Artikel in "Der Freitag"

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    • Artikel in "Der Freitag"

      Folgende Email, die ich gestern von Viola S. erhalten habe, darf ich hier im Forum veröffentlichen:

      Hallo an alle,

      in der aktuellen Ausgabe des Freitag gibt es einen Artikel, der sich der Beschneidungsdebatte widmet. Mir ist der Artikel sehr positiv aufgefallen. Tonio Walter,Reinhard Merkel und Irmingard S.-G. kommen zu Wort bzw. werden erwähnt. Ich zitiere hier mal aus dem Artikel: "Da die Klitorisvorhaut das Pendant der Vorhaut des Mannes ist, müsste konsequenterweise die Beschneidung der männlichen Vorhaut ebenfalls, wie die Weltgesundheitsorganisation dies für die Entfernung der Klitorisvorhaut bei Frauen tut, als ein klarer Fall von Genitalverstümmelung gelten. Es bleibt nach jetziger Gesetzeslage allerdings beim Terminus Beschneidung, der gärtnerische Veredelung assoziiert, als ob aus wildem Gehölz durch einen fachgerechten Schnitt ein früchtetragender Baum entstehe." und "Genitalverstümmelungen von Frauen gibt es nur in solchen Regionen, wo auch die sogenannten Beschneidungen von Jungen kulturell akzeptiert sind. Deshalb ist ihre Bekämpfung bei beiden Geschlechtern konsequent." Autor ist der Psychologe Gerhard Hafner.
      Es wird den Artikel leider erst in etwa 10 Tagen online auf freitag.de geben. Die aktuelle Ausgabe ist noch bis einschließlich Mittwoch zu haben.

      Viele Grüße,

      Viola
    • Vielen Dank für den Tipp, Maria! Ich werde dann wohl auf den Online-Artikel warten, da der Freitag bei mir m.E. am Kiosk nicht erhältlich ist.

      "Beschneidungsurteil Geht der Streit weiter? von Gerhard Hafner, S. 11"

      R2D2, Du meintest Augstein mit "diesem Antisemiten". Da verweise ich doch auf diesen Artikel in der von mir immer mehr geschätzten FAZ.

      Man kann diese Antisemitismusdefinition immer noch uneindeutig nennen, aber zumindest schafft sie eine Diskussionsgrundlage. Sie könnte mit all den anderen Definitionen abgeglichen werden, die in den Köpfen herumspuken. Denn wenn hinter dem Antisemitismusvorwurf nur ein Missverständnis steckt, was zu hoffen ist, dann sollte eine Diskussion möglich sein, die es aufklärt. Damit die Gegner des Antisemitismus einander auch verstehen.

      Das wäre ja auch in der Sache, die uns am Herzen liegt, und der damit einhergehenden Debatte sehr wünschenswert.
    • Ich habe mit der 3D Definition so meine Schwierigkeiten, da die einzelnen "D" zu unspezifisch sind. Beispielsweise bleibt bei "Doppelstandards" offen, ob man bei Kritik an Israel stets darauf hinweisen muss, dass Israel nicht alleine im Unrecht ist. Daraus wurde ja oft die Forderung abgeleitet, dass man nichts ablehnendes über Israel schreiben darf, ohne darauf hinzuweisen, dass andere sich vielleicht auch gleichermaßen falsch verhalten. Muss man, wenn man über Menschenrechte in Israel spricht, stets hinterherschieben, dass es in China diesbezüglich auch Probleme gibt? Ich denke nein. Hier ein Beispiel, wozu diese "Doppelstandard" Diskussion führt:

      freitag.de/autoren/robert-zion/an-die-monitor-redaktion

      Dieser 3D-Test will augenfällig als rationale Definition mit klarer Abgrenzung daherkommen, in der man bestimmtes Verhalten einordnen kann, vermag diesen Anspruch aber nicht im geringsten zu erfüllen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von R2D2 ()

    • Selbstverständlich ist die Entfernung der männlichen Vorhaut des kleinen Jungen mit der Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen, die deren Gesundheit und Sexualität ein Leben lang gravierend schädigt, überhaupt nicht zu vergleichen.
      Schade !
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Der Artikel von Gerhard Hafner "Geht der Streit weiter?" ist ganz OK. Etwas gestoßen habe ich mich an:


      Durch die Verabschiedung des Beschneidungsgesetzes vor einem Jahr [so lange ist es ja nun auch nicht her, 6,5 Monate] hat sich der Streit zwischen den Religionsgemeinschaften und den Kinderschützern beruhigt. Die Luft ist raus aus dem ethnisch-religiösen Konflikt.


      Davon kann überhaupt keine Rede sein - das haben die "Leitmedien", Angie und Graummann zwar so angeordnet - aber vielen ist eben erst im letzten Jahr klargeworden, worum es geht - und das haben die nicht schon wieder vergessen. D.h. unter dem Deckel, den die "Qualitätsmedien" draufgesetzt haben brodelt es kräftig. Die Ablehnung der Knabenverstümmelung dürfte noch nie so eine breite Front gehabt haben wie jetzt. Jeder Funke genügt, und die Schlacht bricht wieder in alter Schärfe los, wie jetzt bei dem Artikel von Tonio Walter. Leider kommen die Verstümmelungs-Wanderprediger immer noch mit den selben hirnrissigen "Argumenten" wie voriges Jahr.

      Klasse finde ich:

      Es bleibt nach jetziger Gesetzeslage jedoch beim Terminus Beschneidung [im männlichen Fall], der gärtnerische Veredelungen assoziiert, als ob aus wildem Gehölz durch einen fachgerechten Schnitt ein früchtetragender Baum entstehe.
      :thumbsup:

      Hafner weiter:

      Interessant an dieser Debatte ist vor allem eines: Das Thema Beschneidung erhält darin eine andere Perspektive: Nicht mehr der Ausgrenzung der "Anderen" - der Juden und Muslime - steht im Fokus, sondern die Gleichberechtigung der Geschlechter.


      Das liegt auf der Hand. Es ist eine ganz besonders bodenlose Frechheit des Gesetzgebers, nur sechs Monate nach dem er die männliche Vorhaut für vogelfrei erklärt hat, das weibliche Pendant unter den Schutz schwerster Strafandrohungen zu stellen.
      Das heißt einfach nur: Knaben sind zweitklassige Menschen. Unter 6 Monaten: drittklassig.

      Das ist einfach ein paar Größenordnungen zu dreist, um damit durchzukommen.


      Wahrscheinlich geht der Streit weiter


      Aber ganz sicher, Herr Hafner! Bis für alle Kinder gilt: ihr habt ein Recht (nocut) zu bleiben!

      (Inhalte in eckigen Klammern sind Einfügungen von mir)
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Vom Hocker reisst mich der neue Artikel im "Freitag" nicht gerade, aber man muss ja froh sein, wenn überhaupt etwas erscheint. Die Beschneidungskritiker wird freuen, dass nur Walter, Merkel und Terres des Femmes zitiert werden, weil dadurch der Eindruck entsteht, es gebe keine Gegenmeinungen. Mit journalistischer Sorgfaltspflicht hat das weniger zu tun. Nun gut.

      Von den Gründen für die Verfassungswidrigkeit des Knabenverstümmelungsgesetzes (körperliche Unversehrtheit, Grenzen der Religionsfreiheit usw.) ist in dem Artikel nicht mehr die Rede. Es habe sich um einen "Streit" zwischen Religionsgemeinschaften und Kinderschützern gehandelt (als ob zwischen beiden ein Gegensatz bestünde). Aus dem ethnisch-religiösen Konflikt (ethnisch?) sei die Luft raus. Jetzt aber gehe der "Streit" wahrscheinlich weiter, jetzt allerdings wegen der Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes.

      Irgendwie habe ich den Eindruck, der Author hat Streit nicht so gerne. Dass Walter "polemisiert" habe, kann ich nicht nachvollziehen. Der Author formuliert auch, dass die Beschneidungsbilder im letzten Jahr "blutrünstig" waren. Das lag wohl kaum an den Bildern...

      Herr Hafner ist Psychologe. Mit Psychologie hat der Artikel jedoch nichts zu tun. Es wäre vielleicht besser gewesen, einen Juristen auf das Thema loszulassen. Aber das ist sicher nicht der Hauptgrund, warum der Artikel wahrscheinlich nicht für den Grimme-Preis vorgeschlagen wird...
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Maria Werner schrieb:

      Wie bitte? Echt? Walter soll "polemisiert" haben? Gut, dass ich die Online-Ausgabe abwarte.
      Wie, Du glaubst uns nicht? :thumbdown: ;)

      Es kommt nämlich noch schlimmer, wenn man liest, wogegen Walter angeblich "polemisiert."

      "Gegen diese rechtliche und ethische Ungleichbehandlung von Frauen und Männern polemisiert jetzt der Strafrechtlicher Tonio Walter in der Zeit. Er sieht darin eine Doppelmoral, die nur Frauen schütze, Männer jedoch dazu nötige, den physischen und psychischen Einschnitt hinzunehmen. "Das weibliche Geschlecht ist sakrosankt, das männliche disponibel."
      Gelt? Ist Polemik, oder? X(
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Wenn Hafner nun Psychologe ist und ein Beschnittener kommt zu ihm und bittet ihn um Hilfe... ich will gar nicht dran denken. "Wie, Herr X, also wirklich, nun tun Sie doch nicht so, als wären Sie ein afrikanische Frau! Bei Ihnen liegt nichts weiter vor als eine Beschneidung! Lassen Sie uns nun zu den psychologischen Aspekten im Umgang mit Ihrer Sexualität kommen, Herr X..."

      Walter Polemik zu unterstellen ist infam! X(
    • Das Thema Beschneidung erhält darin eine andere Perspektive: Nicht mehr der Ausgrenzung der "Anderen" - der Juden und Muslime - steht im Fokus, sondern die Gleichberechtigung der Geschlechter.


      Das ist eine sehr einseitige Betrachtung. Für die meisten stand nicht die Ausgrenzung der Muslime und Juden (das ist für mich die richtige Reihenfolge) im Vordergrund, sondern die Entrechtung bzw. der Schutz von Kindern.Es ging den allermeisten Verstümmelungsgegnern auch nie um eine Ausgrenzung von Muslimen und Juden, sondern um eine Ächtung der Kindesverstümmelung.
      Wir können nun mal alle nichts dafür, dass die meisten muslimische und jüdische Eltern meinen das machen zu müssen. Da für sich eine grundrechtskompatible Lösung zu finden ist allein deren Problem. Man ist ja bei anderen Geboten auch sehr erfinderisch...
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Der Streit geht weiter

      freitag.de/autoren/der-freitag/geht-der-streit-weiter

      Während nun die Folgen für die Gesundheit und die Sexualität bei schweren Formen der weiblichen Genitalverstümmelung nicht infrage stehen, sind die weniger einschneidenden Fälle in ihrer Wirkung durchaus mit der männlichen Beschneidung vergleichbar.
      Klingt schon besser...
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ich finde den Artikel richtig gut. Abgesehen von dem Wort "polemisiert". Hafner mag das ggf. im altgriechischen Sinne verwendet haben, aber worauf es ankommt, ist der Empfängerhorizont der Leserschaft. Und "Polemik" hat in unserer heutigen Zeit eben genau die Bedeutung, die im Duden steht.

      Hiervon einmal abgesehen ist die Darstellung, wie ich finde, sehr gelungen. Der Fokus liegt auf der Ungleichbehandlung der Geschlechter bei gleichem Sachverhalt.

      Bis vor zwei Jahrzehnten wurde gleichermaßen für Frauen wie für Männer der Begriff „Beschneidung“ benutzt, dann aber bei Frauen durch „Genitalverstümmelung“ ersetzt, um die qualvollen Praktiken nicht zu verharmlosen.
      Genau. Die Verwendung der Begrifflichkeiten, die uns Walter so deutlich vor Augen führt, wird von Hafner unterstrichen.

      Womöglich muss das Bundesverfassungsgericht dann klären, ob man gleichartige Eingriffe bei weiblichen und männlichen Personen strafrechtlich gleich behandeln muss.
      Sehr schön auf den Punkt gebracht.

      Die Krux dieser Gleichstellung: Da die Klitorisvorhaut das Pendant der Vorhaut des Mannes ist, müsste konsequenterweise die Beschneidung der männlichen Vorhaut ebenfalls, wie die Weltgesundheitsorganisation dies für die Entfernung der Klitorisvorhaut bei Frauen tut, als ein klarer Fall von Genitalverstümmelung gelten.
      Ganz genau.

      Ich kann hierin eine deutliche Zustimmung zu Walters Thesen erkennen. Umso mehr verwundert die Verwendung des Begriffs "polemisiert".

      Die Heftigkeit der letztjährigen Debatte bezog sich aus den blutrünstigen Bildern vom kleinen Jungen, der unschuldig der Übermacht ausgeliefert ist.
      Die Wahrheit über die Beschneidung ist nunmal nicht schmeichelhaft. Es gibt Schöneres im Leben.

      Die Botschaft: Nicht nur Mädchen und Frauen sind Opfer von Beschneidungspraktiken, auch Jungen und Männer reklamieren Schutz.
      Gut auf den Punkt gebracht. Vollkommen richtig.

      Ich nehme meine Kritik an Hafner zurück, abgesehen von der Verwendung des Wortes "polemisiert", was mich konsterniert hatte, weil darin ein abwertendes Urteil gegenüber den sehr guten und präzisen Darlegungen Walters seitens eines objektiven, durchschnittlich gebildeten Lesers zu verstehen ist. Das sollte und darf nicht passieren, wenn schon Menschen die Courage aufbringen, in der Öffentlichkeit solche Mißstände anzuprangern, und dies auch gut begründen.