Spekulationen über Hautflora im Zusammenhang mit HIV

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    • Spekulationen über Hautflora im Zusammenhang mit HIV

      Es wäre schon fast komisch, wenn das Etikett der "Komikernation" nicht schon anderweitig vergeben worden wäre. Amerikanische Wissenschaftler spekulieren darüber, ob die angebliche Reduktion einer HIV-Infektion durch Beschneidung mit einer Veränderung der Hautflora des beschnittenen Penis zusammenhängen könnte.

      Bevölkerungswechsel im Intimbereich

      Nun wurde bereits die Annahme, dass Beschneidung überhaupt irgend einen Einfluss auf die Ansteckungsgefahr mit HIV haben könnte, von anderer Seite widerlegt; s. u.a. diverse Beiträge hierüber im Forum.

      Die Begründung für die bereits arg fragwürdige Theorie der Ansteckungsreduktion entbehrt jedoch nicht eines gewissen Witzes. Abgesehen davon, dass ganz offen dargestellt wird, man spekuliere nur - alles andere wäre wohl auch erstaunlich - kommt man doch tatsächlich zu dem Schluss, die Hautflora verändere sich durch die nach der Beschneidung eintretende Austrocknung des männlichen Genitalbereichs. Bakteriengruppen, die mit Vorhaut unter sauerstoffarmen Bedingungen existieren könnten, wären nach der Austrocknung weg. Sapperlot, wer hätte das gedacht!

      Das Ergebnis: Während sich die Penisflora zu Beginn der Studie zwischen den beiden Gruppen praktisch nicht unterschied, waren ein Jahr nach Studienstart deutliche Unterschiede zwischen beschnittenen und nicht beschnittenen Teilnehmern erkennbar. So nahm die Gesamtzahl der Bakterien bei ersteren deutlich stärker ab als bei der Kontrollgruppe, und auch die Zusammensetzung veränderte sich. Zu Beginn und in der Kontrollgruppe dominierten vor allem Bakterien, die anaerob – also ohne Sauerstoff – leben. Dazu gehörte zum Beispiel die Gattung Prevotella, die auch in der Mund- und der Vaginalflora vertreten ist, ebenso wie mehrere Gattungen aus der Ordnung Clostridiales, zu der viele verbreitete Bodenbakterien gehören.
    • Hier die originelle originale Pressemeldung zu diesem Artikel.

      Circumcision alters penis microbiome, could explain HIV protection.

      Darin eröffnet ein Mitautor der Studie, Lance Price (übrigens der Ehemann der Studienleiterin Cindy Liu) eine alternative Perspektive.

      "To Price, this study has implications beyond circumcision. Understanding the changes in the microbiome following surgery could eventually lead to interventions that don't require a surgical procedure. "The work that we're doing, by potentially revealing the underlying biological mechanisms, could reveal alternatives to circumcision that would have the same biological impact. In other words, if we find that it's a group of anaerobes that are increasing the risk for HIV, we can find alternative ways to bring down those anaerobes," and prevent HIV infection in all sexually active men, says Price."

      Die hier gestellte Frage, ob auch andere Möglichkeiten als Beschneidung zur Verminderung der Bakterienflora (etwa die Behandlung mit Wasser und Seife) infrage kommen könnten, wird sich sicher als Irrweg herausstellen. Falls nicht, trifft dies auf alle Fälle nicht auf sexuell aktive Kleinkinder zu.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • NoCut schrieb:

      so sollte man auch darüber nachdenken, ob man nicht vor dem GV eine handvoll Sägespäne in den Mund nehmen sollte

      Ganz genau! :P Wir haben einen Haufen nützliche Krabbelwesen am Körper, auch im Darmbereich. Ob es uns allen besser geht, wenn wir ab jetzt jeden Morgen ein Glas Sagrotan trinken?

      Solange Sperma beim Geschlechtsakt übertragen wird, werden Roßkuren nach Dr.-Eisenbart-Methode keine Infektion verhindern. Dass die Amis bis heute nicht auf die Idee kommen, dass Kondome wirksam schützen und noch dazu billig sind, erschließt sich mir nicht.
    • Maria Werner schrieb:

      Dass die Amis bis heute nicht auf die Idee kommen, dass Kondome wirksam schützen und noch dazu billig sind, erschließt sich mir nicht.
      Auf die Idee gekommen sind sie schon. Sie wissen aber auch, dass die Abneigung gegen den Kondomgebrauch wie auch gegen jede Form der Genitalhygiene bei Männern genetisch bedingt ist. Wie etwa auch die Abneigung, im Sitzen zu pinkeln.
      Männchen Männer ohne Kondome haben eindeutig einen evolutionären Vorteil. Stinkende Männer vertreiben Konkurrenten und im Stehen pinkelnde Männer haben einen besseren Überblick in der Grassteppe. :P
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Die Untersuchung geistert zunehmend durch die Weltpresse und wird eifrig getwittert unter dem Motto: jetzt wissen wir endlich, woher die 60%ige Reduktion der HIV-Ansteckungsrate durch Beschneidung kommt. Dabei steht davon nichts, aber auch rein gar nichts in der Studie. Alles reine Spekulation.
      Trotzdem bin ich überzeugt, dass die Studie im Rahmen der Pro-Beschneidungspropaganda noch oft als evidenzbasierter Beweis hergenommen werden wird.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Redliche Studien zum Thema BEschneidung/HIV Schutz sind sicher interessant und haben durchaus medizinisch wissenschaftlichen Nutzen.

      Ich bin aber der Meinung, dass die Ergebnisse, egal in welche Richtung sie ausschlagen, keine wirkliche Relevanz in Bezug auf die Bewertung der Genitalbeschneidung haben.

      Selbst ein 60%er Schutz, wie von einigen Studien unlauter impliziert, ist kein 100% Schutz. Der Gebrauch von Kondomen ist also immer noch extrem empfehlenswert, nicht zuletzt auch wegen dem Schutz vor anderen Geschlechtskrankheiten. Wenn man also als gewissenhafter, sich seiner und der Gesundheit der Partnerin bewusster Mensch das Kondom sowieso verwendet, welchen Sinn hat dann die Ergänzung durch eine mögliche minimal-prozentige Schutzbeschneidung?

      Wie seht ihr das?
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Nun, ich habe manchmal das Gefühl und erst kürzlich in einer Diskussion wieder erlebt, dass sich Beschneidungsgegner zu oft in Grabenkämpfe auf dem Gefechstfeld der medizinischer Studien verstricken.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Josc schrieb:

      Ich bin aber der Meinung, dass die Ergebnisse, egal in welche Richtung sie ausschlagen, keine wirkliche Relevanz in Bezug auf die Bewertung der Genitalbeschneidung haben.
      Sie haben eine politische Relevanz und das ist hier entscheidend! Obwohl es im Körper nur so von Bakterien wimmelt, geltend diese im Volksglauben generell als widerlich. Was die Pressemeldungen suggerieren, ist: unbeschnittene Männer haben ekelhafte Bakterien unter der Vorhaut und dringen damit in die Frau ein. Igittigitt! Ein unbeschnittener Mann ist sozusagen ein wandelnder Infektionsherd. Darüber hinaus überträgt er womöglich noch HIV (was die Studie nicht behauptet).

      Es braucht jetzt einen ausgewiesenen Biologen, der die untersuchten Bakterien unter die Lupe nimmt. Ich bin überzeugt, dass daran schon gearbeitet wird.

      Ausserdem ist ja nicht auszuschliessen, dass dieser Schuss noch mal nach hinten losgeht: sollte sich tatsächlich herausstellen, dass es eine viel bessere und viel weniger invasive Methode gibt, um die Bakterien zu reduzieren bzw. diese gar nicht verantwortlich sind für die HIV-Übertragung, bricht die Argumentation der Beschneidungsbefürworter in sich zusammen.
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    • Josc schrieb:

      Nun, ich habe manchmal das Gefühl und erst kürzlich in einer Diskussion wieder erlebt, dass sich Beschneidungsgegner zu oft in Grabenkämpfe auf dem Gefechstfeld der medizinischer Studien verstricken.
      Leider ist dies unumgänglich, weil, wie ich gerade versucht habe, deutlich machen, medizinische Studien als politische Waffe eingesetzt werden. Wäre das nicht der Fall, könnte man sich den ganzen Kram in der Tat sparen.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Kondom drüber und schon wimmelt es nur noch unter der Gummihaut :) Ich kann da die Waffenschärfe der Studien nicht erkennen.
      Art. 2 GG:
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    • Josc schrieb:

      Ich kann da die Waffenschärfe der Studien nicht erkennen.
      Dann ist mein Versuch, dies deutlich zu machen, anscheinend gescheitert. :S

      Mit dem "Argument", dass Kondomkampagnen ihre Grenzen haben, kann man viele Leute erreichen, weil das ihrer Lebenserfahrung entspricht. Dann taucht automatisch die Frage auf, was man mit den Kondomverweigerern anstellen soll, und - schwupss - ist man bei der Beschneidung.

      Für die Bakterienfachleute.

      retroconference.org/2013b/PDFs/344.pdf
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Danke Werner, ich verstehe schon, was du meinst. Die Argumentationskette der Pro-Beschneider ist mir klar. Nur halte ich sie aus unserer Sicht eben für ein argumentatives Minenfeld in Diskussionen.

      Die logische Konsequenz aus wenig wirksamen Kondomkampagnen muss deren Optimierung/Intensivierung sein und nicht das Wechslen auf eine fragwürdige und bestenfalls minimal effektive Schutzmethode.

      Es gibt zum Kondom bisher keine Alternative, daran können auch Studienergebnisse nichts ändern, die für andere Methoden möglicherweise einen gewissen Schutz aufzeigen.

      Diese simple Feststellung muss mMn so klar sein (bzw werden) wie die objektive Vergleichbarkeit von MGM und FGM.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Josc schrieb:

      Danke Werner, ich verstehe schon, was du meinst. Die Argumentationskette der Pro-Beschneider ist mir klar. Nur halte ich sie aus unserer Sicht eben für ein argumentatives Minenfeld in Diskussionen.
      Ich denke, Josc, wir sind uns in der Komdomkampagnenfrage völlig einig.

      Ich hätte aber auch keine Bedenken, das "Minenfeld" zu betreten, weil wir belegen können, dass es z.B. (!) keine Kausalkette zwischen Beschneidung und HIV- Ansteckung gibt, sondern nur eine statistische Signifikanz auf der Ebene: "Im Sommer bringen in Schweden die Störche die Kinder".

      Ausserdem müsste man dann ja doch auch die gegenwärtig in Amerika laufende Pressekampagne zu dieser Vorhautflorastudie ignorieren. Das würde ich entschieden ablehnen.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Studie: Beschneidung bei Männern reduziert Bakterien deutlich

      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ich bin da noch immer skeptisch bei solchen "Ergebnissen". (Besonders wenn sie von Frauen verbreitet werden, deren Biografie ich zuerst kennen lernen möchte.) Da würde ich gern die Studien dazu sehen.
      Wie ist das übrigens mit vaginalen Chlamydieninfektionen? Wie häufig sind diese? Und welche - aberwitzige - chirurgische Konsequenz
      wird daraus gezogen?
      Und wenn es hieraus tatsächlich die behaupteten Gefährdungen gäbe - die die Menschheit seit ihrem tierischen Ursprung bis heute sehr erfolgreich überstanden hat - dann halte ich die Kondomalternative noch immer für die humanere.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Um es zu wiederholen: die Forscher selbst ziehen überhaupt keinen zwingenden Schluss von den untersuchten Bakterien zu HIV. Allein die Presse tut dies. Dieses Missverhältnis ist inzwischen auf Inaktivsten-Seiten auseinandergenommen worden, z.B. hier.

      Intactivism news
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Hallo zusammen!

      Ich lese ja schon länger mit großem Interesse als Betroffener in diesem Forum mit, habe mich aber bislang noch nicht zu Wort gemeldet. Dieses perfide Täuschungsmanöver mit den "60 % weniger HIV durch Beschneidung" bringt mich aber dermaßen in Rage, dass ich jetzt unbedingt einen Kommentar schreiben muss, um nicht zu platzen ;)

      Wahrscheinlich wisst Ihr es eh schon: Es handelt sich bei den ominösen 60% um eine Zahl, die auf drei in Afrika durchgeführte Studien zurückgeht. Zum einen sind diese Studien ohnehin wegen erheblicher Mängel in bezug auf ihre interne wie externe Validität stark kritisiert worden. Nach einigen Korrekturen lag der Wert dann auch nur noch bei 49% (was kaum berichtet wurde).

      Zum anderen handelt es sich bei der angeblich ermittelten Zahl von 60% um eine relative Risikoreduktion. Diese ist unbedingt von der absoluten Risikoreduktion zu unterscheiden, welche im Fall der vorgenannten Studien bei nur ca. 1 bis 2% liegt!


      "While the absolute reduction in HIV transmission associated with male circumcision across the three female-to-male trials was only about 1.3%, relative reduction was reported as 60%, but, after correction for lead-time bias, averaged 49%."


      aus: Sub-Saharan African randomised clinical trials int... [J Law Med. 2011] - PubMed - NCBI

      Siehe auch:
      Relative und absolute Risikoreduktion – Wikipedia
      Deutsches Ärzteblatt: Klinische Studien: Wie korrekte Statistiken tuschen knnen (01.04.2005)


      Ich gebrauche gerne folgendes Beispiel, um den Unterschied zwischen relativer und absoluter Risikoreduktion zu verdeutlichen:

      Mal angenommen ich würde Euch darüber in Kenntnis setzen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Euer Wohnhaus in den nächsten 5 Jahren von einem Meteoriten aus dem All zerstört wird (womöglich mit Euch und Euren Familien darin) um - sage und schreibe - 60% (!) höher liegt, als dass Ihr im selben Zeitraum im Lotto zwei mal 6 Richtige mit Superzahl habt, würdet Ihr dann in Panik geraten? Wohl eher nicht, oder? Eben! Aber alles gerät wegen der irreführenden "60% weniger HIV durch Beschneidung" hellauf in Begeisterung.

      Wie gesagt: Ich könnte platzen vor Wut, wie einige Menschen andere bewusst hinters Licht führen. Und natürlich, wie sich manche naiven und - ja - dumme Zeitgenossen nur all zu gerne hinters Licht führen lassen. Vor allem, wenn letztere auch noch die Geschicke unseres Landes bestimmen...
    • Ach ja, fast hätte ich vergessen, das Thema wieder zurück auf die oben erwähnte Untersuchung mit der Hautflora zu bringen. Diese Forscher - so wird nun behauptet - haben also endlich eine Erklärung für das Phänomen mit den sagenhaften "60% weniger HIV durch Beschneidung" gefunden. Wunderbar! Nur schade, dass es das Phänomen ja eigentlich gar nicht gibt ... Aber die Erklärung dafür ist trotzdem toll.
    • R(h)einwein schrieb:

      Wie ist das übrigens mit vaginalen Chlamydieninfektionen?
      Zitat:
      Chlamydien-Infektionen zählen heute zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Je nach Altersgruppe sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung mit Chlamydien (Chlamydia trachomatis) infiziert. Viele Frauen sind von dem Erreger befallen, ohne etwas davon zu merken (asymptomatische Infektion). Diese unerkannten Infektionen führen leicht zu weiteren Ansteckungen.

      aus:

      Wissen: Chlamydien-Infektion NetDoktor.de

      Wenn also die Autorin in ihrem Artikel (s.u.) den Eindruck erweckt, dass Chl.-Infektionen nur eine Folge der Existenz unhygienischer Vorhäute seien, dann sieht sie nur die eine Hälfte der Wahrheit. Bei Geschlechtskrankheiten handelt es sich bekanntlich um Ping-Pong-Infektionen, die beim gemischten Doppel (mindestens) oder beim gemischten Multipel lustvoll weitergereicht werden (ohne in jedem Fall Krankheitswert zu haben). Kein vernünftiger Mensch würde aus dem Fund von Chlamydien in der Vagina chirurgische Verstümmelungen bei Frauen nahe legen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

      Guy schrieb:

      Studie: Beschneidung bei Männern reduziert Bakterien deutlich
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Nun, ich habe in meinem (Sexual-)Leben weibliche Genitalien "kennengelernt", die in etwa rochen wie der Müllheimer eines Fischlokals.
      Und ich habe mich mehrmals an Vaginalpilzen angesteckt.
      Wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, dass mein Genital nach allen Regeln der Kunst entbakterifiziert und von perfekt reiner Natur ist, drängt sich doch der Schluss auf, dass weibliche Geschlechtsorgane ein ebenso großes Potential an Un-Hygiene, Bakterien, Viren und Pilzen haben wie die männlichen Pendants.
      Vielleicht sollte ich mit Nachdruck dafür plädieren, im Interesse einer weltweit verbesserten Sexualhygiene von Frauen und dem Ziel, Männer vor der Unbill von Ansteckung und Geruchsbelästigung zu schützen, Mädchen so glatt und faltenfrei wie möglich zu beschneiden.
      Oder... nein, doch nicht.
      Ich bin doch nicht blöd!
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Weguer schrieb:

      dass weibliche Geschlechtsorgane ein ebenso großes Potential an Un-Hygiene, Bakterien, Viren und Pilzen haben wie die männlichen Pendants.
      "Was sich überhaupt sagen läßt, das kann man klar sagen; und wovon
      man nicht reden kann, darüber muß man schweigen." (Ludwig Wittgenstein)
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Weguer schrieb:

      Nun, ich habe in meinem (Sexual-)Leben weibliche Genitalien "kennengelernt", die in etwa rochen wie der Müllheimer eines Fischlokals.
      [...] weibliche Geschlechtsorgane [haben] ein ebenso großes Potential an Un-Hygiene, Bakterien, Viren und Pilzen [...] wie die männlichen Pendants.
      Also man kann ja die Duftwirkung, die der Intimbereich einer Frau auf den liebestrunkenen, heterosexuellen Mann ausübt, nun wahrlich nicht mit dem üblen Gestank eines unbeschnittenen Penis vergleichen, der auf unangenehmste Weise das feministische Riechorgan penetriert. Das sind olfaktorisch ganz unterschiedliche Eingriffstiefen. Absolut nicht vergleichbar... (Pino)
    • Das Olfaktorische ist vielleicht ein kultureller ( Weguer et.al.), aber offensichtlich kein Evolutionsvorteil, sonst hätte sich die Natur/Gott frühzeitig an Procter&Gamble gewandt. Das Gerede von der vorausschauenden Weisheit der Naturschöpfer, die rechtzeitig den bei der Schöpfung entstandenen olfaktorischen "Fehler" entdeckt haben und deshalb den Befehl zu Beschneidung "nachgeschoben" haben, ist nur Quatsch.

      Um zum Ausgangspunkts des Threads zurückzukehren, sei noch der Hinweis erlaubt, dass die teilnehmenden Forscher sich im Gegensatz zur Öffentlichkeit durchaus der Doppelbödigkeit des antibakteriellen Kampfes bewusst sind. Während die Öffentlichkeit (vor allem die weibliche in den USA) bedenkenlos jede antibakterielle Kampfmassnahme unterschreibt, weisen die Forscher auf den Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien hin und warnen - wie bei der Diskussion über "flächendeckende" Antibiotikabomben - auf die Gefahr hin, dass bei einem Generalangriff auf die Penisbakterien auch die "guten" Bakterien mitvernichtet werden könnten.

      "Dr. Cindy Liu, a co-lead author on the current study, suggests that it's not enough to just cut and run. "Eliminating harmful bacteria may be only half of the needed action," she said. "Ensuring that the niche left by pre-circumcision anaerobic bacteria are filled with 'good' bacteria will also be critical."

      New Study Suggests How Circumcision Might Reduce HIV Infections

      Die Forscher haben offensichtlich keinen blassen Dunst, welche Funktionen die entdeckten Bakterien haben. Nur so als Beispiel und ohne Garantie, weil ich kein Molekularbiologe bin: Staphylokokken sind bei Beschnittenen um 40% erhöht. Diese Bakterien können völlig harmlos sein, aber auch tödlich wirken. Dasselbe Forscherteam hat übrigens vor drei Jahren schon mal eine ähnliche Untersuchung durchgeführt und dabei merkwürdigerweise ganz andere Bakterien entdeckt.

      Zur Bakterienfrage eine Buchempfehlung: "Pesthauch und Blütenduft". Allerdings angesichts der dort überaus anschaulichen geschilderten Zerfallsprozesse, die durch Bakterien hervorgerufen werden, nur für gefestigte Persönlichkeiten geeignet.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Während die Öffentlichkeit (vor allem die weibliche in den USA) bedenkenlos jede antibakterielle Kampfmassnahme unterschreibt, weisen die Forscher auf den Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien hin und warnen - wie bei der Diskussion über "flächendeckende" Antibiotikabomben - auf die Gefahr hin, dass bei einem Generalangriff auf die Penisbakterien auch die "guten" Bakterien mitvernichtet werden könnten.
      Dann hilft vielleicht, wenn man noch mehr wegschneidet?? ;( ;( ;( 8| 8| 8|
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • R(h)einwein schrieb:

      Dann hilft vielleicht, wenn man noch mehr wegschneidet??
      Ganz genau. Kein Penis, keine Bakterien, kein Problem. :P
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
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    • Gezielte Hautflora-Veränderung durch Anti- oder Probiotika eine echte Alternative zur Beschneidung!

      R(h)einwein schrieb:


      Dann hilft vielleicht, wenn man noch mehr wegschneidet??

      Nein, nein das Skalpell kann man sehr wahrscheinlich in Zukunft weglassen, wie am Ende des Artikels hoffnungsvoll steht
      (...)Theoretisch sei es durchaus denkbar, dass diese Veränderung auch die Immunreaktionen vor Ort beeinflussten. Gibt es beispielsweise sehr viele, zum Teil aggressive Bakterien auf einem Hautareal, löst der Körper eine leichte Entzündungsreaktion aus. Daran beteiligt sind meist die sogenannten Langerhans-Zellen, die durch die Entzündung aktiviert werden. Kommen sie mit einem Virus in Kontakt, schnappen sie sich diesen und präsentieren ihn den T-Zellen des Immunsystems – also exakt dem Zelltyp, der das Ziel von HIV ist. Ohne eine vorhergehende Entzündungsreaktion unterlassen die Langerhans-Zellen diese Präsentation dagegen. Sie nehmen die Viren vielmehr in ihr Inneres auf und zerlegen sie anschließend.

      Es sei durchaus denkbar, wenn auch bisher noch nicht experimentell bestätigt, dass dieser Mechanismus für das verringerte Ansteckungsrisiko mit HIV zumindest mitverantwortlich ist, erläutert das Team. Es will nun testen, ob die veränderte Penisflora tatsächlich mit einer geringeren Entzündungsaktivität an der Vorhaut einhergeht. Falls ja, könnte eine gezielte Hautflora-Veränderung etwa durch Anti- oder Probiotika eine echte Alternative zur Beschneidung sein, vor allem für Kulturen oder Gegenden, in denen dieser Eingriff nicht toleriert wird.

      Das ist der Gabe von probiotischen Joghurts an Patienten deren Darmflora nach Antibiotika aus dem Gleichgewicht geraten ist und die Ansiedlung von "guten" Bakterien fördern soll sehr analog - auch wenn inzwischen erwiesen ist, dass diese probiotische Joghurts nichts bringen ausser den Herstellern eine Menge Kohle :D. Dafür aber gibt es eine andere Behandlungsmethode für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie z.B. Stuhltransplantion von einer anderen Person:
      puls.sf.tv/Nachrichten/Archiv/…uhl-gegen-Darmentzuendung

      Helfen Pro- und Antbiotika bei der Bekämpfung der aggressiven Penisbakterien nicht oder unzureichend, so kann man von einem anderen intakten Mann ein wenig Smegma "stehlen", es aufarbeiten und auf die entzündete Penisspitze des anderen Patienten "transplantieren". 8) :thumbsup: Die neue Methode würde analog heissen: "Smegmatransplantation". :D und die Vorhaut bzw. der ganze Penis kann dran bleiben!
      "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen" (Hermann Hesse)
      "Die schönste Frucht der Gerechtigkeit ist Seelenfrieden" (Epikur)
    • Ich gebe Werner völlig recht, die Propagandamaschine setzt auf den Ekelfaktor.
      Nur eine tote Bakterie ist eine gute Bakterie! Alles was Bakterien reduziert ist gut!

      Das blöde ist nur: sind alle Bakterien tot, geht es dem Menschen sehr schlecht.
      Wer mal über einen längeren Zeitraum hochdosierte Hammer-Antibiotika nehmen musste, der weiß, was ich meine!
      Man denkt, es zerreißt einen. Man kommt vom Klo gar nicht mehr herunter. Und das geht noch eine geraume Zeit nach dem Absetzen weiter.

      Ja ja, jeder Mensch schleppt kiloweise höchst nützliche Bakterien mit sich herum! Eine Symbiose! Sie helfen ihm, sie schützen ihn - z.B. auch vor Pilzinfektionen. (z.B. bekommen Frauen häufig einen Scheidenpilz nach Antibiotika). Opportunistische Keime schlagen sofort zu, wenn des Menschen Freunde und Helfer fehlen.
      Das ist auch bei der Hautflora so, wenn sie durch scharfe Mittel oder Wasch-Fetischismus gestört wird.

      Das heißt nicht, das man sich nicht waschen und vor sich hinstinken soll!

      Aber es gibt überhaupt nichts zu feiern, wenn ein natürliches, symbiotisches Ökosystem radikal verändert wird.

      So gibt es auch Untersuchungen, die besagen dass verstümmelte Männer häufiger bakterielle Geschlechtskrankheiten haben als intakte.

      Aber dass die Propagandafront sich heftig irgendwelche Erklärungen für einen Effekt (HIV) aus den Fingern saugt, den es gar nicht gibt - wen wundert es?

      Bei normaler Körperpflege (und dazu gehört das tägliche Waschen des Penis inkl. Eichel) gibt es weder ein Hygiene-(Geruch- bzw. Smegma)-Problem, noch eine nennenswerte Wahrscheinlichkeit für ein Peniskarzinom. Egal ob der Penis verstümmelt oder intakt ist, gewaschen werden muss so oder so. Denn natürlich verbleiben nach dem Urinieren Urinreste an der Eichel, und wenn sich Urin an der Luft zersetzt, das riecht recht unangenehm, nach Pissoir halt.
      Eltern müssen ihren Kindern dass beizeiten beibringen. Verstümmelung ist kein Erziehungsersatz.
      "Selbstreinigend" ist ein verstümmelter Penis eben auch nicht, aber möglicherweise bilden sich einige verstümmelte Männer so etwas ein. Aber das gilt alles auch für Frauen, auch da bildet sich bei mangelnder Körperpflege Smegma und Geruch, und da ist alles noch viel "zerklüfteter".
      Da könnte man vieles glätten oder einkürzen, aber es wäre genauso ein Blödsinn, und bei Kindern ist es einfach verbrecherisch.
    • Hier das Transskript einer ganz hervorragenden Radiosendung u.a. über Sexualität und Ekel unter Mitwirkung von Prof. W. Menninghaus, einem der wichtigsten Forscher über Ekel, und einem recht treffenden Zitat aus dem Buch "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche:

      "In Wirklichkeit werden wir doch alle von Muschi-, Schwanz- und Schweißgerüchen geil. Die meisten sind nur entfremdet und denken, alles Natürliche stinkt und alles Künstliche duftet.
      Wenn eine einparfümierte Frau an mir vorbeigeht, wird mir kotzübel. Egal, wie dezent es aufgetragen ist. Was hat sie zu verbergen? Frauen sprühen auch, nachdem sie gekackt haben, in öffentlichen Toiletten mit ihrem Parfüm rum. Sie denken, dann riecht alles wieder angenehm. Ich rieche aber immer die Kacke durch. Mir ist jeder alte Kacke- und Pissegeruch lieber als diese ganzen gekauften Ekelparfüms."


      dradio.de/download/149149/
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17334373?dopt=Abstract


      Danke Ventus!

      Und schon wieder bröselt ein Steinchen im Lügen-Mosaik weg...

      Edit: Ulkig ist dieser Versuch schon, zu verklären wenn man mit der Kahlschlagwalze über ein eingespieltes Ökosystem hinwegefegt und ein Biotop zerstört.
      Die Natur ist ja so blöd, produziert immer wieder mit viel Aufwand dieses schädliche Körperteil... nicht nur beim Menschen, bei fast allen Säugetieren. Müsste man da im Sinne des Tierschutzes nicht auch den geliebte Haustieren "helfen"?
      Auch bei Hundi könnte man doch mal tabula rasa mit der natürlichen Schleimhautflora machen!
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.

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    • Evtl. sollten wir mal ne Studie durchfûhren lassen die untersucht warum es in der Wüste so wenig Weldbrände gibt... Ob das damit zusammenhängen kann das in der Wüste so ein trockener Boden ist, oder liegt es am Sand der da überall rumliegt oder evtl. wird die schädliche Sonnenstrahlung, die mittels Wassertropfen wie ein Brennglas funktioniert durch den Kahlschlag ja verändert, oder es liegt evtl. an den verminderten Auftreten von Vögeln in der Wüste, die ja Feuer in ihrem Gefieder übertragen können... Auf Ergebnisse hierzu durch obige Forschergruppe bin ich gespannt, bis dahin können noch Vorschläge und Wetten abgegeben werden...

      PS:
      Ob die obige Forschergruppe auch mal herausfindet das durch keinen Sex das Übertragungsrisiko sinkt? Wir sind gespannt! ?(
    • ähem, auch Intakte finden es ohne besser... und jetzt, Tantchen?
      Was BillyBoy nicht sehen will ist die Keratinisierung.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)