Die LINKE

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    • Als einzige Fraktion im Bundestag hatte ja die LINKE mehrheitlich gegen das Beschneidungsgesetz gestimmt.
      Im aktuellen Wahlprogramm (Leitantrag am Ende der Seite verlinkt) taucht dieses Thema allerdings überhaupt nicht auf.
      Lediglich eine allgemeine Aussage zur Trennung von Kirche und Staat findet sich - ganz verschämt am Ende des Programms:
      DIE LINKE verteidigt das Recht aller Menschen auf ein Bekenntnis zu einer Weltanschauung oder Religion. Sie tritt ein für den Schutz weltanschaulicher und religiöser Minderheiten und für eine institutionelle Trennung von Staat und Kirche.
      - Grundrechte und Arbeitnehmer/innen-Rechte müssen auch in den Kirchen und Religionsgemeinschaften und in deren Einrichtungen Geltung haben, auch das Streikrecht und das Betriebsverfassungsgesetz.
      - Schulen sollen Wissen über Religionen vermitteln und die wechselseitige Toleranz der Glaubensgemeinschaften fördern. Der Unterricht ist im Rahmen des Bildungsauftrages des Staates durch staatlich anerkannte Lehrkräfte zu leisten, unabhängig von kirchlicher oder religionspolitischer Einflussnahme.
      - Wir wollen den seit 1919 bestehenden Verfassungsauftrag zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen endlich umsetzen.
      - Die Militärseelsorge gehört abgeschafft.

      Sind ja alles ganz nette Punkte, aber im Vergleich zur Beschneidung Bagatellen.
      Bringt denn keine Partei den Mut auf, sich klar und deutlich für das Recht auf genitale Unversehrtheit einzusetzen?
      Langsam bin ich ratlos, was die anstehende Bundestagswahl angeht ...
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Ich weiß von einer Bekannten, die mit einem führenden Politiker der LINKEN in Kontakt steht, dass nach deren Vorstellung die Frage der Beschneidung mit der Religionsmündigkeit gekoppelt werden soll. Mir liegt der Mailverkehr vor, ich weiß aber noch nicht, ob ich daraus zitieren darf. Sobald ich das ok, habe, stelle ich das hier online.
      Ich bin auch ganz froh, wenn ich endlich mal Aussichten auf eine Wahlalternative bekomme...
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • So:
      Auf eine längere E-Mail, in der die Frage der Beschneidung von Kindern angesprochen wurde und die Haltung der Linken dazu, antwortete Herr Ralf Michalowsky:

      Ja, wir wollen die Beschneidung (wenn überhaupt) mit der Religionsmündigkeit koppeln.

      Mit freundlichen Grüßen
      Ralf Michalowsky
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
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    • Ich bin mir sicher,dass die Mehrheit unserer ehrenwerten Politiker im Innersten gegen diese Beschneidung, die nun wirklich nicht mehr ins 21.Jahrhundert passt , sind, aber sie wollen auf der anderen Seite ihren posten auch nicht verlieren.
      Zu schnell ist man als Antisemit abgestempelt, und die Karriere ist vorbei.
    • @Weguer: Die mehrheitlich ablehnende Haltung der Linkspartei zum Beschneidungsgesetz bezweifle ich nicht, aber das besagt - wie Pizarro73 schon schrieb - erst mal gar nichts. Es genügt nicht, dagegen zu sein, man muß auch etwas dagegen unternehmen. Und da es auch bei der Linkspartei prominente und gewichtige Befürworter des Gesetzes gibt, macht mich das Fehlen dieses Themas im Wahlprogramm mißtrauisch.
      Die Zeit arbeitet gegen uns. Je länger dieses Gesetz besteht, desto mehr wird es als Normalität empfunden. Ohne massiven politischen Gegendruck wird das erst recht passieren.
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Ich hatte mal beim LINKEN-Vorstand angefragt, wieso das Beschneidungsgesetz nicht im Wahlprogramm auftaucht. Als Antwort wurde mir mitgeteilt, daß diese Frage innerhalb der Partei umstritten ist. Das nützt mir als Wähler herzlich wenig. Mit einer Partei, die nicht so recht weiß, ob sie dieses Gesetz nun bekämpfen soll oder nicht, kann ich nichts anfangen. Wenn das dann in der Fraktion genauso aussieht, wird sich überhaupt nichts bewegen.
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Trotz der recht hohen Bedeutung, die wir alle dem Thema beimessen, ist Beschneidung bei weitem nicht das einzige politische Thema.

      Dass schwarz-gelb-rot-grün das Grundgesetz grob missachten und nun tatsächlich außer Kraft gesetzt haben insofern es um die körperliche Unversehrtheit von Jungen geht, reicht mir persönlich vollkommen aus, um nie mehr ein Kreuz bei einer dieser Parteien zu machen.

      Welche Alternative gibt es also, insbesondere mit Blick auf das deutsche Wahlrecht? Nichtwählen kommt ja auch nicht in Frage, da ich es erstens als meine Bürgerpflicht auffasse, und zweitens sonst meine Zweitstimme eben doch wieder bei den Parteien landet, denen ich die Stimme verweigern will. Gleiches gilt für Kleinparteien.

      Somit bleibt eigentlich nur die Linke, es sei denn es gibt bei den Piraten noch einen mächtigen Schub, der sie über die 5%-Hürde hieven könnte. Die Linken werden von der CDU (ausgerechnet...!) ohnehin schon als "verfassungsfeindlich und gewaltbereit" verunglimpft, also kann es wohl kaum verwundern, wenn die innerparteilich am überlegen sind, wie man mit der Situation am besten umgeht, zumal das Thema wie gesagt nur eines von sehr vielen ist -- und zudem mit dem Gesetz schon ein fait accompli besteht. Wieviel politisches Kapital kann die Linke in dieses eine, zudem politisch riskante Thema investieren? Politisch gesehen wäre es für sie äußerst unklug, auch weil ohne Mehrheit sowieso nichts geht.

      Die Haupthoffnung ruht nun ohnehin auf der deutschen Gerichtsbarkeit (Stichwort Gleichbehandlung der Geschlechter).

      Trotz alledem: nach der Farce vom letzten Jahr werde ich alles daran setzen, schwarz-gelb-rot-grün meine Stimme vorzuenthalten. Das heißt wohl zwangsläufig Linke, mangels Alternativen.
    • Man sollte die Wahl der Partei, die man wählt, nicht reduzieren auf ihre Einstellung zur erfolgten Legalisierung der Beschneidung. Immerhin geben die Linken zu, dass sie intern gespalten sind. Nicht so die CDU, SPD u.a. die mittels Fraktionszwang ihren Abgordneten die Gewissensfreiheit ganz abgenommen haben, unter kaum verhohlener Drohung, sonst mit Retorsionsmaßnahmen rechnen zu dürfen. Da man als Abgeordneter, im Falle des Widerstand, nicht mehr zuverlässig ist, bekommt man ev. keinen Listenplatz mehr.
      Sollte eine Partei zu 51% für Beschneidungs sein, dann ist das ein demokratisches Votum, das man akzeptieren muss.
      Da hilft nur weitere Aufkärung.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Guy schrieb:

      Man sollte die Wahl der Partei, die man wählt, nicht reduzieren auf ihre Einstellung zur erfolgten Legalisierung der Beschneidung.
      Allerdings. Sonst müsste man z.B. eine Partei wählen, die gegen Beschneidung, aber für die Todesstrafe ist. Nein, danke. Beschneidung ist zwar nicht " irgendein Thema", aber es gibt keine Partei, die 1:1 mit meiner Meinung übereinstimmt. (Die Linke schon dreimal nicht 8) ).
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      es gibt keine Partei, die 1:1 mit meiner Meinung übereinstimmt. (Die Linke schon dreimal nicht 8) ).

      Warum überrascht mich das so nicht im geringsten. Im Umkehrschluss heißt das also, dass du sehr mit der FDP übereinstimmst, bis auf das Thema Beschneidung, verstehe ich das richtig? Na denn werd ich auf jeden Fall die Linke wählen, jetzt erst recht. :D

      Wer sagt, dass er "dreimal nicht" mit der Linken übereinstimmt, muss sich eben den Einspruch gefallen lassen, dass z.B. im "zutiefst sozialistischen" Skandinavien die Beschneidungsraten durch das dortige Gesundheitssystem erfolgreich gedrückt werden.

      Deine politische Einstellung begünstigt Beschneidungen, ob dir das nun gefällt oder nicht, ob du diese Tatsache einsiehst oder nicht.

      Die machen mir so richtig Spaß, diese neoliberalen selbsternannten "Männerrechtler".
    • R2D2 schrieb:

      Die Piraten gibt es ja auch noch. Die bereiten wohl gerade ihren Bundesparteitag vor: wiki.piratenpartei.de/Antrag:B…2013.1/Antragsportal/X008

      Auch im Wahlprogramm der Piraten ist nichts zur Beschneidung zu finden.
      Tja, das war's dann wohl vorerst - auf politischer Ebene hat die Bundesregierung ihr Ziel erreicht, das Thema ist völlig verschwunden. Anscheinend sind wir doch nur ein exotisches Häuflein (dafür spricht auch die magere Beteiligung in Berlin und Köln) und damit für Politiker uninteressant.
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Leute, begreift das doch: Politikern geht es nur um eins: um WÄHLERSTIMMEN.

      Das ist für Politiker eine ganz nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung.
      Ca. 2 Millionen Muslime haben dt. Staatsbürgerschaft. Ein erheblicher Teil davon dürfte im wahlberechtigte Alter sein.
      Von denen würden die Linken praktisch keine Stimmen mehr bekommen, falls sie eine Forderung zu MGM ins Programm schreiben würden.
      Wie viele Wähler wären auf der anderen Seite bereit, der Frage der MGM bei der Wahlentscheidung Priorität zu geben?
      Die meisten Leute haben ganz andere Prioritäten. Die Steuern sollen gesenkt werden, oder ALG2 erhöht, oder, oder...
      Zwar ist die große Mehrheit gegen MGM, aber letztlich: "es betrifft mich ja nicht, und meine Familie auch nicht"
      Nach Fukushima, da sind 200.000 auf die Straße gegangen - und rumms! ist die Regierung umgefallen.
      Wie viele Hansel sind gegen MGM auf die Straße gegangen? Seht ihr?

      Das Thema ist für die Parteien jetzt "durch", da will sich niemand mehr die Finder verbrennen.

      Einzige Hoffnung wäre das BVerfG, aber so, wie die Lage ist, werden viele Jahre vergehen, bis ein Opfer klagen kann.
      Und selbst dann wäre ich pessimistisch, das BVerfG hat schon etliche verheerende Urteile gesprochen, vermtl. würde "judicial self-restraint" zuschlagen - und Klappe zu, Vorhaut tot.

      Man könnte Schreikrämpfe kriegen, aber es sieht schlecht aus für die Menschenrechte von kleinen Jungs.

      Vielleicht klappt es ja in einem Land, aber der internationale Druck dürfte enorm werden.
      Wir haben von den USA ja schon die Scientologen um die Ohren gehauen bekommen.
    • Es ist doch gar nicht so schwierig: die derzeit im Bundestag vertretenen Parteien haben sich spätestens am 12. 12. nachhaltig disqualifiziert und können daher von mir (und ich hoffe von vielen anderen, für die Menschenrechte nicht nur eine Worthülse sind) keine Zweitstimme mehr bekommen. Wer sich politisch eher nach links orientiert, kann die Piraten wählen und wer konservative oder marktwirtschaftliche Ansätze überzeugender findet, mag sich mit der AfD anfreunden - beide Parteien haben jedenfalls nicht unsägliches Leid verharmlost oder befördert.

      Für die Erststimme gilt, dass die 100 Aufrechten, von denen in der Tat viele für die Linkspartei im Bundestag sitzen, diesem in der nächsten Legislaturperiode wieder angehören sollten. In den anderen Wahlkreisen kann man die Kandidaten ja mal darauf ansprechen, wie sie zu der Sache stehen, mit Ausnahme der 434 personae non gratae, die für das menschenverachtende Gesetz verantwortlich sind.
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Das ist für Politiker eine ganz nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung.
      Ca. 2 Millionen Muslime haben dt. Staatsbürgerschaft. Ein erheblicher Teil davon dürfte im wahlberechtigte Alter sein.
      Von denen würden die Linken praktisch keine Stimmen mehr bekommen, falls sie eine Forderung zu MGM ins Programm schreiben würden.

      Da wäre ich mir nicht ganz so sicher. Insgeheim sind viele Moslems, genauso wie Juden, gegen die rituelle Beschneidung. Von den wenigen nicht demokratisch legitimierten Vertretern werden die in den Medien nicht repräsentiert. Da macht man sich schnell ein falsches Bild.
    • Pensador schrieb:

      kann die Piraten wählen


      Die Piraten haben aber anscheinend auch nichts entsprechendes im Programm.

      und wer konservative oder marktwirtschaftliche Ansätze überzeugender findet, mag sich mit der AfD anfreunden


      Will die AfD denn MGM bestrafen?

      Und haben diese Parteien ein realistische Chance, über 5% zu kommen? Es geht bei der nächsten Wahl nun mal nicht nur um Kindesverstümmelung, es gibt auch noch andere, nicht ganz unwichtige Themen.

      Für die Erststimme gilt, dass die 100 Aufrechten, von denen in der Tat viele für die Linkspartei im Bundestag sitzen, diesem in der nächsten Legislaturperiode wieder angehören sollten.


      Ja, wenn sie denn noch mal kandidieren! Marlene Rupprecht z.B. steht nicht zur Verfügung. Es scheint bei einigen Parteien so gewesen zu sein, dass man nur alternativ wählen konnte wenn kein Listenplatz in Gefahr war.
    • Lutz Herzer schrieb:


      Insgeheim sind viele Moslems, genauso wie Juden, gegen die rituelle Beschneidung.

      Selbst die Muslime, die der Verstümmelung mehr oder weniger kritisch gegenüberstehen sind i.a. vehement gegen ein Verbot. Da schließt sich sofort die Wagenburg. Das wird als Angriff auf die eigene Minderheit verstanden.
      Die fordern höchstens, dass "Reformen aus der Religionsgemeinschaft selbst heraus kommen müssen", etc...
      Aber Verbot? Das ist wieder ganz etwas anderes!
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Selbst die Muslime, die der Verstümmelung mehr oder weniger kritisch gegenüberstehen sind i.a. vehement gegen ein Verbot. Da schließt sich sofort die Wagenburg. Das wird als Angriff auf die eigene Minderheit verstanden.
      Die fordern höchstens, dass "Reformen aus der Religionsgemeinschaft selbst heraus kommen müssen", etc...
      Aber Verbot? Das ist wieder ganz etwas anderes!

      Ich wär da mit Klischees vorsichtig. So geschlossen sind die Wagenburgen nicht. Es wird auch viel gesagt, was nicht gemeint wird.

      Mal so ein fiktives Beispiel um eine Parallele zu ziehen: man stelle sich vor, der Vatikan würde ein totales Kondom- und Pilleverbot fordern, da ansonsten katholisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich sei. Der Verkauf von Kondomen und Pille müsse verboten werden. Mitgliederschwund durch Austritte müssten schließlich durch Steigerung der Geburtenraten beim verbleibenden harten Kern kompensiert werden. "Sündige" dürften sich außerdem nicht länger der Strafe Gottes in Form von Aids mit Kondomen entziehen.

      So - und nun käme die Kanzlerin und würde verkünden: Kondome können in Deutschland nicht länger verkauft werden, wir machen uns ja sonst zur Komikernation.

      Von wievielen Katholiken, glaubst du, würde sie deshalb gewählt werden?

      So, ich hoffe, ich habe jetzt keine Gemüter von Katholiken überstrapaziert. War ja halb satirisch gemeint.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Lutz Herzer ()

    • Selbstbestimmung schrieb:

      Das ist für Politiker eine ganz nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung.
      Ca. 2 Millionen Muslime haben dt. Staatsbürgerschaft. Ein erheblicher Teil davon dürfte im wahlberechtigte Alter sein.
      Von denen würden die Linken praktisch keine Stimmen mehr bekommen, falls sie eine Forderung zu MGM ins Programm schreiben würden.


      Diese Einschätzung mag dem Umgang der Parteien mit MGM zugrunde liegen, doch sie ist meines Erachtens völlig falsch. Gerade wer aus einem Kulturkreis kommt, in dem es bei diesem Thema einen hohen Gruppendruck einschließlich kulturell-religiöser Überhöhung und intergenerationeller Erwartungen gibt, dürfte für eine Befreiung aus dem entsetzlichen Täter-Opfer-Zyklus besonders dankbar sein. Das gilt auch für diejenigen, die niemals darüber sprechen würden. In der Anonymität einer Wahlkabine fällt es da schon leichter, seinen wahren Gefühlen und Überzeugungen Ausdruck zu verleihen.
    • Lutz Herzer schrieb:

      Mal so ein fiktives Beispiel um eine Parallele zu ziehen: man stelle sich vor, der Vatikan würde ein totales Kondom- und Pilleverbot fordern, da ansonsten katholisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich sei.

      Kein gutes Beispiel. Falls sich "katholisches Leben" tatsächlich nur am Verzicht auf Verhütung festmachen würde (allein das erscheint absurd) - wäre "ja katholisches Leben" auch ohne Kondomverbot problemlos möglich. Denn es gäbe ja keinen "Kondomzwang".
    • Pensador schrieb:



      Diese Einschätzung mag dem Umgang der Parteien mit MGM zugrunde liegen, doch sie ist meines Erachtens völlig falsch. Gerade wer aus einem Kulturkreis kommt, in dem es bei diesem Thema einen hohen Gruppendruck einschließlich kulturell-religiöser Überhöhung und intergenerationeller Erwartungen gibt, dürfte für eine Befreiung aus dem entsetzlichen Täter-Opfer-Zyklus besonders dankbar sein. Das gilt auch für diejenigen, die niemals darüber sprechen würden. In der Anonymität einer Wahlkabine fällt es da schon leichter, seinen wahren Gefühlen und Überzeugungen Ausdruck zu verleihen.


      Es gibt unter den meisten Muslimen eine Grundsolidarität. Wer die "Beschneidung" kritisch sieht, ist noch lange nicht für ein Verbot.
      Für die stellt sich eine Partei, die gegen die MGM antritt als multikulti- bzw. ausländerfeindlich da - gestorben.
      Schiiten und Sunniten sind immer wieder heftigst im Clinch - aber beschneiden tun sie alle. Da ziehen sie an einem Strang.
      Die MGM ist ja sogar der kleinste gemeinsame Nenner von den ansonsten meistens spinnefeinden Muslimen und Juden.
      Und der Anteil der Muslime bzw. "Kulturmuslime" an der Bevölkerung dürfte eher zu- als abnehmen.
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Die Piraten haben aber anscheinend auch nichts entsprechendes im Programm.

      Selbstbestimmung schrieb:

      Will die AfD denn MGM bestrafen?


      Zumindest haben diese Parteien keine Schuld auf sich geladen. Mehr kann man vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erwarten, was sich jedoch mit zunehmender Aufklärung, an der wir hier und an anderen Stellen arbeiten, ändern wird. Diese Aufklärung wird langfristig auch in den anderen Parteien zum Umdenken führen und teilweise sind hier schon Ansätze erkennbar - man denke etwa an die "säkularen Grünen".

      Selbstbestimmung schrieb:

      Und haben diese Parteien ein realistische Chance, über 5% zu kommen? Es geht bei der nächsten Wahl nun mal nicht nur um Kindesverstümmelung, es gibt auch noch andere, nicht ganz unwichtige Themen.


      Dann verhelfen wir ihnen eben über die 5 % - Hürde. Es ist durchaus möglich, dass dieses Thema für die entscheidenden Stimmen sorgt, die die genannten Parteien ins Parlament bringen. Dabei müssen sie sich selbst noch nicht einmal dazu äußern - es genügt, dass die anderen aufgrund ihres Verhaltens im letzen Jahr für genügend Leute nicht mehr wählbar sind. Und selbst wenn es nicht reichen sollte, wären die entsprechenden Stimmen wichtig. Andere Themen gibt es in der Tat - daher begrüße ich es, zwei Alternativen zu sehen - doch sie erscheinen im Vergleich zu diesem Giga-Menschenrechtsthema sekundär, um nicht zu sagen ganz unwichtig.

      Selbstbestimmung schrieb:

      Ja, wenn sie denn noch mal kandidieren! Marlene Rupprecht z.B. steht nicht zur Verfügung.


      Die meisten der 100 Aufrechten werden sicherlich nochmal antreten. Wenn diese und andere Kandidaten, die derzeit noch nicht im Bundestag vertreten sind, direkt gewählt werden, und gleichzeitig Piraten und AfD einziehen können, werden viele derjenigen, die am 12. 12. ihr Gewissen, dem sie doch nach der Verfassung verpflichtet gewesen wären, nicht finden konnten, ihr Mandat verlieren. Die haben dann ein paar Jahre Zeit, nachzudenken und Reue zu zeigen.
    • Mit dem Argument, man könne Politikern die Rechnung präsentieren bei der nächsten Wahl, oder sie belohnen, für einen mit unserer Meinung konformes Verhalten, verkennt man, was Politik insgesamt ist. Sie reduziert sich nicht auf das Thema Beschneidung, sonst wäre Sie wie die Gischt auf den Wellen.


      Was wir hier tun ist die Tiefenströmung in Gang bringen.
      Man kann nun depressiv oder ungeduldig sein, darob dass sich kurzfristig nichts tut, aber den Kampf haben wir schon jetzt gewonnen. Und das wissen unsere Gegner.
      Ich hoffe sehr, dass wir in diesem Leben noch darauf anstoßen können, dass keine Erwachsenen kleinen Jungen mehr in die Windel greifen, um ihre religiösen Bedürfnisse zu befriedigen.

      Das Thema, wer nun wählbar ist und wer nicht (mehr) ist müßig. Das muss jeder für sich entscheiden und dieses Thema führt uns weg vom Kern unserer Bemühungen und kann uns nur entzweien (das hat Politik so an sich).

      Wir klären auf und ermöglichen Betroffenen aus dem Schatten ihrer Scham und ihres Leids zu treten.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Diskutieren darf man Politik allemal - auch das gehört zum Kern ihres Wesens - und dabei strategische Überlegungen einfließen lassen sowie fordern, dass einem Thema die ihm zustehende Bedeutung gegeben wird. Nicht wenige Journalisten leben davon, dass sie genau das jeden Tag tun, weil sehr viele Leute eben daran interessiert sind.

      In seltenen Ausnahmefällen kann es vorkommen, dass einzelne politische Entscheidungen so eklatant im Widerspruch zu den elementaren Grundfesten der Humanität stehen, dass die dafür Verantwortlichen unabhängig von ihren sonstigen Zielen und Leistungen nicht mehr tragbar sind und genau dieser Fall ist aus meiner Sicht mit dem Beschneidungsgesetz eingetreten. In diesem Thread wurde gefragt, wie der Souverän, wie jeder einzelne Wähler, der es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, solchen Leuten noch einmal an die Macht zu verhelfen - eine legitime und honorige Einstellung - mit einer solchen Situation umgehen kann. Ich hatte mir vor geraumer Zeit die selbe Frage gestellt und bin dabei zu den oben skizzierten Antworten gekommen.

      Was Deine übrigen Ausführungen angeht, lieber Guy, teile ich Deine Hoffnung und Meinung :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Pensador ()

    • Selbstbestimmung schrieb:

      Es gibt unter den meisten Muslimen eine Grundsolidarität. Wer die "Beschneidung" kritisch sieht, ist noch lange nicht für ein Verbot.
      Für die stellt sich eine Partei, die gegen die MGM antritt als multikulti- bzw. ausländerfeindlich da - gestorben.
      Schiiten und Sunniten sind immer wieder heftigst im Clinch - aber beschneiden tun sie alle. Da ziehen sie an einem Strang.
      Die MGM ist ja sogar der kleinste gemeinsame Nenner von den ansonsten meistens spinnefeinden Muslimen und Juden.
      Und der Anteil der Muslime bzw. "Kulturmuslime" an der Bevölkerung dürfte eher zu- als abnehmen.


      Ich kann nur immer wieder davor warnen, sich Täterpropaganda zu eigen zu machen. In der Tat haben interessierte Kreise versucht, den Kampf gegen männliche Genitalverstümmelung zu verleumden und zu verunglimpfen, unter anderem auch als "ausländerfeindlich". Dass das Gegenteil richtig ist, wissen allerdings auch die meisten Muslime und viele von ihnen haben mir das im persönlichen Gespräch bestätigt.
    • Bringt denn keine Partei den Mut auf, sich klar und deutlich für das Recht auf genitale Unversehrtheit einzusetzen?
      Langsam bin ich ratlos, was die anstehende Bundestagswahl angeht ...

      Es gibt eine in Gründung befindliche Partei, Die Humanisten, die sich klar und deutlich gegen Zwangsbeschneidung einsetzen. Leider werden sie noch nicht zur Bundestagswahl 2013 antreten.
      die-humanisten.org/

      wissenbloggt.de/?p=16244
    • Was ist denn jetzt aus dieser neuzugründenden Humanisten-Partei geworden? Kennt jemand einen funktionierenden Link zu einer Webseite von denen?
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
      ein katholischer Theologe in einer Doku über Ex-Jugoslavien

      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. ...
      Khalil Gibran
    • Suchende schrieb:

      Was ist denn jetzt aus dieser neuzugründenden Humanisten-Partei geworden? Kennt jemand einen funktionierenden Link zu einer Webseite von denen?

      Zur Zeit funktioniert wohl nur die Facebook-Seite, die Gründe, warum die offizielle Webseite nicht mehr funktioniert kenne ich allerdings auch nicht.
      Auf "wissen bloggt" gab es im Januar noch einen Beitrag.

      facebook.com/DieHumanisten

      wissenbloggt.de/?p=22222
    • Danke für die Links. Sieht so aus, dass da etwas passiert.
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
      ein katholischer Theologe in einer Doku über Ex-Jugoslavien

      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. ...
      Khalil Gibran
    • Top 5) Gründung der Partei

      Die zur Gründung vom Bundeswahlleiter gestellten Anforderungen sind gegeben (Satzung, Mitglieder, Parteiprogramm). Nach längerer Diskussion entscheidet sich die Versammlung gegen eine medial unterstützte Parteigründung. Diese soll im kleinen Kreis von ca. 50 Personen stattfinden, evtl. sollen Blogger und andere Multiplikatoren anwesend sein und sie soll kostenarm sein.

      Auf dem Gründungsparteitag sollen Satzung, Programm verabschiedet und entsprechende Wahlen durchgeführt werden. Voraussichtlicher Termin ist der 04.10.14. Die Landespartei „Initiative Humanismus – Berlin“ wird im Anschluss gegründet.
      Protokoll Road Map | Initiative Humanismus



      Aus dem Parteiprogramm der Initiative Humanismus:
      Religiöse Sondergesetze betreffend z.B. Beschneidung oder Tanzverbote an kirchlichen Feiertagen u. dgl. sind ersatzlos zu streichen.
      parteiprogramm:trennung_von_staat_und_religion - Wiki der Initiative Humanismus