In einem Artikel für die Zeitschrift "Anästhesie und Intensivmedizin" im Jahre 2012 ("Perioperative Schmerztherapie bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern") beschreibt Dr. Jost Kaufmann, Arzt in der Abteilung Kinderanästhesie im städtischen Klinikum Köln, ausführlich den gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zum frühkindlichen Schmerzempfinden und seiner Behandlung mit Anästhetika bei ärztlichen Eingriffen.
ai-online.info/aionline/Artike…8520DEB33FE8F2FD765F05EDE
Beim Thema "nichtnutrives Saugen" (NNS), dessen Wirksamkeit durch Zugabe von Sucroselösung verstärkt wird, stellt Dr. Kaufmann fest, dass seine Wirksamkeit als Anästhetikum wissenschaftlich erwiesen sei, und verweist dabei auf ein Cochrane-Review von 2010, der zum "wissenschaftlichen Nachweis" der Wirksamkeit des NNS für die Linderung des Punktionsschmerzes neben "weichen" (Grimmassieren, Schreidauer usw.) als einziges etwas härteres Kriterium die Messung der Herzfrequenz enthält.
apps.who.int/rhl/reviews/cd001069.pdf
Unerwähnt bleibt bei Dr. Kaufmann eine Untersuchung - ebenfalls aus dem Jahre 2010 - , die geeignet scheint, die bisherigen Studien zur anästhetischen Wirkung von NNS mit Sucroselösung bei der Behandlung des frühkindlichen Schmerzempfindens infrage zu stellen. In dieser Untersuchung von Rebeccah Slater wurden erstmals nicht nur "weiche" Kriterien zur Feststellung kindlichen Schmerzes (Verhaltensbeobachtung, Herzrate, Sauerstoffgehalt des Blutes usw.) gemessen, sondern direkt mittels EEG die Gehirnaktivität während der Anwendung der Zuckerlösung. Ergebnis: selbst dann, wenn die "weichen" Kriterien unauffällig waren, konnte die Wirkung des Schmerzempfindens auf das kindliche Gehirn eindeutig nachgewiesen werden. Damit können Untersuchungen, die wie im o.g. Cochrane Review nur "weiche" Kriterien messen, nur noch unter grosser Einschränkung als "wissenschaftlicher Nachweis" betrachtet werden.
Dr. Kaufmann diskutiert die Anwendung des NNS mit Sucroselösung ausschliesslich bei der Venenpunktion. Viele rituelle Beschneider behaupten jedoch, dass seine Wirkung auch für Säuglingsbeschneidungen "wissenschaftlich erwiesen" sei, indem sie die Ergebnisse der Untersuchungen auf diesen Prozess übertragen. Diese Übertragung ist natürlich Dr. Kaufmann nicht anzulasten; es wäre jedoch angesichts der aktuellen Beschneidungsdebatte mehr als wünschenswert gewesen, wenn Dr. Kaufmann sich hier deutlich abgegrenzt hätte, um dem o.g. Missbrauch der Untersuchungen zum NNS mit Sucroselösung durch ritueller Beschneider entgegenzuwirken. Ein solche Abgrenzung könnte ja auch ohne weiteres nachgeliefert werden.
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Beim Thema "nichtnutrives Saugen" (NNS), dessen Wirksamkeit durch Zugabe von Sucroselösung verstärkt wird, stellt Dr. Kaufmann fest, dass seine Wirksamkeit als Anästhetikum wissenschaftlich erwiesen sei, und verweist dabei auf ein Cochrane-Review von 2010, der zum "wissenschaftlichen Nachweis" der Wirksamkeit des NNS für die Linderung des Punktionsschmerzes neben "weichen" (Grimmassieren, Schreidauer usw.) als einziges etwas härteres Kriterium die Messung der Herzfrequenz enthält.
apps.who.int/rhl/reviews/cd001069.pdf
Unerwähnt bleibt bei Dr. Kaufmann eine Untersuchung - ebenfalls aus dem Jahre 2010 - , die geeignet scheint, die bisherigen Studien zur anästhetischen Wirkung von NNS mit Sucroselösung bei der Behandlung des frühkindlichen Schmerzempfindens infrage zu stellen. In dieser Untersuchung von Rebeccah Slater wurden erstmals nicht nur "weiche" Kriterien zur Feststellung kindlichen Schmerzes (Verhaltensbeobachtung, Herzrate, Sauerstoffgehalt des Blutes usw.) gemessen, sondern direkt mittels EEG die Gehirnaktivität während der Anwendung der Zuckerlösung. Ergebnis: selbst dann, wenn die "weichen" Kriterien unauffällig waren, konnte die Wirkung des Schmerzempfindens auf das kindliche Gehirn eindeutig nachgewiesen werden. Damit können Untersuchungen, die wie im o.g. Cochrane Review nur "weiche" Kriterien messen, nur noch unter grosser Einschränkung als "wissenschaftlicher Nachweis" betrachtet werden.
Dr. Kaufmann diskutiert die Anwendung des NNS mit Sucroselösung ausschliesslich bei der Venenpunktion. Viele rituelle Beschneider behaupten jedoch, dass seine Wirkung auch für Säuglingsbeschneidungen "wissenschaftlich erwiesen" sei, indem sie die Ergebnisse der Untersuchungen auf diesen Prozess übertragen. Diese Übertragung ist natürlich Dr. Kaufmann nicht anzulasten; es wäre jedoch angesichts der aktuellen Beschneidungsdebatte mehr als wünschenswert gewesen, wenn Dr. Kaufmann sich hier deutlich abgegrenzt hätte, um dem o.g. Missbrauch der Untersuchungen zum NNS mit Sucroselösung durch ritueller Beschneider entgegenzuwirken. Ein solche Abgrenzung könnte ja auch ohne weiteres nachgeliefert werden.
"Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
Dieser Beitrag wurde bereits 10 mal editiert, zuletzt von werner ()