Antisemitismus-Vorwurf gegen Beschneidungskritiker ist ein globales Phänomen

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    • Antisemitismus-Vorwurf gegen Beschneidungskritiker ist ein globales Phänomen

      Den Intactivismus, also den Einsatz für das Recht auf intakte Sexualorgane von Kindern, gab es schon sehr lange, bevor das Kölner Urteil die Debatte an die Oberfläche der gesellschaftlichen Wahrnehmung beförderte. Ebenso alt ist der Vorwurf, Beschneidungskritik sei Antisemitismus. Sein Bestehen ist von einzelnen Faktoren oder Ausprägungen der Beschneidungskritik vollkommen unabhängig und er wird überall auf der Welt erhoben, wo sich Menschen mit dieser Praxis kritisch auseinandersetzen. So werden beispielsweise auch die amerikanischen Beschneidungsgegner oftmals mit dem Antisemitismus-Vorwurf konfrontiert, und zwar auch dann, wenn sie selber beschnitten sind und unter ihrer Beschneidung leiden.

      Beyond Anti-Semitism

      Are you guys antisemites?

      "Beschneidung zu verbieten ist Antisemitismus", selbst dann, wenn es dafür gute Gründe gibt

      Es ist zu betonen, dass es sich hier um verschiedene Personen und/oder Gruppierungen handelt, die nicht repräsentativ für das gesamte Judentum stehen. Zu beachten ist allerdings, wie inflationär, reflexhaft und indifferent der Antisemitismus-Vorwurf im Zusammenhang mit der Beschneidungskritik verwendet wird.
    • Maria Werner schrieb:


      wie inflationär, reflexhaft und indifferent der Antisemitismus-Vorwurf im Zusammenhang mit der Beschneidungskritik verwendet wird.
      Und genau das entwertet den Vorwurf und verwässert zugleich den echten Antisemitismus.
      Man sollte sich wirklich fragen wessen Interessen solche Funktionäre vertreten. Sicher nicht die der Opfer der Shoah.
      Die Verwendung des Begriffes "Antisemitismus", im Zusammenhang mit der Kritik an der Beschneidung, obendrein an der Metzizah b'Peh, ist ein intellektueller und moralischer Missbrauch, eine Form der Nötigung.
    • Leider wahr. Der Antisemitismus-Vorwurf ist inzwischen zu einem Selbstläufer geworden, um jegliche Kritik (auch am jüdischen Staat) bei Bedarf zu diskreditieren.

      Ich halte dieses Verhalten für doppelt ungeschickt. Zum einen leistet es dem tatsächlichem Antisemitismus Vorschub und zum anderen erschwert es gleichzeitig noch dessen Bekämpfung durch die abnehmende Sensibilisierung.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Josc ()

    • susanna schrieb:

      Seit dem letzten Sommer passiert bei mir nichts mehr, wenn ich "Antisemitismus" höre.

      Das geht mir genauso. Davor konnte das Wort bei mir einen kalten Schauer des Entsetzens auslösen. Jetzt werde ich sofort misstrauisch dem Vorwerfenden gegenüber und nehme den Vorwurf in keiner Weise mehr ernst.

      Dennoch haben nicht alle Menschen die Debatte genau und gründlich verfolgt und selbst erlebt, wie, wann und unter welchen Bedingungen diese Keule eingesetzt wird. Deshalb lohnt es sich für einzelne Fanatiker immer noch, Kritiker bewußt und gezielt einer gesellschaftlichen Ächtung auszuliefern, statt einen streitigen Dialog in der Sache zu führen unter der Gefahr, dass die eigenen Argumente innerhalb eines ernsthaft geführten wechelseitigen Streitgesprächs nicht überzeugend genug sein könnten.

      Doch der Schuß wird auf lange Sicht nach hinten losgehen. Der Gebrauch dieses Vorwurfs als psychisches Repressionsmittel in divergierenden Auseinandersetzungen fällt immer mehr Menschen ins Auge. Spätestens die Anschwärzung von Jakob Augstein beim Simon-Wiesenthal-Center erlangte einen größeren Bekanntheitsgrad. Und die Sache könnte in der Tat am Ende genau so ausfallen, wie Aesop es beschrieb:

      Der Hirtenjunge und der Wolf

      Die Hauptperson der Fabel ist ein Hirtenjunge, der aus Langeweile laut „Wolf!“ brüllt. Als ihm daraufhin Dorfbewohner aus der Nähe zu Hilfe eilen, finden sie heraus, dass falscher Alarm gegeben wurde und sie ihre Zeit verschwendet haben. Als der Junge kurz darauf wirklich dem Wolf begegnet, nehmen die Dorfbewohner die Hilferufe nicht mehr ernst und der Wolf frisst die ganze Herde (und in manchen Versionen auch den Jungen).

      Die Moral der Fabel ist:

      „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht!“


      Quelle: Wikipedia
    • susanna schrieb:

      Seit dem letzten Sommer passiert bei mir nichts mehr, wenn ich "Antisemitismus" höre.
      Mir zaubert es ein geringschätziges Lächeln auf die Lippen...
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Hi,

      Also ich wurde auch schon oft mit diesem Vorwurf konfrontiert. In der Regel kommt man ganz gut weg, wenn man einfach auf basale Definitionen verweist, wie sie jede Internetseite zu dem Thema inzwischen anbietet (Beispiel ). Wenn man sich noch wirklich auf diese Diskussion einlassen will, dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit einer möglichst ruhigen und sachlichen Argumentation am besten fährt, statt direkt emotional zu werden. Ich weiß, dass das bei dem Thema manchmal schwer ist, aber einen Versuch ist es dann doch meistens wert.
    • Hallo Klausi,

      herzlich willkommen im Forum! (welcome)

      Vielen Dank für Deine Hinweise! Ich denke, viele von uns haben in diversen Internet-Foren schlechte Erfahrungen mit Hardcore-Fanatikern gemacht, die auf einer sachlichen Ebene nicht ansprechbar sind, auch dann nicht, wenn man immer höflich und sachlich bleibt. Doch man darf niemals vergessen und muss sich immer wieder bewusst vor Augen halten, dass diese Leute Einzelfälle sind.

      Sehr schön finde ich auch die Ausführungen des JCRC, auf die ich als erstes verlinkt hatte:

      Jewish Circumcision Resource Center, Boston, MA - "Beyond Anti-Semitism"

      Die Befürworter der Beschneidung versagen dabei, zwischen begründeter Kritik an einer spezifischen Praxis und einer eher generellen, ungerechtfertigt feindlichen Haltung zu unterscheiden. Es ist möglich, die Handlungen einer Person oder einer Gruppe in Frage zu stellen, ohne kategorisch gegen diese Person oder Gruppe eingestellt zu sein. Sind [etwa] diejenigen, die eine politische Linie der amerikanischen Regierung in Frage stellen, anti-amerikanisch? In Wirklichkeit liegt dem Hinterfragen einer Handlung, die man als Leid verursachend einschätzt, mit höherer Wahrscheinlichkeit ein guter Wille zugrunde als eine kranke Motivation. Wenn Beschneidung schädlich ist, sind Aktionen, die das Bewusstsein und das Wissen über diese Schädlichkeit betreffen, angebracht.