7.5.2013 in Köln: WORLDWIDE DAY OF GENITAL AUTONOMY - Demonstration -

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    • Maria Werner schrieb:

      Brian Earp hat ein weiteres Video hochgeladen. Nochmals wird die Stellungnahme von Dr. Hartmann gezeigt, dazu diejenige von Irmigard Schewe-Gerinck (Terre Des Femmes).

      Frauenrechtlerin und Arzt verurteilen Jungenbeschneidung beim Welttag für genitale Selbstbestimmung
      Von mir erntet Hartmann nichts als herzliches Kopfschütteln. Es sind ja eben die Ärzte seines eigenen Berufsverbandes, die für die überwältigende Mehrzahl vermeidbarer Amputationen an Kindergenitalien in Deutschland verantwortlich ist.

      Dr. Wolfram Hartmann schrieb:

      "Wir Kinder- und Jugendärzte haben uns schon seit vielen Jahren für das Recht aller Kinder auf körperliche Unversehrtheit eingesetzt."
      DA LACHEN JA DIE HÜHNER, Herr Dr. Hartmann. Das teilprivatisierte deutsche GIERsundheitssystem verteilt Vorhautamputationen wie Kamellen. Dänemark mit seinem staatlich organisierten, echten, eigentlichen Gesundheitssystem dagegen hat es geschafft, die Amputationsquote auf ein Minimum zu reduzieren!
    • generic_username schrieb:

      Von mir erntet Hartmann nichts als herzliches Kopfschütteln. Es sind ja eben die Ärzte seines eigenen Berufsverbandes, die für die überwältigende Mehrzahl vermeidbarer Amputationen an Kindergenitalien in Deutschland verantwortlich ist.
      Es sind ja wohl die Urologen, die Beschneidungen durchführen, und nicht die Kinderärzte. Oder irre ich?
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Von mir erntet Hartmann nichts als herzliches Kopfschütteln. Es sind ja
      eben die Ärzte seines eigenen Berufsverbandes, die für die
      überwältigende Mehrzahl vermeidbarer Amputationen an Kindergenitalien in
      Deutschland verantwortlich ist.

      Das stimmt. In den 70er-90er Jahren haben die Kinderärzte viel Blödsinn gemacht. Aber jetzt haben sie den Mut zu sagen, das war unrecht. Jetzt, nachdem sich die Ärzteschaft in Deutschland intersiv mit dem Thema befasst hat, kämpfen sie gegen die Zwangsbeschneidung. Das machen die Urologen nicht. Die sind verdächtig schweigsam.
    • Die geringe Teilnehmerzahl (mehr als in Berlin hätte ich schon erwartet) ist enttäuschend, das sollte man aber nicht den Veranstaltern vorwerfen. Wer sich für das Thema interessiert, wem das am Herzen liegt, der hält sich über entsprechende Internetseiten auf dem laufenden und kriegt solche Termine mit.
      Schade finde ich, daß kein Vertreter aus der Politik dabei war. Ali Utlu wohnt doch in Köln, konnte er nicht kommen?
      Irgendwie entsteht der Eindruck, daß dieses Thema völlig aus dem Fokus der Politik verschwunden ist.
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Wer sich für das Thema interessiert, wem das am Herzen liegt, der hält sich über entsprechende Internetseiten auf dem laufenden und kriegt solche Termine mit.
      Tja, da bin ich anderer Ansicht. Dann wäre die Teilnehmerzahl größer gewesen oder die Umfragewerte von 70% als Beschneidungsgener sind falsch. Aus meiner früheren Arbeit in einem Verband weiß ich das von den ca.2500 damaligen Mitgliedern ca 1% bereit waren zu Events zu fahren, aber nur wenn man sie durch anschreiben oder Flayer aus ihrer Bude rausgelockt hat. Sie waren bereit Flayer zu Verteilen oder sonstige arbeiten zu übernehmen. Allerdings nur dann wenn man ihnen alles hinterhergetragen hat was wann wo wieviel ablief. Ich will gar nicht meckern, wirklich nicht. Ich weiß auch wie Zeitaufwendig und teuer das ist. Es gibt soviel Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, das die Menschen aufgeweckt werden müssen. Klar können sie sich informieren, aber wenn man das bei jeder Ungerechtigkeit machen würde, dann säße man nur noch vor den Rechner, Umwelt, Atomenergie, Tierschutz, alles Themen die wichtig sind. Werden die Menschen aufgerüttelt, schließen sie sich an. Auch auf der Demo schlossen sich nach und nach Menschen an.
      Irgendwie entsteht der Eindruck, daß dieses Thema völlig aus dem Fokus der Politik verschwunden ist
      Klar, es ist nicht Wahlkampf tauglich, da sich alle gegen das GG gewendet haben. Daher wäre es auch Sinnvoll wenn vor der Wahl noch was laufen würde. Es muß wieder in die Medien rein. Nicht nur in vereinzelte Zeitungen. Ist schwer keine Frage.

      Die geringe Teilnehmerzahl (mehr als in Berlin hätte ich schon erwartet) ist enttäuschend, das sollte man aber nicht den Veranstaltern vorwerfen.

      Sorry, wenn ich den Eindruck erwecke ich würde nur meckern. Eigentlich wollte ich helfen. Da ich damals Demos und Großveranstaltungen mit organisiert habe. Die Demos und eine Sternfahrt belief sich immerhin auf mehrer Hundert Motorradfahrer pro Veranstaltungsort Bundesweit und Treffen von ca 8000 Besuchern auf Treffen. Ich brauch mich aber nicht damit beschäftigen, ich habe auch andere Sachen die ich machen kann und werde wieder nur mitlesen. Da ich Kinder habe habe ich auch nicht mehr soviel Zeit wie früher.

      Viel Erfolg.
      "Those who cannot remember the past are condemned to repeat it"

      "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."


      George Santayana (1863-1952)
    • Cato schrieb:

      Die geringe Teilnehmerzahl (mehr als in Berlin hätte ich schon erwartet) ist enttäuschend, das sollte man aber nicht den Veranstaltern vorwerfen. Wer sich für das Thema interessiert, wem das am Herzen liegt, der hält sich über entsprechende Internetseiten auf dem laufenden und kriegt solche Termine mit.
      Schade finde ich, daß kein Vertreter aus der Politik dabei war. Ali Utlu wohnt doch in Köln, konnte er nicht kommen?
      Irgendwie entsteht der Eindruck, daß dieses Thema völlig aus dem Fokus der Politik verschwunden ist.
      Soweit ich weiß, war Ali schon in Berlin - zur Vorbereitung auf die "Kritische Islamkonferenz". Fand ich auch Schade, hätt ihn gern vor Ort getroffen, und er hätte auch sicherlich eine tolle Rede gehalten.
    • Maria Werner schrieb:

      Brian Earp hat ein weiteres Video hochgeladen. Nochmals wird die Stellungnahme von Dr. Hartmann gezeigt, dazu diejenige von Irmigard Schewe-Gerinck (Terre Des Femmes).

      Frauenrechtlerin und Arzt verurteilen Jungenbeschneidung beim Welttag für genitale Selbstbestimmung
      Ich hatte gestern ein paar Probleme mit einer meiner Festplatten, namentlich der, auf der mein Videoschnittprogramm installiert ist. Derzeit läuft sie wieder, und ich werde mich ranmachen die anderen Reden schnell online zu bekommen.
    • Bela2012 schrieb:

      Dann wäre die Teilnehmerzahl größer gewesen oder die Umfragewerte von 70% als Beschneidungsgener sind falsch.
      Es ist ein Wenig kühn, aus der Bereitschaft ja oder nein zu antworten, die Bereitschaft abzuleiten auf eine Demo zu kommen.
      Leider leben wir in einer "Umfragegesellschaft" und einige meinen, dass sie mit solchen Antworten am politischen Geschehen mitwirken.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • werner schrieb:

      Woher weißt du das?

      Woher weißt du, dass es nicht so ist? Und was ist dein Grund, daran zu zweifeln? Ich weiß es, weil ich aus einer Familie mit fast zwanzig Ärzten komme. Was ist deine Quelle?

      Bela2012 schrieb:

      Irgendwie entsteht der Eindruck, daß dieses Thema völlig aus dem Fokus der Politik verschwunden ist

      Klar, es ist nicht Wahlkampf tauglich, da sich alle gegen das GG gewendet haben. Daher wäre es auch Sinnvoll wenn vor der Wahl noch was laufen würde. Es muß wieder in die Medien rein. Nicht nur in vereinzelte Zeitungen.

      Mir genügt das, was schwarz-gelb-rot-grün letztes Jahr verbrochen haben aus, um die nie mehr zu wählen und sogar so zu wählen, dass meine Stimme auch nicht anteilig bei denen landet.

      Zuviel Hoffnung kann man jetzt sowieso nicht auf eine politische Lösung setzen, das ist wohl ziemlich unrealistisch. Eine Mehrheit für die Achtung des Grundgesetzes im Bundestag ist äußerst unrealistisch, wenn man sich die traurig hohen Umfragewerte von CDU und Rotzgrün so anschaut. Da hoffe ich eher auf die Gerichte.
    • politische Lösung

      Zuviel Hoffnung kann man jetzt sowieso nicht auf eine politische Lösung
      setzen, das ist wohl ziemlich unrealistisch. Eine Mehrheit für die
      Achtung des Grundgesetzes im Bundestag ist äußerst unrealistisch, wenn
      man sich die traurig hohen Umfragewerte von CDU und Rotzgrün so
      anschaut. Da hoffe ich eher auf die Gerichte.
      Das kann ich verstehen.
      Trozdem gab es den Aufruf der Säkularen Grünen zur Demo.
      Daran müssen wir anknüpfen.
      Die Grünen sind die einzige politisch relevante Partei im Bundestag, in der es nachweislich nicht geglückt ist, das Thema Zwangsbeschneidung wie von der Parteiführung gewünscht unter den Teppich zu kehren.
      Natürlich geht es auch bei den Grünen immer zwei Schritte vor und einen zurück, der Widerstand gegen genitale Selbstbestimmung auch von Jungen ist weiterhin enorm (aus unterschiedlichen Gründen).
      Aber auch unsere Position ist stark und erfährt vor allem immer mehr gesellschaftlichen Rückhalt - die BefürworterInnen der Zwangsbeschneidung isolieren sich zunehmend von Wissenschaft, Medizin, Frauen- und MenschenrechtlerInnen...das ist unsere Chance.
      Und deshalb würde ich mich freuen, wenn Du das aktiv mittranssportieren helfen würdest. Und das ginge auch gar nicht per Wahlzettel, sondern nur durch aktive Mitarbeit.

      Auf dass die Luft für die GegnerInnen der Kinderrechte in der Politik dünner und dünner wird.

      Momentan gefährdet es ihren Stuhl, für Jungenrechte einzustehen.
      Wir müssen erreichen, dass es ihren Stuhl gefährdet, dies nicht zu tun.

      DAS und nicht etwa eine richtigere Argumentation kann bei BerufspolitikerInnen ein Umdenken bewirken.

      Es sind auch u.U. gar keine GegnerInnen der Kinderrechte, sie handeln
      einfach nur nach diesem Prinzip, aus Machtinstinkt und Gewohnheit, wie bei allen anderen Theman auch.

      Das ist furchtbar, aber Realität. Und in dieser Realität müssen WIR genitale Selbstbestimmung für alle Kinder durchsetzen - die Kinder können nämlich nix für diese Realität.
    • Dass die reine Zahl von Demonstranten irgendeinen Effekt hat, halte ich für einen Irrtum. In Amerika sind es immer nur wenige Aktivisten. In Zeiten des Internets hat sich die Funktion und die Form von Demos sicher auch geändert. Auf alle Fälle war es wichtig, dass sie stattgefunden hat und deshalb danke ich allen, die mitgewirkt haben!
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Nun ja, natürlich wäre es klasse gewesen, wenn 10 000 Menschen gekommen wären, die Innenstadt verkehrstechnisch lahmgelegt hätten und wir in den tagesthemen gekommen wären...LOGO!
      Aber man muß es realistisch betrachten.
      WICHTIGER ist der Artikel in der SZ.
      DARUM ging es vor allem.
      Es ist dadurch dokumentiert, dass der Protest anhält.
      WICHTIGER ist, dass der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte mit Terre des femmes und MOGiS diese Pressemitteilung herausgaben und diese dadurch auf unzähligen Webseiten von Kinder- und Jugendarztpraxen erschien.
      DARAN kann sich jede Aktion in Zukunft berufen.
      Jede/r kann den Kinderarzt seiner Kinder darauf ansprechen und braucht dafür nicht mehr kleine Menschenrechtsorganisationen zu zitieren, sondern kann einfach auf den BVKJ hinweisen.
      DAS ist z.B. auf der Habenseite dieser Demo.
      Und das bringt mittelfristig mehr als einmal verkehrlahmlegen ;)

      Und es liegt doch an allen, dafür zu sorgen, dass wir nächstes Jahr mehr werden.

      Jetzt bitte kein Stress untereinander.
    • generic_username schrieb:

      Da hoffe ich eher auf die Gerichte.

      Hm tja die sind aber auch oftmals nur schwerlich aufgeklärt und argumentieren nicht selten damit, die Schwelle der Harmlosigkeit sei nicht wirklich überschritten. Ich überlege gerade ernsthaft, was man da mal machen kann. Die Zeit jetzt ist voll für Aufklärung zu nutzen, bis irgend ein Fall mal demnächst wieder vor die Gerichte kommt.
    • Pizarro73 schrieb:

      Die Grünen sind die einzige politisch relevante Partei im Bundestag, in der es nachweislich nicht geglückt ist, das Thema Zwangsbeschneidung wie von der Parteiführung gewünscht unter den Teppich zu kehren.

      Das ist mir jetzt zu wahlkämpferisch. Einer Partei, deren Fraktion als einzige mehrheitlich gegen das Gesetz gestimmt hat, einfach mal so die politische Relevanz abzusprechen, finde ich überzogen. (Dreh gedanklich die Uhr dreißig Jahre zurück, dann hätte auch jemand sagen können: "Wer gegen Atomkraft ist, soll SPD wählen. Das ist die einzig relevante politische Partei, die vielleicht irgendwann einmal für einen Ausstieg stimmen wird.")
      Man muß die LINKE nicht mögen (ich bin auch kein Fan von ihr), aber ihre Haltung in Sachen Beschneidung sollte schon registriert und honoriert werden. Ob und wann sich die Säkularen Grünen gegen Roth, Beck, Göring-Eckardt & Co. werden durchsetzen können, ist völlig offen.
      Im übrigen bin ich in der angenehmen Situation, das eine tun zu können, ohne das andere lassen zu müssen.
      (Der Direktkandidat meines Wahlkreises ist Mitglied der LINKEN, er hat gegen das Gesetz gestimmt.)
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Da hab ich mich mißverständlich ausgedrückt

      Ich wollte der Linken keineswegs die Relevanz absprechen und ich würdige ihre Haltung zum Zwangsbeschneidungserlaubnisgesetz ausdrücklich.
      Nur habe ich bisher von keinerlei Initiativen erfahren, dass sie dieses Thema weiterhin behandeln.
      Das hatte ich gemeint.
      Auf den Aufruf zum Worldwide Day of Genital Autonomy gab es von informierte Stellen der Linken keine Reaktion.
      Hingegen ist der Aufruf der Säkularen Grünen öffentlich gewesen.
      Und ich erhoffe mir nicht nur inner- sondern auch insbesondere ausserparteiliches Einfordern dieser weiterhin notwenigen Debatte.
      Die von Dir zu Recht zitierten Kinderrechtsabschaffer werden erst reagieren, wenn ihre Haltung ihre Position gefährdet.
      Dazu braucht es Druck und zunehmende Isolation der KinderrechtsgegnerInnen.
    • Babas rede zum 7.5.2013

      In den letzten Jahren wurden den hilflosesten Mitgliedern unserer Gesellschaft Stück für Stück immer mehr Rechte uerkannt. Kinder gelten nicht mehr als Eigentum ihrer Eltern. Ihre Wünsche, ihre Träume, ihre Hoffnungen und ihre Ängste zählen, müssen beachtet werden. Vor einem Jahr hat ein Gericht in Köln zum ersten Mal die Zwangsbeschneidung als das bezeichnet, was sie ist. Eine einem hilflosen Kind aufgezwungene Amputation eines wichtigen Sexualorgans aus dem einzigen willkürlichen Grund heraus, weil die Eltern es so wollen. Kurz: Körperverletzung.

      Dieses Urteil war ein Lichtblick für alle leidenden Männer, die so viele Jahre ihr Unglück für sich behalten haben. Endlich Gerechtigkeit. Was dann folgte, war die unwürdigste Debatte in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie begann mit Neugierde und Interesse und endete in einem beispiellosen Shitstorm. Was als Möglichkeit begann Unrecht zu beenden, Kompromisse zu schaffen und Frieden zu stiften verwandelte sich binnen kürzester Zeit in eine Hetzkampagne gegen die Opfer. Kritiker, Menschenrechtler, aber auch die Kölner Richter und Staatsanwälte mussten sich auf unwürdige Weise beleidigen lassen. Am Ende stand ein verfassungswidriges Gesetz, dass mit großer Mehrheit verabschiedet wurde, in der Hoffnung, alle kritischen Stimmen zum Schweigen zu bringen.

      KEIN Kind hat je darum gebeten, dass man ihm seine Vorhaut abschneidet. Es sind IMMER und EINZIG die Vorstellungen von ERWACHSENEN, die hier unter Ausnutzung ihrer physischen Überlegenheit verwirklicht werden. Die unglaubliche Zahl von weltweit „beschnittenen“ Männern kommt einzig dadurch zustande, dass man es ungefragt an Kindern praktiziert. Erwachsene Männer lassen sich nur sehr selten freiwillig ihre Vorhaut amputieren –die hier anwesenden unbeschnittenen Männer werden wissen warum nicht! Diese Zahl ist also mitnichten ein Zeichen für Normalität, sondern für millionenfache schwere Missachtung von erklärtem Kinderrecht. Einzig die Zwangsbeschneidung an wehrlosen Kindern macht Beschneidung überhaupt zu einem Massenphänomen.

      Viele Menschen fragen sich wieso nicht mehr Männer über ihre Betroffenheit sprechen. Sich selber einzugestehen, dass einem etwas am Penis fehlt, kostet viel Überwindung. Anderen zu sagen, ich habe Probleme mit meinem Penis und meiner Sexualität ist etwas, dass viele nicht können. Schließlich waren es doch die eigenen Eltern, die einem das antaten. Es gibt so viele schädliche Traditionen, die einfach immer weiter geführt werden, einfach weil man das so macht. Auch die weibliche Genitalverstümmelung wird den Töchtern von den Eltern aufgezwungen und nicht weil diese ihren Kindern schaden wollen. Es waren keine Massendemonstrationen, die unsere Gesellschaft auf das Thema aufmerksam machte, sondern das Buch Wüstenblume. Und langsam aber stetig wächst auch dort der Widerstand.

      Es war ein langer Weg für mich, bis ich vor Menschen über meine Probleme sprechen konnte. Er begann mit einem anonym verfassten Beitrag in einem Forum über Gespräche mit meiner Familie und Freunden. Und er war nicht einfach. Die Anonymität des Internets hilft vielen. Ich lade Sie herzlich ein: informieren Sie sich! Öffnen Sie sich den Berichten beschneidungsbetroffener Männer, z.B. im Beschneidungsforum, die unter Überwindung großer Scham über das Leid, dass die Taten Erwachsener an ihnen verursachten, berichten. Die erzählen von den Folgen für ihre Sexualität. Von der Ohnmacht, dass ihnen etwas genommen wurde, dass sie nie bewusst etwas erleben konnten, das die Schöpfung, die Natur, wie auch immer man es nennt, ihnen zu ihrer Freude und Lust geschenkt hatte. Verfolgen Sie bitte die zunehmend in den Medien veröffentlichten Studien, die eben diese Folgen untersuchen und alarmierende Fakten liefern.

      Im Sinne der Vernunft und der Aufklärung haben wir uns hier versammelt um klarzustellen, dass wir unser Anliegen weiter verfolgen werden. Wir werden Kinder nicht als Kollateralschaden zur Vermeidung eines Kulturkampfes akzeptieren. Auch Tradition muss sich den Menschenrechten beugen. Immer mehr Eltern erkennen den Schaden, den sie anrichten würden. Ein Großteil der jüdischen Mitbürger verweigert die Beschneidung ihrer Kinder. Die Kritik an der Beschneidung wächst weltweit.

      Die Komplikationen, unter denen die Betroffenen leiden, lassen sich nicht kleinreden. Kein Gesetz, keine Regelung kann die Probleme lindern. Immer mehr beschnittene Männer bekennen sich zu ihren Problemen und ihrer Abneigung gegenüber der Zwangsbeschneidung. Wie lange die Politik die Scharade der „Harmlosigkeit der Beschneidung“ aufrechterhalten will, weiß ich nicht. Aber ich werde sie immer wieder daran erinnern, dass es mich gibt.

      Die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Erkenntnisse stehen nicht still. Seit dem Jahr 2000 haben Kinder das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Eine reichlich späte aber richtige Entscheidung des Parlaments. Einen Eingriff, der als notwendige Folge eine massive Einschränkung der Sexualität hat mit dem Kindeswohl zu begründen erinnert an die schwarze Pädagogik des vergangenen Jahrtausends.

      Das Gesetz zur Regelung der Beschneidung von einwilligungsunfähigen Kindern öffnet Tür und Tor für andere schädliche Traditionen. Mit den gleichen Argumenten, mit denen unsere Politiker die Zwangsbeschneidung in den Himmel loben, rechtfertigen Eltern in anderen Kulturen das Quälen ihrer Kinder. Wie soll Europa, die Hochburg der Menschenrechte, mit dieser Art der Gesetzgebung eine glaubhafte moralische Instanz sein? Heuchlerisch fordern Sie den Bruch von Traditionen in anderen Kulturen, bei den eigenen unterschreiben sie jedoch aus Feigheit jedes diktierte Gesetz.

      Und wie begründen die Befürworter ihre Taten? Die Vorhaut ist etwas Widerliches und deshalb schneiden wir sie ab. Ein unbeschnittener Penis löst bei uns Ekel aus. Über einen Teil des menschlichen Körpers in dieser Weise zu sprechen, ist würde- und respektlos.

      Im Interesse des Kindeswohls kann es niemals liegen, einem Kind unnötig Schmerzen zuzumuten. Auch eine durch einen Arzt durchgeführte Vorhautamputation verursacht Schmerzen, nicht nur die OP, sondern auch während der Wundbehandlung. Aber dies wird Jungen zugemutet. Von Männern wird zwar erwartet, dass sie Gefühle zeigen, sich in ihren Beziehungen öffnen und sich um ihre Kinder kümmern – aber bei Genitalbeschneidungen sollen sie auf einmal schon im Kindesalter die Zähne zusammenbeißen, männlich werden indem sie Schmerzen ertragen. Wir im Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffene lehnen entschieden ab, dass Jungen heute noch in solch schweren Konflikte getrieben werden, indem ihnen von den geliebten Eltern Schmerzen zugefügt werden darf – mit den daraus folgenden Kreisläufen von Verdrängung und Weitergabe der Gewalterfahrung.

      Das Verständnis für die selbstverständliche Einhaltung der Menschenrechte ohne Wenn und Aber an die Gesellschaft zu vermitteln ist mein erklärtes Ziel. Noch immer wissen zu wenige von der Schädlichkeit der Beschneidung. Dank vieler fleißiger Helfer haben wir bisher viele Menschen erreichen können und genau da müssen wir weitermachen. Die Beschneidungsbefürworter stehen zunehmend isoliert da, auf der Seite der Kritiker stehen heute die Kinderärzte und die pädiatrische Wissenschaft, die Frauenrechtlerinnen, die moderne Sexualpädagogik! Wir dürfen uns nicht von Lobbyisten und Hetzern einschüchtern lassen, denn die Wahrheit ist auf unserer Seite.

      Wir fordern Respekt für ein Mannsein, das Schwäche und Verletztheit eingestehen darf. Wir fordern Respekt vor der Würde des kindlichen männlichen Körpers in seiner Vollkommenheit - und vor der kindlichen Seele. Wir fordern, dass niemand für ANDERE, Schutzlose, entscheiden darf, dass etwas an diesem überflüssig oder verzichtenswert ist. 1800 Komplikationen hat der Berufsverband der Jugend- und Kinderärzte in nur zwei Jahren festgestellt, und es wurden nur ein kleiner Teil der deutschen Kinderarztpraxen gefragt. Wer kann da allen Ernstes behaupten, Kinder dieser Gefahr auszusetzen, sei im Interesse des Kindeswohls? Ich frage die, die diese Zahlen obwohl hinreichend bekannt ignorieren: wie hoch müßte diese Zahl sein, damit Sie bereit wären, Ihre Behauptung, Vorhautamputationen seien harm- und folgenlos, also das entscheidene Element des § 1631, zu überdenken?

      Mit meiner Beschneidung wurde mir vieles gestohlen, was schön ist. Sie hat mich krank gemacht. Sich hat mich mit Scham erfüllt. Zu viele beklagen den Verlust der Empfindsamkeit. Zu viele leiden unter den Langzeitfolgen. Zu viele legen sich erneut unters Messer, nur um das, was geblieben ist, kosmetisch aufzubessern. Die große Mehrheit der Bevölkerung unterstützt unser Anliegen. Deshalb bitte ich Sie, schreiben Sie Ihrem Abgeordneten, sprechen Sie mit Ihren Freunden, auch mit Ihren Ärzten, helfen Sie, dieses Unrecht zu beenden. Wenn die Politik versagt, muss das Volk handeln.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)