte?! Ich konnte jedenfalls mit 14 Jahren schon alleine laufen ;)
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Besten Dank, Wakankar, für Deinen in diesem Fall offensichtlich vergeblichen Versuch zu erklären, worum es mir ging. Mir persönlich geht dieser oberlehrerhafte Ton ("Ich hoffe, Dir ist bewusst...") am Buckel vorbei.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Wakankar schrieb:

      Was hat Deine Antwort mit meinem Erklärungsversuch von werners Bitte um Literaturhinweise zu tun?

      Was ist ein Literaturhinweis? Bisher dachte ich, dass die Bibel der älteste Literaturhinweis über die Deutung /Bedeutung der Beschneidung wäre. Sämtliche weitere Literaturhinweise zur Deutung und Bedeutung sind aus meiner Sicht immer reine Spekulation, weil sie in jedem Fall zu einer Zeit geschrieben wurden, als die Beschneidung bereits existierte. Werner fordert aber einerseits "zuverlässige" Literaturhinweise und blendet dabei aus, dass alles in diesem Themenbereich zwangsläufig immer nur eine Spekulation bleiben wird.

      Wakankar schrieb:

      Ein Zitat aus dem Zusammenhang zu reißen und es für die eigenen Zwecke zu benutzen war bisher nicht der Stil dieses Forums im Umgang der Mitglieder untereinander.
      Schade, dass Du und Werner es vorziehen lieber meinen Schreibstil zu kritisieren, statt sich mit dem Thema, welches hier im Titel genannt wurde, inhaltlich auseinander zu setzen. Damit ist eine weiterer Dialog mit Euch beiden hier wohl aussichtslos.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Ich meinte hier natürlich nicht die Bibel, sondern die Gedankengänge zur weiblichen "Reinheit/Unreinheit" in dem Artikel. Deshalb habe ich ja das Zitat von Guy zitiert. Dazu gibt es tonnenweise Forschung. Wenn Du diese Forschung als Spekulation abtun möchtest - meinetwegen.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      die Gedankengänge zur weiblichen "Reinheit/Unreinheit" in dem Artikel
      Ich geh mal einen Schritt weiter.
      Das Spannungfeld zwischen Reinheit und Unreinheit finden wir auf einer esoterischen Ebene (die Reinheit der Gedanken, das Zurückdrängen des Animalischen in uns) und auf einer physischen (die Vorhaut als Fusselsammelstelle, Gefahr für die Vermittlung von HPV und und und).
      Ich sehe in beiden Neigungen neurotische Züge.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • werner schrieb:

      Ich meinte hier natürlich nicht die Bibel, sondern die Gedankengänge zur weiblichen "Reinheit/Unreinheit" in dem Artikel.
      Ich möchte kurz zusammenfassen. Wir reden über die Deutung / Bedeutung der Beschneidung. Die Assoziation, dass die Beschneidung etwas mit Reinheit / Unreinheit zu tun hat, ist ebenfalls eine Spekulation. Ich bestreite nicht, dass man diese Assoziation der Beschneidung mit der Reinheit als Rechtfertigungsgrund bereits in der Vergangenheit wie auch der Gegenwart häufig hört. Bei der Suche nach den Wurzeln des Beschneidungsrituals hilft dies aber wohl kaum weiter.

      Ich stimme mit Guy eindeutig überein, dass Reinheit sowohl esoterisch wie auch physisch existiert. Gesellschaftlich erleben wir gerade ein Umdenken, wo das Esoterische eher durch das Physische verdrängt wird. Ein Mensch, der sein Leben opfert (z.B. Kreuzritter, 30-jähriger Krieg, Selbstmordattentäter), um in den Himmel zu kommen, wäre das extrem einer esoterischen Ausrichtung (Reinheit der Seele). Menschen, die sich zahlreichen Schönheits-OP´s unterziehen oder im "Gesundheitswahn" leben, wären wohl das andere Extrem (Körperkult).

      Tatsächlich kann man hier eine Assoziation erkennen, dass die Beschneidung wohl vermutlich (Spekulation!!!) die Lust zügeln sollte, um rein zu werden und heute wird die Beschneidung neben der Religion mit "medizinischen Benefits" und anderen abenteuerlichen Geschichten begründet. Dass die Beschneidung bei diesem gesellschaftlichen Wandel nicht einfach als veraltet abgeschafft wird, dürfte daher wohl auch damit zusammen hängen, dass der ursprüngliche Sinn der Beschneidung völlig unbekannt ist und es den Befürwortern daher leicht fällt die Begründung nach der aktuellen Mode einfach zu ersetzen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Guy schrieb:

      Ich sehe in beiden Neigungen neurotische Züge.
      Das Vorhaben, Frauen während ihrer Menstruation, also wegen eines Vorgangs, für den sie nicht haftbar gemacht werden können. als "unrein" aus der Gemeinschaft auszuschliessen, könnte man glattweg als rassistisch bezeichnen.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Das Vorhaben, Frauen während ihrer Menstruation, also wegen eines Vorgangs, für den sie nicht haftbar gemacht werden können. als "unrein" aus der Gemeinschaft auszuschliessen, könnte man glattweg als rassistisch bezeichnen.
      Ja und Nein. Ein neugeborener Junge wird ja auch für 7 Tage quasi mit der Mutter in Sippenhaft genommen und für unrein erklärt. Auch gilt eine Frau nach der Geburt länger als unrein, wenn sie statt eines Jungen ein Mädchen zur Welt bringt. Die Unreinheit hat hier ja im übrigen nichts direkt mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit dem Tod. Die Menstruation ist ja ein Absterbungsprozess und dieser löst die Unreinheit aus. Setzt sich ein Mann auf einen Stuhl, auf dem eine menstruierende Frau zuvor gesessen hat, so ist auch dieser dadurch unrein geworden.

      Aber egal, was wir über das Thema Unreinheit in diesem religiösen Sinne denken, so gebietet uns aus meiner Sicht die Toleranz dies so zu respektieren. Nicht akzeptieren dürfen wir die Zwangsbeschneidung, weil Toleranz immer dort endet wo Unrecht beginnt.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Tja NoCut, da sind wir an einem Grenzfall.
      Ich finde diese Herabsetzung der Frau in jeder Hinsicht indiskutabel.
      Der einzige Unterschied wäre, dass sie (aber nur vielleicht) sich wehren kann (das Baby nicht).
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ich verstehe die Nebeneinanderstellung zwischen im Mittelalter steckengebliebenen Reinheitsspekulationen und einer Verletzung der körperlichen Integrität von Kindern im 21. Jahrhundert nicht.

      Was macht es für einen Sinn, über Menstruationsblut und Wochenfluß zu diskutieren? Auf diese Art von Nebenkriegsschauplätzen versuchen uns die Beschneidungsbefürworter immer wieder abzulenken. Mir scheint es wichtiger, diese Ablenkungsmanöver zu durchschauen und die gerade Linie zu behalten.

      Wir sollten nicht von Gaskammern reden, nicht von sakulärer Abneigung gegen religiöse Rituale, nicht von Ohrlochstechen und den Gefahren des Passivrauchens. Und von der Geschichte des Rituals der Beschneidung sollten wir nur dann reden, wenn wir darauf hinweisen, daß wir inzwischen genug objektives Wissen haben, daß es sich eben nicht um einen banalen Eingriff an Wesen handelt, die noch nicht so richtig schmerzempfindlich sind.

      Wir reden von durch nichts zu rechtfertigenden Eingriffen in die körperliche Integrität von nicht einwilligungsfähigen Kindern.
    • Guy schrieb:

      Der einzige Unterschied wäre, dass sie (aber nur vielleicht) sich wehren kann (das Baby nicht).
      Das ist ein elementarer Unterschied. Treiben wir doch die Geschichte auf die Spitze und stellen uns vor, dass eine erwachsene Frau von ihren Tanten festgehalten würde und man ihr ohne Betäubung die Klitorisvorhaut amputieren würde. Hier würde man keine Sekunde zögern und diesen Eingriff als brutale Körperverletzung verbieten. Jetzt nehmen wir ein kleines Baby, dass von seinem Onkel auf dem Eliasstuhl festgehalten wird und stellen uns analog die gleiche Prozedur vor.

      Und dann stellen wir uns im Vergleich vor, dass eine Frau von Männern während ihrer Menstruation gemieden wird (keine Begrüßung mit Handschlag, etc.). Hier kann die Frau entscheiden, ob diese Glaubensvorstellungen für sie in Ordnung sind oder ob sie sich von diesem religiösen Umfeld entfernt. Im Schlimmsten Fall würde sie zwar sogar den Kontakt zu ihren Eltern oder Verwandten verlieren, aber sie könnte noch immer ein Leben führen, wo die Menstruation der Frau als natürlicher Vorgang gesehen wird und nicht mit religiösen Reinlichkeitsvorstellungen überlagert wird. Ein Säugling oder ein Kind kann aber nicht seine Koffer packen, wenn der Beschneider und die Onkels bereits in der Tür stehen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Wakankar schrieb:

      Auf diese Art von Nebenkriegsschauplätzen versuchen uns die Beschneidungsbefürworter immer wieder abzulenken. Mir scheint es wichtiger, diese Ablenkungsmanöver zu durchschauen und die gerade Linie zu behalten.
      Die Frage, was ein "Nebenkriegsschauplatz", was Off-Topic usw. ist, begleitet dieses Forum von Anfang an. Fazit: keiner weiss genaues nix. Mancher interessiert sich für den kulturellen, historischen und theologischen Rahmen, manchem ist das schnurzpiepegal, weil es um die aktuelle Gegenwart geht. Für beide Positionen habe ich Verständnis.
      Trotzdem würde ich meinen, dass die Frage nach der weiblichen Unreinheit und der mythologischen Bedeutung des Blutes weit mehr mit dem Thema Beschneidung zu tun hat als Threads über Martin Luther...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Dann bin ich wohl vorwiegend im Hier und Jetzt verhaftet. Das mag mit meinem eher bodenständigen und weniger mythologischen Beruf zu tun haben.

      Die einzige Verbindung von weiblicher Unreinheit und der mythologischen Bedeutung des Blutes zur Beschneidung ist für mich, daß beides irgendwo in gruseliger Vergangenheit entstanden ist und irgendjemand es unerläßlich findet, Tradition nicht als die Weitertragung des Feuers sondern die Anbetung der Asche zu sehen.

      Ich klinke mich hiermit aus dieser Diskussion aus, weil ich ihren Bezug zum 21. Jahrhundert, zum Zeitalter der Kinder- und Frauenrechte, nicht verstehe.
    • werner schrieb:

      Trotzdem würde ich meinen, dass die Frage nach der weiblichen Unreinheit und der mythologischen Bedeutung des Blutes weit mehr mit dem Thema Beschneidung zu tun hat als Threads über Martin Luther...
      @Werner

      Du bestehst immer auf klare Fakten und vermischst hier zwei Dinge. Die weibliche Unreinheit im religiösen Sinne (Nidda) hat mit der Menstruation zu tun, welche hier als Absterbeprozess angesehen wird.

      Die Beschneidung ist ein Teilmenschenopfer. Statt des Erstgeborenen werden von allen Jungen die Vorhäute geopfert. Ob das Opfer größer ist, wenn der Junge mehr Schmerzen dabei erleidet, ist nicht klar belegt. Was aber als gesichert angesehen werden kann ist, dass Frauen wegen ihrer Unreinheit nicht das "Privileg" besitzen, beschnitten zu werden.

      Kannst Du uns aber bitte erklären, wo Du einen Zusammenhang zwischen der Beschneidung und der weiblichen Unreinheit siehst.

      Anmerkung: Bei diesem Posting beziehe ich mich ausschließlich auf die jüdische Glaubensauffassung.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)