Nach Beschneidung: mit dem Penis auf Kriegsfuss

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    • Nach Beschneidung: mit dem Penis auf Kriegsfuss

      Für Männer, die unter ihrer Beschneidung leiden, hat die Sexberaterin Caroline Fux ein paar gute Ratschläge parat:

      "So wie du die ­Situation schilderst, vermute ich, dass psychische Faktoren in deiner Situation eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Du scheinst mit deinem Körper und konkret deinem Penis auf Kriegsfuss zu stehen. So Lust zu erleben, ist schwierig.

      Zusätzlich empfehle ich dir, deine Technik beim Masturbieren zu verfeinern. Experimentiere mit Gleitgel und verschiedenen Massagetechniken."


      blick.ch/erotik/liebe/ich-leid…schneidung-id2329687.html
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Ach so okay, ich dachte schon ihn stört einfach, dass ihm ein wichtiger :!: Teil seiner Genitalien fehlt. Das Problem der erschwerten Masturbation lässt sich bestimmt auch irgendwie auf psychische Störungen zurückführen :thumbup: . Naja, jetzt mal wieder ernst, ich dachte auch erst, es gäbe nur Vorteile beschnitten zu sein, bis ich meine ersten sexuellen Erfahrungen hatte... X(
    • AnMeS schrieb:

      Ach so okay, ich dachte schon ihn stört einfach, dass ihm ein wichtiger :!: Teil seiner Genitalien fehlt. Das Problem der erschwerten Masturbation lässt sich bestimmt auch irgendwie auf psychische Störungen zurückführen :thumbup: . Naja, jetzt mal wieder ernst, ich dachte auch erst, es gäbe nur Vorteile beschnitten zu sein, bis ich meine ersten sexuellen Erfahrungen hatte... X(

      Ich glaube nicht, dass die Therapeutin den physischen Vorhautverlust übergehen und nur psychogene Ursachen gelten lassen möchte. Anscheinend gibt es da hin und wieder Missverständnisse. Ziel einer Therapie sollte sein, die Akzeptanz des körperlichen Zustandes oder etwas darüber hinaus - es muss ja nicht gleich in Narzissmus enden - zu erreichen. Vorausgesetzt, man möchte den psychischen Teil seines Leidens lindern. Der Status der Betroffenheit kann davon völlig unberührt bleiben. Käme jemand auf die Idee, zu sagen, "siehst du, geht doch. Ist doch hab so schlimm", wäre das nichts anderes als Perfidie und Empathielosigkeit.
    • "Das ist doch in erster Linie psycho..."

      ...ist für mich allerdings die Grundaussage dieser Frau, die sich komplett am Schluss ihrer Antwort offenbart, als sie den verstümmelten Zustand eines Penis durch ein VA als normal bezeichnet, wenn man sich nur unter überwiegend unter verstümmelten Männern aufhält.
      Das wird sie betroffenen Frauen sicher niemals sagen, wenn die ein "Anderssein" beklagen.
      Ausserdem suggeriert sie, dass man an den Folgen von VAs nichts ändern könne.
      Das zeigt, dass sie von Therapieformen nicht den blassesten Schimmer hat.
      Unterm Strich erklärt sie den mutigen jungen Mann, der völlig richtig empfindet, zum Hypochonder und ist nicht in der Lage zu konstruktiver Beratung auf neuestem Stand.
      Dieser Frau wurde schon geschrieben und ihre Antwort bestätigte leider diese Einschätzung.
    • Bei mir kommt es genau so an, wie AnMeS es schildert.

      Der "Sexberaterin" Fux scheint es nicht in den Sinn zu kommen, dass es sich bei Alessandros Problemen um eine objektivierbare Verletzung handeln könnte. Wir haben es also - wieder einmal - mit der Weigerung zu tun, einen als Kind zwangsbeschnittenen jungen Mann als Opfer anzuerkennen. Als hätten wir die Diskussion im letzten Jahr gar nicht gehabt, und als wäre diese nicht durchaus auch in die Schweiz vorgedrungen.

      Von Sandro erfahren wir, dass er als Kind beschnitten wurde (warum erfahren wir nicht). Dies ist offenbar vor dem Erwachen seiner Sexualität und wohl unfreiwillig geschehen. Fux übergeht genau das völlig, wenn sie ihre Ratschläge einleitet mit den Worten:


      Die Erlebnisberichte von Männern darüber, wie sich der Eingriff auf ihre Sexualität ausgewirkt hat, sind sehr verschieden. Die einen berichten, dass sie Sex und Masturbation als lustvoller erleben und leichter einen Orgasmus haben, andere sagen genau das Gegenteil.

      Hallo? Sandro kennt nichts anderes als die Situation, die er als belastend schildert. Eine Sexualität mit Vorhaut hat er nie gehabt. Genau genommen könnte er Fux' Worten auch entnehmen, dass er MIT Vorhaut möglicherweise NOCH schlechteren Sex hätte, weil ja ein Teil der Männer von einer Verbesserung berichtet. Vielen Dank auch Frau Fux! Fairerweise wollen wir annehmen, dass auch Fux ihn zur Gruppe der Letzeren zählt. Nur mit genau dieser Feststellung auch anerkennend einzuleiten, scheint ihr dann wohl doch nicht recht. Als hätte sie wie erwähnt Zweifel an der Objektivierbarkeit seiner Probleme.

      Was dann folgt ist kaum besser: Die Äußerung

      Du scheinst mit deinem Körper und konkret deinem Penis auf Kriegsfuss zu stehen

      hat Werner als Überschrift schon hervorgehoben. Fux formuliert hier so flapsig, dass mir der Hahnenkamm schwillt. Kann sie es nicht anders formulieren, dass er wohl wie jeder Versehrte zunächst lernen muss, seinen Körper so zu akzeptieren wie er ist? Oder will sie damit ausdrücken, dass er ihrer Meinung nach nur unter Minderwertigkeitskomplexen leidet?

      Der Rat, Hilfe bei einer Fachperson zu suchen, mag zwar ein guter Ansatz sein. Aber ihm ausgerechnet zuerst den Besuch bei einem Urologen nahezulegen, hieße nun wahrlich, den Bock zum Gärtner zu machen. Wo doch das Gros genau dieser Mediziner-Gruppe noch immer mit einem eklatanten Defizit in Sachen Ethik belastet ist und nur allzu gerne Hand und Messer reicht, um die sexuelle Selbstbestimmung oder genitale Autonomie von männlichen Kindern zu beschneiden.

      Der abschließende Hinweis darauf, dass sein beschnittener Penis in anderen Kulturkreisen der Normalfall ist, hilft auch nicht weiter. Noch nicht mal dann, wenn sich Sandro daraufhin mit dem Gedanken trüge, in die Vereinigten Staaten, die Türkei oder Israel auszuwandern.

      MEIN GOTT wie wenig es doch braucht, um sich SEXBERATERIN nennen zu dürfen ... unglaublich! (würg)

      Ich lege Fux die Lektüre der Abschlussarbeit ihrer Landsmännin Beatrice Giger in Forensik an der Hochschule Luzern nahe. Unter dem Titel "Genitalverstümmelung – Voraussetzungen und Grenzen der Einwilligung" schreibt sie bereits 2011 in der Einleitung:

      (Aus Sicht der Strafverfolgerin) wenig erfreulich präsentiert sich die Situation hinsichtlich der Beschneidung der Penisvorhaut (sog. Zirkumzision) von Urteilsunfähigen, insbes. Knaben. Legt man dieser Praxis die Definition der WHO in Bezug auf FGM zu Grunde, kommt man zum Schluss, dass es durchaus angezeigt ist, von "männlicher Genitalverstümmelung" auszugehen. Strafrechtlich gesprochen stellt die Zirkumzision, die in den seltensten Fällen kurativmedizinisch indiziert ist, eine einfache Körperverletzung nach Art. 123 Ziff. 1 StGB dar. Betrifft sie urteilsunfähige Knaben, ist sie gem. Ziff. 2 gar von Amtes wegen zu verfolgen. Die Einwilligung der gesetzlichen Vertreter, die eine Zirkumzision veranlassen oder selber durchführen, vermag das strafbare Tun nicht zu rechtfertigen: Weder aus religiösen, noch präventiven oder hygienischen und schon gar nicht aus ästhetischen Gründen könnte gesagt werden, der Eingriff liege im Kindeswohl und damit innerhalb der Befugnis der gesetzlichen Vertreter. Wird dieser Fakt jedoch weiterhin tabuisiert, könnten sich allfällige beschuldigte Personen erfolgreich auf einen (un)vermeidbaren Rechtsirrtum berufen. Es ist m.E. höchste Zeit, die Augen nicht mehr länger zu verschliessen und dem Recht der gefährdeten Knaben auf körperliche Integrität zum Durchbruch zu verhelfen.

      Quelle: marcelkuechler.ch/wp/wp-conten…nzen_der_einwilligung.pdf

      Im Jahre 2 nach dem Kölner Urteil erwarte ich von Sexberatern, dass sie endlich offen und unverblümt sagen "Dir ist Unrecht geschehen, du bist das Opfer eines völlig sinnlosen Übergriffs auf deinen Körper! Und es gibt nicht wenige, die dein Leid teilen." DAS ist für mich das Fundament, auf dem man an einer Verbesserung seiner Situation arbeiten kann. Alles andere trägt das Geschmäckle von Tabuisierung, Relativierung, Nicht-ernst-Nehmen.
    • Joeye schrieb:

      Im Jahre 2 nach dem Kölner Urteil erwarte ich von Sexberatern, dass sie endlich offen und unverblümt sagen "Dir ist Unrecht geschehen, du bist das Opfer eines völlig sinnlosen Übergriffs auf deinen Körper! Und es gibt nicht wenige, die dein Leid teilen." DAS ist für mich das Fundament, auf dem man an einer Verbesserung seiner Situation arbeiten kann. Alles andere trägt das Geschmäckle von Tabuisierung, Relativierung, Nicht-ernst-Nehmen.


      Weshalb sollte ein Therapeut von sich aus seinen Patienten darauf aufmerksam machen, wie schlimm seine Situation ist? Sollte das Ziel einer Therapie sein, dass sich jemand als verstümmelt empfindet und eine Verbesserung seines Sexuallebens in den Wind schreibt? Da müsste der Patient ja mit dem Anliegen kommen, dass er nur darunter leidet, nicht als Opfer wahrgenommen zu werden. Zu therapieren wäre dann nicht er, sondern sein Umfeld.

      Man sollte sich schon darüber im klaren sein, dass von Therapeuten andere Ziele und Strategien verfolgt werden, als von Intaktivisten, wie uns hier.
    • Weshalb sollte ein Therapeut von sich aus seinen Patienten darauf aufmerksam machen, wie schlimm seine Situation ist?
      Ganz einfach:
      weil wie Joeye völlig richtig schrieb zu einer möglichen Heilung ZUALLERERST einmal gehört, dass das Leiden ANERKANNT und nicht KLEINGEREDET wird.
      DAS ist nämlich etwas, woran unzählige Betroffene extrem leiden - an der Bagatellisierung ihres Leidens.

      Sollte das Ziel einer Therapie sein, dass sich jemand als verstümmelt empfindet und eine Verbesserung seines Sexuallebens in den Wind schreibt?
      Du verstehst nicht, worum es geht.
      Eine Verbesserung kann in der Regel nur erreicht werden, wenn das Leiden und seine Ursachen klar erkannt und nicht verdrängt und schöngeredet werden.
      So arbeiten Therapeuten übrigens meistens - mit gutem Grund.
      Die Verbesserung des Sexuallebens kann dann allerdings erreicht werden - aber dazu gibt es von dieser Frau ja wie gesagt auch nichts Wesentliches zu lesen.
    • Die Tante ist ja schliesslich Psychologin. Da ist auch nichts anderes zu erwarten, als dass sie Sandros Problem in ihr Fachgebiet ansiedeln möchte.

      Läuft umgekehrt bei psychosomatischen Leiden doch genauso. Versucht mal einem Schulmediziner klar zu machen, dass z.B. bei einem Dauerschwindel neben körperlichen auch psychische Ursachen im Spiel sein könnten.

      Unseren "Blick" kann man sowieso nicht ernst nehmen, der bewegt sich auf ähnlich tiefem Niveau wie eure "Bild".

      Da wäre Sandro bei einem jüngeren einheimischen Urologen, der mit grösster Wahrscheinlichkeit selber Vorhautbesitzer ist, tatsächlich viel besser bedient. Hier in der Schweiz schnippseln die meisten jungen, aufgeklärten und Sex-positiv eingestellten Ärzte zum Glück nicht mehr gerne ohne triftigen medizinischen Grund an Vorhäuten herum.

      Die allermeisten Schweizer Frauen dürften ausserdem kaum je einem beschnittenen Penis begegnen und sind sich daher der sexuellen Problematik in der Regel gar nicht bewusst.
      Mein Ex-Freund ist der einzige christlich-evangelisch aufgewachsene Schweizer Mann den ich kenne, welcher nicht aus medizinischen Gründen, sondern aus purer Idiotie der Eltern im amerikanischen Stil beschnitten wurde.

      Ohne diese Augen öffnende Beziehung, wäre ich wahrscheinlich jetzt auch nicht hier und genauso ignorant wie Frau Fux...
    • Lutz Herzer schrieb:

      Weshalb sollte ein Therapeut von sich aus seinen Patienten darauf aufmerksam machen, wie schlimm seine Situation ist?


      Von sich aus? Hast Du Sandros Eingabe gelesen?

      Ich (20) wurde als Kind beschnitten. Seit meiner Jugend leide ich deswegen psychisch. Ich bin anders als normale Jungs und kann nicht gut masturbieren. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass die Beschneidung die Entwicklung meines Nervensystems geschädigt hat. Jeden Tag muss ich immer über meine fehlende Vorhaut nachdenken. Meine Freundin sagt, ich solle zum Psychiater, aber ich schäme mich.


      Ich frage andersrum: Ist es die Aufgabe des Therapeuten abzuwiegeln, zu relativieren? Zu beschwichtigen, zu beschönigen?
      Ist denn Sandro nur ein Schicksal widerfahren, eines das eben unabwendbar war? Und künftig für andere auch unabwendbar sein wird, mit dem man sich eben abfinden muss?

      Es sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge, ob ich einen Therapeuten aufsuche, weil ich einen lieben Menschen durch Krankheit und Tod verloren habe, oder ob mein ganzes Leben durch eine mir aufgezwungene Entscheidung negativ beeinflusst wurde.
      Was ich nicht ändern kann, muss ich lernen hinzunehmen. Und ich werde anderen, denen ich nahe stehe, Trost spenden und ihnen helfen, dasselbe hinzunehmen, wenn es ihnen widerfährt.
      Aber was ich nicht hinnehmen muss und werde, ist dass eine aufgezwungene Genitalmodifikation nicht als solche benannt wird, offensichtlich noch nicht einmal von einer "Therapeutin". Was ich nicht hinnehmen muss und werde, ist die Fortführung dieses Schwachsinns mit dem beschönigenden Namen "Beschneidung" an immer neuen jungen Männern. Es ist Teil meiner - und ich denke unser aller "Therapie" hier - daran zu arbeiten, dass dies irgendwann aufhört.

      Und wer bitteschön wenn nicht Sexberater und Therapeuten sollte darauf hinweisen, dass es hier ein Problem gibt und dass das aufhören muss? Urologen vielleicht? Oder Politiker?

      Bedenke zudem folgendes: Der Beitrag auf Blick.ch wendet sich in erster Linie nicht an Sandro, sondern an die Öffentlichkeit, die geneigte Leserschaft des Boulevard-Blattes. Und was liest diese Öffentlichkeit dort zu der ihr womöglich am eigenen Leib fremden Vorstellung von Zwangsamputation am Genital?

      "Viele erfahren eine Verbesserung des Sexlebens ... bla ... einige nicht ... bla ... Du stehst auf Kriegsfuss mit Deinem Penis ... bla ... alles psychisch ... bla ... mehr Gleitgel ... bla ... dann flutscht's schon ... bla"

      Toll!
    • Frau Fux ist mit Sicherheit eine der HauptantwärterInnen für die nächste Auszeichnung der betreffenden Religionsgemeinschaften: nicht der Beschneider steht mit dem Penis auf Kriegsfuss, sondern das Opfer. Nicht ersterer, sondern letzteres hat eine Meise und muss zum "Psychiater".

      Pizarro73 hat völlig recht: in der Therapie muss sich der Patient der Wahrheit stellen, und dazu gehört auch die Wahrheit über den/ die Täter. Dem traumatisierten Patienten für verrückt zu erklären und ihm zur Verarbeitung seines Traumas Gleitgel zu empfehlen, ist infam.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      [...] nicht der Beschneider steht mit dem Penis auf Kriegsfuss, sondern das Opfer. Nicht ersterer, sondern letzteres hat eine Meise und muss zum "Psychiater".

      Pizarro73 hat völlig recht: in der Therapie muss sich der Patient der Wahrheit stellen, und dazu gehört auch die Wahrheit über den/ die Täter. Dem traumatisierten Patienten für verrückt zu erklären und ihm zur Verarbeitung seines Traumas Gleitgel zu empfehlen, ist infam.


      Danke Werner und Pizarro73! :thumbup:
    • Das ist ja alles irgendwie widersprüchlich. Die Sexberaterin wird für die Feststellung angegriffen, der Ratsuchende schiene mit seinem Penis auf Kriegsfuß zu stehen.

      Dann sind sich jedoch alle hier darüber einig, einen Zwanzigjährigen auf jeden Fall zunächst auf Kriegsfuß mit seinem Penis zu schicken. Er muss nämlich zu allererst darüber aufgeklärt werden, dass ihm Unrecht - unter welchen Umständen auch immer - angetan worden ist und darin bestätigt werden, dass sein Genital verstümmelt worden ist. Nein, da er sich in seinen Wahrnehmungen nicht irren kann, könnte man ihm auch gleich mitteilen, dass alles mit ihm in Ordnung ist und er beim Masturbieren immer schön daran denken möge, dass es mit Vorhaut auf jeden Fall viel besser sei. Auch darf anscheinend auf gar keinen Fall der Versuch unternommen werden, ihn davon abzubringen, sich nicht normal zu fühlen. Bevor irgendwelche Tipps - ob nun hilfreich oder nicht - zur Verbesserung des Sexuallebens abgegeben werden, muss er über den vollen Umfang seines Leids aufgeklärt werden. Vielleicht soll er sich am besten in 14 Tagen wieder melden, damit er dann aus der Nummer wieder rausgeholt werden kann.

      Einen Zwanzigjährigen in eine solche Achterbahn zu setzen, halte ich für sehr heikel.

      Nun möchte ich nicht dahingehend verstanden werden, dass es mir darum ginge, die Ratschläge der Frau Fux über den grünen Klee zu loben. Immerhin empfiehlt sie einen Sexualtherapeuten. Politische Stellungnahmen zum Beschneidungsproblem muss sie überhaupt keine abgeben.
    • Lutz, du hast anscheinend immer noch nicht gelesen, wie Sandro seine Situation schildert.

      Wenn man deine Kritik liest

      Er muss nämlich zu allererst darüber aufgeklärt werden, dass ihm Unrecht - unter welchen Umständen auch immer - angetan worden ist und darin bestätigt werden, dass sein Genital verstümmelt worden ist. Nein, da er sich in seinen Wahrnehmungen nicht irren kann, könnte man ihm auch gleich mitteilen, dass alles mit ihm in Ordnung ist und er beim Masturbieren immer schön daran denken möge, dass es mit Vorhaut auf jeden Fall viel besser sei. Auch darf anscheinend auf gar keinen Fall der Versuch unternommen werden, ihn davon abzubringen, sich nicht normal zu fühlen. Bevor irgendwelche Tipps - ob nun hilfreich oder nicht - zur Verbesserung des Sexuallebens abgegeben werden, muss er über den vollen Umfang seines Leids aufgeklärt werden.


      sollte man meinen, Sandro habe geschrieben

      "Ich bin eigentlich mit meinem Sex ganz zufrieden, aber meine Kollegen im Militär sagen mir, ich wäre verstümmelt und würde nur ein Bruchteil von dem spüren, was sie spüren. Stimmt das? Ich mache mir Sorgen."

      Das schreibt er aber nicht! Wenn er mit 14 oder 15 seine Sexualität entdeckt hat und seitdem leidet, wie er schreibt, dann wäre es nach 5, 6 Jahren an der Zeit, seinen Problemschilderungen zu glauben und ihn ernst zu nehmen. Ich sehe in seinem Fall für Beschönigungen wahrlich keinen Anlass.

      Allerdings sehe ich durchaus gute Chancen, dass er auch ein befriedigendes Sexualleben haben kann, nur eben nicht WEGEN und auch nicht einfach MIT, sondern TROTZ seiner Beschneidung, die er sehr wohl höchstselbst längst als Ursache seiner Probleme erkannt hat. Wenn er von Fuxens' Ablenkungsmanövern erst mal auf den Tripp geschickt wird, es läge einfach an seiner Psyche, und es wäre alles nur eine "Einstellungssache" (Stichwort "Kriegsfuss"), dann wird er sehr bald vor neuen, womöglich schlimmeren Frustrationen stehen.

      Ich habe in meinen mehr als 30 Jahren sexueller Aktivität und auch durch die Schilderungen anderer Betroffener hier im Forum folgendes gelernt:

      Es bedarf zum einen der offenen und ungeschönten Anerkenntnis des beschnittenen Partners, dass die Probleme im Sexleben - nachdem sie sich nun mal manifestiert haben - auf sein Beschnittensein zurückgehen. (Das hat ja nichts mit persönlichem Versagen oder gar Schuld zu tun - im Gegenteil: viele Beschnittene verbringen Höchstleistungen und finden dennoch keine Befriedigung).

      Zum anderen Bedarf es eines Partners oder Partnerin, der oder die auf die speziellen Bedürfnisse des Beschnittenen eingeht. Ich selber habe seit über 20 Jahren einen wunderbaren Partner an meiner Seite und ein sehr glückliches (Sexual)Leben. Das war aber nicht immer so! Auch ich habe Probleme verdrängt und auf andere (und anderes) geschoben. Sandro ist daher mit seinen 20 viel weiter als ich in seinem Alter war.

      Noch eine Bemerkung zu deinem letzten Satz: Es ist für mich kein politisches Statement, wenn ich sage, dass alle Menschen ein Recht darauf haben, mit intakten Genitalien aufzuwachsen. Menschenrechte sind universell und unteilbar, und keine Frage von CDU, FDP, SPD, Grüne, SVP, SP, oder wie auch immer. Es ist allerdings traurig, dass sich das noch nicht rumgesprochen hat, nicht bei den Parteien und auch nicht bei den Sexberatern.
    • Joeye schrieb:

      Wenn man deine Kritik liest...sollte man meinen, Sandro habe geschrieben

      "Ich bin eigentlich mit meinem Sex ganz zufrieden, aber meine Kollegen im Militär sagen mir, ich wäre verstümmelt und würde nur ein Bruchteil von dem spüren, was sie spüren. Stimmt das? Ich mache mir Sorgen."

      ich wüsste nicht, weshalb man das meinen sollte.

      Joeye schrieb:

      Ich sehe in seinem Fall für Beschönigungen wahrlich keinen Anlass.

      Ich auch nicht, genauso wenig wie für Dramatisierungen.

      Joeye schrieb:

      Wenn er von Fuxens' Ablenkungsmanövern erst mal auf den Tripp geschickt wird, es läge einfach an seiner Psyche,
      Behauptet sie nicht. Sie schreibt:

      "Wie es dir geht, kannst nur du beurteilen. So wie du die ­Situation schilderst, vermute ich, dass psychische Faktoren in deiner Situation eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Du scheinst mit deinem Körper und konkret deinem Penis auf Kriegsfuss zu stehen. So Lust zu erleben, ist schwierig."

      Sie stellt garnicht in Abrede, dass die psychischen Faktoren mit der Beschneidung in Zusammenhang stehen könnten. Das wird ihr hier aber reflexartig unterstellt.

      Joeye schrieb:

      Es ist für mich kein politisches Statement, wenn ich sage, dass alle Menschen ein Recht darauf haben, mit intakten Genitalien aufzuwachsen.
      Das nützt einem beschnittenen Hilfesuchenden nur im Moment nichts mehr. Und dass es für ihn zu spät ist, darauf muss ich ihn nicht persönlich hinweisen. Diese "Hilfe" kann sogar ich mir in dieser Situation verkneifen.

      Mit dem Begriff "intakt" bin ich auch eher zurückhaltend. Ich muss einem Beschnittenen nicht indirekt mitteilen, er sei nicht intakt. Sollte er sich nicht intakt fühlen, würde ich versuchen, ihn dabei zu unterstützen, dieses Gefühl zu überwinden.

      Um politischen Druck durch gezielte Provokation aufzubauen, mag der Begriff "intakt" seinen Zweck erfüllen.
    • Lutz Herzer schrieb:

      Mit dem Begriff "intakt" bin ich auch eher zurückhaltend. Ich muss einem Beschnittenen nicht indirekt mitteilen, er sei nicht intakt. Sollte er sich nicht intakt fühlen, würde ich versuchen, ihn dabei zu unterstützen, dieses Gefühl zu überwinden.


      Nein, Lutz, da bin ich ganz entschieden anderer Meinung als Du!

      Ich würde da zum Abschluss gerne Harald Stücker zitieren, der auf seinem Blog die m.E. besten Beiträge überhaupt zum Thema verfasst hat, die im deutschsprachigen Raum verfügbar sind (abgesehen wohl von den juristischen Beiträgen Putzkes, Herzbergs und natürlich R. Merkels).

      Ein Leser "human" schreibt auf Stückers Beitrag
      evidentist.wordpress.com/2012/…ng-ignoranz-und-sexismus/
      in einem Kommentar:

      Dieser Artikel ist ein Schlag ins Gesicht aller – freiwillig oder unfreiwillig – Beschnittenen weil er ihnen suggeriert das ihnen etwas an Lebensqualität, Empfindsamkeit oder Vollständigkeit fehlen müsse. Plötzlich werden wir zu “Opfern” erklärt.


      Stücker erwidert

      [...] ich [sehe] nicht, wie wir gegen Beschneidung argumentieren können, ohne dass unfreiwillig beschnittene Männer das Gefühl bekommen, dass ihnen ein Unrecht geschehen ist.


      Und weiter

      ich kann Ihren Ärger sehr gut verstehen. Ich, und mit mir sicher viele andere, die sich zu diesem Thema mit der Intention äußern, die Beschneidungstradition zu schwächen und zurückzudrängen, würde das gern so machen, dass beschnittene Männer in ihren Gefühlen nicht verletzt werden. Sagen Sie mir, wie ich das machen soll! Ich meine das im Ernst! Sie schreiben, Sie seien generell auch für ein Beschneidungsverbot. Warum denn? Haben Sie auch den Eindruck, dass es ein Unrecht ist, kleine, nicht einwilligungsfähige Kinder irreversibel zu, na sagen wir: verändern? Sind Sie aber dann nicht auch der Meinung, dass Ihnen ein Unrecht geschehen ist?

      Die Forderung nach Rücksicht auf die Gefühle der Betroffenen gilt zudem nicht nur für beschnittene Männer. Sie müsste natürlich genauso für beschnittene Frauen gelten! Auch der Kampf gegen FGM steht vor diesem Problem, nämlich dass Menschen sich nicht gern als Opfer sehen, wenn ihnen subjektiv doch nichts fehlt. Wenn Sie in Somalia durch die Straßen laufen, werden Sie viele lebenslustige, lachende und unbeschwerte Frauen sehen können, die allesamt an ihren Genitalien verstümmelt wurden. Aber auch wenn Menschen mit so etwas fertig werden können, bleibt es doch eine nicht hinnehmbare Verletzung ihrer Menschenrechte.

      Es ist ein Teufelskreis: Ohne die psychologischen Mechanismen der Verdrängung, der Solidarisierung der Opfer mit dem Täter (insbesondere, wenn es die eigenen Eltern sind), der Einstellung des “Mir hat es ja letztlich auch nicht geschadet”, ohne all dies könnte es Traditionen der Kindesmisshandlung doch gar nicht geben! Irgendwann werden die Kinder erwachsen und geben die Tradition weiter: Sie halten dann ihre eigenen schreienden Kinder fest oder schauen zumindest tatenlos zu, wie sich die Geschichte wiederholt. Inzwischen haben sie ihre Rationalisierungen verinnerlicht, die sie das aushalten lassen. Im Westen, in den USA, ist es das medizinisch-hygienisch-ästhetische Mantra, in Afrika ist es die Angst, dass die Tochter niemals einen Mann finden wird, wenn sie nicht verstümmelt wird. Für viele afrikanische Mütter ist das wohl eine schlimmere Vorstellung.

      Darüber, ob Sie sich als Opfer oder als verstümmelt ansehen sollen, können nur Sie entscheiden. Auch hier gilt: Beschäftigung mit dem Thema führt bei vielen dazu, dass sie sich wünschen, sie wären nicht beschnitten worden. Mit der Information kommt der Schmerz. Diesen Schmerz kann den Männern niemand nehmen, aber er ist notwendig, um den Teufelskreis durchbrechen zu können.

      Oder es kommt der Trotz! Denn viele andere rationalisieren ihren Schmerz weg. Sie übernehmen dafür Argumente aus dem im Artikel beschriebenen Beschneidungsdiskurs: hygienischer, ästhetischer, ausdauernder usw. Ich würde das gern nicht bewerten (ich weiß nicht, was ich tun würde), aber leider muss ich es als falsch verurteilen, weil genau das dazu führt, dass sie wiederum ihre Kinder beschneiden lassen oder sich öffentlich für die Beschneidung aussprechen.


      Auch die Diskussionen unter folgendem Beitrag sind in dem Zusammenhang sehr lesenswert:
      evidentist.wordpress.com/2012/…rt-ihr-die-kinder-weinen/
    • Lutz Herzer schrieb:

      Ziel einer Therapie sollte sein, die Akzeptanz des körperlichen Zustandes oder etwas darüber hinaus - es muss ja nicht gleich in Narzissmus enden - zu erreichen. [...] Käme jemand auf die Idee, zu sagen, "siehst du, geht doch. Ist doch hab so schlimm", wäre das nichts anderes als Perfidie und Empathielosigkeit.

      Die Akzeptanz des Zustandes kann ja nur über die Akzeptanz der Realität des Geschehenen erfolgen, und vor allem um Letzteres geht es in der Therapie.

      Zum Beispiel kann es in einer Therapie ja offensichtlich keinesfalls darum gehen, dass, sagen wir, eine vergewaltigte Frau ihre "Vergewaltigung akzeptiert". Es wäre ja grotesk, das überhaupt zu denken. Worum es stattdessen geht, ist der Patientin beizubringen, die Wahrheit als solche, die Realität des Geschehenen zu akzeptieren. Akzeptieren lernen, dass es geschehen ist. Und natürlich beinhaltet das die Fakten über das Geschehene (z.B. bei der VA den Verlust von ca. 75% Nervenenden etc).

      Lutz Herzer schrieb:

      Weshalb sollte ein Therapeut von sich aus seinen Patienten darauf aufmerksam machen, wie schlimm seine Situation ist?

      Niemand kann sich gegenüber der VA überhaupt verhalten, ohne sie umfänglich in ihren tatsächlichen Eigenschaften offen und ehrlich anzuerkennen. Wenn jemand mit Verleugnung oder Teilverleugnung an das Thema herantritt, egal ob Betroffener oder Therapeut, Partnerin, Freund oder Politiker, muss zunächst mal die unangenehme Realität zugänglich gemacht werden.

      Auf gut Deutsch: bevor es besser wird, wird es erstmal viel schlechter, zumindest soweit es die psychische Befindlichkeit des Therapiepatienten angeht. Darin liegt jedoch auch etwas, wonach sich viele Betroffene bewusst oder unbewusst sehnen (selbst wenn manche anfangs diese Erkenntnis abwehren), nämlich die Anerkennung der Realität des Geschehenen durch das Umfeld.

      Lutz Herzer schrieb:

      Sollte das Ziel einer Therapie sein, dass sich jemand als verstümmelt empfindet und eine Verbesserung seines Sexuallebens in den Wind schreibt? Da müsste der Patient ja mit dem Anliegen kommen, dass er nur darunter leidet, nicht als Opfer wahrgenommen zu werden. Zu therapieren wäre dann nicht er, sondern sein Umfeld.

      Wieso das denn? Warum sollte denn nicht eines der Therapieziele sein, dass der Patient lernt, die Realität anzuerkennen, dass unsere Gesellschaft und sehr viele Individuen die Realität bzgl der VA verleugnen? "Anerkennen einer Realität" heißt ja nicht, sie unwidersprochen hinzunehmen oder sich damit "anzufreunden".

      Aber um zu widersprechen und insbesondere intaktivistisch aktiv zu werden in gleich welchem Umfang oder konkreten Sinne, muss man ja die vorherrschende Ideologie zunächst mal anerkennen und eben berücksichtigen.

      Natürlich ist das Umfeld therapiebedürftig, ganz einfach im Sinne von: Intaktivismus ist notwendig. Dem gesellschaftlichen Wahnsinn die Stirn zu bieten, sowohl innerlich als evtl. auch über Aktion, dabei kann eine Therapie jedoch schon ganz gut helfen.

      Pizarro73 schrieb:

      weil wie Joeye völlig richtig schrieb zu einer möglichen Heilung ZUALLERERST einmal gehört, dass das Leiden ANERKANNT und nicht KLEINGEREDET wird.
      DAS ist nämlich etwas, woran unzählige Betroffene extrem leiden - an der Bagatellisierung ihres Leidens.

      Exakt.

      Pizarro73 schrieb:

      Eine Verbesserung kann in der Regel nur erreicht werden, wenn das Leiden und seine Ursachen klar erkannt und nicht verdrängt und schöngeredet werden.

      Exakt.

      Lutz Herzer schrieb:

      Mit dem Begriff "intakt" bin ich auch eher zurückhaltend. Ich muss einem Beschnittenen nicht indirekt mitteilen, er sei nicht intakt. Sollte er sich nicht intakt fühlen, würde ich versuchen, ihn dabei zu unterstützen, dieses Gefühl zu überwinden.

      Mit Verlaub, das ist doch grober Unfug, und zwar auf mehreren Ebenen. Wenn wir Intaktivisten auf Begriffen wie "VA" und "intakt" beharren, dann tun wir das ja eben, um der herrschenden Ideologie der Verharmlosung entgegenzuwirken. Die unabänderliche Tatsache ist ja nunmal, dass er beschnitten, also nicht intakt, ist. Das ist kein "Gefühl", keine "Wahrnehmung", sondern die Realität.

      Um das Beispiel von oben aufzugreifen: glaubst du allen Ernstes, es könne im Falle eines Vergewaltigungsopfers Therapieziel sein, dass er oder sie die Vergewaltigung nicht mehr als Vergewaltigung wahrnimmt? Ganz im Gegenteil! Sehr oft geht es eben ganz genau darum, dem Patienten beizubringen, die Realität zu konfrontieren, sie anzuerkennen. So und nur so kann ja eine echte Überwindung des Traumas erfolgen.

      Was du hier plädierst, ist ja quasi Rückverdummung eines Patienten in einen geistigen Zustand, in welchem er seinen beschnittenen, nicht intakten Schwanz für intakt hält. Dabei ist "beschnitten" definiert als "nicht intakt".

      Du stellst hier auf vollkommen hanebüchene Weise Begriffe gegenüber. Wir verwenden ja nicht "nicht intakt" statt "beschnitten", sondern "intakt" statt "unbeschnitten" (weil "unbeschnitten" "beschnitten" als Normalzustand impliziert). Den Begriff "nicht intakt" hast du selbst erfunden. Beschnitten == nicht intakt.

      Was du dir offenbar nicht vorstellen kannst, ist, dass jemand die Realität anerkennt und lernt, sich mit dieser Realität als Realität (das heißt, insofern sie unabänderlich ist) wohlzufühlen. Aber ganz genau das ist das Ziel der Therapie. Der bitteren Wahrheit selbstbewusst ins Gesicht zu schauen; sich damit autonom auseinanderzusetzen, und zu ändern, was zu ändern ist (z.B. über intaktivistisches Engagement und zumindest den Versuch der Foreskin Restoration), und hinzunehmen, was nicht zu ändern ist (Verlust von Nervenenden, massenhafte Ignoranz und Ideologie der Mitmenschen etc).

      Die anderen Typen, diejenigen denen es (noch) gelingt, die Realität zu verleugnen und sich für "intakt" zu halten obwohl sie beschnitten sind, die kennen wir doch auch: Das sind die Partner der Frauen, die hier in unserem Unterforum für betroffene Frauen posten. Das sind die Männer, die starrköpfig darauf beharren, dass es an ihnen und ihrer VA überhaupt nicht liegen kann, wenn es beim Sex Probleme gibt. Was du dir offensichtlich unter "Therapie" vorstellst, ist die Herstellung eines solchen Verleugnungszustands. Aber die Verleugnung ist Ursache, nicht Lösung von therapiebedürftigen Problemen. Und deine Idee, ein beschnittener Schwanz sei intakt oder könne so wahrgenommen werden (im Klartext: nicht intakt sei intakt), ist offensichtlich absurd und vollkommen widersprüchlich.

      Lutz Herzer schrieb:

      Das ist ja alles irgendwie widersprüchlich.

      Mit dieser Wahrnehmung bist du hier ganz allein. Die Widersprüche sind in deinem Denken.

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    • Einer Frau, die im Krieg mehrfach vergewaltigt wurde und danach auf jeden Annäherungsversuch mit der Austrocknung ihrer Vagina reagiert, würde Frau Fux empfehlen, Gleitcreme zu benutzen oder/und mit einem Sexualtherapeuten ihr verkorkstes Sexualleben zu besprechen. Offensichtlich steht sie mit ihrer Vagina "auf Kriegsfuss".

      Ich empfehle Frau Fux eine Fortbildung bei einem Traumatherapeuten.

      "Man soll sich nie schämen, Hilfe zu suchen und anzunehmen."
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • generic_username schrieb:

      Zum Beispiel kann es in einer Therapie ja offensichtlich keinesfalls darum gehen, dass, sagen wir, eine vergewaltigte Frau ihre "Vergewaltigung akzeptiert".

      Eine Vergewaltigung und ein beschnittener Penis - ich meine dabei nicht die Beschneidungsprozedur - sind zwei verschiedene Dinge. Der Vergleich hinkt. In dem einen Fall geht es um Erlebtes, meist ohne bleibende körperliche Veränderungen, indem anderen Fall geht es um die körperliche Modifikation, die nicht rückgängig zu machen ist. Ob das hilfreich ist, einen jungen Mann regelrecht davon abzuhalten, seinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist, stelle ich in Frage. Es geht mir auch nicht darum, dass er das Unrecht akzeptieren soll.


      generic_username schrieb:

      Aber um zu widersprechen und insbesondere intaktivistisch aktiv zu werden in gleich welchem Umfang oder konkreten Sinne, muss man ja die vorherrschende Ideologie zunächst mal anerkennen und eben berücksichtigen.


      Vielleicht möchte nicht jeder Beschnittene intaktivistisch aktiv werden, sondern einfach nur mit seinem Zustand zurecht kommen und seine Ruhe haben.


      Was du dir offenbar nicht vorstellen kannst, ist, dass jemand die Realität anerkennt und lernt, sich mit dieser Realität als Realität (das heißt, insofern sie unabänderlich ist) wohlzufühlen.

      Für den jungen Mann besteht die Realität darin, dass er beschnitten ist. Mit welcher Realität soll er sich nun wohlfühlen? Etwa in seiner Opferrolle?

      generic_username schrieb:

      Was du hier plädierst, ist ja quasi Rückverdummung eines Patienten in einen geistigen Zustand, in welchem er seinen beschnittenen, nicht intakten Schwanz für intakt hält. Dabei ist "beschnitten" definiert als "nicht intakt".
      Achso, habe ich das behauptet?
    • Lutz Herzer schrieb:

      Eine Vergewaltigung und ein beschnittener Penis - ich meine dabei nicht die Beschneidungsprozedur - sind zwei verschiedene Dinge. Der Vergleich hinkt. In dem einen Fall geht es um Erlebtes, meist ohne bleibende körperliche Veränderungen, indem anderen Fall geht es um die körperliche Modifikation, die nicht rückgängig zu machen ist. Ob das hilfreich ist, einen jungen Mann regelrecht davon abzuhalten, seinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist, stelle ich in Frage.

      Es geht wie ich erklärt habe in beiden Fällen gleichermaßen darum, die Realität des Geschehenen zu akzeptieren, mit allen etwaigen Folgen. Deine fantasie-basierte Behauptung, es gäbe bei Vergewaltigungen "meist keine körperlichen Veränderungen" offenbart deine vollkommene Ignoranz. Sorry für die notwendige Deutlichkeit.

      Lutz Herzer schrieb:

      Vielleicht möchte nicht jeder Beschnittene intaktivistisch aktiv werden, sondern einfach nur mit seinem Zustand zurecht kommen und seine Ruhe haben.

      Intaktivismus ist es z.B. schon, eine noch unwissende Partnerin über VA und ihre Folgen aufzuklären. Intaktivismus ist eine Lebenseinstellung, die sich nicht nur in Transparenten und Demonstrationen manifestiert, sondern im Alltagsleben. Wie Betroffene können einen echten Frieden nur als Intaktivisten finden. Du selbst bist doch gar nicht betroffen, also was weißt du davon?

      Lutz Herzer schrieb:

      Für den jungen Mann besteht die Realität darin, dass er beschnitten ist. Mit welcher Realität soll er sich nun wohlfühlen? Etwa in seiner Opferrolle?

      Mit der Realität des Geschehenen, wie von mir bereits erklärt und von dir ignoriert.

      Lutz Herzer schrieb:

      generic_username schrieb:

      Was du hier plädierst, ist ja quasi Rückverdummung eines Patienten in einen geistigen Zustand, in welchem er seinen beschnittenen, nicht intakten Schwanz für intakt hält. Dabei ist "beschnitten" definiert als "nicht intakt".
      Achso, habe ich das behauptet?

      Ja, und zwar vollkommen unmissverständlich. Du hast behauptet, es sei eine gute Idee, einem beschnittenen Mann einzureden, er sei intakt. Deshalb widersprechen dir auch alle in diesem Thread. Du kennst sicher den Witz mit dem Autofahrer, der im Radio hört "Ein Falschfahrer auf der A3" und darauf ruft: "EINER?? HUNDERTE!!"

      Lutz Herzer schrieb:

      Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass es meiner Ansicht nach an der Beratung auf der angegriffenen Webseite nichts auszusetzen gibt. Vom Gegenteil hat mich auch niemand überzeugt. Da ich aber keinen Unfrieden stiften möchte, werde ich mich aus der Sache ausklinken.

      Klartext-Übersetzung:

      Lutz Herzer schrieb:

      Ich, Lutz Herzer, ignoriere Argumente und reagiere wie ein beleidigter Junge, wenn andere versuchen, mir meine Denkfehler offenzulegen und damit deren Korrektur zu ermöglichen. Ihr seid gemein!! Ich will nicht mehr mit euch spielen!! Wäh!!!!
    • Bitte, bleibt doch beim Austausch von Argumenten.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Lutz Herzer schrieb:

      Mit dem Begriff "intakt" bin ich auch eher zurückhaltend. Ich muss einem Beschnittenen nicht indirekt mitteilen, er sei nicht intakt. Sollte er sich nicht intakt fühlen, würde ich versuchen, ihn dabei zu unterstützen, dieses Gefühl zu überwinden.

      Das ist analog zu einem Mann, dem als Kind das Bein amputiert wurde, sei es wegen einer schweren Erkrankung oder wegen eines schweren Unfalls! Der erwachsene Mann weiss oder erinnert sich daran, wie es war das eigene Bein zu haben und ihm ist das Geschehene (die Amputation) bewusst auch ohne den Vergleich mit den anderen Menschen. So kann er sich - je nach Alter in welchem er das Bein verlor - wenigstens wage erinnern, wie es war mit seinen eigenen Beinen durch die Welt zu wandern, statt mit einer Prothese. Er weiss, dass auch er 2 Beine hatte und ihm jetzt das Gefühl zu suggerieren, er sei "nicht amputiert" bzw. "ganz" ist Verleugnen der Realität und viel. eine seelische Verletzung seitens der Aussenstehenden, die sein Leiden bagatellisieren und nicht ernst nehmen, denn das Laufen mit einer Prothese ist ganz einfach anders - selbst wenn der Betroffene gut damit zu recht kommt und sogar ein Leichtathlet wird und an der Paralympics teilnimmt. Genauso wie Sexualität ohne Vorhaut ein wenig anders sein kann als mit!

      Ich persönlich kannte einen Unterschenkel amputierten Mann und ich weiss, dass er nicht stundenlang laufen konnte, ohne Schmerzen und Rötungen am Beinstumpf zu haben und manchmal auch wunden!
      Wird ein Körperteil - bei Sandro die Vorhaut - amputiert so kann es körperliche Funktionsveränderungen geben, welche sich auf die Sexualität und somit auf das Beziehungsleben negativ auswirken! Muss aber nicht und glücklich der, welcher praktisch keine Folgen bei sich bemerkt. Im Umkehrschluss könnte man einem "intakten" Mann das Gefühl suggerieren, er sei "beschnitten". Würde dieser Mann nicht lauthals protestieren, er könne sich unmöglich als beschnitten fühlen, wo er doch seine Vorhaut hat?

      Wer diese unleugbaren Auswirkungen der Beschneidung verleugnet, der anerkennt nicht das Unrecht und beleidigt damit obendrein den Betroffenen. Wenn diese Person selber nicht von einer Beschneidung betroffen ist, wie du, dann kannst auch du nicht beurteilen, ob die Betroffenen dramatisieren oder nicht! Pizzaro, Joeye und generic_username als Betroffene können den Sandro am besten verstehen.

      Ach und noch etwas: einem beschnittenen Mann musst du auch nicht indirekt mitteilen, er sei nicht intakt. Das weiss er selber, genau wie das ein Beinamputierter weiss. Ausser der Beschnittene verleugnet nicht die Beschneidung selbst (die ist zu evident), sondern die negativen Auswirkungen und die sexuellen Störungen, welche ohne die VA vermutlich unwahrscheinlicher aufträten.
      Es geht auch nicht darum, ihn zu unterstützen das Gefühl "nicht intakt zu sein" zu überwinden, denn gerade die Beschneidung selbst verursacht das stimmige Gefühl, sondern ihn ernst nehmen im erlittenen Geschehen und ihn darin zu unterstützen, sich selbst so anzunehmen, wie er ist und die Beschneidung (auch als event. Trauma) zu verarbeiten und in seine Biographie zu integrieren, also nicht Verdrängen, Leugnen, Verharmlosen sondern Hinschauen, sich dem Schmerz stellen, Wut und Ärger ausdrücken, Trauern um den Verlust usw.
      "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen" (Hermann Hesse)
      "Die schönste Frucht der Gerechtigkeit ist Seelenfrieden" (Epikur)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Aphrodite ()

    • Begrifflichkeiten

      Lutz Herzer schrieb:

      Joeye schrieb:


      Mit dem Begriff "intakt" bin ich auch eher zurückhaltend. Ich muss einem Beschnittenen nicht indirekt mitteilen, er sei nicht intakt. Sollte er sich nicht intakt fühlen, würde ich versuchen, ihn dabei zu unterstützen, dieses Gefühl zu überwinden.

       
      Ich war auch mal "sehr zurückhaltend". Habe von Beschneidung, beschnitten und unbeschnitten gesprochen. So nach dem Motto: man will ja nicht denen, denen das widerfahren ist vor den Kopf stoßen.

      Nun ist es aber so, dass sich für die nicht-indizierten genitalen amputativen Gentialmodifikationen bei Mädchen generell und pauschal der Begriff "Verstümmelung" durchgesetzt hat. Und das ist ja auch richtig so. Obwohl die Mehrzahl der so verstümmelten Frauen sich gar nicht als verstümmelt sieht, im Gegenteil, als "verschönert".
      Ob jemand objektiv verstümmelt wurde, hängt nicht davon ab, ob er sich subjektiv verstümmelt fühlt.

      Ob ein Kind sexuell missbraucht wurde, hängt auch nicht davon ab, ob es sich missbraucht fühlt. Es hängt nicht einmal davon ab, ob es sich später als Erwachsener missbraucht fühlt. (Es ist schon vorgekommen, dass Missbrauchsopfer den Täter/die Täterin später geheiratet haben). Es ist trotzdem immer ein schweres Verbrechen.

      Und wenn man bei Mädchen generell bei allen Formen von "Verstümmelung" redet, dann muss man das auch bei allen Formen der fremdbestimmten Genitalmodifikationen von Jungen machen. Sonst wird es scheinheilig und diskriminierend.

      Zwischentöne sind Krampf im Anti-Verstümmelungskampf! Man muss die Dinge beim Namen nennen!
      Die fremdbestimmte Amputation eines funktionalen Körperteils ist nun mal eine Verstümmelung, und danach ist man logischerweise nicht mehr intakt.
      Wenn jemand einem eine Beule ins Auto fährt, würde man dann sagen: "Och - ist ja nicht schlimm, mein Auto fährt ja noch, also ist es intakt geblieben!"? (Natürlich ist das in der Hinsicht ein schlechtes Beispiel, dass nach fachgerechter Reparatur kein Unterschied zum Originalzustand feststellbar ist.)

      Was soll man denn statt "intakt" (steht ja eigentlich nur kurz für "genital intakt, jemand der genital intakt ist kann ja durchaus einen Arm oder ein Bein verloren haben) sagen? "Unbeschnitten"?

      Die Hecke sieht ja grauenhaft ungepflegt aus, die muss dringend mal wieder beschnitten werden!
      Beschneidung ist ein Euphemismus, er soll eine Verstümmelung als "Pflegemaßnahme" kaschieren.
      So macht man verbal aus dem Raub eines Körperteils eine "Wohltat".
      Die Vorhaut wächst aber anders als die Hecke oder die Rosen nicht wieder nach, sie wird unwiederbringlich zerstört.
      "un-beschnitten" ist ein Un-Wort, es stellt die Verhältnisse auf den Kopf, als sei eine Vorhaut un-natürlich.
      Als sei jemand, der so sei (wie ihn die Natur geschaffen hat) "noch nicht beschnitten" bzw. "noch zu beschneiden"
      Un- ist negativ, aber intakt, vollständig zu sein ist positiv!

      Man muss auch ganz klar sagen: bei dem z.T. impertinenten Auftreten bzw. Vorgehen der Verstümmelungs-Lobbyisten ist es durchaus vertretbar, die Samthandschuhe auszuziehen.Wer zurückhaltende Andeutungen nicht verstehen will, der bekommt Klartext serviert!
      Und "die, denen das widerfahren ist" - die werden fast regelmäßig vom Opfer zum Täter. Also keine falsche Rücksichtnahme!