Kann Gott überhaupt die Beschneidung der Vorhaut fordern?

    • Kann Gott überhaupt die Beschneidung der Vorhaut fordern?

      Es wird davon ausgegangen das Gott das absolut Gute ist.

      Wenn Gott das absolut Gute ist, kennt er nur das Geben. Also kann er im Grunde kein Nehmen fordern, daher ist es eine "freiwillige" Gabe der Gläubigen.

      Wenn man jedoch Gott unterstellt, dass er die Vorhaut beansprucht, würde man ihm das Böse unterstellen in Form von Nehmen. Somit bleibt objektiv die Sache beim Menschen und seiner Ideologie eines Gottesbündnisses. Er versucht quasi das Wohlwollen eines Gottes mit Gewalt zu erlangen indem er ihm zeigt, dass er bereit ist auf die irdischen Genüsse¹ zu verzichten indem er die Vorhaut opfert.

      ¹Es wäre möglich, dass dem Kind der Weg zu Gott damit erleichtert werden soll, indem man es von den irdischen Genüssen befreit, welche ihn auf dem Weg zu Gott blockieren würden.
      Ich diskutiere nicht ob falsch oder wahr, ich propagiere nicht, ich lege dar (Arno Holz)
    • "Es wird davon ausgegangen das Gott das absolut Gute ist."

      Hallo Pallas,

      nach einer Lektüre des Alten Testaments kann man - nach heutigen Maßstäben - unmöglich zu dieser Schlußfolgerung kommen (natürlich nur unter der Voraussetzung, dass dort tatsächlich von Gott die Rede ist). Details erspare ich mir hier, da ich die Diskussion über Gott für sinnlos erachte. Es gibt keine empirischen Erkenntnisse über Gott, dagegen ist offensichtlich, dass sich jeder Gläubige irgendwie seinen eigenen Gott bastelt. Demzufolge ist Gott nur so gut wie sein jeweiliger Gläubiger und niemals absolut. Religion ist eben ein psycho-soziales Phänomen, das immer auch im Kontext der Zeit zu sehen ist, in der sie entstanden ist, getreu dem Sponti-Spruch: "was heute nicht richtig ist, kann morgen schon falsch sein".

      grüsse,
      B. O. Bachter
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Hm...das ist echt interessant...muss mal darüber nachgrübeln....*Kopf kratz*

      Es spricht m.E. jedenfalls viel dafür, dass dieses Opfer, falls es denn tatsächlich gefordert wird, erst in einem Alter erbracht werden sollte, im den man es wirklich bewusst und aus eigenem Wunsch heraus tut.


      Es heißt doch auch im Judentum, man soll diesen "Bund mit Gott" bei vollem Bewusstsein eingehen.

      Ein Baby hat aber noch gar kein religiöses Bewusstsein, und versteht nicht im Geringsten, warum da dieser Schmerz ist...


      Pallas schrieb:

      ¹Es wäre möglich, dass dem Kind der Weg zu Gott damit erleichtert werden soll, indem man es von den irdischen Genüssen befreit, welche ihn auf dem Weg zu Gott blockieren würden.
      Die Erfahrung über die Jahrhunderte/Jahrtausende zeigt doch aber, dass das nicht funktioniert. Man kann niemanden von "irdischen Genüssen" befreien und so zu Gott führen, wenn dieser das nicht selbst von ganzem Herzen will...
    • Anna schrieb:

      Hm...das ist echt interessant...muss mal darüber nachgrübeln....*Kopf kratz*

      Es spricht m.E. jedenfalls viel dafür, dass dieses Opfer, falls es denn tatsächlich gefordert wird, erst in einem Alter erbracht werden sollte, im den man es wirklich bewusst und aus eigenem Wunsch heraus tut.


      Es heißt doch auch im Judentum, man soll diesen "Bund mit Gott" bei vollem Bewusstsein eingehen.

      Ein Baby hat aber noch gar kein religiöses Bewusstsein, und versteht nicht im Geringsten, warum da dieser Schmerz ist...

      Hallo Anna,

      es war bei den Katholiken lange Zeit gängige Anschauung, dass ungetaufte Kinder in die Hölle kommen (sh. hier de.wikipedia.org/wiki/Limbus_%28Theologie%29 ).

      Mit anderen Worten, wenn Kirchen die Auffassung kundtun, sie wären mit der Zahl derer zufrieden, die freiwillig, d. h. bei vollem Bewußtsein, in ihre Gemeinschaft eintreten, ist das Heuchelei. Man ist sich sehr wohl der Tatsache bewußt, dass (Klein)Kinder, die zur Religiosität erzogen werden, überhaupt keine andere Möglichkeit haben, als den Glauben ihrer Eltern zu übernehmen, es ist für sie nämlich buchstäblich überlebensnotwendig, ihren Eltern zu trauen.

      grüsse,
      B.O.B.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Hallo B.O. Bachter

      Es gibt generell zu viele "Gläubige", die meinen, sie könnten mit Zwang etwas erreichen.

      Das mit der "Erbsünde" ist für mich völlig unverständlich. Ich habe kürzlich mal einen sehr gläubigen Katholiken dazu befragt, und er war auch der Meinung, dass Kinder nicht in die Hölle kommen. Auch "Bibelchristen" (gehören zu den Evangelikalen) sind Gegner der Kindstaufe und taufen erst im Erwachsenalter, oder Jugendalter. (Aber auch sie drohen häufig zuviel und setzen die Kinder/jungen Erwachsenen unter Druck).

      Genauso ist es im Islam. Manche Extremisten sind dafür schon zehnjährige Kinder zum Gebet zu zwingen. Oder zum Kopftuch. Obwohl aus den Schriften eigentlich sehr deutlich hervorgeht, dass Zwang nicht sinnvoll ist. Nichts wird von Gott angenommen, wenn es nicht freiwillig und aus eigenem Antrieb gegeben wird.

      Und es ist den Schriftquellen auch zu entnehmen, das Kinder generell nicht "zurechnungsfähig" sind (was Sünden betrifft). Kinder sind IMMER unschuldig.

      Außerdem entfernt ein solcher Zwang den Menschen eher von Gott, als dass er ihn zu Gott hinführt...

      LG