FAZ, 8.7.2012: Ritual, Trauma, Kindeswohl

    • FAZ, 8.7.2012: Ritual, Trauma, Kindeswohl

      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ein solcher traumatisch bedingter Empathiebruch kann aufgrund hoher Eigenbetroffenheit auch die Ängste der eigenen Kinder (zum Beispiel vor der Beschneidung) betreffen und so zu einer Fortsetzung der rituellen Praxis führen, insbesondere wenn diese für Kohäsion und Identität der sozialen Bezugsgruppe wichtig ist. Kollektive Überzeugungen und Rituale werden gruppal also besonders dann unreflektierbar tradiert, wenn der elterliche Gewaltaspekt des betreffenden Rituals aus eigenen Abwehrbedürfnissen heraus verleugnet werden muss. Dann kann das emotionale Erleben von Angst und Schmerz des kindlichen Opfers von den handelnden Erwachsenen nicht mehr empathisch erfasst werden, und eine Täter-Opfer-Kette kann sich transgenerational über lange Zeiträume hinweg etablieren. Eine deutsche Variante, noch gar nicht so lange her: Eine ordentliche Tracht Prügel hat noch niemandem geschadet.


      ... hatten wir den Artikel nicht schon irgendwo? ;) Jedenfalls reißt er hoch interessante Aspekte an.